Anreise > Limburg Nationaal Park De Groote Peel


08.10.2022 Samstag

Für kürzere Reisen ist schnell gepackt und gegen Mittag können wir losfahren. Wir haben noch nicht unser Dörfchen verlassen, da fällt doch unser Blick auf einen Mäuseköttel vor der Frontscheibe. Du lieber Himmel! Seit einem Mausbefall vor ein paar Jahren in unserem Niesmann sind Mausefallen immer mit an Bord. An der nächsten Ecke hält Wim an, kramt in der Heckgarage und versichert sich vorsichtshalber, ob wir die Dinger auch wirklich dabei haben. Ja, sie sind da. Dann werden wir auf holländischem Gebiet auf Jagd gehen … müssen. Weiß der Geier, wo sie reinkommen. Das kann ja heiter werden. Natürlich leben wir sehr naturnah, da gehören Mäuse ja quasi zur Familie. Aber diese reiselustigen Exemplare sollten sich andere Transportmöglichkeiten suchen. Alles Jammern hilft nix, sie müssen gefangen werden. Aber zunächst rollen wir über die Autobahn bei schönster Herbstsonne, die die Eifelwälder kräftig bunt leuchten lässt.

Nach Streifen der rheinischen Tiefebene geht es durch den Erftkreis, vorbei an Kraftwerken und Braunkohlerevier, Richtung Venlo zur ewig lang ersehnten „Traumstation“ für Wim: Treff Supermarkt. Etliche mit sehr viel Nostalgie verbundene Lebensmittel müssen eingekauft werden. Wie auf Koks und wie hier an diesem Ort üblich, saust Wim in den Gängen herum, greift hier und da gnadenlos zu, freut sich diebisch, strahlt wie ein Honigkuchenpferd, ein sehr sehr junges, und begeistert sich an seiner Beute, ein Schauspiel. Ich lache mich schlapp, auch wie immer, und grüße schon mal Wims Leber. Denn die bekommt Gesellschaft in Gestalt fein aufgeschnittener Leber aus der Wursttheke und einer langen blassen Leberwurst im Kunstdarm. Hinzu gesellen sich die für mich einem Schwamm ähnlichen „Brötchen“, wie Wim sagt, diese weichen runden Teiggebilde, mit denen man auch verschlabberten Kaffee auftupfen könnte. Zu den landestypischen Spezialitäten gehören unbedingt auch der Komijne-Kaas, ein Schnittkäse mit Kümmel, und das fette Buttergebäck, gefüllt mit Mandel-Marzipan-Masse, davon jeweils gleich mehrere Päckchen. Langsam stellt sich Befriedigung ein, Wims Gesichtszüge entspannen, er verlangsamt seinen Gang, und ich komme besser hinterher. 

Nach Verstauen der Beute im Womo geht es weiter. Wir überqueren die Maas, die sich hier sehr breit in ihrem Bett schlängelt. Der SP am Hafen Venlo ist gut besucht. Nach knapp 40 km wartet unser erstes Ziel, ein Minicamping am Nationaal Park De Groote Peel. Die Gegend ist sehr idyllisch. Glückliche Kühe weiden auf fetten Wiesen, große Pferdeherden stehen kniehoch im Gras. 

Bei Einfahrt werden wir gewohnt holländisch fröhlich begrüßt, eine Camperschar bevölkert den kleinen Biergarten und vergnügt sich bei lekker Pilsje. Holland eben. Wir steuern auf dem schön gepflegten Gelände eine der Lücken auf dem großen Wiesengelände rund um den Hof an, das um einen See herum liegt. Gepflasterte Fahrspuren sichern ein Rauskommen gewiss für jeden Antrieb und bei jedem Wetter. Etliche Womos und Wowa stehen hier. Der Platz wird geliebt auch wegen seiner großen Hundefreundlichkeit. Ringsum bieten zahlreiche Feld- und Waldwege reichlich Möglichkeiten. Daher hat auch fast jeder Camper mindestens einen Hund dabei und es geht locker zu. Den Nachmittag verbringen wir in der Sonne und genießen das feine Fleckchen am See. Na ja, es fällt etwas schwer, so den Schalter umzulegen auf Ferien. Bei so kurzen Anreisen kommt das Gemüt wohl nicht so ganz flott mit. Ein Einleben, auch wenn unsere letzte Reise noch nicht so lange zurück liegt, ist auf Knopfdruck nicht möglich. Aber es besteht Hoffnung … und als die Sonne untergeht und uns einen prächtigen herbstbunten Himmel beschert, wird‘s allmählich. 

09.10.2022 Sonntag

Keine Maus in Sicht. Die von Wim mit holländischer Leberwurst präparierten und gestern ausgelegten Fallen wurden nicht angetastet. Na ja, möglicherweise ist sie, die Maus, ja gar nicht mit an Bord, sondern in der Eifel ausgestiegen. Wir hoffen es mal, werden aber weiter Fallensteller sein. Wim bereitet sich ein gutes Sonntagsfrühstück zu und verschlingt es mit Begeisterung. Holland sehen ist schön, Holland essen - für ihn jedenfalls - noch besser. 

So gestärkt sattelt Wim die Räder, während ich in der Morgensonne herum lümmele und fotografiere. Der Nationaal Park De Groote Peel, einer von 21 seiner Art in Holland, steht heute auf dem Programm. Beim Rausfahren vom CP sehen wir jetzt erst den eingezäunten Hundespielplatz, also wirklich perfekt. Hier kann Hund sich sehen lassen. Das freut doch immer wieder.

Wir müssen eine ordentliche Anreise per Rad hinlegen. Die verschiedenen platznahen Wege in den Nationaal Park sind mit Zäunen abgeriegelt. So umkreisen wir erstmal das Naturgebiet auf perfekten Radwegen und unter dem Blätterdach unzähliger riesiger Eichen, deren abgeworfene Früchte den Boden fast bedecken und beim Überfahren knistern und knacken, bis es hinter einer kleinen Ortschaft rechts abgeht. 

Irgendwo dort finden wir das Buitencentrum De Pelen, wo wir der Sache, diesem besonderen Stückchen Natur, näher kommen können. Aber leider sind fast alle Wege ins Moorgebiet und die Heidefelder für Fietsen verboten, nur Wanderer dürfen tief hinein in dieses Hochmoor an der Grenze zwischen den Provinzen Limburg und Nordbrabant. Früher wurde dieses Hochmoor für die Gewinnung von Torf (Peel) genutzt, heute ist es ein Brutgebiet für Hunderte von Sumpf- und Wasservögel. Auch zottelige Rindviecher fressen sich gemächlich durch die Ruhe und den Frieden dieser Torflandschaft mit ihren weiten Heideflächen, den Sümpfen, Wäldern und Dickichten, von der wir uns auch auf den ausgewiesenen Radwegen einen tollen Eindruck verschaffen können.

Auf dem letzten Teil unserer Rundreise von gut 30 km fahren wir an einer Gedenkstätte und einigen großen Gehöften vorbei, auch Geflügel- und Schweinemastbetriebe sind dabei. Alles wirkt extrem ordentlich, super gepflegt, kein Kräutchen stört. Wie an manchen Stellen in Holland kann man auch hier nur diese Weite bestaunen, dass es in solch einem kleinen Land mit vielen Bewohnern doch solche weitläufigen freien Flächen gibt. Viele Pferde stehen auf großen Koppeln, riesige Kuhherden auf riesigen Weiden, Lamas, Rehen, Eseln, Schafen und Ziegen begegnen wir, fast jedes Haus wird von mindestens einem Hund bewacht, der meist pflichtbewusst und lautstark an seiner Grundstückseinfriedung patrouilliert. 

Im nächsten Ort können wir rasten an einem Sonnenplätzchen und das typische Gebäck der niederländisch-belgischen Region verzehren: Limburgse Vlaai. Er ähnelt exakt dem Kuchen, den man in der Eifel „Flodden“ nennt und der vornehmlich zu Beerdigungen serviert wird. Den Rest des Tages verbringen wir ausgestreckt am Womo und googeln nach einer Fahrradwerkstatt. Denn auf den letzten Metern - und glücklicherweise erst dann - tritt Wim doch so stark in die Pedale, dass die Fahrradkette kracht. Die Leberwurst wirkt. Mist! 

10.10.2022 Montag

Die Sonne scheint. Dennoch werden wir heute weiterziehen und erstmal eine Fahrradwerkstatt aufsuchen. Es gibt natürlich an allen Ecken sowas, aber montags haben viele Läden geschlossen, ob wegen Reichtum geschlossen, bezweifele ich. Wim sagt, das sei in Holland üblich. Wir spannen an, ver- und entsorgen und zahlen für den wirklich schönen und riesigen Platz nur 16 €.