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18.02.2016 Donnerstag

Yecla ( N 38°42’51.7“ – W 1°7’9.0“ )

Wir entschließen uns, heute weiter zu fahren. Wie zur Erinnerung an herrliche Stunden hier auf der Ziegenwiese, schickt uns der Himmel einen phänomenalen Sonnenaufgang. Ziel heute soll die Finca Caravana in Yecla sein. Wir verabschieden uns von denen aus dem Badischen mit dem Winebago, von Gerd ebenfalls, er reist auch ab, und warten auf den Bäcker. Der Bäcker freut sich auch, wir kaufen wieder Bienenstich, Brot und 2 Scheiben Leberkäs. Dann geht‘s noch in Canada am Mercado vorbei, Toilettenpapier, Kartoffeln und Marmelade, Margarine vergessen wir. Bis Yecla sind es knapp 200 km. Zunächst ist es noch hell am Himmel, zunehmend wird es dunkler. Es regnet zwar nicht, aber das Thermometer fällt auf 8Grad. Der SP liegt einsam, inmitten Grasland, nicht schlecht, aber kaum dazu geeignet, Überwinterer zu begeistern, und im Sommer ist es hier glutheiß, das Meer viel zu weit weg. Es stehen 5 Womos da. Wim geht zum Wohnwagen, anmelden. Ein Düsseldorfer spricht ihn an, sind das doch tatsächlich die Leute mit Womo und Pinscher aus letztem Jahr vom CP Bon Repos. Unfassbar, hier in der Einöde, was jetzt wirklich nicht abschätzig verstanden werden soll. Und ein weiterer Gast aus GB ist uns bekannt aus Calabardina, ja die Welt ist klein und der Wohnmobilist rege. Wir machen einen Spaziergang durch die Büsche und Mandelbäumchen, die in voller Blüte stehen und mich mit ihrem Farbenspiel und ihrer robusten Zartheit grenzenlos begeistern. Richtig kalt ist es, eisig-schneidend kalt. Man bräuchte eine Mütze oder einen Glühwein, am besten aber ohne dieses "oder". Wir braten den Leberkäs mit Pürree und Rotkohl und machen es uns im Womo gemütlich moppelig warm. Morgen reisen wir weiter.

19.02.2016 Freitag

Oropesa ( N 40°07’15.20“ – E 0°09’30.30“ )

Der Morgen empfängt uns mit Regen. Das macht diesen Fleck hier noch grauer, öder, ungastlicher, wie er ohnehin schon ist. Tja, alles gut gemeint bei der Anlage und den Anpflanzungen, aber damit ist es auch erschöpft. Es wirkt irgendwie stümperhaft, so, wie der Besitzer auch verunfallt ist mit seinem Sturz von der Leiter, wie uns der Betreiber noch ausführlich erzählt. Der SP wird wohl so in der Art keine Überlebenschancen haben, es sei denn, eine arbeitsame liebende Seele erbarmt sich, dann kann durchaus etwas Reizvolles daraus werden, wir würden das wünschen, denn die Gegend hier etwas im Inland hat bestimmt mit besseren Wetter einen hohen Reiz. Schnell frühstücken wir, die Hunde sauen alles durch den rötlichen lehmigen nassen Boden ein, dann E+V, kurzer Schwatz mit den Düsseldorfern und Abfahrt. Die Reise führt uns durch schöne baumreiche Gegend. Ca. 200 km haben wir zu fahren bis zum nächsten Ziel Benicassim oder Castello oder Oropesa. Vor Valencia reißt der Himmel auf, es wird sonnig und blau. Von 8 Grad klettert die Anzeige bis auf 14 Grad. Gute Aussichten. In Castello stehen einige Womos am Straßenrand. Soweit so gut, aber unbeaufsichtigt lassen würde ich es hier nicht. In Benicassim ergibt sich leider auch nichts, außer dem staubigen Parkstreifen, der schon voll gestellt aussieht, direkt an der viel befahrenen Durchgangsstraße und der Bahnlinie. Also weiter Richtung Oropesa und die nächste Alternative wählen, nämlich die dahinter liegenden CP. Wir fahren einen an, voll, die noch freien Plätze sind nicht schön, schattig und eng, und es wundert nicht, warum sie noch unbelegt sind. Gegenüber liegt aber noch ein kleiner Platz, sieht einfach aus, was wir lieben, der CP Kivu, die Rezeption ist geschlossen. Ein Überwinterer kümmert sich sofort um uns, er hatte uns schon gesichtet, wir können einfach rein, sagt er, im oberen sonnigen Bereich sei eine schöne Parzelle gerade frei geworden. Und tatsächlich, frei, sehr groß, perfekt. Und bis vor wenigen Stunden standen hier auch Kölner, erzählt uns die Nachbarschaft freudig und staunt über den Zufall, weil sie schon annahmen, der abgefahrene Kölner und wir wären bekannt miteinander und hätten uns wegen des freien Platzes miteinander verständigt. Weitere überwinternde Rentner laufen zusammen, klären uns auf über die Besonderheiten des CP, weisen uns ein, Lebensgeschichten incl.. Aber alles liebenswürdig und sehr freundlich. Irgendwie breitet sich so ein angenehmes Geborgenheitsgefühl aus, als ob Zuhause die Mama eine frische Tischdecke ausbreitet und das Lieblingsessen serviert. Das Thema muss ich mal in einem gesonderten Beitrag aufgreifen, die Gedanken dazu mal freilegen. Es ist interessant. Für die einen könnte es Spießertum bedeuten, für die anderen Geborgenheit, wahrlich ein bedenkenswertes Thema. Nun stehen wir jedenfalls hier, Blick auf hohe Mauer mit Zaun oben auf, marodes Spülbecken mit Nicht-Trinkwasser und einen riesigen Stromkasten, zur Rechten Residencen, also Wohnsilos, zur Linken Gottseidank Pinien. Aber wir wollen ja Radfahren und das Womo sicher abgestellt wissen, das ist hier gesichert. Wir radeln an der Promenade entlang, schauen uns um. Gigantische Wohnblöcke soweit das Auge reicht, aber mit phantastischen Gartenanlagen, besser gesagt super gepflegten Parkanlagen rundum. Alles blüht, alles im Überfluss bepflanzt und dazu unzählige Palmen. Hier ist in der Saison sicher jetzt Unfassbares gebacken. Es ist sonnig aber auch mit sehr frischem Wind. Aber das Radeln tut so gut. Die Hunde flitzen eine Test-Runde am Strand, an einem Stück, das recht frei liegt und keine Bebauung angrenzt, und lassen dann aber in etlichen Runden so richtig "die Sau raus", was haben sie eine Freude, Wim und mir geht bei diesen Anblicken immer wieder und immer wieder das Herz auf. Lebensfreunde pur und riesengroßer Luxus für uns alle. Aber eigentlich ist hier für Hunde quasi alles verboten, darauf machen einen viele Schilder aufmerksam. In dieser Jahreszeit wird aber hoffentlich, so wie vielerorts, ein behördliches Auge zugedrückt. Zurück am Womo noch etwas sonnen und Akkus laden. Wir braten Gehacktes mit Zucchini in Sahnesößchen, dazu Kartoffeln und sind froh, mit diesem CP etwas Passables für unsere nächsten Unternehmungen gefunden zu haben.

20.02.2016 Samstag

Oropesa

Blau blau blau mit Sonne überall. Ein herrlicher Tag. Wim holt Brot auf dem Nachbar CP. Eine Birne in den Scheinwerfern ist kaputt. Er baut sie aus und hofft, was Passendes hier zu finden. Wir brauchen noch ein paar Dinge aus dem Mercadona, Margarine ist alle und Futter für Chianga, von dem wir bislang mehr als erwartet gebraucht haben. Aber ich hab keinen Bock, den Vormittag damit zu vertrödeln. Ich will endlich auf diese schöne Radstrecke. Also auf geht‘s. Rundum staunt wieder alles über die Hunde im Hänger, vor allem darüber, wie brav die beiden einsteigen. Die Fahrt geht immer die Promenade entlang bis zu einem Anstieg auf einen Felsen mit Faro, für Fahrräder eigentlich verboten, wir fahren trotzdem, müssen dieses Steilstück hinauf aber ohnehin schieben. Es geht zum Hafen Oropesa, was falsch ist, denn wir sehen plötzlich über uns auf einer Brücke Radfahrer und hier unten keinen einzigen. Also Auffahrt suchen. Irgendwie schaffen wir, den Radweg zu erreichen und sind nun auf dem rechten Weg. Viele Radfahrer sind unterwegs, auch Fußgänger, auf diesem einzigartig schönen Radweg auf einer ehemaligen Bahntrasse. Es geht durch einen langen Tunnel, die Hunde jodeln. Dann wieder Meerblicke, Schneisen in Felskuppen, ein alter Torre und nach ca. 6 km die ersten Häuser von Benicassim. An der endlos langen Promenade stehen herrschaftliche, alte Villen, Einfallsreichtum ohne Ende, was die aufwändigen Verzierungen und Farbgebungen der Fassaden und Gartenanlagen anbelangt. Dicht daneben ragen skeletthaft wirkende  Hochhäuser in den Himmel des Südens. Eine Schande irgendwie, aber auch das Zurückgenommene, Neutrale hat wohl seine Liebhaber. Alles ist hyper gepflegt und auch lebendig belebt. Zum Pausieren ist leider nichts da für uns, alle Terrassen sind stark besucht, keine Möglichkeit, die Räder nahe dabei abzustellen. Also machen wir uns auf den Rückweg. Wim filmt unterwegs im Fahren. Bin gespannt, wie die Aufnahmen sind. Auch in Oropesa finden wir kein passendes Lokal, also ohne Stopp eben weiter, ich finde das nicht schlimm. Mercadona wird angelaufen, das Nötige kaufen, und ab zum CP. Ein Bierchen in der Sonne im eigenen Sessel tut auch gut. Abends wärmen wir einen Thunfischkuchen vom Mercadona, Schmortomaten und Salat dazu und strecken die müden Glieder. 

21.02.2016 Sonntag

Oropesa

Es ist heute wolkiger, aber warm. Wir radeln heute in die nördliche Richtung, zunächst über Holzstege vorbei an dem Örtchen Torre la Sal bis nach Torrenostra. Schöne Sträßchen, geschottert oder lehmig-staubig, hin und wieder asphaltiert, ziehen sich durch uriges Ackerland mit Gärten, Palmen, Oliven, Artischocken, Orangen, Herz, was begehrst du. Immer wieder laufen schmale Kanäle zum Meer hin, überall stehen Gartenhäuschen in typischer Bauweise und unterschiedlichen Unterhaltungszuständen. Sie sehen ungenutzt aus, das wird sich aber vermutlich ändern, wenn hier geackert wird. Eine Schrebergartenkolonie auf spanische Art. Streckenweise können die Hunde aussteigen und über die einsamen Wege frei laufen. An der Promenade in Torrenostra essen wir Tapa. Rentner überall, ebikes ebenfalls. Es wird dunkler am Himmel, hoffentlich kommen wir trocken wieder zurück. Ein Reifen an Chiangas Anhänger hat einen Plattfuß. Ich hab etwas Angst, dass der Reifen plötzlich um die Felge schlabbert, und wir zwei Damen zu Fall kommen. Aber trotzdem geben wir Gas, ich und die im Anhänger eigentlich dauernd heulende Chianga. Unterwegs wird es richtig kühl, ohne Strümpfe krieg ich kalte Zehen in den Sandalen. Wir kommen aber wohlbehalten am CP wieder an, vom Rad gefallene Mädchen sind wir nicht und meine Zehen sind alle noch dran. Gute 35 km waren wir heute unterwegs. Abends braten wir uns Rouladen, Kartoffeln und Salat dazu. Mir schmeckte es gut, Wim schwieg aus unerklärlichen Gründen den ganzen Abend. Aber Tatort mit Richy Müller im Schlepper-Milieu war toll. 

22.02.2016 Montag

Oropesa

100 Regentropfen sind nachts wohl gefallen, sie hinterlassen eine Invasion von Staubflecken überall. Es ist diesig, soll aber warm werden. Und das stimmt. Wir drehen den zahllosen Staubflecken den Rücken und radeln nach Oropesa auf der Suche nach einer Glühbirne für Autoscheinwerfer. Im Chinaramsch gelingt es, sagte ich schon mal, dass die alles haben, wirklich alles. Wir radeln um die Stierkampfarena und durch den Ort, Kaffee und Teilchen an einem Plätzchen in der Sonne zu finden, auch das gelingt uns heute.

Nach der sonnigen Rast radeln wir zum wunderschönen Park am Meer Marina d'Oro mit schillernd-schönen Pfauen, bunten Skulpturen und Blühendem überall. Das Lustwandeln zwischen all den in der Sonne funkelnden bunten Mosaiken und dem Blütenüberfluss tut in dieser Jahreszeit unsagbar gut. An den Strandelefanten geht es vorbei zum Mercadona, auch heute kaufen wir dort das Nötige ein, Muscheln für abends und Wein, man braucht ja immer etwas. Sonnenbaden und packen steht am Womo auf dem Programm. Morgen geht‘s weiter nach Norden bis Santa Susanna. Wir planen, bis nach Hause Mautstraße zu fahren, ist zwar nur 150 km kürzer als ohne Maut, aber statt 27 Std. werden nur 17 Std. Fahrzeit angezeigt, das ist enorm. Ich melde meiner Schwester Merle, dass wir Freitag bei ihr in Birresborn eintrudeln. Wir halten ein Schwätzchen dazu Schnäpschen bei den Nachbarn Christa und Horst mit dem Hymer, obwohl sie immer einen Adria wollten und der bei Dethleffs gearbeitet hat. Wir gucken einen Krimi und verzehren genüsslich die Muscheln.

23.02.2016 Dienstag

Santa Susanna

Ein sonniger Tag wird das heute, richtig warm, keine Wolke, schade, dass wir fahren, aber die Enge und das Alltagsleben der Langzeitüberwinterer ist auch nicht so ganz meines, jedenfalls noch nicht. Irgendwann werde ich froh sein, es noch bis hierher im Winter zu schaffen, also mal jetzt nicht unken. 320 km geht‘s heute gen Norden. Maut 30€. Sehr bewölkt ist es unterwegs, Barcelona liegt mit 18 Grad liegt wie unter einer Smog-Wolke. Am Carrefour in Santa Susanna lassen wir die Hunde pieseln, dann ab auf den CP Bon Repos. Alles bekannt, schön und auch wieder nicht. Wir nehmen hinten raus Richtung Malgrat in erster Reihe einen Platz. Stühle raus, aber die Wärme fehlt etwas, sehr kühl im Verhältnis zu Oropesa. Nächstes Jahr bleiben wir drei Monate, mindestens, wenn nicht noch länger, nächstes Jahr, dann wird alles anders. Und vielleicht doch endlich mal Marokko, endlich mal. Zunächst wollen wir im Restaurant am Platz essen gehen, aber wir ziehen dann doch Gerichte aus der Womo-Küche vor, nämlich Schweinefleischscheiben mit Zucchini und Tomaten aus dem Backofen. Dazu gibt es einen Krimi mit dem Kiesow und Christiane Paul, Garanten für beste Unterhaltung.

24.02.2016 Mittwoch

Santa Susanna

Ein warmer Tag bricht an, leicht bewölkt aber schön. Leider endet unsere Radtour nach dem Marktbesuch in Pineda ziemlich schnell, da ich wieder den Plattfuß habe. Noch am Carrefour vorbei, Öl und paar Sardinenbüchsen kaufen und zum Womo zurück. Sonnen geht nicht lange, der Wind wird sehr frisch. Auf dem Meer sammeln sich schwarze Vögel in großen Gruppen. Ich kann aber selbst mit dem Fernglas nicht erkennen, aus welchem Grund sie das tun. Sie schaukeln einfach nur auf den Wellen. Ich bin ziemlich traurig, Vieles, was Zuhause auf uns wartet, stürzt irgendwie auf mich ein. Manchmal denke ich, ich bin dem Ganzen nur noch schlecht bzw. gar nicht mehr gewachsen, eigentlich schlimmer: ich will ihm nicht mehr gewachsen sein. Wim und ich reden über Lebensperspektiven, Ziele, schwer zu sagen, wohin es gehen soll, vielleicht einfach noch zu früh, es muss noch gären. Ich geh duschen und dann gehen wir essen, die Hunde bleiben im Womo. Wir essen Ensalada Rusa, Wim ein Steak und ich eine Pizza, danach einen Brandy, oder waren es doch zwei ... und schiebe schlussendlich den schwarzen Vögeln die Schuld in die Schuhe für meine momentan leicht desolate Verfassung. Die Viecher haben schließlich auch keinen Plan, sonst hätte ich ihn ja sehen können, sie schwirren nur hysterisch rum, lassen sich schaukeln, heben ab und landen wieder, eindeutig kein Plan ... nur Schuhe haben sie keine, zum Was-Reinschieben. Tzzzzzz ...