17.01.2017     Asilah

Asilah ... mit seinen prächtigen farbenfrohen Türen ... hier öffnen sich den vielen Reisenden sinnbildlich so viele Pforten in diesem fernen unbekannten Land, hier gewinnt man die ersten Eindrücke, die bleibenden, im voller Spannung und mit viel Vorfreude endlich erreichten "Marokko". Vielleicht lässt sich deswegen hier in Asilah auf engem Raum eine große Zahl an wunderschönen Toren, Türen und Pforten finden. Wer weiß.    

Diese Kleinstadt am Atlantik, 40 km südlich Tanger, ist ein ehemaliges Piratennest mit turbulenter Vergangenheit und portugiesischem Flair. Hier leben 40.000 Einwohner von Fischfang und Handel. In der blitzsauberen Medina wohnen 1.000 Menschen, viele betätigen sich als Künstler. 

Am Rand dieser Kleinstadt wache ich sehr früh auf, es ist erst 5 Uhr morgens. Chianga hat wieder Ohrenschmerzen, Bazou seit gestern Durchfall. Beide kommen irgendwann in mein Bett, gequetscht alle zusammen ist es schön warm unter meiner Decke. So liegen wir bis um 7 Uhr der Muhezin vom Minarett ruft. Ich finde es schön. Es ist mir gar nicht so derart überfrachtend wie damals auf Bali. Im Gegenteil, es gehört hier hin.

Wir haben vor, den heutigen Tag hier in Asilah zu verbringen, zu radeln. Bazou muss zig mal raus, Wim erledigt das nachts, beide kotzen, also die Hunde, tja, wohl wieder die übliche Prozedur, erstmal nichts fressen und abwarten. Vom Strand sehe ich, dass es aus einem Womo riesig dunkel qualmt, da brennt was, und wir stehen mit unserem Womo fast direkt daneben. Ich renne zurück, aber der Nachbar hat schon gelöscht, ist wohl am Kühlschrank was kaputt, Flammen schlugen raus. Nun hat er die ganze Aufbauseite am Lüftungsgitter verkokelt. 

Wim sattelt die Räder, unsere Besichtigung von Asilah per Rad wird sicher sehr interessant. Abends wissen wir, dass es interessant, wirklich sehr sehr schön, propper sauber und voller Freundlichkeit war. Zunächst radeln wir auf leicht ramponierter Promenade Richtung Hafen, am SP an Stadtmauer entlang, der nicht sehr einladend ist. Die Hafengegend voller Fischerboote und Katzen an Sonnenplätzen ist sowas von aufgeräumt, überall wird gekehrt, wir mit den Anhängern werden lachend und staunend gegrüßt und man hebt die Daumen. Tolle Bilder. Glückliche Begegnungen.

Zurück durch's Tor in der Medina tun sich enge blitzsaubere Gässchen auf mit weißen Fassaden und in allen Blau-Türkis-Tönen. Schöne Portale, hin und wieder mit gefliesten Friesen, Farbe Farbe überall. Teppiche und Kunstgewerbe kann man kaufen, ist wohl auch so hoch oben hier in Marokko normal, in der Saison möchte ich hier nicht durchlaufen. Jetzt genießen wir die Tour. Unterwegs kaufen wir in einer kleinen dunklen Bäckerei 2 Brote, noch warm, köstlich, der Bäcker steht strahlend in der Tür und wartet offensichtlich auf unser "lecker", was er auch gerne kriegt. Ich habe Scheu, einfach zu fotografieren und traue mich nicht, zu fragen, ob ein Foto erlaubt wäre. Mal sehn, es wird sich sicher mal locker irgendwo ergeben. Aber jetzt tut es mir leid, diesen freundlichen Bäcker nicht fotografieren zu können.

Durch ein anderes Tor gelangen wir scheinbar in die Hauptgeschäftsstrasse mit rush-hour. Frauen sitzen auf den Bürgersteigen, bieten ihre Waren an, Männer stehen an ihren Fischkarren, dick mit Eis bepackt, Berge von Oliven türmen sich, Motorräder mit angebauter Ladefläche schieben sich durch, ein paar Taxen, uralte Mercedes, Menschen in langen bunten Gewändern und Tüchern, Männer mit übergeworfenen Kaputzen wie Zipfelmützen, selten eine Vollverschleierung, und wir mittendrin mit Hundeanhänger. Ein Erlebnis. Viele Schulkinder schieben mit Trolleys durch die Gassen, etliche sehr respektlos. Ein paar Mal bellen die Hunde, geht aber ansonsten entspannt und gut. Einkehrzeit, eine kleine Terrasse lockt. Wim will Tee bestellen, schwarzen, ich bremse ihn, natürlich will ich Minztee, und der kommt zuckersüß und lecker, dazu 2 kleine Mandelhörnchen. Am Nebentisch spricht uns ein junger Mann an, ob wir Holländer seien, er hat Mutter aus Belgien, Vater aus Marokko, und spricht Holländisch. Lustig. Er zeichnet uns noch eine Karte, wohin und wo nicht hin in Marokko. Sehr freundlich. Alle großen Städte sollen wir auslassen, sei nix, ein dringender Rat, den uns später auch der einheimische Restaurantbesitzer gibt. Wir werden uns daran halten. 

Abends bleiben die Hunde im Womo, und wir gehen essen. Wir sind allein im Lokal und speisen köstlich: kalte eingelegte Auberginen, Oliven, Brot, dann eine Tajine mit Schwertfisch in Stücken, Zitrone, Paprika, irgendwie rötlicher Sud, so herrlich, danach jeweils eine Seezunge, riesig, kross, himmlisch, mit einem Teller geschmortem Gemüse, und als Dessert Orangenfilets mit Banane, Apfel und einem Hauch von Zimt und Zucker, alles einfach sehr gut und reichlich. Getränke? Tja. Wenn Wim auch noch irgendwie hoffte, der Chef würde ein Bier vorzaubern können, dann leider leider gab es für ihn "nur" frisch gepressten OSaft und für mich im Silberkännchen Minztee. Zuhause ein Schnäpschen und pappsatt ins Bett gefallen.