24.01.2016 Sonntag
Fuengirola ( N 36°32’53.87“ – W 4°37’10.85“ )
Sehr früh aufgewacht, fahren wir schnell aus dem Ort raus, wir wollen den Fischern nicht im Weg stehen mit unserem Long-Vehikel. Der erste Fisch-Sprinter kam nämlich schon an, zwei Katzen setzten sich erwartungsvoll hinters Auto. Wir fahren hinauf zum Platz von gestern und frühstücken bei einem grandiosen Sonnenaufgang. Meine Güte, was man so erlebt. Der Himmel brennt. Es ist richtig laue Luft. Angler biwakieren am Strand. Eine große Wandertruppe marschiert vorbei. Die Spanier erleben wir als sehr bewegungsfreudig und rege unterwegs überall.
So angeregt planen wir ebenfalls die Weiterfahrt, Sonntag ist als Reisetag immer gut. 290 km sind es bis Fuengirola, es geht vorbei an Almeria, Roquetas, Almerimar, Malaga. Die Landschaft ist fürchterlich, zwar wild zerklüftet und sehr bergig, aber übervoll mit Plastikhäusern, wirklich grausig. Da kann auch der Umstand, dass die mautfreie AB am Meer entlang führt, nichts beschönigen. Aber das Gemüse für unsere Heimat muss ja irgendwo wachsen, tröstet schwach und ist auch recht unplausibel. Kritischer muss man sich mit diesem Thema auseinander setzen, aber dazu fehlt mir jetzt die Kapazität im Kopf.
Das Finden des PP in Fuengirola ist nicht schwer, außer dass es immer etwas aufregend ist, wenn einen die Straße immer tiefer hinein mitten in eine Stadt führt. Voll ist der PP mit Womos, irre, rappelvoll. Wir quetschen uns dazu. Markttag ist Dienstag, allerdings ein Markt wohl nur für Lebensmittel, mit dem Womo dürfe man aber auf dem PP stehen bleiben.
Also erstmal Räder runter, Anhänger dran, Promenade am Meer finden, einfach und schön und entspanntes Radeln in sonniger Luft. Viele Menschen sind unterwegs, viele Engländer, Holländer, was man auch an den Lokalen erkennt, sogar Speisekarten auf Finnisch hängen hier. Hotel an Hotel, Kirmes, Hafenfest, HalliGalli in allen Gassen, hier möchte ich nicht abgemalt sein, jetzt nicht und im Sommer erst recht nicht. Wir suchen und finden keinen Hundestrand, auch außerhalb nicht. Schwer hier, das freie Leben, so als Hund. Am Ende der Bucht stoßen wir bei einer erhöht liegenden Burgruine mit gepflegten Außenanlagen auf einen PP, 1€ für ein Womo pro Nacht. Wir überlegen kurz, umzuziehen, lassen es aber. Ein Glas Wein im Hafen mit leckerer Tappas-Auswahl gehört heute dazu, ach ja, Minuten zum Ausatmen, mitten zwischen den Reichen und Schönen, was mich immer schmunzeln lässt. Mit den Hundeanhängern sind wir hier jedenfalls die Attraktion, da kommt im Moment keine noch so fette, vor Anker liegende Yacht dran. Überall werden wir angequatscht. Abends holt Wim eine Pizza, die richtig köstlich ist. Ich verschlafe Tatort und geh ins Bett. Draußen ist es sehr laut, Straße, Eisenbahn und Busse, aber die Nacht ist trotzdem gut.
25.01.2016 Montag
La Linea / Gibraltar ( N 36°09’23.93“ – W 5°21’21.17“ )
Wir lassen Markt Markt sein und reisen heute bei stark bewölktem Himmel weiter mit Ziel Gibraltar, ca. 120 km. Unterwegs kurzer Stopp an irgendeiner freien unbebauten Strandstelle um Estepona herum, damit die Hunde mal laufen können. Bazou hat wieder Durchfall. Eine Tablette geb ich ihm. In Marbella wollen wir unsere Kassette leeren und suchen den ausgewiesenen SP. Vor einer Ampel kracht eine Fahranfängerin auf unser Womo, lässt es an einem Huckel einfach zurück laufen und knallt auf unser Führerhaus. Zum Mäusemelken alles, ebenfalls die zwei spanischen Tusneldas, die sich umständlich und höchst respektlos und arrogant aus dem Kleinwagen schälen. Zum Glück ist an unserem Womo kein Schaden zu sehen, während unserer Prüfung müssen wir uns aber noch dem spöttischen Gelächter der Damen aussetzen. Unfassbar alles, ich hätte denen so eine reinklatschen können. Wir fahren weiter. Meine Güte, ich hab es satt. Und dazu kommt wieder diese langweilige, öde, uninspirierende Küste, ich kann keine Hochhäuser, Hotelsilos und Wohnghettos mehr sehn. Ich weiß auch nicht, vielleicht ist diese Küste einfach zu lang zur Befahrung, ich mag sie nicht, mochte sie nie, und werde sie vermutlich auch nie mögen. In Cambrils war es toll, die gepflegten Radwege am Meer, das war sehr schön und angenehm, wenn man es mal gepflegt haben will. Mazarron war und ist sicher auch immer wieder eine Reise wert. Ziegenwiese so schön wild, Bolnuevo mal vielleicht unter den Erosionen nächtigen und natürlich im hinteren kleinen Fischereihafen. Das werden wir bestimmt mal machen. Auch die Gewächshausanlagen sind hier gar nicht so schlimm, wie ich ursprünglich meinte, nachdem ich viel viel Schlimmeres in Spanien auf dieser Reise gesehen habe. Ach ja, irgendwie fehlt mir nach wie vor sehr das Staunen, das positive Staunen, das ich so liebe und brauche.
Wir erreichen den PP am Hafen in La Linea. Sehr schön hier. Ein paar Womos stehen hier, ich hätte mehr erwartet. Räder runter, Hänger dran, ab durch den Zoll, Pässe zeigen, ab übers Rollfeld nach England. Ein irrer Verkehr herrscht auf den sehr engen Straßen, kaum Platz für Radfahrer. Wir schlagen uns hinter die Stadtmauern, Fußgängerzone, viele Menschen, unzählige Kinder und Jugendliche in Schuluniformen, so viel wenig schöne Kinder hab ich nie gesehen, die Engländer mögen mir verzeihen, aber Frisuren und Ausdruck wie die eigenen Großeltern, Wahnsinn. Ansonsten schicke Marken, kleine noble Läden, 1 Wein und 1 Bier auf einer Terrasse über 10€, recht deftig. Auf dem Rückweg kreisen wir noch durch ein spanisches Viertel auf der Suche nach einem Bäcker mit leckeren Teilchen. Sehr heruntergekommen sieht es hier aus, nicht alt, eher neuere Bauten, aber Ghetto eben. Bazou hat in den Anhänger gekäckelt, der Arme. Am Womo später fahren wir mit Schlauch zur Wasserstelle und machen alles sauber, geht flott. Wim räumt Garage auf, ich koche, Zucchini mit Hack im Backofen und Kartoffeln. Zwischendurch landen Flugzeuge quasi direkt neben uns, schon toll. Eine große helle Wolke umhüllt den El Roque. In der Bucht leuchtet Algeciras mit dicken Pötten im Meer. Schönes Bild. Wie wäre es jetzt, wenn's nach Marokko ginge??? Sehnsucht und Lust wären vorhanden. Der Generator läuft. Morgen geht‘s weiter nach Tarifa.