21.01.2015 Mittwoch – Lagos
Blauer leicht bewölkter Himmel beim Aufwachen hier in Sagres über der verblasenen schroffen Küstenregion. Ein Morgen, der beflügelt. Das lässt hoffen! Es war auch eine ruhige Nacht mit wenig Wind. Nach dem Frühstück, bei Nachbars lüften schon die Bettdecken, unternehmen wir einen Spaziergang durch die angrenzende Klippenwelt, wollen zum Strand, der aber von diesem Weg aus nicht erreicht werden kann, zu steil fallen die Klippen ab, und wir Flachlandtiroler haben mal wieder, außer den Hundeleinen, nichts Hochalpin-Taugliches zum Abseilen dabei. Aber dennoch ist es wunderschön, bis zum nächsten Regenschauer, der uns aus der felsigen Welt wieder flott nach oben steigen lässt. Wir müssen vorsichtig sein, denn diese rote Felsenerde wird in Verbindung mit Wasser zu Schmierseife, äußerst klitschig und somit Gefahrstufe Rot für alte Knochen.
Weiterreise in Richtung Lagos ist angesagt. Im Intermarche ist perfektes V+E möglich, außerdem tanken für 99 Cent. Ein paar lebensnotwendige Dinge kaufen wir noch ein, z. B. Törtchen. Unterwegs schwenken wir ab in das idyllische Dörfchen Salema in einer schönen sandigen Bucht.
Am Weg unserer weiteren Route, vorbei an emsig-lustvoll rumwühlenden Iberico-Schweinchen, eines sogar in Ridgeback-farbenem Dark red wheaten, sehen wir eine verfallene Fortezza auf einer Klippe. Wir stoppen, spazieren hinauf und staunen: sie ist quasi besetzt und voll in der Hand einer wilden Womo-Horde mit abenteuerlichen Vehikeln und ein paar auf allen Vieren am Boden grabenden Archäologen in neongelben Warnwesten, schon ein sehr wundersames Bild vor der bombastischen Aussicht auf die Küste und den blauen Atlantik.
Anschließend fahren wir die abgelegene Praia Boca do Rio über 16-%-Abstieg und sage und schreibe 20-%-Anstieg an. Für Fridolin kein Problem. Auch hier hausen verwegene Womo-Besatzungen in klapprigen Bussen auf für Womo verbotenem Parkplatz. Wir drehen eine Runde, kleine weiße Narzissen lächeln geduldig in mein Objektiv, übernachten wollen wir hier auf ausdrücklich verbotenem Gelände nicht, was schade ist und uns wirklich leid tut.
Dann geht‘s an Feldern und Schafherden vorbei nach Lagos zum Parkplatz an der Ponta de Piedade zum Gucken der Reiseprospektklippen, dem Inbegriff der Algarve. Aber: Hier ist selbst das Parken für ein Womo verboten. Wir stellen es trotzdem auf einem kleinen Parkplatz ab, wo auch sonst, wir wollen nur kurz bleiben. Kleiner Rundgang folgt vor heftigem Platzregen. Also wieder ab ins Womo, Kaffee und Törtchen mit Meerblick. Danach fahren wir um die Ecke zu einer anderen Aussicht, noch wunderbarer alles. Ein Mann kommt und füttert zwei wilde Katzen, die ihn freudig erwarten. Eine Möwe bleibt respektvoll auf Abstand, die Katze taxiert sie abfällig und bleibt total cool. Die beiden hatten gewiss in der Vergangenheit schon das ein oder andere Gespräch miteinander.
Wir fahren zum SP am Stadion in Lagos. Ziemlich öde, aber auch ziemlich voll. Was hier wohl in der Saison los sein mag. Da schlagen sie sich sicher um die Plätze. Wim kocht die Messermuscheln, eine Gaumenfreude hinter knackiger Hülle, köstlich. Es gibt Salat und Koteletts. Auch köstlich. Wir schauen einen Film mit Moritz Bleibtreu, ein lustiges Roadmoovie. So, nun sind wir also an der Algarve. Algarve ... muss man sich mal einen Moment auf der Zunge zergehen lassen. Erwartungsfroh!
22.01.2015 Donnerstag – Praia Senhora da Rocha
Früh stehe ich auf. Ein saudämlicher Traum beschäftigte mich. Zu blöd. Wim hätte noch schlafen sollen, steht aber dann trotzdem auf, weil im Womo Kaffee fehlt, und er ihn aus den Vorräten in der Garage holen will. Außerdem nimmt er noch Geld aus unserem Safe. Es ist übrigens gut, dass wir den angebracht haben, gut zugänglich und trotzdem für Einbrecher schwer erreichbar. Nach dem Frühstück radeln wir ins Zentrum von Lagos. Wim geht glücklicherweise zum Friseur und kommt nach gekonntem Messerschnitt freudig wieder raus. Mein Wim, ein schönes Strahlen, wie ein gelecktes Kälbchen. Ich bin sehr glücklich, dass er mich immer und immer "erträgt". Wir radeln über die weitläufige Promenade mit schönem Blick auf die Häuserfassaden und das Flussufer. Einige Womos stehen in sehr disponierter Lage mit schöner Aussicht am anderen Ufer. Während wir so überlegen, evtl. dorthin umzuziehen, zieht etwas anderes ein: ein Regenschauer. Wir treten in die Pedale und beeilen uns, schnellstens zum Womo zurück zu kommen.
Abfahrt nach Porsches, der Töpferstadt, steht an. Es sind nur 30 km. Es geht an sumpfigen Wiesen entlang mit gestutzten Weidenbäumen, auf denen viele Störche nisten. Am Straßenrand schauen wir uns einen Töpferladen an, manches Schöne, aber eigentlich alles Allerweltskram. Wir fahren zu einem anderen, der interessanter aussieht, aber geschlossen ist, Mittagszeit bis 15 Uhr. Dann gondeln wir über eine Seitenstraße zur Praia Senhora da Rocha durch ein zugebautes Appartement/Residenzia-Viertel. Alles in allem wird die Gegend sehr touristisch, das Ursprüngliche geht. Ein Parkplatz in Klippengegend mit kleiner Kapelle tut sich auf, von dem wir etwas unterhalb Womos sehen. Also wird nach kleinem Rundgang umgeparkt. In wunderbarer Lage am Rand der wunderschönen Algarve-Küste genießen wir den vollen Meerblick. An Lieblichkeit ist dieser Anblick mit dem schneeweißen Kapellchen vor dem strahlenden Blau des Himmels und des Meeres kaum zu überbieten, ein Ort, der ein warmes Gefühl in einem verbreitet, etwas Unendliches vor Augen, in dem ein behütendes Kleinod zu schweben scheint. Was will man mehr. Hier bleiben wir die Nacht. Stühle raus, Sonne und Kaffee genießen, ein Schwätzchen mit Leuten im Niesmann aus SL, Beobachtung eines sicher durchgeknallten Engländers mit marodem Fahrzeug, Strandspaziergang, Riesenmuscheln sammeln. Wunderbar. Hier streunen viele Katzen, Bazou müssen wir sehr im Auge halten, der würde wegen einer Katze über die Klippenkante rennen. Wir braten Würstchen, dazu Kartoffeln und Tomatensalat. Selbst ein schnödes Würstchen rüttelt nicht am Entzücken über das Auffinden dieses beseligenden Plätzchens.
23.01.2015 Freitag – Praia Val do Lobo
Heute sind wir 3 Wochen unterwegs und sind weit gekommen. Ich stehe wieder früh auf, lange schlafen geht in diesem Urlaub irgendwie nicht. Bin zwar nicht sehr müde, aber trotzdem würde ich mal gern richtig gut und lange schlafen, so wie ein Stein eben. Draußen ist es windstill und lau. Die Bucht ist auch im Morgenlicht herrlich. Ich stürze mich in die Farben des Sonnenaufgangs. Die Nachbarn aus SL reisen ab. Nach dem Frühstück und einem kleinen Gassi-Gang machen auch wir uns auf den Weg. Im gestern geschlossenen Töpferladen werden wirklich ausgefallene tolle Sachen angeboten, also mehr kunstvolle Objekte und Skulpturen, weniger schnöde getöpferte Teller und Schalen. Eine steinerne Frau beugt sich zu ihrem steinernen Mann hinab zum Kuss ... ohje Erinnerungen an den verschlungenen Fluss und das paradiesische Becken im aufragenden Fels unter dem Wasserfall und den Feigenbäumen in Italien in der Majella werden wach. Auf einem Kurztripp mit dem Billigflieger nach Pescara entdeckten wir seinerzeit dieses paradiesische Fleckchen. Und jetzt stehen wir hier vor dieser Skulptur, ein wirkliches Sinnbild für Wim und mich. 2000 € soll es kosten, es ist aber einfach viel zu schwer zum Transport. Es müsste mit einem Stapler ins Womo gehievt werden. Wir lassen es ... müssen es lassen. Ein Sieg der Vernunft. Schade, sehr schade. Aber das, was Erinnerung ist, trägt man sowieso im Herzen; mit diesem Satz tröste ich mich.
Wir fahren nach Albufeira auf einen ausgewiesenen SP. Richtig ordentlich gemacht, kaum was frei, bei mir stellt sich Luftnot ein. Einer mit noch mehr Gedöns rundum als der andere neben ihm. Ich weiß nicht, aber das ist nichts für mich. Gut, eine Nacht hätten wir mal bleiben können. Wir fahren aber dennoch mit unseren berechtigten oder unberechtigten Vorurteilen weiter an die Praia Val do Lobo. An luxuriösen Villen geht es vorbei bis zu einem sandigen Parkplatz hinter Strandrestaurants der gehobenen Klasse. Wir fahren in die hinterste Ecke zwischen zwei Eukalyptusbäume und haben den vollen Blick über den Dünengürtel in die lange Bucht und das Meer. Klippen gibt es hier nur ein paar Überreste, ansonsten Strand. Angler sind viele zu sehen. Wir braten uns ein paar Stockfrischfrikadellen, essen dazu ein Stückchen Quiche und Tomate vor einem ausgiebigen Strandspaziergang bei stark bewölktem Himmel, aber mit Sonne dazwischen. Auf einer Terrasse genehmigen wir uns ein Gläschen Portwein, 10€, aber sehr gut. Ach, was ein Leben, denke ich so beim Anblick des funkelnden Glases im Sonnenschein. Ein Wehrmutstropfen schwimmt darin: im völlig leeren Lokal durften wir mit Bazou nur als Ausnahme der Ausnahme an dem letzten unteren Terrassentisch sitzen. Tja, so ist das in Portugal. Wir braten uns abends Spieße, dazu gibt es Kartoffeln und Salat. Der Blick zur beleuchteten Küste mit all den Häusern und auf die vielen Fischerboote ist sehr schön. In den pompösen Luxusvillen oberhalb brennen keine Lichter, nirgendwo, den Schönen und Reichen ist es sicher noch zu frisch an der Küste. Wir spielen Kniffel.
24.01.2014 Samstag - Moncarapacho
Nach einer sehr ruhigen Nacht und einem mangels Brot knappen Frühstück drehen wir eine kleine Runde durch die Dünen und fahren dann ab. Wir müssen Vorräte einkaufen. Die Straße führt an riesigen Villen vorbei, mal hypermodern, mal im Landesstil, das sind schon keine Häuser mehr auf Grundstücken, das sind Landsitze auf Arealen. Alle Anlagen rundum, jede Rabatte, jeder Kreisverkehr ist phantastisch gepflegt. Die Gärtner machen, wie man heute sagt, einen guten Job, sie schwirren herum, ebenso die Golfer, denn ein Golfplatz läuft mitten durch die Nobelbebauung. Echt krass, aber seltsamerweise habe ich keine Fotos davon. Na sowas!
Richtung Faro wird es aber wieder sehr viel normaler und schäbiger. Vorstadtlage eben. Nicht mal ein vernünftiger Supermarkt ist zu finden. Komisch. Irgendwo lockt Lidl mit einem überdimensionalen Schild. Aber zu Lidl wollen wir nicht. Wir parken auf einem riesigen Parkplatz in Faro an der Stadtmauer und unternehmen einen Rundgang zu Fuß durch die Gassen mit einer im Inneren herrlichen Kathedrale. Die Sonne scheint vom strahlend blauen Himmel. Faro ist nett, mehr nicht. Ich hatte es mir anders vorgestellt. Wir suchen uns für einen Kaffee ein Sonnenplätzchen und kaufen zwei Flaschen Portwein für die Jungs zuhause und zwei lustige TShirts in einem Tatoo-Laden.
Die Weiterfahrt führt uns nach Moncarapacho, auf der Strecke erledigen wir unseren Einkauf im Continental Supermarkt, auch ein großer Laden, aber etwas knüsseliger als der Intermarche. Grillfleisch wird gekauft und eine Literflasche Superbock noch als Reisemitbringsel. Für die kurze Strecke von 30 km wird vom Navi fast eine Stunde Fahrt angegeben, wir staunen, zweifeln, aber die Straßen werden wirklich immer unwegsamer. Irgendwo in tiefster Wallachei liegt der SP in einem irren Ponderosa-Gekürmele. Wir werden auf eine vermatschte, aber mittlerweile trockene Wiese gelotst. Im Hintergrund haust ein Zirkus im Winterlager; wie wir später erfahren, vegetieren unter widrigsten Umständen noch Löwen in Käfigen herum. Strom gibt es nicht, es seien zu viele Womos da, unterrichtet uns die Leitung. Wifi geht. Mal sehn, ob wir hier länger bleiben, wohl eher nicht. Wim kocht Muscheln, zum Grillen ist es zu spät, schade. Wir gucken passenderweise eine Reportage über Löwen. DSDS kriegen wir nicht rein. Blöd. Ich sehe im Internet, dass heute vor 40 Jahren Keith Jarrett das legendäre Köln-Konzert gegeben hat, erinnere mich an seine tolle Musik und nehme mir vor, die CD zuhause mal wieder zu hören. Ich google herum, höre Fado, wunderbar.
25.01.2015 Sonntag – Manta Rota
Herrlicher Himmel, Sonne am frühen Morgen. Und dazu lautes andauerndes Löwengebrüll. Kaum zu glauben! Richtig irreal ist diese Geräuschkulisse. Die Löwen röhren und fauchen, als könnten sie nur so ihre unbändige Kraft drosseln. Unser Afrikanischer Löwenhund horcht mal auf, aber das war's auch. Draußen um uns herum herrscht schon große Geschäftigkeit mit Wäsche, spülen, Wasser tanken und ablassen, Kanister schleppen zu Fuß und per allen möglichen fahrbaren Untersätzen. Wir frühstücken und werden später abfahren. Ich lade in dem seltsamen Unterstand auf dem Platz mein Akku von der Kamera und googele Granada bis Wim mich missgelaunt abholt. Ich zahle 6€ für den SP, und wir machen uns auf die Suche nach dem als wunderschön idyllisch beschriebenen SP in einem naheliegenden Orangenhain. Zweierlei Koordinaten habe ich für diesen Geheimtipp. Die Suche führt uns über unwegsame Feldwege, um Ecken und Kanten, mit und ohne Gehöfte, alles ohne Erfolg. Drehen und Wenden bringt nichts, es ist nichts zu finden. Wir brechen daher die Suche ab, haben uns Gottlob nicht in Streitereien verfangen, verlassen das Gebiet und durchfahren eine wirklich richtig schöne Gegend mit steinigen Äckern, Apfelsinenbäumen, gelben Blümchenteppichen in Richtung Manta Rota. In Tavira drehen wir eine kurze Runde an den Salinen vorbei.
Und dann stehen wir in Manta Rota auf dem riesigen Parkplatz, der total voll mit Womos belegt ist. Ein einziger Platz nach Begehung ist frei, direkt vorne an der Schranke. Wir nehmen den, mit Strom, wenn gewünscht, V+E, Wifi für 4,50€. Kannste nix gegen sagen, würde Schwager Rudi sagen. Wir spazieren über Holzstege zum weiten weißen Strand, ein ruhiges Meer, blauer als blau, warme Sonne dazu, Sonntag eben. Später grillen wir Fleischfetzen und Würstchen vom schwarzen Schwein, Schweinefilet von Zuhause und Rindersteaks im neuen Cobb, der bisher noch jungfräulich war; wir essen draußen, heute ist das möglich, zum ersten Mal auf dieser Reise stellen wir den Tisch auf. Dazu eine weitere Premiere: ein Gläschen Portwein. Köstlich! Abends gucken wir Tatort und freuen uns über Heimatklänge im Kölner Karneval, die der sehr lustige Blötschkopp Mark Metzger von sich gibt.
26.01.2015 Montag – Manta Rota
Wir schlafen gut, ein blauer Himmel weckt uns. Es wird wohl ein richtiger Sommertag. Nach dem Frühstück können wir auf einen besseren Platz in die Randreihe des SP wechseln. Wir püngeln um und nehmen die Räder, gehen über die Stege am Strand entlang und radeln zum Nachbarort. Dort setzen wir uns in ein Straßencafe, das sehr gut besucht ist, und genießen die warme Sonne und den ersten Sangria. Ohne Jacke lässt es sich sehr gut aushalten. Holländer und Engländer sind die Gäste, alles wohl Überwinterer. Ein wohlgenährter gebräunter Holländer erzählt lautstark und gestenreich. Die Damenwelt um ihn herum, sehr gepflegt und in den späten besten Jahren, lauscht fast andächtig und sendet anerkennende Augenaufschläge in seine Richtung, was den holländischen Hahn im Korb mit markantem Goldarmband zu Hochform auflaufen lässt. Interessant, zu beobachten, wie verschieden die Hühnchen derweil versuchen, ihn in ihren Bann zu ziehen. Räkeln die einen sich zurückgelehnt lasziv im Plastikstuhl im Sonnenschein, streichen sich eine nicht vorhandene Haarsträhne aus dem Gesicht, beugen sich andere interessiert weit vor, legen ihre durchaus ansehnlichen Brüste auf den kleinen wackeligen Bistrotisch, dass dieser lustvoll mit den Augen rollen würde, wenn er denn welche hätte. Ob alle Anwesenden sich untereinander verstehen mit ihren verschiedenen Sprachen, spielt absolut keine Rolle. Irgendwie irgendwo gibt es Verstehen und Verständigung, die fluppt. Und schon schnallst der vermutlich schwerreiche Holländer mit den Fingern, lässt sich mit gönnerhaftem Lächeln die nächste Karaffe Sangria vom freundlichen Kellner kredenzen, und gießt den Damen und sich einen auf … ähm, ein natürlich, er gießt ein. Wenn da mal später nicht noch der ein oder andere Eventual-Golfer einlocht, dann will ich nicht mehr Eva heißen. Jedenfalls brennt die Luft, und die Damen versuchen, sich durch verheißungsvolles Kichern runterzukühlen.
Amüsiert finden wir für den Rückweg einen sehr guten Radweg, den Sentiro, ein Weg, der an der ganzen Algarve entlang führt. Bazou trinkt an einem kleinen Bach. Hoffentlich führt das nicht wieder zu Durchfall, es geht ihm nämlich gerade wieder besser. Am SP setzen wir uns in die Sonne. Wim liest. Ich poste ein paar Fotos. Dann grillen wir im Cobb, müssen aber wegen Schatten im Womo essen. Es gibt Schweinefleisch mit Salat und Brötchen. Wir schauen uns am Strand noch die wunderbaren Farben des Abendhimmels an, dann einen Film, den ich langweilig und aufgesetzt finde.
27.01.2015 Dienstag – Manta Rota
Ohne Frühstück starten wir bei herrlichem Wetter mit dem Rad in den Tag ins Nachbardorf. Wir kaufen im Ort Brötchen und bei einem sehr freundlichen Metzger Schinken und Wurst, außerdem ein irgendwie mit Schmalz und Grieben gebackenes lauwarmes Brötchen, was draußen direkt auf der Bank in der Sonne verzehrt wird. Dann zurück zum Womo. Wir frühstücken draußen, wunderbar. Es ist schon Mittag. Ich spaziere noch mit Bazou zum Strand. Wir waten durchs Wasser. Herrlich. Wir sitzen lange im Sand in der Sonne. Einfach nur schön. Blaues Meer, blauer Himmel, weißer Sand. Zum Aufatmen schön. Summer-sunny-Sunshine-Feeling. Wim liest und ruht in der Liege am Womo. Er hat das sehr gerne. Und in diesem Urlaub eigentlich noch nicht gehabt. So verplempern wir den Tag, im Positiven. Wir halten noch ein langes Schwätzchen mit unserem allein reisenden Nachbarn aus Viersen, der sterbenskrank seine erste und gleichzeitig letzte Reise auf Erden mit einem Womo macht. Ein fast sprachlos machendes Menschenschicksal. Abends brate ich einen aufgeschnittenen Braten, den wir eingefroren hatten, es gibt portugiesische köstliche Kartoffeln dazu und eine Büchse Erbsen mit Möhren, sehr lecker alles. Ich google etwas über Land und Leute und geh früh schlafen.
28.01.2015 Mittwoch – Manta Rota
Wim holt Brötchen, der Bäcker kommt immer etwas spät auf den SP. Aber kaum ist Wim weg, da hupt der Bäcker. Schade. Wir frühstücken wieder in der Sonne. Es ist nicht zu fassen. Ärmellos. Dann muss entsorgt und versorgt werden. Gas und Lebensmittel brauchen wir auch. Also eine kleine Tour nach Vila Real an den Grenzfluss zu Spanien. Ich freue mich sehr auf den Ausflug. Am Womo hängen ist so einfach nicht erfüllend für mich. Bazou hat wieder Durchfall und frisst nichts. Die Fahrt nach Real ist nicht lange. Unterwegs Gasflaschen betanken. Wir steuern den Hafen an und parken am Straßenrand, bummeln an der Promenade entlang, sehen im Hafenbecken Unmengen Fische im Paarungsrausch. Gegenüber liegt Spanien. Ein schöner Moment, hier zu stehen. Das Städtchen ist lebendig, Menschen sind shoppend unterwegs, viele Lokale, Plätze, Gassen, schön gepflastert, tolle alte Fassaden, wenn auch oft marode. Wir genießen ein großes Kesselchen verschiedener Muscheln und Garnelen mit Brot und Sangria. Es ist ein fürstliches Mahl. Und ein sehr netter Kellner mit holländischer Mutter und indonesischem Vater plaudert lange mit uns. Schön. Auf dem Heimweg Stop im Intermarche für ein paar Kleinigkeiten. Die haben auch Torresmos, eine Art Corned Beef, klasse. Der SP im Ort ist rappelvoll. Wahnsinn, wie viele Womos allein im Umkreis von 40 km hier herum stehen. Wie mag das wohl zu Saisonbeginn sein. Du lieber Himmel! Wir radeln kurz zu einem Lokal und melden uns an für Freitag zum Fado Abend. Wim geht danach ins Womo, ich radele noch eine Runde. Wir hören die Fado CD, die ich gerade gekauft habe und trinken ein Glas Portwein. Wunderbar alles. Schöne Stimmung. Zwei Streuner, ein heller und ein dunkler Schäferhund, schleichen um die Womos, sie sind schon süss irgendwie, ich denke an das Buch Dogboy, wie so häufig. Heute Abend essen wir paar Kleinigkeiten, wir sind noch sehr satt, und schauen ein Drama über Sigmund Freud.
29.01.2015 Donnerstag – Manta Rota
Es ist bewölkt, aber warm und windstill. Wir warten auf den Bäcker, der nicht kommt. Wim holt Brötchen. Wir frühstücken draußen bei Sonnenschein. Dem fliegenden Händler kaufen wir einen Sack Orangen für 3€ ab, geschenkt und sehr lecker. Dann fabrizieren wir uns eine Sangria und trinken ein Gläschen. Hier und da wird geplaudert, mit dem aus MG mit dem Wochner und dem Mann aus Viersen, der dann wegfährt, um sich eine Badehose zu kaufen. Wir vertrödeln den ganzen Tag draußen in den Stühlen. Die Sonne ist einfach phantastisch. Gegen Abend radeln wir in die Dünen am Ende des Platzes. Auch hier ist es einfach herrlich. Alles voller Ginster, der schon an einigen Ästen blüht, und Opuntien, und weißer Sand, der in dunkleren übergeht, voller Muscheln, und am Ende der Blick auf die Ausläufer der Lagune und das Meer. Bazou saut sich in einem Brackwasser ein, stinkt nach Modder, kriegt dann auch noch seine 5-Minuten, tollt wie ein wild gewordener Handfeger herum, schwimmt ein paar Mal in einem tieferen See, holt Stöckchen und ist schlussendlich wieder sauber. Wir setzen uns noch eine Weile in den Sand auf einer Düne mit Meerblick. Wirklich schön hier. Das Licht ist das Tollste an der ganzen Sache. Hunger haben wir wenig. Draußen frittiert Wim später in einem kleinen Topf mit Öl auf dem Cobb Bacalau-Klöße. Die hatten wir eigentlich für Zuhause gedacht. Sie schmeckten aber nach nichts. Dazu gab's Salat. Schnelles Essen. Den Krimi haben wir verpasst, so schauen wir einen schönen Bericht über die Schlafende Frau, ein Inselparadies in Malaysia.
30.01.2015 Freitag – Manta Rota
Wir machen heute einen Ausflug nach Tavira, außerdem müssen Lebensmittel für portugiesischen Abend zu Hause gekauft werden. Es ist wieder herrliches Wetter. Die Bäume zeigen die ersten Blüten. Wir fahren ärmellos und in Badeschlappen. Zuhause schneit es wieder. Kaum vorstellbar. Tavira ist sehr schön, ein kleines Kastell wird bestiegen mit einem herrlichen kleinen Garten, Prunkstück ist ein paradiesischer Baum voller hängender rosa Blütendolden, wie Hortensien. Oben spielt ein junger Mann Gitarre und singt. Wir sitzen in der Sonne, Meerblick, hören die schönen Melodien. Herrlich.
Wir schlendern durch die engen Gassen und essen am Flussufer einen leckeren Thunfischsalat. Ein Fischer steht mitten im Fluss, das Wasser nur knietief, und taucht ein rechteckiges großes Sieb immer wieder unter Wasser. Was er an die Wasseroberfläche hinauf befördert, können wir leider nicht erkennen. Ein älterer, sehr fein gekleideter englischer Herr spricht uns auf Bazou an, er sei auch einmal Züchter gewesen, hockt sich vor Bazou und prüft ihn fachmännisch, streicht an ihm entlang, befühlt anerkennend nickend Kopf und Ohren, was Bazou ziemlich gelangweilt über sich ergehen lässt, den Mann aber begeistert. Tja, so ist das mit unserem Kleinen. Eine getöpferte kleine Eule für Annemarie kaufen wir noch in einem kleinen Laden einer Holländerin aus Gouda. Und ab geht‘s zum Intermarche zum einkaufen. Das riesige Continente-Center, ein Einkaufspalast, verlassen wir unverrichteter Dinge, unmöglich für mich, da durchzugehen nach all den heimeligen entspannenden Eindrücken des Bummels durch das weiße Örtchen.
Am Abend gehen wir aus, ein Fado-Abend findet statt in einem kleinen Lokal fußläufig vom SP. Es wird sehr gutes Essen geboten, ein TBone-Steak, und dann diese wunderschöne Musik mit Gesang. Wir können uns sehr einfühlen in das, was den Fado ausmacht, sehr engagiert und total beeindruckend lassen uns die Künstler ihre Darbietungen hören. Im Verlauf des Abends kommen immer neue Sänger und Musiker hinzu, es ist ein steter Wechsel. Unterschiedlich euphorisch werden sie vom Publikum begrüßt, und man spürt, sie geben alles. Es wird sehr sehr spät, ein wunderschöner nachhaltig beeindruckender langer Abend liegt hinter uns, als wir gegen 2 Uhr nachts trunken von den ganzen Eindrücken, und vom Wein natürlich, ins Bett fallen. Was erwartet uns wohl morgen ... morgen reisen wir weiter ... wo werden wir morgen sein ... ach dieses Reisen ist himmlisch!