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Dessau 

 

SP Yachthafen Roßlau

sehr urig am Fluss und Nähe Elbufer

beste Hundefreilauf- und Radfahrmöglichkeiten 

 

Hafenmeister

Tel.: 0176 22807510

 

Leopoldshafen 2

06846 Dessau-Roßlau

 

N  51°51'23" - E 12°13'11"


Let's go ... nein, nicht "West", sondern "East".

Im Zuge einer notwendigen Erledigung verschlägt es uns wirklich einmal in den Osten der Republik. Also nicht, dass das nicht schon längst mal hätte sein müssen, aber es war ungeplant und stand dennoch ad hoc plötzlich an, und wir, so als total Unerfahrene was Reisen in Ostdeutschland angeht, rollen im Schritttempo über ein schmales bewaldetes Sträßchen in Richtung eines Flussufers, nachdem wir Dessau durchfahren und telefonisch mit dem sehr zuvorkommenden Hafenmeister im Yachthafen Roßlau eine Stellmöglichkeit abgesprochen haben. Blitzartig, schon während der Anfahrt, packt uns mit voller Breitseite diese eigentümliche Beschaulichkeit, dieses Ursprüngliche, leicht in die Jahre gekommene Idyll mit ostdeutsch-morbidem Charme. Mit einem zweifelnd fragenden "Ob-das-denn-hier-sein-kann" im Blick leuchtet uns auch schon ein Eisentor entgegen. "Dessau", da wo's draufsteht, muss es ja nun auch drin sein - und wir gleich mit.

Auch in "Echt-Mensch" ist der Hafenmeister ausgesprochen freundlich, bemüht und hilfsbereit. Hier auf dem grasbewachsenen Wall mit Blick auf den schmalen Nebenarm der Elbe finden wir ein romantisches Plätzchen zwischen Booten, Trailern und allen möglichen geordnet stehenden  Yachthafengerätschaften. Auf dem Wasser schaukeln ein paar Boote, Vögel zwitschern, der Fahnenmast summt vor sich hin, ein richtiges Idyll. Wir hängen am Ufer in der Sonne herum, genießen die Stille und den Stillstand der Zeit.

Ein Spaziergang durch die urwüchsige, schöne Flusslandschaft am Elbufer lockt. Einfach phantastisch. Die Nachmittagssonne scheint, taucht die Landschaft leicht in sanftes Abendlicht, endlos können die Hunde am Ufer der Elbe sausen, Gräser rascheln, manchmal sind Bazou und Chianga total verschwunden darin. Eine entspannte Gelassenheit macht sich breit, alles im Fluss, leise und wohltuend unspektakulär.  

Auf einer großen Wiese stoßen wir auf weitere Hundefreunde, und sogar einen Ridgeback. Das trifft sich ja gut. Und es bedeutet nochmal richtig mit der ganzen Meute aufdrehen und Gas geben auf der weiten Wiesenfläche. Da laufen Frauchen- und Herrchenherzen einfach nur noch über.

Auf dem Rückweg erklimmen wir noch den zufällig entdeckten Turmrest der Wallwitzburg und genießen die tolle Aussicht. Die Wallwitzburg wurde hier im 18. Jahrhundert als Miniaturburg errichtet. Interessant ist, dass es sich dabei um eine sogenannte "künstliche Ruine" handelt. Mit solchen Ruinen schmückte man damals zunächst englische Landschaftsgärten, später auch einfach die offene Landschaft. Sinn und Zweck war die Hoffnung, dass diese Elemente stimmungssteigernd wirken und Gefühle von Erhabenheit und Einsamkeit erzeugen sollten. Aber vor allem sollten sie an die Vergänglichkeit des Menschen und seiner Werke erinnern. Nun ja, sie bereichern das Weltkulturerbe, und durch die Erklärung des Sinns wird dieses so seltsam ohne Zusammenhang im Wäldchen stehende Türmchen für uns schlüssig und wirklich interessant.        

Am nächsten Tag ist wieder Radeln angesagt. Mit den Hunden in den Anhängern geht es Richtung "Bauhaus". Wir wollen erfahren, wie die "Meisterhäuser" auf uns wirken, was die Spuren von Gropius, Klee und Kandinsky in uns auslösen. Ob wir die Musik der von Kandinsky in seinen Werken gewählten Farben noch hören können, eine wohl höchst einmalige Gabe, die dem Meister nachgesagt wird.   

Zunächst einmal lösen die Gebäude und Gärten Staunen aus. Es ist sehr beeindruckend, durch die Gartenanlagen zwischen den Häusern und natürlich in den Häusern durch die Räumlichkeiten zu streifen, die erstaunlichen architektonischen Sprünge zu verfolgen, bewusst zu sehen, welch neuzeitliche, moderne Ideen mit großer Leidenschaft damals verwirklicht wurden. Wir Banausen hören allerdings so direkt keine Musik, Kandinsky scheint sie mitgenommen zu haben.

Das Staunen hat uns auch bei der Weiterfahrt durch Dessau, das nun wirklich kein Kleinod ist, fest im Griff. Welch ein krasser Gegensatz: dort der spürbare Geist und kluge, von brennender Leidenschaft getriebene Verstand der sicher exzentrischen Pioniere, die durchdachten Häuser, die so viel Freiheit atmen lassen, diese Ordnung in den gepflanzten Gehölzen - und dann da vor unseligen Plattenbauten die Gruppen gröhlender, in schwarze Lederfetzen gekleidete, punkige und gepearcte Gestalten, von denen man aufgrund ihres Auftretens annehmen muss, sie hätten ihr Hirn abgeben müssen.

Aber sind sie vielleicht nicht auch nur einfach anders, so anders wie damals Gropius, Klee und Kandinsky ... es lohnt sich, so beschließe ich, beim Weiterradeln darüber nachzudenken, gelange aber schlussendlich nicht zu der Überzeugung, dass dieses lederne, dunkle, zum Teil auf uns wirklich bedrohlich wirkende Anders-Sein es schaffen kann, bedeutsam eine Epoche positiv bereichend zu prägen. 

Dennoch mundet etwas Schwarzes im Glas, ein Schwarzbierchen, auf dem sonnenbeschienenen Platz im Zentrum. Es rundet den Tag ab, der reich an Denkanstößen und arm an Flüssigkeit war - und für die Hunde trotz Besichtigungsprogramm und Fahrradanhängerzeit dank Elbwiesen und Wäldern perfekt war.  



 

Für Interessierte:

 

https://www.yachtclub-dessau.eu/

http://tourismus.dessau-rosslau.de/welterbe/bauhaus-dessau/