18.02.2017 Samstag - Merzouga / Erg Chebbi
Früh können wir starten, werden aber durch den Patron etwas aufgehalten. Das Ehepaar macht sich im Garten zu schaffen, pflanzt was. Ich will nur guten Morgen sagen und uns verabschieden, wir quatschen, möchte wissen, was er da pflanzt, sieht strunkig aus, wie eine gestutzte alte holzige Engelstrompete. Das sei etwas ganz Besonderes, ein Miracel, das sei Moringa. Man könne alles verwenden davon, es sei Medizin, für den ganzen Körper. Er habe zwei Stunts vor Jahren bekommen, er habe viele Medikamente nehmen müssen, sein Freund sei Arzt in Eindhoven, der habe gesagt, er habe da etwas sehr Gutes, er solle zur Untersuchung kommen. Er flog hin, nahm das Pulver, und habe zwei Monate später alle Medikamente angesetzt und es ginge ihm sehr gut. Nach nochmaligen Untersuchungen seien auch die Ärzte total verblüfft. Dann musste ich mit, Youtube gucken, es ist schon sehr interessant, auch weil diese Bäume, die 9 m hoch werden können, nur in größter Hitze wachsen können, d. h. im Senegal und in Saudi Arabien. In Marokko sei es schon fast zu schlecht, im Sommer seien sie total grün. Aus den riesigenlangen Schoten gewinnt man kleine Bohnen, aber auch aus allem anderen vom Baum wird Medizin und Kosmetik gemacht. Werde mich zuhause mal schlau machen. Als Freunde trennen wir uns.
Die Weiterfahrt ist unproblematisch, weil die Strecke ganz passabel ist. Sie führt aber mehr und mehr durch solch eine Ödnis, imposant, riesig, wie planiert mit Schotter, nie gedacht, dass es sowas gibt. Oft sieht man nur eine einzige Akazie auf weiter Ebene. An den Bergketten erkennt man helle Sandflächen.
Und flott erreichen wir Rissani, sehen in einer wie mit dreckigem Mehl bestäubten Gegend das riesige wunderschöne Stadttor. Vorher kündigt sich schon Leben an, Unmengen von Plastik und Müll liegt und fliegt in einem breiten Streifen am Wegesrand, schade, denn dahinter sieht man eine große Ansammlung von Nomadenzelten. Rissani ist eine einzige Baustelle, Loch an Loch, und Staub überall. Mitten durch geht es und wieder raus und geradeaus weiter. Links werden riesige Sanddünen immer deutlicher.
Plötzlich eine Tankstelle im Nichts. Und dahinter beginnt Merzouga. Wir finden keinen Abzweig zum eigentlich gesuchten CP, viele Auberge Schilder stehen zwar dort, aber im steinigen Untergrund lassen sich nur vage vom Asphalt abgehende Pisten erahnen, die wir so ohne Weiteres nicht fahren wollen. Nach Merzouga also rein, Schlepper fangen uns ab, wir müssen drehen, einer überzeugt uns, ihm zu einem schönen CP zu folgen, und weil es noch früh ist, wollen wir uns den einfach mal anschauen. Also hinterher, dem Berber auf seinem Moped folgen. Es geht um mehrere Ecken, von der Straße ab, in eine sandige Ansiedlung, au Backe, sieht aber gut aus, und dann stehen wir vor einem Gehöft mit Berber Zelt, zwei Womos stehen da, ganz hinten direkt am Sand zwischen zwei Akazien ist ein toller Platz für uns, wir bleiben.
Bei Tee, zu dem er eingeladen hatte, schlägt uns der Besitzer eine Jeep Tour vor, incl. Essen und Brot und Kamelritt und drei Stunden Fahrt durch die Wüste, zu einer Mine, an Nomanden vorbei, zu den Fossilien, und zwei Nächte SP soll es 150€ kosten. Schon viel. Aber wir machen es. Und starten 2 Stunden später um 16 Uhr, Hunde mit in den Nissan Patrol. Vorher essen wir bisschen Salami und Käse mit Oliven und Brot und einem Glas Rose. Da traben plötzlich jede Menge Dromedare in unsere Richtung in eine Dünenecke, in der große Behälter mit Futter stehen. Es dauert nicht lange und Bazou und Chianga stehen mittendrin. Unglaubliche Bilder!
Es geht mit dem Jeep dann entlang der Wüstendünen über die Flächen der Hamada, auf Kuppen steil rauf, über Steine und ausgefahrene Spuren, ein Stück über die Strecke der Ralley Paris Dakar, an vielen Biwaks vorbei, an etlichen Karawanen, die diese anlaufen mit Gästen, die dort schlafen wollen. Schade ist nur, dass es doch eher durch die Steinwüste geht als durch die Sandwüste. Unterwegs bei der Fossiliensuche kommt ein junger Mann in Badeschlappen einen steinigen Hang hinunter, er ist Soldat, für 3 Monate in dieser Einöde, überall sei Militär, in Dreierreihe überwachen sie alles, bis Algerien ist es nicht weit, man sieht die algerischen Berge deutlich, die Grenze dorthin sei ein 4 m tiefer und 4 m breiter Graben, die käme kein Auto durch. Unser Fahrer zeigt uns später eine in der Hamada errichtete Start- und Landebahn, also mehr eine breite Piste, rechts und links mit Steinhäufchen markiert und irgendwo einen langen, mit flachen Steinen gelegten Pfeil. Wahnsinn, wenn man sich vorstellt, hier landet ein Transportflugzeug. Platz genug ist dafür. Am Womo flott alles dicht machen, ab zum Essen. Suppe vorweg, salzlos, Tajine ganz lecker, Apfelsinen hinterher, alles gut. Wir schlafen sicher sehr gut nach diesem ereignisreichen Tag und in direkter Nachbarschaft zu einer großen Dromedar-Herde.