Dessau Rückreise

Dessau ist heute morgen unser Ziel, und wir verlassen nach einem wirklich zu kurzen Besuch das sehr schöne Weimar, freuen uns aber, wenigstens mal einen kleinen Eindruck gewonnen und unsere Füße und Reifen und Pfoten mal auf solch geschichtsträchtiges Pflaster gesetzt zu haben.

In Dessau geht es Richtung Elbufer über ein lauschiges enges Waldsträßchen zum SP am Yachthafen, ein uriger, ruhiger und sehr beschaulicher Fleck mit ostdeutsch-morbidem Charme und einem ausgesprochen freundlichen Platzwart. Richtig herrlich ist es hier. Auf dem kleinen Nebenarm der Elbe schaukeln ein paar Boote, Vögel zwitschern, der Fahnenmast summt vor sich hin, ein richtiges Idyll. Wir hängen am Ufer in der Sonne herum, genießen die Stille und den Stillstand der Zeit.

Am Nachmittag unternehmen wir einen Spaziergang durch die ursprünglich schöne Flusslandschaft am Elbufer. Einfach phantastisch. Die Nachmittagssonne scheint, taucht das Land schon leicht in sanftes Abendlicht, endlos können die Hunde am Ufer der Elbe sausen, Gräser rascheln, manchmal sind Bazou und Chianga total verschwunden darin.

Auf einer großen Wiese stoßen wir auf weitere Hundefreunde, und sogar einen Ridgeback. Das trifft sich ja gut. Und es bedeutet nochmal richtig mit der ganzen Meute aufdrehen und Gas geben auf der weiten Wiesenfläche. Da laufen Frauchen- und Herrchenherzen einfach nur noch über.

 

Auf dem Rückweg erklimmen wir noch den Turmrest der Wallwitzburg und genießen die tolle Aussicht. Die Wallwitzburg wurde hier im 18. Jahrhundert als Miniaturburg errichtet. Interessant ist, dass es sich dabei um eine sogenannte "künstliche Ruine" handelt. Mit solchen Ruinen schmückte man zunächst englische Landschaftsgärten, später auch einfach die offene Landschaft. Sinn und Zweck war die Hoffnung, dass diese Elemente stimmungssteigernd wirken und Gefühle von Erhabenheit und Einsamkeit erzeugen sollten. Aber vor allem sollten sie an die Vergänglichkeit des Menschen und seiner Werke erinnern. Nun ja, sie bereichern das Weltkulturerbe, und durch die Erklärung des Sinns wird dieses so seltsam ohne Zusammenhang im Wäldchen stehende Türmchen für uns schlüssig und wirklich interessant.        

 

Am nächsten Tag ist wieder Radeln angesagt. Mit den Hunden in den Anhängern geht es Richtung "Bauhaus". Wir wollen erfahren, wie die "Meisterhäuser" auf uns wirken, was die Spuren von Gropius, Klee und Kandinsky in uns auslösen. 

Zunächst einmal lösen sie Staunen aus. Es ist sehr beeindruckend, durch die Gartenanlagen zwischen den Häusern und natürlich in den Häusern durch die Räumlichkeiten zu streifen, die erstaunlichen architektonischen Sprünge zu verfolgen, bewusst zu sehen, welch neuzeitliche, moderne Ideen mit großer Leidenschaft damals verwirklicht wurden. 

Das Staunen hat uns auch bei der Weiterfahrt durch Dessau, das nun wirklich kein Kleinod ist, fest im Griff. Welch ein krasser Gegensatz: dort der spürbare Geist und kluge Verstand der sicher exzentrischen Pioniere, die durchdachten Häuser, die so viel Freiheit atmen lassen, diese Ordnung in den gepflanzten Gehölzen, und dann da die Gruppe gröhlender, in schwarze Lederfetzen gekleidete, verpunkte und genadelte Gestalten vor unseligen Plattenbauten, von denen man aufgrund ihres Auftretens annehmen muss, sie hätten ihr Hirn abgeben müssen.

Aber sind sie vielleicht nicht auch nur einfach anders, so anders wie damals Gropius, Klee und Kandinsky ... es lohnt sich, so beschließe ich, beim Weiterradeln darüber nachzudenken, komme aber schlussendlich nicht zu der Überzeugung, dass dieses lederne dunkle Anders-Sein es schaffen kann, positiv bedeutsam eine Epoche zu prägen.   

Ein Schwarzbierchen und ein Spaziergang runden unseren Tag ab, der reich an Denkanstössen war. 

Auf der Rückfahrt Richtung Heimat machen wir einen Schwenk zu dem hochgelobten SP am Twistesee. Sehr viele schwärmen in hohen Tönen von diesem Platz. Uns war er zu "aufgeräumt", zu "beobachtet" und geschäftig, keine Spur von diesem idyllischen Aufgehobensein wie wir dies am Elbufer im Yachthafen Dessau gespürt haben.

So übernachten wir nur und reisen nach dieser sehr abwechslungsreichen, interessanten Tour am nächsten Morgen Richtung Köln, nach Hause ... 

let‘s go West !