Morocco Animal Aid - MAA - in Aourir

 

Plötzlich mitten ins Herz 

oder

Vorzimmer „Paradise Valley“ 

 

eine Geschichte, die plötzlich eine „Herzensangelegenheit“ wird

ungeplant und unausweichlich … 

 

 

Ausschnitt aus unserem Winterreise-Tagebuch Marokko 03.02.2023:

 

… eine weitere Erfahrung wird uns der heutige Tag bringen. Es wird hart. Extrem. 

Über die liebe FB-Freundin Heidemarie sind wir in Kontakt gekommen mit Iris und Freddy, nicht nur, weil auch sie mit ihrem Liebchen Giny, einer Ridgeback-Hündin, unterwegs sind und hier auf dem Campingplatz stehen, sondern weil sich Iris als Ärztin sehr tatkräftig einsetzt in einer Tierauffangstelle bzw. eher Krankenstation unweit vom CP. Sie hat dort schon mehrfach wochenlang „Dienst“ geschoben, Hunde und Katzen, Pferde und Esel medizinisch versorgt, versucht, das entsetzliche Leid der meist durch Unfälle geschundenen Tiere zu lindern und zu heilen (hier der Link zur Website der Organisationhttp://moroccoanimalaid.com/ ).

Wer als Hundemensch südliche Länder bereist, dem bleiben natürlich desolate Zustände und Lebensumstände rund um das Hundewohl nicht verborgen. Aber hautnah und geballt erlebt haben wir es bisher nicht, ehrlicherweise muss ich sagen, wir haben uns auch noch nie im Ausland in ein solches Heim gewagt. Aber jetzt ist das anders, und jetzt ist es auch gar keine Frage zwischen Wim und mir, da will nicht die eine, und der andere will nicht. Nein, einhellig und zweifelsfrei werden wir heute die Auffangstation besuchen. Wir radeln los. Es sind nur 3 km Richtung Aourir. Dort, wo die Häuser beginnen, stehen links ein paar Eselchen, dort ist die Station, ins Leben gerufen von einer australischen und einer französischen jungen Frau. 

Vor der eigentlichen Einfahrt stehen aufgetürmt etliche Hundeboxen im Schatten. Alle sind belegt. Ein paar Hunde liegen angeleint davor. Es ist still. Traurige Augen in erbärmlichen Körpern. Jede Motivation, ein hundetypisches Signal der Freude zu senden, erstorben, Kraft nur noch zum Atmen vorhanden. Wir schlucken. 

In der Einfahrt liegt regungslos ein Eselchen auf Stroh. Zunächst denken wir, es ist tot, und man habe es wohl hierher gebracht, um es zu verfüttern und fragen uns mit Entsetzen, wer es wohl ausnehmen wird. Ich schreibe das deswegen, um zu verdeutlichen, wie krass schlimmste Zustände die Hirnleistung beeinflussen und den klaren Blick vernebeln. Aber glücklicherweise wird uns Aufatmen geschenkt. Denn das Eselchen, das ein Fohlen ist, wie wir erfahren, ist glücklicherweise auf dem Weg der Besserung. Es wurde quasi sterbenskrank abgegeben, hatte aber wohl nur eine Kolik, und seit heute geht es aufwärts. Es hebt auch plötzlich den Kopf, setzt sich etwas auf, es wird es schaffen zurück ins Leben. 

Wir stehen rum, bzw. Wim, von dem ich das gar nicht annahm, wagt sich weiter nach vorne. Ich hingegen stehe erstmal nur da, erstarrt, sehe zwar etwas, und sehe es auch nicht, der Atem stockt, ein wahnsinniger Gestank wabert herum, Hunderte Hunde scheinen zu bellen, Tausende Fliegen zu geiern. 

Eine junge Frau kommt fröhlich auf mich zu, begrüßt mich, bückt sich dann und nimmt ein in Decken gehülltes Häufchen Elend aus einem Körbchen, drückt es mir in die Arme. Ein trotz allem Gestank wahrnehmbarer Geruch nach Welpe steigt mir in die Nase und knipst meine mütterlichen Lebensgeister sofort an. Oh mein Gott! Ein sandfarbenes Spitzmäuschen mit schwarzer Maske kuschelt sich reglos sehr zart an mich. Bernsteinaugen gucken aus dem gesenkten Kopf ins Leere. Lange Beinchen mit beigen Krallen baumeln unter der Decke heraus. Es lässt sich drücken, streicheln, bleibt aber unglaublich reglos und ruhig. Nach einer gefühlt ewigen Zeit hebt es seinen schmalen wunderhübschen Kopf und schnüffelt mein Gesicht ab. So sitzen wir beide lange auf einem Sims in der Sonne, einen Moment auf der Sonnenseite des Lebens, ich flüstere ihr in ihre Schlappöhrchen, sie reagiert mit gelegentlichem Heben ihres spitzen Schnäuzchens zu meinem Gesicht hin und erstaunten Blicken aus ihren sanften Augen. 

Wim ist vertieft in Gespräche mit Iris, die mit Medikamenten und Verbandsmaterial unterwegs zu ihren Patienten ist und eigentlich überall gleichzeitig versorgen und behandeln müsste. Der Anblick des langbeinigen Geschöpfs in meinem Arm und das immer deutlicher werdende Realisieren der Zustände und Schicksale der wenigen Hunde hier im Einfahrtsbereich und der an die 300 Tiere irgendwo im und am Haus, lässt irgendwann alles in uns aufbrechen. Wim weint, ich weine, unvermeidlich. Ich weine das ganze an mir kauernde Tierchen nass, das, wie ich jetzt erfahre, an den Hinterläufen gelähmt ist, wohl von einem Auto angefahren wurde. Diese gerade vielleicht mal 4 Monate alte Schönheit wird niemals ihrer Art eines Karawanenhundes entsprechend als stolze staubfarbene Hündin ihre Pfoten in den Wüstensand setzen können. 

Bilder all unserer eigenen Hunde kommen vor meine Augen, unvergessliche Momente, große Dankbarkeit für durchweg gesunde Hunde, entsetzliches Mitgefühl und Leid für diese geschundenen Kreaturen. Eigentlich alles unbeschreiblich. 

Unfähig, auch nur ein einziges Foto der Station zu machen, sitze ich da. Ich will dieses Elend nicht fotografisch festhalten. Der Stolz der vielen Hunde dort verbietet es. Ich muss und will mich beschreibenderweise damit befassen. Meine Bedenken, dass Fotos nur flüchtig konsumiert werden, sind zu groß, am geschriebenen Wort ist der, der sich einlassen möchte, weniger rasch vorbei. 

Und eigentlich möchten wir auch weniger das große Elend vor Augen führen, vielmehr soll die aufkommende Freude darüber, dass Menschen solche Vorhaben umsetzen, sich endlos einsetzen, selbstlos handeln, Gutes tun und tatkräftig helfen, im Vordergrund meiner Schilderungen stehen. Denn zum einen geht es natürlich um das Wohlergehen der Kreatur. Das steht an erster Stelle. Aber als äußerst wichtiger Nebeneffekt muss gesehen werden, dass sich etliche junge marokkanische Burschen als Helfer engagiert einbringen. Sie wohnen zum Teil dort, erhalten ein kleines Taschengeld, haben Gemeinschaft und Perspektive, hängen nicht arbeitslos herum, tun Gutes und kommen in den für diese Verhältnisse hier ungewöhnlichen und einmaligen Genuss, am eigenen Leib zu erleben, was Tiere, speziell Hunde, an Liebe und Treue zu geben haben. Sie sind die besten Botschafter nach außen hin. Sie berichten von ihrer Arbeit, die sehr wertgeschätzt wird. Sie verdeutlichen, dass man stolz darauf sein kann, dass es grundlegend wichtig ist, einem Lebewesen zu helfen, es zu achten und zu schützen. Es wird sie ein ganzes Leben lang prägen. Das kann alles nur im Sinne Allahs sein. 

Ein junger Mann im weißen TShirt mit „Doglove“-Aufdruck beugt sich über eine schwer atmende, ausgezehrte Hündin mit sehr schütterem Fell, die an die Hauswand gedrückt mit dem Tod ringt. Er misst Fieber. Er hebt sie danach sehr behutsam auf, legt sie auf eine Decke in einen Hundekorb, streichelt sie liebevoll. Mein „Good Job“ und mein Streicheln über seinen Arm beantwortet er mit einem strahlenden Lächeln und einem Dankeschön. Wir haben gewonnen heute. Wir alle. Auch die Hündin, denn sie wird in Liebe über die Regenbogenbrücke gehen.

 

 

… und noch ein Ausschnitt vom nächsten Tag: 

 

Auf unserer Radtour nach Aourir führt uns unser Weg vorbei an der Tierstation. Wir kramen daher aus den Tiefen des Concördchens noch paar nicht dringend benötigte Leinen raus, finden ein paar Kauknochen und Leckerchen. Zu blöd, dass wir nach dem Tod von Bazou so vieles, was man für Hunde für alle Fälle der Fälle mitschleppt, aber nie brauchte, zu Hause aus dem Womo aussortiert haben. Manchmal schleppt man doch jede Menge unnützen Kram mit, räumt ihn dann in einem Ordnungsschaffensanfall raus, und schwupp ist Bedarf da. Geht doch häufig so. Aber mit ein paar Sachen radeln wir nun zur Station. 

Die kleine Sahara-Prinzessin liegt mit zwei piepsenden Winzlingen in einer Box. Ein junger Mann gibt sie mir auf den Arm. Und sie ist heute viel lebendiger, neugieriger, schnüffelt, reagiert auf Ansprache, zuckt mit ihrem Schwänzchen, knabbert an meinem Finger, legt ihre Pfote auf meinen Arm. Sie hat sich hier innerhalb des einen Tages seit ihrer Abgabe gestern sichtlich erholt. 

Alles um uns herum bellt. Das Tütchen mit den Kaustangen ist flott verteilt, Ruhe kehrt ein. Ja, wenn man bellt gibt‘s Leckerchen, nicht die perfekte Art der Hundeerziehung, aber Besuch darf das. 

Wir müssen weiter. Ich lege das langbeinige Bündelchen Hund wieder zurück in die Box, etwas schwierig, weil die beiden Winzlinge natürlich sofort versuchen, sich durch den Spalt zu quetschen. Sie sind sicher erst 3, 4 Wochen alt, aber schon sehr selbstbewusst. So bleiben sie auch beinhart vorne am Gitter und strecken Pfötchen und Näschen durchs Gestänge mit Dauerpiepen. Plötzlich schnappt sich die Prinzessin einen der Zwerge am Nacken, dreht ihn um, wartet einen Moment, lässt ihn wieder los, und der Kleine trollt sich in die Ecke der Box, sein Kollege gleich mit, so sitzen sie gemeinsam hintereinander an der Seite, gucken leicht betreten und geben keinen Ton mehr von sich. Prinzessin streckt ihren Vorderlauf aus, versperrt damit zusätzlich den Weg zum Gitter, so, als ob sie mutiert zu „Fräulein Rottenmeyer“ und sagen will: „Sendepause für Euch, bis hierher und nicht weiter!“. Nun ist sie ja quasi selber noch ein Welpe, aber schon so weit, dass sie den Kleineren beibringen kann, was sich gehört und was nicht und genau weiß, dass sie Ressourcen für sich sichern muss. Sehr beeindruckend diese Lektion „Ursache und Wirkung“. 

Unterdessen kommen vier Männer mit einer Box, in der eine kleine Katze kauert, in den Hof. Die Katze sei paralysiert, erzählt mir der eine, ein Unfall, sie kämen aus Guelmim, seien Freunde, und die Katze gehöre zum Haus und ihrer Familie. Ja sag mal … wir staunen nicht schlecht. Einer öffnet die Box und holt ein völlig apathisch guckendes Katzenkind heraus. Sie haben ihm eine Windel angezogen, auch ein ganzes Paket Windeln noch dabei. Jetzt liegt die Stadt Guelmim ja nicht direkt um die Ecke, und vier Männer mit Sorgen um ihre Katze findet man in Marokko gewiss auch nicht an jeder Ecke. Sie fotografieren ihre Katze, auch die Hunde um sie herum, legen mehrfach ihre rechte Hand aufs Herz, sind glücklich, hier Hilfe zu finden für ihr armes Kätzchen, dessen Hinterleib nur noch leblos herum baumelt. Schlimm, einfach schlimm. 

 

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Und daher nun unser Aufruf von Herzen an alle Mitcamper, 

die in der Gegend unterwegs sind 

und an die, die aus der Ferne „einfach nur“ helfen können: 

 

Jede kleine Spende hilft, jeder Dirham heilt, jede Decke, jedes Handtuch, jede Leine, jeder Korb, jede Matte, jegliches Pflegemittel, jedes Medikament, jede Mullbinde, jedes Verbandszeug, jedes Futter, jeder Napf, alles hilft und heilt. 

Auf dem Weg zum „CP Aourir“ und zum wunderschönen touristischen Hotspot „Paradise Valley“ kommt man an der Haustür der Station vorbei. Einfach anhalten, einfach abgeben. 

Oder gerne auch, da Marokko nicht um die Ecke liegt, aus der Ferne unterstützen durch Spende oder Patenschaft. Es lohnt sich so.

 

Wir werden über die Möglichkeit einer Sammelstelle nach Rückkehr von unserer Reise mal nachdenken. Spendenpakete nach Marokko zu schicken wird einhellig als schwierig und wenig verlässlich angesehen. Von daher müsste man einer persönlichen Mitnahme/Übergabe wohl oder übel den Vorzug geben. Mal sehn … irgendwas geht immer. 

 

Es wäre doch gelacht, wenn nicht der ein oder andere etwas erübrigen könnte. 

Nicht nur die Tiere danken es, auch die helfenden Jungs wären begeistert, und die beiden Initiatorinnen sowieso. 

Es hätte also Ultra-Doppel-Vielfach-Wirkung. 

 

Nehmt jederzeit Kontakt mit uns auf:

+49 172 20 45 369

eva-maria@netcologne.de 

 

oder gerne auch direkt mit der deutschen Ärztin Iris Brilhaus:

+49 176 960 37317

iris@freddy-iris.de 

 

Unter dem folgenden Link findet Ihr „paypal“:

https://moroccoanimalaid.com/how-you-can-help/