von Tifnit nach Tiznit

 

Tag 26 - 09.02.2023 Donnerstag

Zeitig sind wir aus den Federn. Der Morgen strahlt. In der Nacht bellten die Hunde unmittelbar am Womo. Scheinbar musste das Revier gegen Eindringlinge verteidigt werden. Es störte mich nicht, Wim hat sie nicht einmal gehört. Er hat meistens einen sehr gesunden Schlaf, nachdem er wie ein gefällter Baum ins Bett fällt. Für Chianga persönlich sind nächtliche Geräusche auch absolut uninteressant. Da müsste es schon gänzlich ungewohnt knallen oder scheppern. Jetzt sitzt die ganze Bande, angestrahlt vom Sonnenlicht, auf der Klippenkante, sichert die Lage angesichts einiger Hunde, die vom Strand her weit unten unentschlossen und zögerlich angestapft kommen. Sie werden den Aufstieg nicht wagen. „Pour votre Securité“ eben, wie so häufig in Marokko, haben unsere mitessenden Köterchen alles im Blick. Es sind allesamt wunderbare Zeitgenossen, jeder auf seine Art, anhänglich, klar verfressen, aber so dankbar für jedes gute Wort und jedes Streicheln. Und weder Chianga noch Giny mussten sich zu irgendeinem Ordnungsruf hinreißen lassen. Die Sprache untereinander ist eindeutig, keiner auf Krawall gebürstet. Wie schon gestern, hat Wim heute morgen auch einen großen Topf Reis auf dem Feuer. Darunter mengen wir unser Hundefutter, verteilen auf zwei Näpfe und ab geht‘s. Da schnallt man ab. Aus der Hand füttern ist völlig problemlos, Napf wegnehmen und dem anderen hinhalten ebenfalls, jeder lässt den anderen fressen, absolute Ruhe, Null Stress, kein Schlingen, tadellose Tischmanieren. Eine Freude! Muss ich erwähnen, dass man alle einladen könnte ins Womo? Wenn einem das Herz nicht schon dauernd aufgehen würde, dann ging es einem spätestens jetzt sperrangelweit auf. 

Während die ersten Fischerboote im atlantischen Nebel auf den Wellen dahin schaukeln, kommen etliche Marokkaner zu den felsigen Abschnitten im Sandstrand. Sie sind „bewaffnet“ mit Körben, Tüten und, man glaubt es kaum: Beilen. Ja, mit Beilen - oder etwas ähnlichem. Damit hacken sie im schroffen Gestein herum, holen weit aus und schlagen und hauen das Eisen in die Felsspalten. So sieht es von oben jedenfalls aus. Dabei haben sie immer die Brandung im Auge, denn sie stehen extrem nahe an der Linie, wo die anbrandende Flut aufschlägt. Das, was sie aufsammeln, können wir nicht erkennen, sehen aber später, dass es wohl Muscheln sind. Die werden sofort an Ort und Stelle in kleinen schützenden Grotten im Klippengestein gekocht. 

Das Wetter scheint heute nicht so sonnig zu bleiben, wie es sich zunächst anlässt. Die Vorhersage kündigt Regen an, ungemütlich kühl soll es auch werden. Vom Süden wird schon von schlechtem Wetter gepostet, Spanien und Süditalien frieren. Na ja, wir werden dann hier auf unserer luftigen Position keinen weiteren Tag bleiben und schon heute weiterziehen bis Tiznit. Schade, damit steht auch der Abschied vom Rudel an, dessen „Mitglieder“ ich quasi einzeln beim Rauslotsen vom Womo verjagen muss. Grauenvoll. (K)Ein Blick zurück.

Und schnell hat uns die N1 wieder für knappe 70 km. Kleinere und größere Ortschaften reihen sich aneinander. Alles Mögliche wird am Straßenrand angeboten, vom Traktor über Baumaschinen bis hin zu Autositzen. An großen Frauengruppen in bunten Gewändern fahren wir vorbei. In Gesellschaft sein ist grundlegend wichtig. 

Hinter dem Oued Massa ändert sich die Landschaft. Es wird sehr karg, flach und trocken zieht sich die rote sandige Erde bis zum Horizont. Hin und wieder ragt ein Moschee-Turm auf, gelegentlich ein paar Palmen, und sandige Windhosen schrauben sich hoch in den Himmel. Irgendwo liegen flach geduckt Zeltlager der Nomaden. Ein breiter Streifen mit Eukalyptus-Anpflanzungen beginnt. Wenn mal Feuer ausbrechen sollte, ist Eukalyptus der perfekte Brandbeschleuniger. Vorteil bei dieser Baumart ist nur, dass er schnell wächst. Schnurgerade zieht sich die N1 durchs Land. Auf der eintönigen Strecke freut man sich, irgendetwas zu begegnen, auch wenn es nur eine Ladung Kühe ist oder ein klappriger LKW mit über sich hinauswachsender Ladung, die über den Überholvorgang nochmal ganz besonders nachdenken lässt.

Der Kuhtransporter und wir laufen gleichzeitig ein in der von uns sehr geliebten Stadt Tiznit mit der herrlichen Stadtmauer, hinter der wir auf ein freies Plätzchen auf dem städtischen CP hoffen. 

Also dann mal rein, direkt hinter einem Stadttor rechts in die Gasse hinein, hier macht unser Momo, der Polsterer, seine Geschäfte. Und siehe da, sein Laden ist noch wie eh und je in Sicht. Wir parken an der Mauer. Wie auf Bestellung kommt Momo aus einem Parallelgässchen in einem Gespräch vertieft mit einem Mann raus. Er sieht uns, und … erkennt uns sofort. Unverkennbar grinst und freut er sich. Ja, das ist aber jetzt ein „Hallo“. Schwupp sitzt er auch schon im Womo bei uns, nimmt Augenmaß, begutachtet den von zuhause mitgebrachten Polsterstoff, nickt anerkennend, und macht den Preis. 3500 DH wird es kosten, 12 Tage dauern. Ohje, lange, aber was willste machen, er hat viel zu tun. Und jetzt erst einmal das Nachfragen auf dem CP nebenan, der total übervoll ist und niemanden mehr einfahren lässt und vor dem am Straßenrand eine lange Womo-Schlange wartet auf freie Plätze irgendwann. Als Kunde von Momo hat man ein Privileg, Momo macht einem den Weg frei, er ruft an auf dem CP, und „Sesam öffne Dich“, Schranke auf, Concördchen drin, zunächst auf Wartestreifen, evtl. bis morgen. Kein Problem. Immer gut, wenn man mit dem Türsteher auf „Du und Du“ ist. 

Wir haben noch Lust auf eine Runde radeln, gucken ob noch alles beim Alten ist in der Medina. Die liebgewonnenen Ansichten tun sich auf. Auch der lockende Back-Brutzel-Duft der goldenen Kringel hängt in der Luft. Der Bäcker ist zwar einen Eingang weiter gezogen, aber köstlich und unwiderstehlich sind seine Dinger immer noch. 

Am anderen Ortsende schauen wir uns noch den ebenfalls rappelvollen SP an, von dem aus wir 2020 zur verfrühten Rückreise blasen mussten. Hier passt keiner mehr, nichts geht mehr. Innerhalb der Stadtmauer umrunden wir den alten Kern und finden auch unseren Brot-Bäcker wieder. Alles bestens. Nun hoffen wir, dass wir morgen umziehen können auf ein schönes Plätzchen, das uns der bestens Deutsch sprechende und wahnsinnig auf die Franzosen schimpfende Mitarbeiter des CP nach kleinem Trinkgeld zusichert. Na denn … 

Tag 27 - 10.02.2023 Freitag

Fast könnte man meinen, jemand lässt Sandkörnchen auf unsere Dachluke rieseln. Aber es ist Regen. Und es ist früh am Morgen. Schlecht, schlechtes Wetter, Mist. Der Blick ins Netz: bleibt heute so. Wegen Sturm sind sogar alle Fährverbindungen bis auf Weiteres ausgesetzt. Noch tut sich nichts im Hinblick auf Wechsel auf dem CP und einen freien Platz für uns. Wir müssen abwarten auf dem Standstreifen mit Entsorgungsstellenblick. Dann machen wir heute eben mal gemütlich, hängen rum. Es klopft. Unser Einweiser ist da. Gegenüber würde etwas frei, ein Franzose ziehe ab, grinst er. Puuuh, die Lücke ist sehr knapp, Parkplatzcharakter. Wir ziehen nicht ganz bündig mit den Nachbarn vor, sie kämen sonst an keine Seitenklappe mehr, wir übrigens auch nicht. Der französische Mitcamper, hart am Mal seiner Parzelle parkend, blickt grußlos und verächtlich zu uns rüber. Wir verstehen ihn, kommt er doch durch unser Einfädeln nicht mehr an seinen Eimer, mit dem er sein Grauwasser abzapft, kommt auch nicht mehr störungsfrei an seinen Wasserstutzen, in den er seine Gießkanne mit Frischwasser reinrammelt. Das Leben ist ungerecht, vor allem, wenn man die benachbarte Lücke nicht wenigstens mitbenutzen darf. Es sieht schlecht aus mit Wechsel heute und damit mit einer etwas größeren Lücke für uns. Wer wechselt schon bei diesem Wetter. Hier steht man geschützt auf durchweg gut befestigtem Boden. So harren wir aus. 

Tag 28 - 11.02.2023 Samstag

Es regnet nicht mehr. Stattdessen fegt der Wind kräftig. Aber hier in unserer engen Lücke ist die Chance gering, ausgehebelt zu werden. Ich schnapp mir das Rad zwecks Sichtung der Lage im Allgemeinen und der möglicherweise frei werdenden Plätze im Besonderen. Und tatsächlich erspäht der „frühe Vogel“ den Wurm … in Gestalt einer freien Lücke: Eckgrundstück, geräumig, geschottert, Bestlage, Stadtmauer- und Parkblick, eigener Pflanzkübel, wenn dafür nicht mal ein Zuschlag pro Nacht fällig wird. Egal. Manchmal muss man es sich was kosten lassen ;-). Nur, wie jetzt sichern, Wim muss ja informiert werden, Handy nicht dabei. Es kreisen schon einige mobile Camper herum. Im Nachbar-Womo tut sich was. Eine Madame bestätigt mir auf Nachfrage, dass der Platz frei sei. Wow, Riesenglück! Eine Sekunde später, und … ja und Riesenglück auch, weil ihr hinzu kommender Gatte sofort den Ernst der Lage erkennt und geistesgegenwärtig mittels persönlichem Wäscheständer und Campingtisch die Zufahrt zur freien Lücke für andere abriegelt. Hermetisch dicht, nicht mehr available. So kann ich mich schadlos zurückziehen und Wim informieren und ihm das „go“ geben. Wenig später sind wir umgesiedelt, stehen, richten uns häuslich ein. Und die Vorstellung, hier nun wenigstens 10 Tage stehen zu müssen, bis unser Schneidermeister Momo fertig ist mit Nadel- und Fadenschwingen, tut gar nicht mehr so weh. Die aufziehende Sonne mit blauem Himmel tut ebenfalls ihr Bestes, wobei der Wind am Nachmittag aus frisch gewaschenen Haaren ruck zuck eine stylische Fönfrisur macht. Mühelos alles. Zu lesen ist, dass es in vielen Gegenden, auch Spanien und Italien, sehr stark windig ist, leider auch Vorzelte und Markisen fliegen. 

Am Nachmittag lockt der Appetit auf Fettgebackenes, runde Form, mit Loch, bitteschön. Hunger kann man es ehrlicherweise nicht nennen. Der willige Geist kommt gegen das schwache Fleisch einfach nicht an. Er bemüht sich, ja, sehr, stößt aber immer wieder auf das fast schon penetrante Bestreben und den Einfallsreichtum des schwachen Fleisches, die sehr guten Pläne, wie zum Beispiel Intervallfasten oder Verzicht auf Kohlehydrate, zu unterlaufen, auszuhöhlen, wegzuschwemmen. Kontra können wir, vornehmlich ich, bieten, indem zum Rad gegriffen wird. So das Schlimmste vermeidend, greifen wir zu selbigem. Welche Freude, die Jungs von gestern in ihren blütenweißen, rot verbrämten Kitteln stehen schon am heißen Öl bereit, es brutzelt, goldgelbe Knusprigkeit ziert die Auslage der bescheidenen Theke. Einer der Burschen zieht mit der Hand ganz geschickt einen zähen Teigklumpen über eine heiße große Crepes-Platte. Eine hauchdünne Schicht bäckt sofort durch und kann, wieder mit den Fingern, als runder hauchdünner Fladen abgenommen und auf den Stapel bugsiert werden. Ich mache Fotos, klar. Der junge Mann möchte sie mal sehen. Meine Frage, ob er Facebook habe, bejaht er strahlend, zückt sein Handy, Freundschaftsanfrage raus damit, und ich sichere ihm die Fotos zu. Das ist immer ein gutes Mittel, auch eine kleine Freude zu bereiten. Klappt meistens. 

Etwas Gemüse kaufen wir ein, eine ganze Tüte voll, 10 Zucchini, die köstlichen kleinen, 2 Auberginen, 4 Paprika, 1 Chili, 6 Möhren, 4 Apfelsinen, 30 DH. Dagegen sind die Kringel vom Bäcker mit 5 DH pro Stück echt kostspielig, was bitte scherzhaft aufzulesen ist. Der Erdbeermann ist heute nicht da mit seiner Handkarre. So gibt es morgen eben Sangria mit Orangen statt Erdbeerbowle. Eine ganze Schar halbhoher Jungs hat sich um uns geschart. Zum einen interessieren sie die Räder, aber eher noch das, was sich im Anhänger verbirgt. Chianga darf mal rausgucken. Das sorgt immer dafür, dass eine Schar wie Wasser aus einem geplatzten Schlauch durch die Gegend spritzt. Die Mutigen fangen sich meist schnell, wollen Vieles wissen. Manchen sieht man echte Ablehnung an. Die Zögerlichen brauchen manchmal ein zwei gute aufmunternde Worte, um sich wieder dazu zu gesellen. Das Ganze geschieht meist unter prüfenden Blicken zunehmend lustiger werdender Frauen, mit oder ohne Verhüllung. Da findet sich schnell eine Ebene zusammen und es macht ganz viel Spaß. Die Männergruppen abseits mischen sich auch gerne ein. Meist kann irgendjemand ein paar Brocken Deutsch, auch wenn‘s nur „Alles ok?“ ist. Da brechen schnell die Dämme und alles schwadroniert durcheinander. Natürlich stehen auch häufig welche griesgrämig weiter stocksteif an der Moscheewand, ohne Regung. Aber das interessiert „das gemeine Volk“ nicht die Bohne, oder die Erbse, denn davon gibt es momentan tonnenweise in den Auslagen. Beim Bezahlen gestern ist Wim 1 DH unbemerkt hingefallen. Plötzlich kommt ein kleiner Junge und reicht ihm das Geldstück, deutet an, er habe es gesehen. Wim schenkt es ihm für seine Ehrlichkeit natürlich, und sichtlich geehrt und happy guckt er in die große Runde. 

Tag 29 - 12.02.2023 Sonntag

Ein sonniger Tag steht uns bevor. Passt. Sangria kann also getrost vorbereitet werden. Apfelsinen sind ja im Haus. Wir trödeln herum. Wechselverkehr auf dem Platz herrscht kaum. Es fährt niemand weg. Hinein darf keiner. Draußen versuchen zig Womos, u.a. ein riesiger Volkner, sich irgendeinen Fleck am Straßenrand zu sichern für die unbestimmbare Wartezeit. Wir können echt froh sein, dank VitaminB die Lizenz zum Einfahren auf den CP errungen zu haben. Bei essenstechnischer Planung stellen wir fest, Couscous ist ausgegangen. Zu dem Rest marokkanischer Ratatouille von gestern würde er gut passen. Also los zum Supermarkt an der nächsten Ecke. Dieser Laden gehört keiner Kette an, scheint ganz privat geführt zu werden. Es wundert mich schon immer, dass außen eine völlig europäisch aussehende Frau beim Einkauf abgebildet ist, hier in der Wüstenstadt Tiznit. Aber international geht es auch innen zu, was das Sortiment angeht, wobei es nicht üblich ist, dass der Chef einem Kunden mit Einkaufswagen ganz galant die Tür öffnet, er extra dafür im Laden sitzt. Vom Sortiment her ist der Laden wahnsinnig gut aufgestellt. Ich habe die Kamera dabei und knipse mal so eine Runde durch die Gänge. Es gibt alles, von Kokosmilch über Soja-Sauce und Balsamico, zu Vollkornnudeln und Bügelhilfespray, von Bio-Produkten und Allergiker-Kost und Brühwürfel und Tierfutter, dieses en masse, wie der Franzose sagen würde. Und das alles in einer akuraten Ordnung. Allein schon der Anblick der Fischkonserven lässt vermuten, dass den Stapler eine totale innere Zufriedenheit gepackt haben muss nach Vollendung seines Werks. Aber diese Ordnung findet sich eigentlich zu 99 % in allen Geschäften, ob klein oder groß, ob Tante Emma oder Shoppingmall. Alles ist fein säuberlich angeordnet, alle Produkte „schauen nach vorn“. Die Preise sieht man zum Teil auf den Fotos. Man kann umrechnen über den Daumen 1:10. Nur das Wurstangebot ist, wie gewohnt, sehr dürftig, aber völlig ausreichend. Zuhause ist es ja oft wirklich erschlagend vielfältig. Obst und  Gemüse findet man gar nicht. Das besagt, der Bedarf wird grundsätzlich bei den Händlern an der Straße gedeckt. 

Anschließend tauchen wir per Rad nochmal ab hinter die Stadtmauer, diesmal links herum. Seltsamerweise liegt hier etwas Müll herum, wovon rechts der Stadtmauer fast rein gar nichts zu sehen war. Allerdings befinden sich im linken Bereich die Hauseingänge zum Gang an der Mauer hin, das ist rechts herum anders, da liegen die Hausrückseiten zum breiten Gang. Hier ist es jedenfalls lebendiger, man erhascht schöne Blicke in offene Türen, sieht was so rumsteht, was zum Kauf angeboten wird, und begegnet Leuten. Besonders schön ist der Anblick eines Mannes, der vor seinem Laden eine kleine Katze füttert und sich sehr bemüht, der Kleinen das Essen schmackhaft zu machen. 

Zwangsläufig führt einen der Weg an der Mauer entlang am Ende in eine lange Gasse, die voller Händler sitzt. Hier spielt sich eigentlich alles am Boden ab. Es ähnelt einem Trödelmarkt, aber es ist eine „normale“ Angebotssituation. Sehr auffällig ist, und das war auch schon bei unseren vorhergehenden Besuchen so, dass hier in diesem Bereich nur Männer unterwegs sind, keine einzige Frau kann man sehen. Zunächst denkt man, es könnte daran liegen, dass nur Werkzeuge und Gerätschaften angeboten werden. Aber es gibt auch Elektrokram, Handys, Dekoartikel, Lampen, Teekessel, Gläser und Klamotten. Komisch daher, keine Frau anzutreffen. Ich schiebe mein Rad aber unbeirrt durch die freundlich guckende, handelnde Männerwelt. Schwätzchen hier und da sind immer drin, es macht wie immer Spaß. Ein älterer Mann ruft schon von weitem, ob „alles klar“ sei. Wie Deutsch ist man eigentlich als Deutsche? Oh mein Gott! Er plaudert drauf los, spricht sehr gut Deutsch, war nie in Deutschland, habe das einfach in der Schule gelernt, spreche auch Finnisch und Dänisch, Spanisch und Französisch sowieso. Potzblitz. Und warum er dann nicht in einer Schule als Lehrer seine Kenntnisse weitergebe, statt hier herum zu stehen, frage ich ihn. In den Schulen sei kein Geld, kein Bedarf. Mit einem „mange tusind tak“ verabschiede ich mich von ihm, er strahlt und wünscht „hav en god dag og god tur“. Nicht böse gemeint jetzt: Kein Zahn im Mund aber Fremdsprachen ohne Ende. Ja, so geht‘s einem in Marokko. Da guckt man häufig dumm aus der Wäsche, erfährt seine Grenzen.

Den späten Nachmittag verbringen wir in der Sonne beim Tee, natürlich samt mitgebrachtem Kringel, im Café am Souk Akchouch. In Marokko ist es üblich, mitgebrachte Speisen in einem Lokal zu verzehren oder beispielsweise Fleisch beim Metzger zu kaufen und es sich gegenüber im Lokal grillen zu lassen oder auch die eigene Flasche Wein mit ins Restaurant zu nehmen, was wir allerdings vorher nachfragen würden. Generell gibt es ja keinen Alkoholausschank, aber zahlreiche Restaurants haben trotzdem die Lizenz dafür. In solchen wäre es schon seltsam, keinen Wein von der Karte zu wählen, sondern seinen eigenen auszupacken. Jemand drückt uns ein Flugblatt für ein Valentins-Tag-Menü zwischen unsere Teegläschen. Mein Vater hieß Valentin, der einzige Grund, warum dieser Tag in unserer Familie gefeiert wurde. 

Tag 30 - 13.02.2023 Montag

Tag 31 - 14.02.2023 Dienstag

Die beiden Tage können getrost zusammengefasst werden. Leider. Es passiert nichts. Nichts Beschreibenswertes. Grund: kein Wetter. Na ja, Wetter ist zwar immer, aber irgendwie lockt uns ein Gang zwischen zwei Schauern nicht. Die Motivation dafür ist nicht besonders ausgeprägt. Montags stürmt es gewaltig. Die Palmen biegen sich wie Flitzebogen, und es rauscht, als sei das Meer hinter der nächsten Ecke. Das Womo wird ganz schön geschaukelt. Wir stehen volle Breitseite im Wind, aber glücklicherweise doch sehr gut, denn vor unserer Schnauze bildet sich mehr und mehr eine Seenplatte. Wir bekommen aber keine nassen Füße dank leicht erhöhter Fläche. Und ohne im klatschnassen Lehmsand zu versinken können wir auch unseren gut geschotterten Vorgarten betreten. Glück gehabt. Augen auf bei der Stellplatzwahl. Das sind so Gedanken, die sich einem aufdrängen, während in der Nachbarschaft ein kleiner vollintegrierter Hymer mit schwerem Anhänger bei dem Versuch, auszuparken um abzureisen, quasi in Seenot gerät, im ockerfarbenen Gesulze tief einsackt, verzweifelt dunkle Rauchschwaden untenrum absondert, einen herb-maskulinen Geruch nach angeschmorter Kupplung verbreitet und so nach und nach in der Riesenpfütze zu versinken droht und um sein Leben zappelt. Aschgrau wie die Farbe der Matte, die der Eigner versucht, unterzulegen unter seine Bereifung, ist auch seine Gesichtsfarbe. Gequält mit nur einem Fünkchen Hoffnung und mit dicker Lehmschicht doppelbreit neu besohlten, fast ummantelten Turnschuhen schleppt er sich wieder in den Führerstand, um sicher mit einem Geräusch, das an zertretenen Frosch erinnert, sein Gaspedal zu kasteien. Dank Matte, die ein marokkanischer Mitarbeiter später im caramelfarbenen Schleim ellbogentief doch noch ausmachen und retten kann, ist der nötige Grip gegeben, das mittlerweile bis zur Sat-Schüssel versaute Womo nebst Anhänger gerettet, es erreicht festen Boden unter seinen Schlappen, und ein unüberhörbares Aufatmen zieht durchs Regengrau. Mit so einem verwegenen „da muss aber noch was anderes passieren, dass ich da nicht mehr rauskomm“ im Gesicht zieht der mitcampende Kollege souverän an uns vorbei. Er hält aber nochmal kurz an, um seine fast vergessene, wild gestikulierende Frau zusteigen zu lassen und um vermutlich seine patschnassen Schuhe und Strümpfe und die bis zu den Knien vollgesogene Jogginghose zu wechseln. Nasse Klamotten untenrum sind ab einem gewissen Alter tödlich. Ob er es überlebt, ob seine Kupplung durchhält … wir werden es nie erfahren.

Weitere Womos mühen sich, den See vor unserer Haustür zu durchkreuzen. Wir amüsieren uns ziemlich gemein über das ein oder andere, denn das Wort „Dickschiff(chen)“ bekommt irgendwie ein Gesicht. Ein Platz am Wasser ist doch immer wieder schön.

Wim macht dann aber noch etwas Vernünftiges: er brät Auberginen auf einem Tomaten-Paprika-Knoblauch-Zwiebel-Petersilie-Bett, einfach köstlich, vor allem zusammen mit dem Brot, ein Gedicht. Marokkanisches Gemüse ist einfach eine Wucht, einfach das volle Aroma, super mega lecker, und es bringt etwas Farbe in den Tag. 

Am Nachmittag wird es etwas heller am Himmel. Die Muhezine rufen um 14 Uhr aus allen möglichen Richtungen, es schallt über Tiznit, die „Silberstadt“, aber auch recht bedeutende Militärstadt. Die 80.000 Einwohner, nahezu ausschließlich zugewanderte Angehörige verschiedener Berberstämme aus der Umgebung, werden an ihr Gebet erinnert. Früher wurden in der Stadt wichtige Geschäfte geschlossen, Handel betrieben, das Kunsthandwerk blühte, feinster traditionsreicher Silberschmuck wurde hier kreiert, Dolche und Säbel gefertigt, und die Karawanen starteten von hier aus in südliche Gefilde. Auch heute noch ist Tiznit das größte wirtschaftliche Zentrum der Region südlich von Agadir, geprägt von Geschäften und Dienstleistungsunternehmen aller Art und immer noch Zentrum des Kunsthandwerks der Gold- und Silberschmiede. Wie sonst nur auf Malta, so wird hier die Kunst der Filigran-Arbeit praktiziert, bei der feinste Edelmetalldrähte in Kombination mit kleinen Ornamenten zu Ohrringen, Armbändern und Halsketten verarbeitet werden. Aber auch Berberschmuck mit Glasperlenaufsätzen und Emaileinlagen wird hier hergestellt. Gold- und Silberschmuck ist in Marokko vor allem bei Hochzeiten von großer Bedeutung, wobei die im Norden lebenden Araber traditionell Goldschmuck, die Berber des Südens hingegen Silberschmuck bevorzugen. In den nächsten Tagen, werden wir sicher noch Gelegenheit haben, die Auslagen der Schmuckstücke fotografisch festzuhalten. Denn wie es aussieht, werden wir Momo, dem Polsterer, vehement und ständig Beine machen müssen. Morgen … ein Wort, das eigentlich keine Missverständnisse zulässt, aber wir hätten uns evtl. die Jahreszahl dazu nennen lassen müssen. Es dauert … und unterdessen klart es auf, die Regenschauer prasseln anderswo nieder, wir können noch eine Runde mit dem Rad drehen. Wir fahren am Bahnhof entlang. Auf dem Vorplatz wartet eine Familie mit Schaf auf einen Anschluss. Wenig los heute, vermutlich auch, weil heute kein Markttag ist. In den großen Markthallen wird zwar täglich verkauft, aber der eigentliche Souk ist Freitags, gibt uns der freundliche Parkwächter gerne Auskunft. Ein kleiner Junge verdient sich einen Dirham, er fährt mit seiner Handkarre einem Mann die Einkäufe zu seinem Auto. So etwas sieht man sehr häufig. Und ein paar Hunde lungern herum. Nachts konnten wir hin und wieder Gebell hören, aber innerhalb der Stadtmauer war bisher kein einziger zu entdecken - irgendwie kein gutes Zeichen. 

Am Stadtrand wirkt natürlich alles etwas trostlos, obwohl die typisch marokkanischen Gebäude recht ansprechende Hausfassaden haben und rundum kaum etwas vermüllt ist. Aber die fehlende Sonne lässt die Gegend wenig heiter erscheinen. Und Marokkaner gehen bei diesen Temperaturen nicht gerne vor die Tür. Aber auch in solchen Vierteln treiben wir uns gerne mal rum.

Und abends zeigt sich die Sonne doch wieder. Der Himmel ist blau. Der See vor unserer Tür glitzert. Na wer sagt‘s denn. Wir sind gespannt, wie sich die Natur dank Regen in den nächsten Wochen präsentieren wird. Es wird alles aufplatzen vor Frühlingsfreude. 

Tag 32 - 15.02.2023 Mittwoch

Man dachte, es könne nicht schlimmer kommen … als gegen Mittag der Regen Pause macht, merken wir erst, welche Ergüsse da niedergeprasselt sind, da es plötzlich schön still ist. Unser umtriebiger Nachbar, gestern noch mit Gräben ziehen und Schotterpfädchen bis zu seiner Aufbautür anlegen beschäftigt, gibt irgendwie resigniert auf, zerrt ein wenig an seiner über dem Zaun hängenden Auslegware herum, die im unteren Bereich trotz sehr ergiebiger Dauerberegnung immer noch total eingesaut ist. In der Folge watet er einfach so mit nackten Füßen und dauerhaft hochgekrempelten Hosenbeinen in dem wieder ordentlich angeschwollenen See vor seinem Womo hin und her, depressiver Schub, oder einfach Kompensation des Unabänderlichen, einem Raubtier im Käfig gleich. 

Immer noch können wir von Glück reden, denn die Fluten haben uns noch nicht erreicht, und Chianga und Wim können unbeschlammt den Platz verlassen und auf der Straße Mini-Gassi-Runden drehen. Aus dem ganzen Land hört man nichts Gutes. Regen, Schnee, Nebel. Wahrhaftig keine Freude, von schnell falsch einschätzbaren Gefahren mal ganz zu schweigen, jetzt im Inland unterwegs zu sein. All die unsagbar faszinierenden Bilder und Routen bergen viel Potenzial, irgendwie und -wo zu stranden, abgesehen davon, dass es keine Freude macht, im trüben und eiskalten Wetter auf verschneiten Straßen durch die Lande zu ziehen. Einfach fürchterlich. Allein schon „normale“ Baustellenbereiche, die bei trockenem Wetter im Schneckentempo eigentlich mit jedem Fahrzeug zu bewältigen sind, können jetzt unüberwindbare Hindernisse darstellen. Schneefall, Nebel und Regen auf Passhöhen braucht kein Mensch. Schnee in der Sahara, den wir auch schon erlebt haben, ist mal höchst interessant, aber keine ganze Woche. Freut man sich auch für die Natur und die Wasserversorgungssituation der Bevölkerung im Land, so drückt es die Reisefreude doch gewaltig und man verkennt schnell, dass die marokkanischen Stauseen dringend Wasser brauchen, die Wasserstände sind sehr tief, die Flussoasen ebenso nötig Wasser brauchen, da die riesigen Palmenoasen schon deutlich braune Palmwedel zeigen. Aber manchmal darf man sich selbst auch der Nächste sein und auf dieses Mist-Wetter schimpfen. Und der Polsterer erscheint wieder nicht. Na, der kann was erleben ;-). Der kriegt alles ab! Unterdessen tut sich draußen etwas. Der CP ist ja ein städtischer Platz. Eine vielköpfige Delegation vermutlich mitsamt Bürgermeister stapft heran, einen kleinen LKW mit dabei, Ortsbesichtigung, Ortsbegehung nicht wirklich, da sie vor der ersten Pfütze schon scheuen, nur mal eben drübergucken, zwei Männer mit einer Schaufel etwas herum schaufeln lassen, dann versammelt wieder abziehen. Der Platz ist zwar seit unserem letzten Besuch vor Corona schon in vielen Bereichen richtig gut befestigt worden, aber eben nicht überall. Das Gelände ist im Ganzen nicht ausnivelliert, so dass klar ist, dass es von den Seiten her volllaufen muss. 

Was kochen wir heute? Soll ich das Häkelzeug auspacken? Mandala-Malen wäre auch noch an Bord!? Was kommt im Fernsehn heute abend? Das werden die zentralen Fragen des Tages sein. 

Bis sich dann plötzlich doch etwas tut. Schweres Gerät rückt an, ein Bagger. Platz ist genug, da unterdessen die vorderen Womos, die schon im Wasser standen, nach hinten umgezogen sind. Für den „Wattwanderer“ besteht aber keine Hoffnung auf Neuplatzierung, er würde sich bis über die Halskrause einschlemmen. Aber er muss vom umfließenden Wasser befreit werden. Nach mehreren Sichtungen offenbar erfahrener Kanalarbeiter unter den Augen betroffen guckender Behördenmitarbeiter stellt man fest, dass zur Mauer hin ein Abfluss ist. Dieser wurde komplett mit Sand zugeschüttet, damit ein weiterer Standstreifen zur Verfügung gestellt werden kann. Ganz schlau hat man dieses kleine Rost mit einem Stofflappen abgedeckt, sollte wohl die Versandung verhindern. Nun gut, mittlerweile hat sich eine ganze Meute sach- und fachkundiger Männer, dankbar für die Abwechslung an diesem grauen Womo-Tag, zusammen gesellt, es wird gefachsimpelt. Der Bagger setzt an, schafft zwei drei Schaufeln voll Geschmoddere zur Seite, der Gulli wird frei, das Wasser sickert hinein, als habe man den Stöpsel in der Badewanne gezogen. Rasch verändert sich die Seenplatte, Gefahr gebannt. Alles zieht wieder fröhlich ab, auch der Abschleppwagen, der wohl rein vorsorglich dabei war, um im Bedarfsfalle das Womo rauszuziehen. 

Tag 33 - 16.02.2023 Donnerstag

Kamen gestern noch bedrohliche Gedanken an eventuelle Langeweile auf, so können wir diese rückblickend heute Abend aber sowas von abtun. Meine Güte, wie sich aus dem Nichts plötzlich Tage erheitern können. Wie sich so ein denkwürdiger Weiberdonnerstag mit so viel „Weibern“, so viel Buntem und so viel Getümmel entpuppen kann. Das morgendliche Zuschalten des Hörvermögens signalisiert schon mal: nichts tröpfelt. Kein Regen bei blassgrauem Himmel und Temperaturen im unteren zweistelligen Bereich. Vor der Brust haben wir den Erinnerungs- und Druck-Mach-Besuch bei unserem Polsterer. Ich erwähnte, wie ich sowas hasse. Nun gut, wir wollen ja was von ihm, also Räder raus und vorstellig werden. Ich schicke Wim rein zum Schneidermeister, vielleicht zieht die „Ansage“ von Mann zu Mann doch eher. Kurz darauf erscheinen beide, hoch und heilig versichert man, heute um 3 Uhr die Polster abzuholen. Momo entschuldigt alles mit dem vielen Regen. Ich schimpfe gespielt, in seinem Atelier habe es nun nicht geregnet, oder sei seine Maschine weggeschwommen. Man muss jetzt dazu sagen, dass Momo wirklich ein so spaßiger lustiger Mann ist, er biegt sich vor Lachen, kann sich kaum mehr halten, wusste genau, dass er uns als Entschuldigung nun nicht gerade die Wolkenbrüche servieren kann. Vorweggenommen fährt Momo tatsächlich um 15 Uhr mit seinem Auto vor, er lädt die Polster ein, lässt uns zwei Ersatzpolster da, sein Mitarbeiter käme um 16 Uhr, Sitze abholen. Super … zwischen zwei regenlosen Radtouren baut Wim die Sitze schon mal aus und wir richten unser wie zwangsgeräumt aussehendes Concördchen und uns neu ein. Chianga-Mäuschen mag räumliche Veränderungen nicht sehr. Wir freuen uns aber, ernten von ihr allerdings einen vorwurfsvollen Blick, bevor sie Haupt und Popo auf das Provisorium bettet.

Gut, Hoffnung ist wieder da, bald mit nagelneuen Polstern losziehen zu können, und wir nutzen jetzt das „gute“ Wetter, um etwas durch die Gassen zu streifen. Heute vormittag ist alles sehr mit Leben gefüllt, viele Menschen sind unterwegs. In den engen Gassen begegnet man sich ziemlich nah, gegrüßt wird immer, egal ob mit Vollschleier, ob alt oder jung. Das macht sehr glücklich. Man fühlt sich nicht fremd unter Fremden. Auffällig ist wieder, dass viele Frauen komplett verschleiert sind und Diverses in großen Körben oder Taschen auf ihren Köpfen tragen, die Männer dagegen nur Turban auf ihren Häuptern. Aber ebenso sieht man Menschen jeden Alters in europäischer Kleidung oder einem Mix durch alle Stilrichtungen traditionell bis hipp. Man ist nicht festgelegt. Das macht die Eindrücke so bunt und lebhaft. 

Um eine der tausend Ecken der Medina herum erreichen wir die sehr schön restaurierte Source bleu, die Blaue Quelle, Aïn Zerka. Das große Becken ist schön in Stein gefasst, riesige Kakteen wachsen in neu angelegten Beeten, die an die vielen Parks, die es zu Beginn des 20. Jh. noch zahlreich gab, erinnern. Die Source Bleu ist eine natürliche Quelle, um die herum sich Ende des 19. Jahrhunderts vier Nomadenstämme bzw. die Karawanenführer niederließen, um Tiznit zu gründen. Dank dieser Wasserquelle profitierte der Standort von einer üppigen Vegetation. 

Der Legende nach aber ist die blaue Quelle so entstanden: “In der Vergangenheit im 15. Jh. machte die Fischerin “Lalla Fatma” hier einen Zwischenstopp, um wieder zu Kräften zu kommen und nutzte die Gelegenheit für ein Bußgebet. Um seine Vergebung zu zeigen, ließ Gott eine Quelle kristallklaren Wassers zu ihren Füßen sprudeln”. Das Grab von “Lalla Fatma“ befindet sich unweit der Quelle in der ältesten Moschee der Stadt. 

Egal was nun ursächlich gewesen sein mag, es herrscht eine schöne friedliche und irgendwie orientalisch anmutende Stimmung. Einige Frauengrüppchen sitzen auf Mauern, ein paar Händler stehen vor ihren Lädchen. Einer spricht uns an, plaudert, kann richtig gut Deutsch, ohne jemals in Deutschland gewesen zu sein. So wie meistens, ist auch das nicht lästig. Man kann gerade in Tiznit völlig entspannt und angenehm ohne ständige Verkaufsangebote herumgehen und auch unbefangen auf Händler zugehen, etwas nachfragen, etwas erklären lassen, und auch wieder gehen. 

Unmittelbar an der Brunnenanlage findet sich der Eingang zur nächsten Sehenswürdigkeit in Tiznit: die imposante Kasbah von Aghanaj, einer der wichtigsten historischen Orte in der Medina von Tiznit und benannt nach dem Kaid Mohammed Aghanaj El Hahi (1792 – 1822), der im Zusammenhang mit militärischen Feldzügen um den Oued Massa damals beschloß, seine Truppen dort zu stationieren, um ihnen den Zugang zur Wasserquelle von Tiznit zu erleichtern. Die Kasbah, die auch heute noch im Mittelpunkt des Lebens von Tiznit steht, hatte im Laufe der Zeit mehrere Funktionen (Verwaltung, Gefängnis, Ausbildungszentrum und Stadtpark). Errichtet auf mehr als 6.000 qm, geschützt durch eine große Mauer aus geschlagener Erde (Lehmziegel) mit fünf Verstärkungstürmen, überblickt und sicherte sie die “Blaue Quelle”.

Außerhalb der Mauern ragt ein ganz besonderes Minarett in den Himmel. Es ist das Minarett der Grande Mosquée, der Großen Moschee, „Jamaâ Al Kabir“. Es ist gebaut im Stil der Sahel-Moscheen, nämlich mit Holzpfählen gespickt. Diese Stangen wurden von den Maurern seinerzeit an Ort und Stelle belassen, um ihnen bei der Arbeit zu helfen, wie bei einigen sahelischen Moscheen typisch. Die Legende besagt, dass sich hier die Seelen der Toten versammeln. Dieses Gotteshaus ist nur für Muslime zugänglich.

Am Nachmittag drehen wir, weil das Wetter immer noch trocken bleibt, eine Runde außerhalb der 6 km langen Stadtmauer. Es ist schon ein faszinierendes wehrhaftes Bauwerk, das von Sultan Moulay Al Hassan (1873-1894) im Jahr 1882 fertiggestellt und mit 36 vorspringenden Türmen und 8 Stadttoren versehen wurde zum Schutze der Festungsstadt vor den stets unruhigen Berberstämmen des Südens. 

Wir kommen zufällig am Marché Municipal vorbei. Im Schichtbetrieb besichtigen wir. Die Räder und vor allem unsere Chianga im Hänger wollen wir doch keinem Parkwächter „zumuten“. Aber was einen in diesem Marché erwartet, vermutet man nicht. Die Fülle ist erschlagend, wundervoll erschlagend. Und auch draußen kann man beim Warten immer wieder tolle Beobachtungen machen, wer wie ankommt, abfährt, wer was und wie viel eingekauft hat, wie man miteinander umgeht, wie sich der Verkehr und das Gewusele regeln. Man könnte Stunden stehen und glotzen. 

Damit nicht genug. Da immer noch kein Regen in Sicht, radeln wir noch zum Wochensouk etwas außerhalb an der Straße nach Tafraout. Schon weit vorher sieht man bepackte Menschen, die den Bahnhof bevölkern oder auf den Bordsteinen auf Abholung warten. Im Außenbereich des Souks werden wie üblich Stroh und Heu verhökert. Hier geht’s sehr geschäftig zu. Man kauft einen Ballen oder gleich eine ganze LKW-Ladung. Eine Frau hebt gebückt lose herumliegendes Heu auf und stopft es sich in eine kleine Plastiktüte. In Marokko hat man für alles Verwendung.

Und dann mal rein in die Markthallen. Ja, Weiberdonnerstag, ich erwähnte es. Manche Stände sind bevölkert, als hätte Prinz Karneval eine Ladung Strüßjer abgeworfen. Bunt und laut und emsig geht es zu. Die Händler stehen zum Teil auf den Tischen und kniehoch in ihren Waren, rufen mir Unverständliches, preisen an. Und die Kunden kaufen schüssel- und säckeweise. Ein Erlebnis. Auch hier kann man sich völlig frei und unbehelligt umschauen und sich durch die vielen langen Gänge treiben lassen.

Draußen ist auch, wie vorher schon, ein perfekter Beobachtungsposten. Die Menschen fluten nur so in die Halleneingänge rein und raus. Alle möglichen Typen sieht man. Die meisten schleppen ihre Einkäufe selber weg, die Bessergestellten lassen sie sich von einem Helfer mit Karre zum Auto bringen. Und da sind ganze Kofferraumladungen voller Gemüse und Obst die Regel. In diesem Souk geht es außerdem vegetarisch zu, Fleisch wird nicht angeboten, aber davon hatten wir ja heute schon genug im Angebot. Hat übrigens jemand ein Rezept für gebackenen Schafskopf? Womöglich braucht man dafür exquisiten handverlesenen Knoblauch. Ich weiß es nicht, aber der junge Mann mit der Handkarre voller Knoblauch, im Ganzen und in einzelnen Zehen, der häufig seinen Standort im Außenbereich wechselt, lockt immer wieder Scharen von Frauen an, die sich zunächst skeptisch, dann aber doch zugeneigt seinen Zehen und Knollen widmen, und die Haufen in stoischer Gelassenheit durchforsten, streng prüfen, mit der Freundin besprechen, abwarten, wieder prüfen. Also gefühlt arbeitet die marokkanische Frau hier mindestens 15 Minuten an der Knolle, verbringt endlos Zeit mit der Entscheidungsfindung. Was letztlich den Ausschlag gibt für die ein oder andere Zehe, ich bin noch nicht dahinter gekommen. Ich weiß aber sicher, dass derartige Qualitätskontrollen nicht in Einklang zu bringen wären mit einer Vollzeitbeschäftigung, einem großen Haushalt, Kind und Kegel, Hund und Katz. Da muss die Knolle auf Anhieb passen, ein Einkauf zügig abgewickelt sein. Aber wollte man tauschen?

Ein gutes Thema, passend zur „Mädsche-Sitzung“ Kölner Karneval im Fernsehn. Nein, war das wieder gut. Was haben wir zwei gelacht! Und der ganze Saal tobte. Marc Metzger: göttlich. Der Tuppes: hammermäßig. Die Räuber mit ihrem neusten Gassenhauer: meisterlich. Die Bläck Föös: grottenschlecht. Ach, Kölle, Du bes e Jeföhl! Dazu gab‘s Bier aus Büchse und eine Pizza von umme Ecke, echt lecker. 

Tag 34 - 17.02.2023 Freitag

Die Nacht brachte Gewitter und jede Menge Regen. In Tiznit hat es 3 Jahre nicht geregnet, wie uns der Händler an der Blauen Quelle gestern erzählte. Das war dann nachts aber ein Nachholspiel mit Übermenge. Überlänge nicht, da der Regen morgens wieder aufhört. Die französische Nachbarschaft wirbelt, wischt an den Womos herum, was bei uns auch dringend nötig wäre. Trotz Starkregen ist nämlich alles derart eingesaut. Man glaubt nicht, wie der feine gelbe Staub anhaftet, einen verwaschenen Film bildet und nur mit richtig Wischen beseitigt werden kann. Außerdem werden Wäschespinnen aufgestellt und mit Erdankern gesichert. Also, auch wenn die französischen Mitcamper gelegentlich anders ticken als wir, so anders können sie die Welt doch nicht sehen, dass sie Wäscheständer klar machen würden, obwohl Wetterprognosen miserabel wären. Oder es ist der Mülltonnen-Effekt: einer stellt am nicht gewöhnlichen Mülltonnenabholtag einfach mal seine Tonne raus … und setzt damit sofort die ganze Straße unter Druck. Optimistisch nehmen wir aber gerne auf: heute sind die Aussichten rosig. „Stellt der Franzose den Ständer raus, fällt ganz bald die Sonne aufs Haus.“ (alte südfranzösische Bauernweisheit). Es wäre gut, denn die Fotos von gestern in den sozialen Netzwerken von Campern, die unterwegs auf zum Teil sehr gefährliche, riskante und nicht mehr passierbare Streckenabschnitte gestoßen sind, ewig rumstanden, wenden mussten, und das bei teilweise 80 cm Neuschnee, überschwemmten Furten, Sturzbächen von Regen und Nebel, tut so ein Blick auf Wäscheständer richtig gut. Manchmal sind es die kleinen Dinge, die Freude machen. 

So würde uns jetzt auch ein Wischmopp Freude machen bzw. unserem Concördchen. Die Franzosen haben es geschafft. Vorreiter, Vorbilder und Schlechtes-Gewissen-Macher klopfen uns weich. Wir starten zwecks Beschaffung eines Wischmopps, werden auch in den Gassen nach einigem Durchfragen in einem übergut sortierten Haushaltswarenladen fündig. Immer wieder beeindruckend, wieviel in paar qm hinein passen. Erste Versuche am Objekt … und Wim hat den Mopp „gehimmelt“. Ja, das ist eben kein Qualitätsprodukt von Gardena oder gar eines aus der Profiserie von Kärcher. Jedenfalls wird der Werkzeugkoffer benötigt, Wim ist beschäftigt erstmal. Mir fällt meine Mutter ein: „Wenn Frauen so mit ihren Sachen umgehen würden wie Männer, hätten wir nix Funktionierendes mehr im Haushalt.“ Ich muss lachen, mein armer Wim, der muss sich auch dauernd was anhören. Aber mit dem Mopp ist er nunmal nicht achtsam umgegangen, das verzeihen diese Dinger nicht. Ich verzeihe, bin ja kein Mopp, meistens nicht, jedenfalls. Als er wieder einsatzfähig ist, natürlich konnte Wim ihn flicken, steht wenig später unser Concördchen mit glänzender Außenhaut da und blinkt im Sonnenschein. So stark wohl, dass Momo angelockt wird und im Auto auftaucht. Irgendwie wirft er uns einen verheißungsvollen Blick zu, öffnet die Heckklappe: „Couscous, vous voulez?“ Welche Frage. Natürlich. Ja, heute ist Freitag, Couscous-Tag, und seine Frau hat uns eine ganze Ladung fein traditionell zurecht gemacht. Also es fehlen einem die Worte. Er drückt uns eine Platte Größe XL in die Hände, ein Glas mit Sauce, wünscht guten Appetit und verabschiedet sich sichtlich amüsiert, dass seine Überraschung gelungen ist. Und es ist köstlich.

Gegen Nachmittag satteln wir nochmal und fahren am Ortsende zu den freien Ruinen-Flächen, die wir oft besucht haben, als unser Bazou noch bei uns war. Er brauchte ja sehr viel mehr Freilauf als unsere Chianga. Hier konnte er immer frei mal einige Runden drehen. Chianga sucht sich nur ein Käckel-Plätzchen, steigt dann wieder zu im Fahrradanhänger. Nur wenige Meter weiter ist der Lärm der Stadt schlagartig abgeschaltet. Die Oasengärten sind hergerichtet, werden gepflegt, hier und da ein Ibis mit seinem strahlend weißen Federkleid. Es ist frisch, aber keineswegs kalt auf dem Rad, obwohl schon fast Abend ist. Eine kleine Gärtnerei liegt auf dem Weg. Wim schaut sich natürlich um und ist total erstaunt über die Ordnung und die vielen unterschiedlichen Gehölze und Pflanzen. Auch Stiefmütterchen und Geranien warten schon auf Blumenfreunde. 

Im großen Kreis fahren wir um Tiznit herum. Jetzt wird es wirklich karg. Man sieht, warum Tiznit „Wüstenstadt“ genannt wird. Ein paar Hunde streunen herum. Sie bleiben mit leicht ängstlichem Blick abwartend stehen. Jeder einzelne rührt einen. Im Gegensatz zu diesen Beldis, wie man die Rasse auch nennt, sind da die Deutschen Schäferhunde eine ganz andere Nummer, was sogleich auch bestätigt wird durch den wachhabenden Burschen auf einem Dach des Städtischen Wasserwerks, der sich weniger durch ängstlichen Blick hervortut, eher durch beherztes und lautstarkes Auftrumpfen. Da er aber offenbar keinen Zutritt nach außen hat, könnte man es wagen, hier Wasser an der Entnahmestelle zu fassen. Ein freundlich winkendes Paar auf einem Moped weht an uns vorbei, ein Mädchen auf Rad, recht einsam hier, und trocken, selbst die Furt, die anderenorts in Marokko völlig überflutet wäre. 

In der tellerflachen Einöde stehen riesige Reklameschilder. Häuser werden offeriert. Große Bauvorhaben kündigen sich an. Der Bedarf wird da sein, vermutlich demnach auch die Mittel künftiger Bauherren. Man weiß es nicht. Jedenfalls steht schon mal ein großes Gebäude da, ein Schwimmbad. Die Hauptstraße, auf die wir nach links abbiegen, hat auch schon eine Radspur. So nähern wir uns gefahrlos dem Stadtkern. Ein neues Bild von Tiznit gewinnen wir, auch weil wir jetzt schon an einigen sehr noblen Einfamilienhäusern und schicken Cafés vorbei radeln. 

Über eine prächtig bepflanzte breite Straße, von der die gewohnten Gassen abgehen, stoßen wir auf die Parkanlage vor der Stadtmauer, sitzen etwas auf einer Bank und beobachten die bunte Vielfalt der vielen Menschen, die herum flanieren oder zusammensitzen.

Durchs abendliche Gewimmel geht es zunächst zum Kringel-Bäcker, heiße Ware abholen, und sodann zum Womo zurück. Da darf man nicht ängstlich sein als Radfahrer. Alles was Beine und Räder hat schwirrt kreuz und quer über die Straße, dennoch in irgendeiner schadensbegrenzenden Ordnung. Die ist nur dann nicht mehr gegeben, sollte man eines der zahlreichen, miserablen Schlaglöcher erwischen oder einen der vielen sehr tief liegenden Kanaldeckel überfahren wollen. Dann aber „Nacht Mattes“, würde der Kölner mitfühlend von sich geben. Es geht alles gut, was auch so bleibt, denn der Abend bietet im TV die erste Ausgabe der neuen Staffel „Let‘s dance“. Yeah!

Tag 35 - 18.02.2023 Samstag

Der heutige Tag steht ganz im Zeichen der Pflege:

Körperpflege > Raumpflege > Kontaktpflege > Augenpflege.

Ein Tag also voller Achtsamkeit und Selbstfürsorge. Puuuuh ….

Das Beste aber: Sonnenschein. 

Und Sangria mit unsäglich saftigen süßen paradiesischen Orangen. 

Selbstverständlich „Häppchen-Time“. 

Mehr gibt‘s nicht zu erzählen. 

So ist das eben in den pflegenden Berufen. 

Jeder braucht‘s, aber keinen interessiert‘s. ;-)

Tag 36 - 19.02.2023 Sonntag

Und zack: es ist wieder Wetter! Gutes Wetter! Wim fühlt sich sofort aufgefordert, unseren Claim abzustecken. Vorkommen eines abbauwürdigen Minerals lassen sich zwar nicht annehmen, aber angesichts eines Sonnentages, den wir im Außenbereich genießen könnten, fährt Wim unsere Markise aus und fixiert mittels vermessungstechnischem Gerät, dem Augenmaß, fachmännisch unsere Markisenstangen mit Erdankern im Erdreich. Ja, wofür hat man die Dinger, nicht nur, um einen Aufbewahrungsbeutel aus Stoff in der Heckgarage durchzuscheuern. Selten genug bocken wir in der Art alles auf. Es lohnt meistens nicht. Aber heute bahnt sich ein unsportlicher Tag am Womo an, tendiert bewegungstechnisch eher gen Null, dafür aber fleischlos. Faulenzen ist Programm. Aber das gelingt mir immer nur begrenzt. Sport muss nicht sein, aber ohne Denksport geht es wirklich nicht. 

Glücklicherweise fällt mir ein, dass ich etwas zusammentragen wollte über die marokkanischen Hunde, die Beldis. In Tiznit zeigen sie sich überhaupt nicht innerhalb der Stadtmauer. Außerhalb konnten wir gestern welche sichten. Aber wir hatten an anderen Orten bisher ja reichlichst Gelegenheit, sie in allen nur denkbaren „Ausfertigungen“ kennen zu lernen. Es sind so unglaublich treu und lieb guckende Hunde. Schön und hochbeinig stehn sie meist still, wenn man sich nähert, unterschiedlich in ihrem Verhalten uns Menschen gegenüber. Manche eben mutiger als andere, manche abwartend und extrem scheu, andere forscher und offener. Aber keinen einzigen erlebten wir mit einer Spur Aggressivität. Vom Grunde her sind diese Hunde ganz gewiss dem Menschen sehr zugetan, eher als einer Herde Vieh, ihre Passion wird das Schmusen sein, da sind wir sehr sicher. Und diese Erkenntnis macht das Reisen im Land für Hundemenschen, zumindest was die Küstenregionen anbelangt, alles andere als einfach.

Irgendwie weniger rührt einen ein forsches Auftreten eines Aïdi, neben dem Sloughi die einzige vom FCI anerkannte marokkanische Hunderasse, wenn einem diese robusten kräftigen Atlas-Schäferhunde mit ihrem dichten Fell in vielen Farbvarianten in den Bergen und Hochebenen des Atlas begegnen. Man weiß, sie haben meistens einen Job, bewachen nicht nur die Herden, sondern auch die Lager der umherziehenden Nomaden. Die Hunde sind eng mit Hirten und Halbnomaden des Bergmassivs verbunden. Es ist ihre Berufung, die Zelte sowie alles Hab und Gut ihrer Herrn zu beschützen und gegen gefährliche Raubtiere zu verteidigen. Sie leben in einer Zweckgemeinschaft, und wir nehmen daher gerne an, sie werden versorgt. 

Solch eine Zweckgemeinschaft fehlt den Küstenstreunern, den Beldi-Hunden, gänzlich. Irgendwie taugen sie zu nichts, finden keine „Anstellung“, und damit auch kein geregelt Wasser und Brot, geschweige denn Anerkennung, Wertschätzung oder gar Liebe und einen Schoß, Hände, die sie streicheln. Das Bewusstsein der Marokkaner für das, was Hunde geben können an Treue und Freude, Trost und auch Sicherheit, ist wenig ausgeprägt, auch wenn wir auf allen Reisen durch Marokko bisher großes Interesse an unseren Hunden erlebt haben. Allerdings denken wir, das ist eher der gewissen Größe und dem imposanten Auftreten eines oder damals gleich zweier Ridgeback geschuldet, die dann auch noch in Fahrradanhängern durch die Lande gezogen werden. 

Wie auch immer, es gibt sie nun mal, diese wunderhübschen, melancholisch dreinguckenden Hunde, die Beldis, und hier jetzt das Wenige, das ich über sie finden konnte: 

 

Beldi - von arabisch baladun ('Land'), frz. le bled, ist im Marokkanischen die Bezeichnung für alles, was vom Lande stammt, für das Einheimische, das Rustikale, Gute, Echte und Wahre, das Ländlich-Sittliche, das Authentische. 

In den für Marokko typischen Straßenhunden finden sich die Gene beider marokkanischer Rassen, die der Galgo-artigen Windhunde (die Sloughis) und die der zotteligen Atlashirtenhunde (die Aidis). Die Beldis sind mehrheitlich langbeinig und langnasig, intelligent und verschmust und immer mit sehr ausdrucksvollem Gesicht. Das Wort "baladun" stammt übrigens von den Römern, "palatium", hat somit dieselbe Wortwurzel wie unser Wort "Palast" und wie die „Pfalz". So klein ist die Welt ...

Ein aktueller kanadischer Dokufilm über die Beldidogs - CLEBS - wurde im Februar 2020 auf der Berlinale gleich zweifach preisgekrönt („Favorit der internationalen Jury" und „Gläserner Bär"). Regisseurin ist die marokkanisch-schweizerische Filmemacherin Halima Ouardiri. Hier für Interessierte ein Link zum Trailer:

https://www.youtube.com/watch?v=pC5gHsH4zHI

Leider habe ich von unterwegs noch nicht wirklich herausfinden können, wie ich an die Vollversion des Films kommen kann. Jeder Hinweis dazu ist sehr willkommen. 


Und schon erhalte ich einen möglicherweise "sachdienlichen" Hinweis:

Liebe Eva,
vielleicht kann ich helfen. Der 18 minütige Kurzfilm Clebs ist hier verfügbar:
https://watch.eventive.org/taf/play/60765437eb7a1700933a7653/60764895bbaf5000295e43d4
Allerdings ist der Zugriff regional auf Canada limitiert. Aber mit der Nutzung eines VPN durchaus möglich. Habe es selbst nicht ausprobiert weil unterwegs und mein Zugang zu meinem NordVPN habe ich nur auf dem Mac zu Hause.
Einen Versuch ist es wert!

 

Ggf. ist jemandem ein Zugriff möglich ?!?

Danke herzlich für den Link !!

Und last but not least:

unsere Seite über unsere persönlichen Erfahrungen zum Tierschutz in Marokko:

https://www.tagpfluecker-on-tour.de/morocco-animal-aid-maa/

Erbarmt Euch … auch wenig ist so viel !

Tag 37 - 20.02.2023 Montag

Heute ist Rosenmontag. Zuhause sind unsere Jungs schon zum „Zoch“ unterwegs, der eine in Köln bei blauem Himmel, der andere in Düsseldorf, etwas grauer. Die Jecken werden Spaß haben nach der langen Corona bedingten Auszeit. Auch wir können uns freuen, abends dürfen wir bei der nächsten TV-Sitzung dabei sein. Wenn sie so gut wird, wie die am Weiberdonnerstag, dann gibt‘s richtig was zu lachen. Jetzt erstmal erfreuen wir uns an dem tollen sonnigen Wetter in Tiznit, immer noch Tiznit. Heute ist der 20., bis dahin hatte uns Momo die Fertigstellung der Polster versprochen. Während wir überlegen, wann wir vorbei radeln, erscheint eine junge Frau, sie hat mehrere große Tragetaschen dabei, bietet ihre Arbeit als Waschfrau an. Wir haben das noch nie gemacht, es ist mir irgendwie „komisch“, unsere schmutzige Wäsche einem anderen aufs Auge zu drücken. Aber mittlerweile hat sie sich doch angehäuft. Außerdem wäre es toll, das Gelumpe, das als Hundeschutz auf den Polstern liegt, würde mal kurz durchgewaschen, damit es frühlingsfrisch auf die neuen Polster gelegt werden kann, wenn diese dann endlich kommen. Also packe ich zwei dicke Tüten voll, die Frau bedankt und freut sich sehr, hofft weiter auf gutes Wetter und will Mittwoch alles zurück bringen. 100 DH möchte sie haben, wobei ich nicht genau weiß, ob es pro Tüte ist oder für alles. Aber es ist mir egal, wir werden sehen, selbst pro Tüte wäre es sehr wenig nach unserem Empfinden. Da es viel ist, und sie keine Transportmöglichkeit hat, fragt sie nach Geld fürs Taxi, 7 DH, ich gebe ihr 10 DH, sie zieht sich ihr Kopftuch an, das sie auf dem CP nicht trug, und schiebt freundlich plappernd und winkend ab. 

Auch wir fahren dann mal los. Momos Laden ist voll, etliche Kunden stehen und sitzen herum in dem winzigen Raum. Unsere Polster liegen noch unangetastet auf dem Regal. Also da dreht sich einem schon der Magen um. Wim ist stinksauer, ich versuche, nicht einzustimmen, was nützt es. Hoffen wir auf morgen. Wir beschließen, jetzt jeden Morgen auf der Matte zu stehen und gehörig Druck zu machen. Es drängt sich nämlich der Eindruck auf, wir fallen aus irgendwelchen Gründen in der Bearbeitungsliste immer wieder nach hinten. Mentalität der Menschen hier wahrhaftig in Ehren, aber es ist in solchen Dingen schwer, das „morgen … morgen … morgen“ zu ertragen. Ich bin gespannt, an welchem Mittwoch uns unsere Wäsche wieder erreicht. 

Zerstreuung muss her. Da hilft Fotografieren. Kommt mit, wir ziehen um die Ecken, durch die Gassen, wie immer geheimnisvoll, abenteuerlich und weltvergessen. 

An der Blauen Quelle landen wir. Der Mitarbeiter erkennt uns natürlich, ein Gespräch ist selbstverständlich. Plötzlich kommt freudig rufend eine verhüllte Frau auf uns zu, winkt, umarmt mich, küsst mich, es ist beim zweiten Hingucken unsere Wäschefrau. Ja haste Töne, hier wimmelt es von Menschen in den vielen Gassen und dann sowas. Sie wohne gleich um die Ecke und die Waschmaschine liefe schon. Das lässt hoffen. Mit einem verheißungsvollen „Mercredi“ zieht sie wieder weiter, aber nicht ohne sich nochmal drückend und handküssend zu verabschieden. Aber wir haben sie am Womo auch etwas anders erlebt, als nämlich zwei weitere Frauen auftauchten, die eine ebenfalls Wäschewaschen anbot und die andere, um nach Küchenabfällen oder trockenem Brot für die Tiere zu fragen, was wir aber nicht hatten. Die hat sie ganz schön gescheucht und mir erklärt, wenn man schon wüsste, dass man nichts bekommen könnte, dann soll man gefälligst nicht so doof da herum stehen, sondern gehen, das würde sich nicht gehören. Recht hat sie ja. Ich musste schmunzeln, ich stehe voll dahinter, dass Frau sich und ihr Geschäft engagiert schützt. 

Die gelöste Stimmung nutzt unser Händler, uns doch nochmal in seinen Laden zu bitten, ist ihm doch natürlich nicht verborgen geblieben, dass ich gerne fotografiere und das könne ich ungehindert und ohne Kaufzwang tun, man hätte rein gar nichts dagegen. Na gut, Wim bleibt draußen, ich gehe mit. Durch einen schmalen Flur hindurch tut sich im hinteren Bereich eine quasi begehbare Schatztruhe auf. Irgendwie meint man, das Knarren des alten Truhendeckels zu hören beim Übertreten der Türschwelle. Braucht Dein Leben Farbe - komm nach Marokko. Wunderschön geordnet und in einer wahnsinnigen Vielfalt präsentiert sich dort alles, von Pfeifen über Messer, Säbel, Degen, also so alltägliche Notwendigkeiten, bis hin zu Geschmeide, Spiegeln, Tischen, Flaschen, Kleinmöbeln, und vieles mehr. Ja „und vieles mehr“ füllt jede Theke, jede Vitrine, jede Ritze, üppig und reich verziert. Etliches ist sicher jahrelang nicht bewegt worden. Mal mit einem Staubwedel drüber gehn, wäre nicht übel. Aber es macht rein gar nichts aus. Ein paar weitere Kunden schauen sich um, man kennt sich. Ich solle mir alles ungestört anschauen, absolut frei, könne alles fotografieren, müsse nichts kaufen. Und es stimmt, mir wird nichts gezeigt, mir wird nichts angeboten, es wird nicht gefragt, wofür ich mich evtl. interessieren könnte, geschweige denn etwas umgelegt, was zu mir passen könnte. Also wer Berührungsängste hat, darf sich in diesen Laden ganz sicher gefahrlos hinein wagen. Wobei das natürlich auch ganz geschicktes Verkaufstalent ist, denn wohlwissend, dass „Druck ausüben“ zumindest bei deutschen Kunden eher selten zum Erfolg führt, lässt man erstmal laufen, im wahrsten Sinne des Wortes, beobachtet, ist da und auch wieder nicht, um dann irgendwann gnadenlos „zuzustoßen“. Ich grinse in mich hinein, und mein Blick fällt auf eine lange Kette aus grünen Steinchen, die einsam an einem Spiegel hängt. Sie ist mir zu lang, ich mag so ein Gebaumele nicht, farblich aber perfekt, ich liebe die Farbe Grün, passt hervorragend zu meiner Augenfarbe, wie ich sehe, nachdem ich sie mir umgelegt habe, alleine selbstverständlich. Die Argusaugen des Verkäufers im Rücken spürend, versuche ich, sie mir doppelt um den Hals zu wickeln, was aber nicht gelingt, Kette zu kurz oder Hals zu dick. Und jetzt ist der Moment gekommen, der Händler spürt instinktiv, seine Hilfe wird gebraucht, diese Frau da braucht Hilfe, seine Hilfe. Und natürlich ist er ganz Gentleman zur Stelle, wo kämen wir denn da hin. Alles sei kein Problem, in seiner Werkstatt würde alles passend gemacht, für mich, für mich exakt so, wie ich mir das vorstellte. Und sofort, sei gar kein Problem … und wir wandern in den Nebenraum, in dem ein junger Mann, der aber nur Arabisch spricht, damit beschäftigt ist, silberne Fassungen für bunte ovale Edelsteine zu schmieden. Schnell wird ihm erklärt, was gewünscht würde: Kette zu lang, aus dem Rest ein Armband. Halt halt, der Preis. 450 DH. Das sei ein Festpreis, es seien Edelsteine, Jade, anderswo würde man das nicht unter 700 DH bekommen, es sei viel Arbeit, es würde ja extra angefertigt, es sei ja ganz speziell und werde ganz toll aussehen. Lange Rede, kurzer Sinn: wir einigen uns auf 350 DH. Es waren schwierige Verhandlungen, aber absolut freundliche. Aber man muss ganz schön hart bleiben, selbst wenn das noch gar nicht gekaufte Schmuckstück schon zerteilt auf dem Arbeitstisch des Silberschmieds liegt. Mir jedenfalls macht das „Geschäft“ kein schlechtes Gefühl … und meine neue Kette mit passendem doppelten Armband viel Freude, wohl sicher über den Rosenmontag hinaus. 

Mit einem Sack voll frischer dicker Bohnen und einer mittleren Ladung kleiner Kringel ziehen wir wieder zum Womo. An dicken Bohnen essen wir schon seit Tagen, wie man so sagt. Wim entdeckte nämlich noch ein Päckchen Speckwürfelchen im Gefrierfach, und die mit Bohnenkraut an dicken Bohnen auf Kartoffel, ein Gedicht - und fast fleischlos, sozusagen. So verfliegt letztlich der Polsterfrust in der Bohnenlust, jedenfalls bis auf Weiteres. 

Tag 38 - 21.02.2023 Dienstag

Heute ist Veilchendienstag, für die Jecken in Köln damit eine Art „Trauer- und Opfertag“. Heute um Mitternacht wird nämlich der Nubbel verbrannt, eine meist komplett gekleidete, mannsgroße Strohpuppe, die schon seit Beginn des Karnevals an oder in Kneipen hängt und darauf wartet, in Flammen aufzugehen.  Begleitet wird der Nubbel bei seinem letzten Gang von übergroßer Trauer und Wehklagen der umstehenden Jecken darüber, dass nun die Zeit des Karnevals vorbei ist. Allerdings gehen mit dem Nubbel auch die „Vergehen“ der Jecken in Flammen auf, die sie an Karneval begangen haben. Der Nubbel hat Schuld an allem und jedem und muss brennen. Vehement fordert die ganze Sippschaft das ein. Ganz schön praktisch, hin und wieder mal derart aufzuräumen. „Schall und Rauch“ nehmen alles weg und mit und stellen damit „alles auf Anfang“, und der Aschermittwoch kann kommen. Wir trauern auch. Polstermäßig gibt es nämlich immer noch nichts Neues zu vermelden, außer dass aus dem verbrieft und besiegelten 20.02. nun der 25.02. geworden ist, was man evtl. mal notariell beurkunden lassen sollte.  Allmählich drückt eine CP-Lethargie auf unser Gemüt. Reisemobil ist uns einfach lieber als Stehmobil. 

Wir drehen eine kleine Runde zur Nouvelle Kissaria des Bijoutiers und kommen so auf andere Gedanken. Das Stadtbild des herrlichen Städtchens Tiznit ist geprägt von unzähligen Geschäften und Dienstleistungsunternehmen aller Art. Es gibt so viel zu sehen, man kommt aus dem Staunen nicht mehr raus. Und das natürlich erst recht vor den Schaufenstern der Schmuckgeschäfte. Tiznit, die Silberstadt, in der einst zahlreiche jüdische Silberschmiede arbeiteten, hat sich zum Zentrum des Kunsthandwerks der Gold- und Silberschmiede entwickelt. Nirgendwo findet man so viele Silberschmieden, mittlerweile zu einer Kooperative zusammengeschlossen. Das Silber bezieht man übrigens überwiegend aus der Provinz Taroudannt. Obwohl die Silberproduktion heutzutage eine untergeordnete Rolle spielt, kann man sich gehörig die Nase plattdrücken am riesigen Angebot an feinst gearbeiteten Schmuckstücken. Filigran ziseliert und mit Edelsteinen besetzt blitzt und flirrt Glanz hinter den Glasscheiben und man kann sich sehr gut vorstellen, wie hinreißend zauberhaft eine dunkeläugige Schönheit sie zu Leben erwecken und erst richtig zum Strahlen bringen kann. Denn im Leben einer Berber-Frau spielt der ästhetische Charakter der vielfältigen Schmuckstücke, die übrigens von Generation zu Generation weitergegeben werden, eine große Rolle. Zum einen trug die Berber-Frau ihren Schmuck als sichtbares Element ihrer ethnischen Identität, zumindest indirekt auch, um ihre Stellung, was Ehestand, Reichtum und soziale Hierarchie anbelangt, zu verdeutlichen. Zum anderen hatte er auch eine praktische Funktion, da er als Schließe Kleidungsstücke, die traditionell aus nicht vernähten Textilstücken bestanden, zusammenhielt. Die Schmuckstücke wurden sowohl im Alltag, aber natürlich besonders zu wichtigen Anlässen, z. B. Hochzeiten oder lokalen Festen (Moussem), getragen. Sie waren äußerst geschätzte Wertobjekte der Frauen und wichtiger Teil der Brautgaben, die sie auch - und das ist doch sehr interessant - selbstverständlich nach einer Scheidung behalten konnten … wobei man jetzt natürlich mal etwas nachlesen müsste über Berber-Frauen und Scheidung, vermutlich ein wenig rosig und erbauliches Thema. Na ja, sofern sie dann wenigstens ihren Schmuck behalten durften … zumal dem Silberschmuck eine „segensspendende“ Kraft (baraka) nachgesagt wird. Da der schwergewichtige Berber-Schmuck neben Email, Korallen, Bernstein, Glas, Elfenbein und Halbedelsteinen hauptsächlich aus Silber bestand, war ja für reichlich Segen gesorgt. Allerdings wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jh. die Tradition des Berberschmucks allmählich zugunsten anderer, meist aus Gold gefertigter Schmuckstücke aufgegeben. Segen … ade. 

Tag 39 - 22.02.2023 Mittwoch

Auf unserer „Tour de Tiznit“ fehlt uns noch ein ausgiebigerer Besuch des Place el Méchouar bzw. des sich hinter bogenförmigen und Schatten spendenden Arkadengängen dahinziehenden großen überdachten Souks, in dem hinter gelb umrandeten blauen hölzernen Türen unsagbar viele Artikel angeboten werden. Hier können wir unsere Räder mit hineinnehmen, nachdem wir die Parkaufsicht eines Warnwestenmanns auf dem für marokkanische Verhältnisse ungewöhnlich großen Platzes vor dem Dar el Makhzen (einst Khalifa-Residenz), über dessen Eingangsportal die marokkanische Flagge weht, dankend abgelehnt haben. 

Wiedermal erschlagen von Farben und Freundlichkeit und Ordnung und Fremdartigkeit schieben wir uns durch die Gänge. Die Händler hocken irgendwo zwischen ihren Waren, oft total getarnt, kaum auszumachen, werden Teil dessen, was sie verkaufen wollen. Die neuste Mode hängt aus, farbenprächtig auch viele Kleidungsstücke, die Traditionen entsprechen. Babuschen schreien förmlich „kauf mich“ und ein Shop jagt den anderen. Schneider öffnen gerade ihre winzige Werkstatt, Tore knarren, überall wird gegrüßt, es wird Staub gewedelt und an etlichen Stellen bereitet man sich für sein Gebet vor, wäscht sich die Füße, rollt kleine Teppiche aus. Aber selbst während dieser „Arbeit“ werden wir gegrüßt, man lacht uns zu, fühlt sich respektiert. Umgekehrt ebenso. Eine ältere rundliche verhüllte Frau legt plötzlich ihre Hand mit festem Druck auf meinen Arm und flüstert mir etwas zu, fragt, ob ich Französin sei, fällt mir fast um den Hals, als sie hört, ich bin Deutsche, geht mit mir im Arm ein ganzes Stück und berichtet jedem, der ihr begegnet, wen sie da wohl im Arm habe. Ich vermute es so. Es ist jedenfalls wieder eine so herzerwärmend und auch lustige Erfahrung, in keiner Weise befremdlich, im Gegenteil. Berührungsängste sollte es nicht geben, die braucht kein Mensch.

Das ist auch in den Gassen, in die wir anschließend entschwinden, nützlich, sich frei von irgendwie gearteten Ängsten hindurch zu wurschteln. Einfach mitmischen, einfach vorbehaltslos sich an dem erfreuen, was so passiert, was man entdeckt. Offenheit bereichert ungemein, die eigene ist schon mal ein guter Anfang, und wir können auch heute wieder randvoll mit Erinnerungen an liebenswerte Blickkontakte, Zwei- oder Mehrwort-Gespräche und Horizont erweiternde Erkenntnisse zum Concördchen zurückkehren, schlagen uns zwei Eier in die Pfanne zu einem Rest tomatigem Gemüseallerlei, so als marokkanische Shakshuka für Anfänger. Da ist noch Luft nach oben … auch was das sehr gelungene Aufeinandertreffen mit norddeutschen Campingfreunden anbelangt: Monika und Peter (und Freunde) … "pumare.de" und "tagpfluecker-on-tour.de", das passt. Es war sehr schön mit Euch! Bleibt unterwegs weiter gesund und munter. Wir lieben es, wenn‘s passt ;-) und man sich bei einer Begegnung nicht fühlen muss, als stecke man in einer zu engen Hose. 

Tag 40 - 23.02.2023 Donnerstag

Mittlerweile herrscht ein reges Kommen und Gehen. Mal hängt das Schild „complet“ an der Schranke, dann wieder darf ein Schwung Womos rein. Man merkt, dass vermutlich überflutete Straßen und unpassierbare Routen befahrbar sind und die Womos, statt in sicheren Lücken abzuwarten, rumschwirren können. Es tut sich ansonsten nicht viel hier bei uns im selbstgewählten Ruhestand, wir würden auch gerne weiter. So wie gerade die beiden Phoenixe, die winkend vorbei fahren. Peter und Monika und Freunde treibt es weiter gen Süden, man sieht sich … Und man sieht auch unsere österreichischen FB-Freunde Helmut nebst Gattin, die sehr Marokko Erfahrenen, und später noch Uwe und Brigitte, die auf dem benachbarten CP ein Plätzchen gefunden haben und nur mal bei uns vorbei schauen wollen. Sehr schön und lustig, statt virtuell miteinander zu „verkehren“, sich mal in „echt“ gegenüber zu stehen. 

Übrigens bringt Momo am Nachmittag unsere Polster vorbei, nachdem wir sein Atelier morgens etwas unfreundlicher besucht und aufgemischt hatten. Sie sehen toll aus, leider waren aber keine Polsterknöpfe angebracht. So muss er sie wieder mitnehmen. Morgen … puuuh. 

Termingerecht war bisher nur unsere Wäschefrau. Sie kam tatsächlich gestern wie angekündigt, alles schön frisch gemacht, leider aber nicht wirklich trocken. So häng ich die Klamotten auf Bügel an unsere Markise. Wir sehen jetzt zwar aus, als hätten wir einen Klamottenladen eröffnet, aber egal. Die Polsterauflagen aus dünnem Kunstfell mit gummiertem Anti-Rutsch-Rücken, die locker in jede Waschmaschine passen, hat sie ungewaschen zurück gebracht, ihre Maschine sei zu klein. Ja, sag mal Mädchen, dann muss man, was Wim dann erledigt, in einem Bottich „durchziehen“, man gibt keinem Kunden Unfertiges zurück, man macht sowas nicht, man tut alles für sein Unternehmen und die Kundenzufriedenheit, man möchte doch verdienen. Ich glaub, ich muss mal coachend auf die Sprünge helfen. Aber es ist grundsätzlich alles sehr liebenswert und mein Coaching-Gedanke auch mehr ein Witzchen und keineswegs Zeichen der Unzufriedenheit. Ich freu mich über jede Frau, die sich irgendwie „auf den Weg macht“. 

Tag 41 - 24.02.2023 Freitag

Tag 42 - 25.02.2023 Samstag

Die beiden Tage können wir wieder zusammenfassen. Wettermäßig verlaufen sie bestens, sonnig und warm. Wir können draußen sitzen, bisschen radeln, besuchen die FB-Freunde auf ihrem Platz am anderen Ortsende, quatschen schön zusammen, und auch an unserer Womo-Tür „klingeln“ weitere Gruppenmitglieder. Lustig ist es. Aber auch so anders als unsere bisherigen Touren, die quasi, wie soll ich sagen, „ohne Außenkontakt“ nur aufs Reiseland bezogen verliefen. Aber wenn man so lange auf einem CP steht, dann ist das eben ein anderes Reiseleben. Sehr gewöhnungsbedürftig, nicht weniger schön, aber anders. Wobei es allerdings nun mal sehr sehr sehr bald wieder mit uns auf den Asphalt, oder die Piste, egal, gehen muss. Genug ist genug. 

Und damit sind wir bei dem Punkt, an dem sich die beiden Tage doch erheblich voneinander unterscheiden. Denn Wim entscheidet Samstag morgen, den Schneiderladen aufzumischen, aber sowas von aufzumischen. Er macht seine „Aufwartung“ und gräbt aus der Warteschleifen-Ecke im winzigen Raum unter vielen anderen Sitzen und Polsterbergen unsere Sitze raus, stellt sie mitten in den Laden und probt den Aufstand, läuft sich schon mal warm, so innerlich, bis Momo, le Patron, erscheint, um dann kurz vor einer Explosion zu stehen. Er nötigt ihm quasi die Zusage ab, heute noch unseren Kram fertig zu machen. Diese unsere Sitze würden nur noch in Richtung Nähmaschine und dann Richtung Concördchen bewegt, nirgendwo sonst hin. Nun ist Wim ja eigentlich ruhiger, wenn auch nicht gelassen, eher enttäuscht in solchen Situationen und nur nach innen hinein „auf 180“. Aber scheinbar kehrt er jetzt alles nach außen, und zwar so wildentschlossen und eindeutig, dass Momo es, auch aus Angst um Inventar und Leben, nicht wagt, unsere Sitze wieder irgendwo hinten anzustellen. Der Knall, mit dem Wims Geduldsfaden gerissen ist, war für ihn wohl unüberhörbar. 

Nun gut, einigermaßen gelöst harren wir den Rest des Tages weiter der Polster, die da kommen - oder auch nicht. Und gegen Abend kommt die erste Ladung, und zwar mit Knöpfen. Der junge Mann bestückt unser Womo, wie immer sehr lieb und freundlich, aber zunächst auch sehr geknickt und bedröppelt. Tadellos genäht und sehr schön sieht es aus, nicht so ganz anders als vorher, was natürlich daran liegt, dass wir keinen Farbwechsel haben, die neue Polsterfarbe ist auch wieder leicht himmelblau-grau. Das steht dem Concördchen einfach am besten. Die Sitze werden zweifarbig, für die stark beanspruchten Stellen haben wir einen dunkleren Stoff gewählt. Mal sehn, wie es so wird. Aber nicht mehr heute … denn Momo kommt, fast schon kriechend: morgen, morgen alles fertig, morgen 5 Uhr, alles fertig, morgen … und nimmt seine Couscous-Platte nebst Saucenglas wieder mit, denn gestern, Freitag, hatte er uns zum zweiten Mal Couscous serviert. Was soll man mit dem Mann machen … impfen vielleicht, mit einem Mittel gegen Strukturlosigkeit … ach ja wir schmunzeln, gibt Schlimmeres, aaaaaber wenig! ;-) 

In der Abendsonne, in der alles nochmal viel wunderschöner und exotischer erscheint, radeln wir später noch über die Hauptstraße in unserer Ecke, kaufen etwas Gemüse ein und ein paar von den riesigen getöpferten sehr dekorativen Schalen. Und der junge Mann im Laden grinst, er erkennt mich. 2020 habe ich dort auch eingekauft. Und er zeigt mir genau einen der Teller, die ich damals ausgesucht hatte. Da fällt einem nix mehr ein … 

Tag 43 - 26.02.2023 Sonntag

Der Tag beginnt mit dicken Eiern. Der Tag endet mit dicken Hälsen. 

Vorstellbar, was passiert? Ja genau: nichts! 

Erwähnenswert bleiben aber die dicken Eier. Unglaublich, was die legenden Hühner für Qualen auf sich genommen haben müssen, um solche monstermäßigen Eier raus zu quetschen. Also diese Pressphase war bestimmt vom Feinsten. Jedenfalls schaffen unsere Eierbecher es gerade so, den gestern gekauften Sonntagseierchen Halt zu geben, damit wir lustvoll über diese Doppel-Dotter-Variante herfallen können. 

Den Nachmittag versüßen wir uns mit einer Kopfstudie unseres Chianga-Mäuschens und ein paar Teilchen (alle zusammen für 6 DH) und warten und warten, warten auf Sitze, auf Sitze die nicht kommen. Gegen Abend bereiten wir mit letztem Fünkchen Hoffnung alles vor, räumen komplett alles weg, damit für Einbau der Sitze Bahn frei und nichts Störendes im Weg ist. Wir kochen nichts, wollen nachher eine Pizza holen. So sitzen wir im Womo, zunehmend hungrig, wütend, wartend. Du bist nicht Du, wenn Du hungrig bist … und so radelt Wim nochmal zum Polsterer unseres Vertrauens. Frag nicht, was sich da dann abgespielt hat. Ja, man würde alles heute noch machen, alles heute noch, heute. Irgendwann, nicht mal mehr Konzentrationsvermögen für den Wiener Tatort vorhanden, schmiert Wim uns ein Käsebrot, zwei geht nicht mangels Masse, kein Brot im Haus, anschließend ein paar Kräcker mit Thunfisch aus der Büchse mit korrespondierendem Bitburger, ebenfalls aus der Büchse. Ich genehmige mir noch zur Beruhigung eine Tüte, nein, keine, die in Rauch aufgeht, aber genauso schädlich: Chips. Wim reißt sich eine zweite Büchse Bier auf. Wir lecken unsere Wunden aus Enttäuschung und Frust und Hilflosigkeit, während Tim Mälzer es tatsächlich schafft, uns mit seiner "Kitchen Impossible" zu amüsieren. Polster Impossible … morgen. 

Tag 44 - 27.02.2023 Montag

Was der heutige Tag bringen mag? Kurz vor 12 Uhr schlägt‘s 13 und die Antwort naht: Die Sessel kommen. Momos Mobil rollt an. Seine zwei Sonnyboys strahlen, dass es nur so durch die getönten Scheiben blitzt. Zaghaft prüfen sie unsere Gesinnung und Stimmung, bevor Sie uns mit zigfachem Heben ihrer Daumen immer wieder versichern, wie toll alles geworden sei. Na, dann mal hereinspaziert in die gute Stube. Kräftig zupackend wird der Fahrersitz ins Innere des Concördchens gestemmt. Wim schraubt zunächst den Gurt wieder fest, bevor der Sitz auf dem Sitzblock verschraubt wird. Währenddessen wird der Beifahrersitz reingehievt. Alles geschieht ohne jede Schramme, ganz sorgfältig. Und dann stehn sie da, die zwei neuen Sessel, es gefällt uns sehr gut, die Stoffauswahl ist klasse und praktisch, alles wirkt sehr harmonisch und gemütlich. Gemütlich muss es sein, unbedingt! Und die Jungs schieben wieder ab, kämen am Nachmittag nochmal, um die Klettbänder anzubringen und damit die Polster zu fixieren. 

Die Ziegenkäsefrau erscheint noch mit ihrem Einkaufstrolley voller Käse. Zwei runde kleine Laibe kaufe ich ihr ab für 30 DH. Viele andere Mitcamper kaufen auch. Sie freut sich sichtlich. In der Sonne genehmigen wir uns einen Aperol. Ach, ist das Leben schön, wenn man die Bude aufgeräumt hat … na ja fast, sagen wir mal. 

Aber gegen 16 Uhr naht der Schneider-Helfer mit Klettband, Tacker und Schere und los geht‘s, Endspurt. Sorgfältig richtet er alles aus, gibt sich viel Mühe, was wir so aber auch schon vom letzten Mal kennen. Und dann erscheint Le Patron Momo himself mit dem Rest Stoff auf Rolle. Er ist so ein Kindskopf, dem kann man einfach nicht wirklich böse sein. Wie immer mit total viel „Schiss“ vor Chianga sichert er zunächst die Lage, aha, Chianga in the box, dann kommt er rein und begutachtet sein Werk. Alles bestens. Und er hat noch 4 kleine Kissen für uns dabei. „Cadeaux“ seien sie, auch das kennen wir vom letzten Mal, da waren es aber nur 2 kleine. Aber egal, wir müssen sie ohnehin, obwohl sie natürlich dekorativ sind, weglassen, zum einen sind sie Marokko typisch richtig fest, da knallvoll gefüllt, und zum anderen stören so viele Kissen im Womo, trollen nur herum und müssen von einer Ecke in die andere umgepackt werden. Lästig. Aber für die Fotos werden sie selbstverständlich drapiert. Zunächst macht Momo das, Marokkaner richten sie anders aus, als ich das tue, auch interessant. 

Nächste Ansicht wird aufgebockt: Version „nur in Schönwetterphasen reisendes haustierfreies kinderloses Ehepaar“. D.h. alle Kissen drauf, keine Schoner, keine Falten irgendwo. 

Nächste Ansicht wird hergerichtet: Version „alltagstaugliche schmuddelwettergeeignete Mal-Fünfe-gerade-sein-Lasser mit Hunden“. D.h. möglichst wenig Kissen, Schoner wo auch immer möglich. 

Ausstehend noch: Version „Heut ist es mir mal schittegal“ … wird sich von alleine ergeben. 

Momo jedenfalls schnappt sich beim Weggehen noch meine beiden geliebten, mit Federn gefüllten Kissen mit dem immer passenden maritimen Druck. Er meint, sie seien viel zu dünn, ich finde es gut, er glaubt, ich ziere mich nur, nein, mir sind die exakt passend, nein nein, er werde sie füllen, mal ordentlich. Was will ich machen? Ehe ich sie ihm entreiße und ihn enttäusche, lass ich ihn damit ziehen. Die zurückgebrachte Stoffrolle geht ebenfalls wieder mit ihm in seine Werkstatt, es fiel ihm nämlich ein, er könne uns noch eine Tischdecke klöppeln. „Cadeaux“, alles „Cadeaux“. Morgen … morgen aber wirklich alles fertig.

Tag 45 - 28.02.2023

Heute steht eigentlich nur vernünftig packen auf dem Plan, ein paar Einkäufe sind zu tätigen, wie Fleisch zum Einfrieren besorgen, Telefonkarten aufladen. Unser letzter Tag in Tiznit. Früh saust Momo heran. Die Tischdecke. Er probiert sie an, passt wie angegossen. Flott ist er wieder weg, Auflage Plastik am Nachmittag, aha, da kommt also noch was. 

Wir setzen uns in Bewegung. Außerhalb der Stadtmauer radeln wir irgendwo herum. Entlang einer breiten Straße stehen etliche kleine überdachte Karren, an denen Händler bündelweise Minze anbieten. Die ganze Luft riecht nach Pfefferminze. Sie besprühen ihre grüne Ware mit Wasser aus Flaschen. So bleibt sie wohl einige Zeit schön frisch. Im Verlauf kommen wir an wunderschöner Bebauung vorbei. Es wirkt alles sehr ordentlich. Müll ist nicht zu sehen, stattdessen kleine Mülleimer am Straßenrand. Die Fotos geben wieder, wie sich Leben und Wohnen und Alltag in Tiznit darstellen. Je mehr wir Tiznit erleben, desto mehr verstehen wir die immer und überall deutlich werdende Hochachtung und Bewunderung, wenn Marokkaner uns fragen, wohin unsere Reise geht, und wir dabei Tiznit erwähnen. Oh, ja, oh, Tiznit, ja Tiznit, Tiznit sei wunderbar. Das hören wir immer von den Marokkanern. Tiznit steht hoch in der Gunst. Bei uns ebenfalls. Wir fühlen uns hier außerordentlich wohl. Es ist wirklich die reinste Freude, sich hier mittreiben zu lassen, zu radeln, überall und ständig auf freundliche, freudige Menschen zu stoßen, die einem zuwinken und grüßen. Es ist fast unbeschreiblich, es ist etwas fürs Herz, die volle Dröhnung. Und ich spüre viel Wehmut, das nun die letzten Stündchen hier gekommen sind. 

Über die prächtige Allee an der Stadtmauer entlang radeln wir zum Souk, wo wir die vielen Metzgereien gesehen hatten. Am späteren Nachmittag sind deutlich mehr Menschen unterwegs als um die Mittagszeit. Die Parks sind gut besucht und überall ist die Bevölkerung in Bewegung. Trotz der sehr vielen Touristen in Womos sieht man recht wenig europäische Gesichter. 

Vor dem Souk parkt ein Pickup, dessen Ladefläche voll mit winzigen jungen Zicklein ist, deren Nabelschnüre noch nicht mal abgefallen sind. Sie kuscheln sich dicht aneinander und übereinander. Sie leben alle. Wim meint, dass sie keinesfalls geschlachtet werden, evtl. nur zwecks Verkauf hier sind. Aber sie müssten doch eigentlich noch die Muttermilch haben. Ohje, ich fotografiere sie. Auch einige marokkanische Frauen zücken ihr Handy und knipsen. Scheint also nicht so alltäglich zu sein. Für uns ohnehin nicht. So wie eben die Frau an der Ampel, die einen Karton auf dem Kopf trug. Es piepte und fiepste plötzlich neben uns, aber kein Federvieh in Sicht, bis ich den Karton entdeckte. Hier hat man wirklich nicht Augen und Ohren genug.

Die gehen einem natürlich auch wieder im Souk über. Ein Stück Rindfleisch kaufe ich, mit Säge vom Ganzen abgesägt, ein paar Würstchen, ein paar Hähnchenschenkel. Es sieht alles sehr gut aus. Na ja, Köpfe und Füße jeder Art erwähne ich mal nicht. Stattdessen wende ich mich flott der Plätzchenabteilung zu und den sonstigen Angeboten. Es ist irre, einfach irre. Man muss es gesehen haben. 

An der Stadtmauer entlang treten wir in die Pedale und den Rückweg an. Unser Momo erscheint und präsentiert uns stolz sein neustes Werk für uns. Passt alles perfekt. So werden wir nun mit perfekter Tischwäsche unsere Reise fortsetzen. Der Abschied kommt, er umarmt und drückt uns, küsst mir mehrfach die Hände, es ist alles sehr herzlich, es ist schön, wenn man sich mag, und es ist auch traurig etwas, so rührend, dass fast ein Tränchen kullert, fast … oder doch …