22.06.2019 Samstag
Wir besorgen eine Speicherkarte für die Kamera, eine gute Flasche Sekt für einen kurzen Besuch bei unserer holländischen Familie und verlassen Woudrichem. Kleine Rast im Norden der Hoge Veluwe, die Naturschönheit mitten im Land, die wir vor einigen Jahren schon einmal besucht haben mit der sehenswerten Ausstellung im Museum Kröller-Müller, das neben vielen anderen großen Meistern die weltweit zweitgrößte Van Gogh-Sammlung zeigt und Kunst in einem beeindruckenden Skulpturengarten inmitten der Natur bewundert werden kann.
23.06.2019 Sonntag
Nach einem Familienfrühstück geht es für uns weiter. Ziel ist Erkemederstrand, ca. 50 km. Es soll die kommenden Tage so richtig heiß werden. Da ist ein Bad in irgendeinem „Meer“ schon nicht schlecht. Durch sehr bäuerliches Land geht die Fahrt, vorbei an hutzeligen Backsteinhöfen mit grün-rot-cremefarbenen Fensterläden und gestutzten dicken alten Weiden. Sehr gemütlich wirkt alles rundum im richtig „fetten“ satten Grün, auf dem große Pferde- und Kuhherden weiden. Landluft zieht durch‘s Womo, und wir ziehen langsam über schmale Straßen Richtung Harderwijk am Veluwemeer. Dort nehmen wir die Brücke und fahren am linken Ufer durch das Polderland über Zeewolde zum CP Erkemederstrand, der im Moment in aller Munde und ein beliebter Platz für Hundemenschen ist. Wir wollen uns dort für ein paar Tage niederlassen, auch weil für die nächste Woche mehr als 30 Grad vorhergesagt sind und dort in kleinen Sandbuchten Schwimmen und reichlich Hundeauslauf möglich ist. Gegen Mittag kommen wir an, zwei freie Plätze direkt am Wasser gibt es noch. Mit 37€ pro Nacht ist es zwar um einiges teurer als ein SP, wovon es hier in der Gegend auch einige schön gelegene gibt, aber eben Wasser vor der Tür zählt, und das kostet. Faulenzertage mit Badespaß sind angesagt. Räder bleiben erstmal in der Heckgarage, an sportlichen Disziplinen steht heute außer Mit-Hunden-Planschen nur Abkühlen und Nichts-Tun auf dem Programm.
24.06.2019 Montag
Heiß. Wir werden bleiben bis zur Rückreise am Donnerstag und keinen weiteren Wechsel machen. Die Hitze ist einfach zu groß. Auch die Räder bleiben heute noch in der Heckgarage. Nur Baden und Faulenzen, mehr geht nicht - und ist auch nicht gewollt.
Zeit wird beim Verstreichen beobachtet, als stünde in Sichtweite eine unsichtbare überdimensionale Sanduhr. Gedanken über das Für und Wider der Parzellen begrenzenden Haustiersicherungszaunanlagen in unglaublicher Modellvielfalt stellen sich ein, ebenso wie Gedanken über die vielen vorbei ziehenden Herrchen und Frauchen mit passenden und unpassenden Hunden. Manchmal hat man da als Beobachter schon biestige Anwandlungen und Assoziationen, also nicht, dass ich annehmen könnte, ich sähe einem unserer phantastisch gebauten Ridgebacks ähnlich, mit Nichten, aber so ähnlich möchte ich auch gar nicht sein, wenn ich mir gerade so den zur Sandbucht schreitenden stämmigen Mann vom Typ "Wo-stehn-die-Kartons" betrachte, dem passend zu seinem wehenden, silbrig strahlenden Mitte-Kopf-Flaum auf seinem ansonsten kahlgeschorenen Haupt ein dünnhäutiger graphitgrauer Nackthund mit ebenso fedrigen weißen Fellsträhnchen am Kopf unter dem Arm klemmt. Der kleine Möpp wird sodann, in einer Hand liegend, so quasi aus der Hüfte raus, ganz sachte durch's Flusswasser geschwenkt. Der Zwerg blickt ängstlich-verkniffen drein, wie ein begossener Pudel, nur eben ohne Fell, ihm ist sicher saukalt und seine graue Haut wirkt wie in Asche gepudert. Und während er von seinem Weißflaum-Hauben-Herrchen wieder zwischen Oberarmmuskel und Brustmuskel gekeilt wird, fällt mir auf, dass das Hündchen am Ende seines grauen Rattenschwänzchens auch noch einen weißen Fellpuschel hat, also nicht nur am Kopf. Und sofort sticht mir das Neon-Gelb der Herrchen-Badehose in die Augen und ich flehe verzweifelt: "Bild aus meinem Kopf !". Lästern sollte man nicht, nicht in meinem Alter, und überhaupt ... aber es macht jetzt so heiter entspannend und ist sehr ausbaufähig.
25.06.2019 Dienstag
Heiß. Draußen 32, drinnen 38 Grad. Der Himmel ist milchig bewölkt, und wir nehmen die Räder für eine 8-km-Tour nach Nijkerk. Ein paar Besorgungen müssen wir erledigen, Brot, Salat, Fleisch müssen her. Unterwegs am Deich entlang ist es brüllend heiß. Chianga hechelt im Hänger trotz Fahrtwind. Eigentlich ist es viel zu warm zum Radeln. Die Gegend hier hat wenig Reiz, nichts von der Beschaulichkeit der vorher durchfahrenen Region. Es riecht nach Heu und leider auch stark nach Gülle, wobei ich dachte, die Bauern dürften um diese Zeit keine Gülle auf den Feldern ausbringen. In Holland ist es evtl. anders geregelt. Wir kehren kurz auf einer schattigen Kaffeeterrasse in dem nicht besonders schönen Örtchen ein, verzehren ein leckeres Erdbeerküchlein zu einer eiskalten Cola. Danach geht es flott zum Einkaufen und nix wie zurück zum Womo. Wir lümmeln rum. Mehr geht nicht.
26.06.2019 Mittwoch
Es hat merklich abgekühlt, der Himmel ist leicht grau und wolkenverhangen. Ein Campingplatz-Tag folgt, Schwätzchen rechts, Schwätzchen links, Womo säubern, Räder verladen, morgen geht’s wieder heimwärts, da wir in Belgien einen Termin bei einem für uns neuen Tierarzt ausgemacht haben. Impfung der Hunde steht an, außerdem sind Chiangas Ohren wieder entzündet, was ihr sichtlich zu schaffen macht. Später klart es auf, wird wieder richtig sonnig und heiß, Zeit für eine kurze Kamera-Makro-Foto-Tour, die schaffe ich so eben noch und schleiche mit gezückter Kamera um die Ecken, obwohl sich die heiße Gummiumrandung des Suchers um mein Auge herum festzusaugen droht.
27.06.2019 Donnerstag
Pünktlich um 13 Uhr stellen wir die Hunde bei der Tierärztin in Sankt Vith vor, es kann alles erledigt werden, Impfungen, Ohrenmedizin. Leider wird das eine längere Prozedur bei Chianga, solch eine Pilzgeschichte ist langwierig und zäh. Unser armes Mädchen muss schon sehr leiden. Hoffen wir das Beste.
Auch wenn wir nur ein kleines Stück der "Nieuwe Hollandse Waterlinie" gefolgt sind, ist es gut, bei diesem hochsommerlichen Wetter nachmittags wieder auf den heimischen Hof zu rollen, denn noch ein paar Tage ohne uns und den Gartenschlauch hätten die Blumen nicht verziehen. Ach, immer muss man Rücksicht nehmen. Wir grinsen und Wim dreht den Wasserhahn auf.