14.02.2017 - 16.02.2017                                            Agdz bis Zagora + Tamegroute + Dunes de Tinfou

14.02.2017 Dienstag - Zagora

Frohen Mutes geht es ab Richtung Zagora über die N9. Ein herrlicher Morgen wieder, gewohntes Bild in den Straßen. Schade, hier wäre ich doch gerne mal rumgeradelt in alle Ecken und Winkel. Wir tanken und rollen auf neuem Asphalt dahin durch das herrliche Draa-Tal mit seinem teilweise überbreiten Palmen gesäumten Flussbett. Aber schon sehr bald hängen wir wieder in einer ellenlangen Baustelle, stückchenweise geht es dann wieder besser, dann aber wieder nur Schritttempo. So ist das hier eben. Man muss Zeit nehmen. Aber es ist auch erstaunlich, wie viel hier an dem Straßennetz gebaut wird. Man hofft nur immer, dass es auch paar Jahre wenigstens überlebt. Im Reiseführer von 2013 stehen nämlich gut geteerte Straßen, die sich uns jetzt beim Befahren als absolute Holperpisten präsentieren. Ich fotografiere von weitem einen LKW, der mit Wasser den Splitt nass macht. Daraufhin rollt ein Wahnsinniger in seinem Hublader an, geradewegs auf uns zu, wütend und fast schäumend, ein Vollpfosten, der schimpft wie ein Irrer, und wir verstehen, dass es um das Fotografieren geht. Haarscharf vor unserer Motorhaube dreht er ab. Im Nachhinein sagt Wim, dass er so einen langen Fusselbart hatte, wohl so ein ganz extrem Überzeugter. Na ja, einen Schreck habe ich, und so ganz egal war mir in der Situation nicht zumute. 

Kurz vor Zagora fahren wir links über eine Holperpiste zu einem CP, vorbei an Wäsche waschenden Frauen an einem Wasserkanal. Über eine große Betonplatte als Brücke soll es zum CP gehen, Wim guckt sich das an, nichts für uns, weder vom Platz noch von der Zufahrt her. Also rückwärts raus, geht gut, und wenden. Wir erreichen durch hohe große Torbögen auf breiter Fahrbahn Zagora. Und schwupp saust ein junger Strahlemann im grünen Blaumann auf seinem Moped an mein Beifahrerfenster ran und fragt mich während der Fahrt, wohin wir wollen, CP Palmeraei, nein Jardin Zagora, ok, er werde uns lotsen, zunächst abgewunken, aber er wolle das machen. Na ja, auch gut, Inshallah. Ganz galant fährt er vor, sichert die Lage für uns, um paar Ecken und wir stehen vor dem schön gemachten Tor des CP. Er fährt immer noch vor, guckt, wo wir passen könnten, managt alles. Ein lustiger Bursche. Die 10 Dirham lehnt er ab. Dann weist er Wim darauf hin, dass die Stoßdämpfer am Hänger kaputt seien, tatsächlich. Ich staune nicht schlecht, sicher ist er ein Schlepper, aber sicher haben wir auch den Defekt, was nun? Kein Problem, lange Rede, kurzer Sinn, wir parken ein, Wim schnallt den Hänger an den Tjaffer und ab mit dem Burschen zur Werkstatt seines Vertrauens. Letztlich hat Wim 100€ bezahlt, hat 2 neue Stoßdämpfer, die alten waren wirklich hinüber, ist zufrieden. Der Mechaniker war ein junger Mann, der stolz seine Bilder von der Ralley Paris-Dakar zeigte, da war er auch mit Reparaturen beschäftigt. Tja, so ist das hier. Wir verzehren Apfelsine mit Quark in praller Sonne. 

 

Obwohl es schon 16 Uhr ist, machen wir doch noch eine Tour nach Tamegroute, die Töpferstadt, in der die schönen grünen Keramiken hergestellt werden. Ca. 12 km geht es durch Wüstenei, ringsum dunkler fester Staub, nur ein paar Fliegebüsche lassen sich vom Wind rollen und hin und wieder sehen wir eine dürre Schirmakazie. Wir lassen die Hunde raus, und schon ruft uns einer in dieser Ödnis zu, wir sollen doch kommen, in sein Haus, er werde uns was kochen, wir sollen doch mitkommen, sei kein Problem. Wir lehnen ab, Wim ist da nicht so spontan, mir tut es leid. Weiter gehts. Und aus dem Nichts kommt dann der Zielort, liegt flach wie auf einem Teller. Ganz rechts entlang zieht sich der Palmengürtel des Draa, dann Steppe, schnurgerade Straße, wieder Steppe und dann höhere Bergrücken. Die grünen Töpfersachen strahlen fein säuberlich angeordnet am Straßenrand in der Nachmittagssonne, so ein tolles Bild, im Hintergrund in dem alten Lehmksar steigen dunkle Rauchwolken auf aus den Brennöfen. Wir parken am Wegrand, gehen zu Mohammed in den Laden, Wahnsinn, eine Fülle von Sachen, dahinter eine Laube mit herrlichen Mosaik-Tischplatten, dahinter ein Garten mit einer Voliere mit 3 Pfauen, zerbrochene Töpfersachen, alte Türen, geflochtene kleine Hocker, irgendwie Gerümpel, aber phantastisch. Vieles könnte man kaufen, dieses Grün ist himmlisch. Wir kaufen dann schließlich 2 Tajine mit Holzkohleschale darunter, eine für 4 Personen und eine für 2, aber aus unglasiertem Ton, weil man nur in diesen auch kochen darf, dazu 2 winzige in grün. Verhandeln, Tee trinken, Mandeln essen, wieder verhandeln, Schmuck gucken, verhandeln, Tauschgeschäfte besprechen, Tee trinken, wieder verhandeln. Letztlich zahlen wir ca. 36€ für die Sachen, und das ist wirklich nicht viel. Ein kleiner Kamel-Tisch hat es mir angetan, aber Wim begeistert sich nicht so sehr dafür. Ach, der ist so schön, der Tisch.

Es wird schon dunkel, die Hunde sind im Auto, wir müssen flott zurück. Gottseidank ist die Straße sehr gut. Am CP angekommen, latsche ich zur Rezeption wegen Wifi-Code. Als ich zurück komme, steht Wim mit dem LMC-Typ aus Viersen vor unserem Womo. Der ist in den 5 Tagen schon rundgesaust über die Straße des Kasbahs bis Erg Chebbi und irgendwie dann zurück und hier gelandet. Auch Wahnsinn, aber der ist sicher die Unruhe in Person, allein reisend, der kann nicht inne halten, ist getrieben, nicht bei sich. Wim kocht Spinat aus Spanien mit dünnen Scheiben Schweinefleisch und Kartoffeln. Lecker. Wir teilen uns eine Büchse Bier. Das war's für heute.

15.02.2017 Mittwoch - Zagora

Heute ist Markttag, soll ein besonderer sein, mal sehn. Harald aus Viersen will gern mit uns mitkommen. Wim legt den Sitz um, die Hunde bleiben im verdunkelten Womo. Zuerst zur Bank, Geld wechseln, dauert mehr als eine halbe Stunde, wir warten im Auto, da kommt schon der Strahlemann von gestern an mit seinem Moped, nicht zu fassen, wie die einen immer finden. Er organisiert einen Führer für den Markt, der vorfährt, Parkplatz sucht, Lage sichert, so wie üblich. Er begleitet uns über den Markt, der allerdings bei weitem nicht so ursprünglich ist wie der in Ha Draa, wir finden eine schöne Flasche für Rudi zum Geburtstag, ich handele von 450 auf 220 Dirham. Schöne Sachen gibt es hier, schmale gewebte Bänder, die als Gürtel getragen werden, bunte Bommel an langen Schnüren in vielen Farben, und die schwarzen Umhänge mit knallbuntem Besatz, die die Frauen hier tragen, würde gerne mal was anprobieren, aber irgendwie hat Wim keine Lust heute. Wir kaufen einen Sack Gemüse und Obst für 60 Dirham und zum ersten Mal Fleisch. Das sieht so gut und lecker aus, da werden wir endlich mal grillen. Dicke Koteletts vom Rind und 2 dicke vom Lamm säbelt uns der Metzger ab, 60 Dirham pro Kilo. Wir fahren zurück, an der Werkstatt vorbei, kurzes Hallo, unser Führer will uns noch in seine Kooperative bitten, aber wir wollen nicht, weil auch die Hunde warten. Ich will mal im Hotel neben dem CP versuchen, mich über Wifi einzuloggen, weil mir das Netz hier auf dem CP so stark angezeigt wird, es geht dort im Garten natürlich, aber hier wieder nicht. Schade. Wim versucht, Grillkohle aufzutreiben, was ihm nicht gelingt. Ich frage an der Rezeption und bekomme gerne einen ganzen Sack. Und wir grillen, Harald legt sein Fleisch mit drauf, Gurkensalat mit Tomate und Brot und eine Büchse Bier für jeden dazu, wir quatschen lange, irgendwann wird es mir zu kalt und ich gehe rein. Dann ist Schlafenszeit. Morgen werden wir mit dem Tjaffer zu den Dünen fahren.

16.02.2017 Donnerstag - Zagora

Dunes de Tinfou, die kleine Wüste, steht auf dem Programm. Ca. 30 km Fahrt, vorbei an den Töpfereien, durch die Steinwüste, menschenleeres Gebiet, schnurgerader guter Asphalt. Es ist heute sehr diesig, die einrahmenden Bergzüge liegen verschleiert rechts und links. Und trotzdem erkennt man bald einen hohen goldgelben Berg, das muss die Wüste sein. Hier ist auch die Zufahrt zu dem Hotel Saharasky, wo ein Deutscher einen SP mit Astrologie und Sternwarte anbietet. Es geht über eine steinige Piste, in der Ferne erkennt man dunkle Zelte und Dromedare, aber auch immer deutlicher Sand Sand Sand. Wir fahren an allem vorbei und parken da, wo der Schotter endet und es nur noch Sand gibt. 

Ein Mann mit wehendem blauen Gewand und weißem Turban mit zwei Dromedaren im Schlepptau zieht schon heran. Kamelreiten kommt für mich nicht in Frage. Aber sie sehen zu schön aus. Und was nun mit den Hunden, einfach rauslassen, was sonst. Sie staunen, Chianga verhalten, Bazou geht drauf zu, als der Kamelführer seine beiden Dromedare ablegt. Und dann benimmt sich Bazou unfassbar, er albert zunächst etwas rund um das Kamel herum, geht dann immer näher und näher und schnuppert dicht am Maul des Kamels, leckt ihm über die Nase, schnuffelt in seinem Ohr, geht nach hinten, zubbelt am Fell, zieht mit Pinzettenbiss Wolle raus, rennt wieder nach vorn, schnüffelt den ganzen Sattel ab, dann wieder ans Maul, nicht zu fassen, alles unter den wachsamen Augen von Chianga, die sich auch ein wenig näher dran wagt. Hätte das ewig angucken können. 

 

Aber wir gehen dann doch erstmal in die Wüste, in den superfeinen goldenen Sand, Wahnsinn. Wim steigt auf eine hohe Düne, oder besser kriecht, die Hunde hinterher. Zwei fremde Hunde kommen dazu, alle toben und rennen rum. Sie haben so einen Spaß, pure Freude. Eine kleine Gruppe zieht noch als Karawane vorbei. Solche Bilder, wie ein Traum. 

Wir gehen zum Auto und folgen der Einladung zum Tee. Ein Mann zeigt uns in dieser steinigen Welt den passenden Weg zu dem Biwak der Berber. Wir werden in eine Hütte aus Schilf, ausstaffiert mit Teppichen und Kissen, geführt, daneben steht ein Zelt, ebenfalls komplett mit Teppichen, darin liegen im Schatten Haufen Grünfutter für die Tiere. Kurz danach kommt ein Paar herein, einen Unimog mit Aufbau hatten wir draußen stehen sehen, sie ist Schweizerin, er kommt aus Bad Neuenahr, der Bruder der Betreiberin des Weinguts in Rech, auf dem wir mal gezecht haben, nicht zu glauben alles. Wir erzählen lange, die Berber servieren uns Tee, und auch leckere Brochettes mit Brot. Die beiden haben eine Panne, sind seit Anfang Dezember unterwegs und warten nun seit gut zwei Wochen auf ein Ersatzteil. Auch Mist. Aber die Marokkaner würden sie derart gut versorgen und sich um sie kümmern. Wir fahren ab, wir sind uns sicher, dass wir hierher mal mit dem Womo wiederkommen. Und mit dem Dromedar reiten will ich schon gerne. 

Die Rückfahrt gestaltet sich sehr holprig, Piste, kurz im Sand in einem Dorf festfahren, quer durch die Oasengärten, an den Lehmmauern entlang. Abends gehen wir in Zagora oben an der Hauptstraße im Eck-Restaurant eine Pizza essen, die sehr lecker ist. Für Auberginen- und Tomatenpürree mit Brot vorher, einer Cola und einem OSaft zahlen wir 140 Dirham und sind pappsatt.