03.02.2017-06.02.2017   Tafraoute+Tal der Ammeln

03.02.2017 

Ein warmer Tag bricht an. Die Bergwelt um uns herum leuchtet und strahlt zu jeder Tageszeit anders, als wolle sie den "Tete de Lion" immer ins rechte, beste Licht rücken. Einfach unwirklich hier. Leider wird auf dem CP rumgearbeitet, ein Tieflader baggert und fährt rum, Mist. Aber wir bleiben heute noch hier. Ich gehe online, alle zuhause hatten schon auf eine Nachricht gewartet, um 11 Uhr kommt die Kuchenfrau und bemalt meine Hände. Sie ist sehr sympathisch, drückt und küsst mich zum Abschied, werde ihr nächstes Jahr was mitbringen. Wim schaut sich zu Fuß die beiden anderen CP an, die nix sind. Er hat auf dem Freisteherplatz gefragt, der ist von der Gemeinde, man kann entsorgen und einer kommt und kassiert 10 Dirham. Wir drehen eine Runde mit dem Auto, schauen, wo wir stehen könnten, Platz ohne Ende, eine marokkanische Ziegenwiese, ein Paradies. 

Heute ist es 26 Grad im Schatten. Der Ort ist lebendig, wie wir es kennen. Ein Mofafahrer fängt uns ab, zeigt uns den Weg in ein Lokal und in einen Laden mit Teppichen und antiken Sachen. Schwupp sitzen wir zwischen Teppichen, mit Hunden, die wir unbedingt ohne Widerrede mitnehmen sollten. Alles wird uns gezeigt, erklärt, interessant, aber ich denke, wir kaufen keinen. Im Lokal gegenüber bestellen wir Essen für 19 Uhr, dann ab zum Womo, Hunde eine Runde, und wärmer anziehen und zum Essen. Viele Marokkaner sind unterwegs, die Frauen tragen schwarze Tücher mit glitzernden Bordüren. Im Lokal sitzen ein deutsches Ehepaar und ein deutscher Mann, der mit dem Rad allein unterwegs ist und über den Hohen Atlas nach Marrakesch will. Das Paar hat etliche Jahre Marokko-Reisen durchgeführt. Sowas. Wir unterhalten uns ganz schön. Das Menü ist lecker, Büchsenbier gibt es, wir zahlen 250 Dirham. Die Hunde waren wohl ruhig, nicht gestresst bei unserer Rückkehr. Ein schöner Tag. 

04.02.2017 

Heute wollen wir umziehen auf die marokkanische Ziegenwiese. Leider geht kein WLan, weil der Strom auf dem Platz ausgefallen ist. Gasflasche tauschen geht auch nicht. So fahren wir eben so los und suchen uns oberhalb einen schönen Platz. Gigantisch einfach nur. Die Sonne scheint sehr warm, der Himmel unsagbar blau. Über uns im Gestein der Tete de Lion, schaut auf das palmenbestandene Tal, so gut zu erkennen. Wir richten uns ein und schon macht ein Mann seine Aufwartung, spricht tadellos Deutsch, Saide heißt er, arbeitet als Führer für Reiseunternehmen. Ein freundlicher Mann, der uns im Laufe des Tages viele Informationen gibt. Er lädt uns in sein Büro ein, möchte uns schöne Routen zeigen. Wir werden darauf zurück kommen.  Ein Schweizer kommt mit seinem großen Terrier vorbei, ich gehe mit ihm ein paar Schritte, die Hunde spielen, er erzählt wo er schon überall mit seinem rosa LkW mit Gekko drauf gewesen ist, weit gereist, bis zum Oman, und Südamerika auf dem Plan steht. Wir essen Quark mit Mandarinen und Banane in der Sonne, fahren dann zum Gasflaschentausch in den Ort und schon steht Saide vor unserer Haube. Na ja, wir sind mit unserem Auto ja auch direkt zu erkennen. Er kümmert sich sofort mit um die Flasche und fährt mit Wim zusammen zu einem Laden. Die Hunde, die eigentlich bei Fremden am Fenster schon mal bellen, waren wohl so verdutzt darüber, dass einer mit Turban einsteigt, dass sie nicht mal bellten. Danach ab in Saides Büro, was sich als Teppichladen entpuppt, was aber nicht schlimm ist. Wir sitzen, reden, trinken Tee, ich frage viel, er antwortet gerne, zwischendurch immer mal wieder Teppiche auslegen, wunderschöne Sachen dabei. Dann wieder raus, Wasser kaufen, zum Womo, Mist, Brot vergessen, also Wim nochmal weg, ein Mann kommt und kassiert 10 Dirham Stellplatzgebühr. Viele marokkanische Familien spazieren über das große Gelände, schauen sich die Womos an, und die Camper schauen sich die Familien an. Wir essen Gemüse und Fleisch aus dem Backofen mit Brot. Morgen muss aber jetzt mal eine Tour gemacht werden. 

05.02.2017 

Heute starten wir einen Ausflug ins Tal der Ammeln. Es wird als absolut sehenswert beschrieben, und wir freuen uns darauf. Nach dem Frühstück, das immer spärlicher wird, weil unsere Vorräte quasi aufgebraucht sind, fahren wir los bei strahlendem Wetter. Hier ist wahrscheinlich so gut wie nie schlechtes Wetter, außer Gluthitze. Das Tal der Ammeln finden wir nicht so toll, zu Beginn ist die Gegend sehr schön, wir halten noch kurz an einem Flussbett mit Tümpeln, ich sehe die ersten Ziegen im Arganienbaum, leider hat der soviel Laub, dass man die Ziegen nicht erkennt auf dem Foto. Das Tal wird im Verlauf sehr breit, viele neue schöne Häuser säumen den Weg, kleine Dörfer, zum Teil verfallen, liegen etwas erhöht an den Berghängen. 

Wir suchen nun das Maison Traditionell, ein altes Berber Haus, das eine Familie sehr authentisch wieder hergestellt haben soll. Irgendwie finden wir in den ganzen Wegweisern mit arabischer Schrift doch etwas Passendes, biegen ab, landen in winzigen Gassen, Lehmböden, Felsgestein, der Tjaffer passt grad mal durch. Nochmal andersrum versucht parken wir vor einer neu gebauten Moschee am Friedhof. Ich gehe mal vor, Wim kommt später nach, durch steile steinige Gassen geht es durch ein Flussbett und zum Maison. Ein junger Mann führt mich sehr freundlich durch das dreistöckige Lehmhaus, sehr interessant, viele Utensilien zeigt er mir, sogar eine Art Dusche gab es im Flur, im zweiten Stock sind die Räume für Gäste der Familie, das ist in allen Häusern so, alle sind gleich gebaut und aufgeteilt, aus einem Lehm Stroh Gemisch, hier ist es wunderbar bunt und gemütlich mit Kissen, großen Tabletts mit Gläsern, Kleidern, Musikinstrumenten, Samowar, und es riecht einfach betörend gut. Immer wieder sprenkelt der junge Mann Wasser auf etwas, das gut riechend verdampft. Ein alter blinder Mann begrüßt mich, spricht sehr gut Deutsch, ist in dem Haus geboren. Wir erzählen einiges, er zeigt mir Kajal-Flakons, Weihrauchbehälter, die Babuschen aus Leder. Wim guckt dann nochmal kurz rein, wir geben ihnen 100 Dirham und latschen wieder zurück. In Tafraoute halten wir an dem Lokal, trinken Cola, Bier und essen ein Omlette in der Tajine. Ich kann nochmal online was mitteilen an die Lieben daheim. Dann ab zum Womo. Das Paar aus DN, das auf dem CP Terre d'Ocean unseren Platz übernommen hat, kommt vorbei, sie hatten uns am Auto erkannt. Wir erzählen bisschen, gucken später Tatort, eine Tüte Flips muss dran glauben, und wir haben fertig für heute.

06.02.2017 

Heute Nacht tat mir meine Rippe nicht so weh, bin aber trotzdem früh auf. Es ist wunderschön hier, zu jeder Tageszeit leuchten die phantastischen Felsen anders. Eine unfassbar gigantische Natur hier. Wim holt von einem Bäcker frische Fladen aus dem Lehmbackofen, hatte leider keinen Fotoapparat dabei. Wir tunken Stücke davon in Arganöl, schmieren diesen Pindakaas drauf, wird schon immer enger mit der Verpflegung. Heute abend wollen wir versuchen, was anderes mal einzukaufen. 

Wir starten heute die Tour zu den bemalten Steinen. Über eine zunächst gute Piste erreichen wir nach längerer Fahrt die Gegend der bemalten Felsen. Von weitem recht schön, um die Ecken rum aber eine Anhäufung von abgefuckten Womos, eine riesige Soundanlage wummert im tiefsten Bass, verlauste Typen hängen ab. Irgendwie surreal. Ich weiß nicht, ob ich das gut finden soll. Na ja, wir fahren zu den stilleren Felsen, klettern herum, herrliche Ausblicke bieten sich, schön, hier gewesen zu sein, ich werde darüber nachzudenken haben, was der Künstler uns mit seinen Werken sagen will, und was sich diejenigen, die sie meinten durch Schmierereien ergänzen zu müssen, dabei dachten. 

Über schmale Pisten mit zum Teil tiefen Furchen fahren wir einfach weiter ins Gelände, mitten hindurch durch diese faszinierende Landschaft. Man meint, man sei in einem riesigen Park. Irgendwann tauchen Häuser auf, ein Widder steht angebunden da, ein Kind auf einem Rad, und dann geht es durch das Dorf, aber frag nicht nach Sonnenschein, Gassen eng und enger, nur Lehm, Furchen, Rillen, Felsen, Steine. Und plötzlich: Metten Betonpflaster! Und wir stehen auf einem Platz vor der Moschee. Weiter durch und man kann eine normale Asphaltstraße sehen. Wir fahren noch ein Stück in die Berge bis auf 1600 m, drehen, damit es für den Tjaffer nicht zu arg wird. Auf dem Rückweg sagen wir unserem Teppichhändler ab, na ja, Geschäft futsch, aber Inshallah sagt er. Wir essen den Rest von vorgestern mit Brot, das war's.