Noord-Brabant / Gelderland - Heusden …

22.10.2022 Samstag

Über recht wenig befahrene Strecken gondeln wir über den Haringvliet und später über den Wilhelminakanal. 100 km trennen uns von Middelharnis bis zum nächsten Ziel an der Maas, durch die die Grenze der Provinzen Noord-Brabant und Gelderland führt. Auch hier fallen im kräftigen Wind flatternde Flaggen an den Ackerflächen und große Transparente an den Bauernhöfen auf.

Nähe Heusden erhalte ich eine sms vom SP-Reservierungsprogramm, mit der erinnert wird, dass ich heute bis 21 Uhr Zeit habe, die „Gebühr zu starten“, d.h. mich am SP aktiviere am Automat. Kurz darauf, nachdem wir uns etwas verwinkelt um etliche Ecken im alten Örtchen gewurschtelt haben, kommt eine weitere sms: „Lieber Gast, Schlagbaum Code 116.. (muss man eingeben), Wifi Code … Mit freundlichen Grüßen“. Na, das ist ja mal perfekt. Ob es nun reiner Zufall ist, dass wir schon direkt am „Schlagbaum“ stehen oder ob Big Brother uns gewatchingt hat, man weiß es nicht. Jedenfalls tippt Wim die Code-Nummer ein und „Sesam öffne Dich!“ Wir haben freie Bahn. Allerdings schmal, sehr sehr schmale freie Bahn. Etwas abschüssig und um eine enge Kurve auf baumbestandenem Pflasterpfad, jawoll, viel länger und höher dürfte das Concördchen aber nicht sein.

Ohne Plessur schaffen wir es in einem Zug und rollen auf ein schweres Einfahrtstor zu, das sich automatisch aufzieht, hinter dem ein Parkplatz liegt. Diese Parkfläche erinnert mich etwas an einen lange zurückliegenden Besuch im dänischen Tiger-Park auf Lolland, den man mit eigenem PKW befahren konnte. Da fuhr man auch zuerst in einen hoch gesicherten Bereich, hinter einem Zäune, vor einem Zäune, durch die man schon die Tiger sehen konnte, man wurde in Sicherheit eingecheckt und dann losgelassen. Sehr sehr spannender Moment. Jetzt sieht man über die Parkfläche hinweg nur „weiße Tiger“, die unspannend weißen Womos am Maas-Ufer, und ein weiteres Tor. Auch dieses mit Metallzacken gekrönte schwere Tor schiebt sich selbsttätig zur Seite und gibt die Zufahrt frei. Meine Güte, ein Hochsicherheitstrakt oder was? Ist hier in Heusden alles noch so wie früher? Muss man sich, wie im Mittelalter, vor plündernden Heeren und umherziehenden Räuberbanden schützen? Offenbar ja. Wir schmunzeln. Heusden ist eben eine Festungsstadt, und das wird spätestens bei diesen Toranlagen deutlich, sollten einem die vorher passierten Stadtwälle und Festungsgräben verborgen geblieben sein. 

In der äußerst gepflegten Anlage sind ein paar Lücken mit gepflasterten Parkstreifen im englischen Rasen frei. Man kann mit Blick auf die Maas stehen. Wir wählen aber die andere Richtung, nämlich den Blick auf ein Hafenbecken und die wunderschöne Kulisse der Stadt, aus der gleich 2 Türme und 2 sich drehende Windmühlen rausragen. Holland - volle Breitseite. 

Bei wechselnder Bewölkung genießen wir die Sonne, die Aussicht, ein Schwätzchen hier und da und tun sonst nichts.

23.10.2022 Sonntag

Der Vormittag bleibt duster. Dicke dunkle Wolken ziehen hin und her. Aber die Vorhersage verspricht Besserung am Nachmittag. Also warten wir etwas ab. Und siehe da, es lichtet sich zunehmend, und Wim richtet die Räder, damit die Damen aufsatteln und zusteigen können. Es geht los ins Festungsstädtchen Heusden, klingt nach weiter Strecke, ist aber nur um einen Deich herum. 

Und dann tauchen wir ein in malerische Straßen und Gassen mit Jahrhunderte alten Gebäuden, vielen Ateliers und Galerien, kleinen Läden und einladenden Lokalen. Man sagt, die Festungsstadt Heusden sei ein erstklassiges Ausflugsziel für Freunde der Kunst, Kultur, Geschichte und des guten Essens und Trinkens.

Die Geschichte der Stadt beginnt um das Jahr 1200, als entlang der Maas eine städtische Siedlung entstand. Dank dem Bau der Festungsanlagen mit schweren Erdwällen und Gräben brach für die Stadt ein ruhmreiches Zeitalter an. Ende des 16. Jahrhunderts waren in der Garnisonsstadt Heusden tausende Soldaten stationiert. Auch heute noch ist, obwohl der Zweite Weltkrieg schlimme Verwüstungen anrichtete und menschliches Leid zufügte, größtenteils alles so, wie es einmal war, denn die Stadt wurde aufwändig restauriert und erhielt hierfür die höchste Auszeichnung der Europäischen Union für Restaurierungsarbeiten: Europa Nostra. 

Natürlich würden die Fassaden sicher vor blauem Himmel noch ganz andere Strahlkraft entwickeln, aber auch jetzt im Herbst wirkt alles besonders stimmungsvoll, gelegentlich wie dem Werk eines alten Meisters entsprungen. 

Viele Hauseingänge sind liebevoll und stimmig dekoriert, andere wiederum ganz klassisch gehalten, so dass die Fassaden mit den schönen Fassadenornamenten und die bunt verglasten Fensterscheiben voll zur Geltung kommen. Man hat einfach nicht Augen genug, und es ist ein Erlebnis, sich in diese historische Kulisse einzufügen. 

Auf einem Platz am Hafen mit etlichen Straßencafés und Restaurants finden wir auch eines, das uns nach unserer Pfannkuchen-Pleite vor ein paar Tagen empfohlen wurde: De Pannekoekenbakker. Ja, dann mal los, kurz abstimmen, ob Lust auf einen Pannekoeken besteht, keine Einwände, parken und hinein ins (hoffentlich) Vergnügen. Schon die Tatsache, dass es ein Grimbergen gibt, erfreut Wim sehr. Der Anblick des sehr schön servierten Tees begeistert mich. Und dann die Pannekoeken-Speisekarte. Also alles, was sich nicht wehrt, wird auf und in ihm kredenzt. Und für die Unentschlossenen, die gar nicht mehr entscheiden wollen, ob ihnen nun nach einem Süßen oder Herzhaften zumute ist, gibt es den „half + half“. Ich wähle eine Hälfte mit Käse und Schinken, die andere Hälfte mit Apfel und Rosinen, Wim nimmt komplett die süße Variante. Und es ist echt lekker! So muss ein Pfannkuchen sein, so muss er aussehen und schmecken. Empfehlenswert.

Gut gestärkt schauen wir uns noch die Hafengegend an.

Und nach Besichtigung ein paar ungesehener Gassen … 

… geht es zurück zum inzwischen sehr leer gewordenen SP. 

24.10.2022 Montag

In der Nacht beutelten und schüttelten uns Gewitter kräftig durch. Gut, dass man hier auf gepflasterten Fahrstreifen steht. So nimmt der wunderbar gepflegte Rasenteppich wenigstens keinen Schaden. Denn wir parken gleich aus und ziehen weiter. Vorher wird bei diesem strahlend schönen Wetter aber alles nochmal rundum mit der Kamera gebannt.

Und dann öffnen sich die Tore dank des vom Reservierungssystem zugeschickten täglich neuen Codes, wir erreichen unbeschadet über den engen Anstieg die Schranke und nehmen die Richtung Arnheim.