Valencia > Gandia > Villajoyosa

11.01.2016 Montag

Gandia ( N 38°58’11.43“ – W 0°08’43.44“ ) 

Heute ist es grau, der Himmel über Valencia verspricht nicht viel. In der Nacht war es sehr windig. Ich dusche, Dusche ist einfach, aber groß genug und richtig heißes Wasser. Wir frühstücken und entscheiden, Valencia nicht zu besichtigen und zu vertagen auf ein anderes Mal mit hoffentlich freundlicherem Wetter. Also Abfahrt. Es geht an vielen Wasserflächen vorbei, ansonsten eine eher nichtssagende Gegend. Unterwegs sieht man Gewächshäuser, die auch Arbeit für viele Menschen bieten. Die Orte sind verblasen, trostlos und beinah menschenleer. Einen Abzweig zum Strand finden wir nicht, quetschen uns durch eine Schlucht in irgendeiner Bettenburg, an deren Ende wir das Meer vermuten, um eine kleine Runde mit den Hunden zu drehen. Dabei lassen wir das Womo keine Sekunde aus den Augen, denn so menschenleer wie es schien ist es nicht. Aber schwer ist es, den Blick von den am Strand tobenden Hunden zu lassen. Als gäbe es kein Morgen, jagen sie einander, scheinbar ist das Strandgut, das Chianga ergattert hat, sehr interessant und entwickelt sich samt Chianga zum wildgewordenen Handfeger. So lustig. Weiter geht's. Wir steuern Cullera an. Hochhausansammlung am Meer ohne Flair, wie viele Orte hier bisher auf unserer Strecke. Ein riesenhafter Acker direkt am Meer tut sich auf mit sicher 100 Womos, auf den aber noch locker 100 weitere passen. Ein Sammelsurium von Modellen und Lebensarten, irgendwie schön, ich würde auch gerne bleiben, aber mit der grauen Skyline vor Augen ist die Depression vorprogrammiert. 

Wir fahren weiter mit Ziel Gandia. Alles in allem ca. 120 km ab Valencia. Hier steuern wir den SP an, den ich in den sozialen Netzwerken mal aufgeschnappt habe. Etwas abseits vom Ort, wieder vor einer irren Hochhauskulisse, liegt der eingezäunte saubere SP. Es ist noch reichlich Platz. Räder runter, Runde drehen, Hafen vergeblich gesucht, nicht erreicht, runtergekommene Gegend, Hunde haben aber viel Spaß am Strand im sehr feinen hellen Sand. Geplauder rechts und links auf dem Platz, nette Leute. Der SP-Besitzer ist sehr freundlich und emsig mit Besen und allem unterwegs. Später begrüßen wir Frank und Marlies Kipka, die uns aus einem Forum bekannt sind. Sie freuen sich. Die Nachbarn, Elke und Frank, sind auch in dieser Gruppe. Also ein großes freudiges Hallo, Photo werden gemacht und bei FB gepostet. Stühle dazu, Büchsenbier, ein lustiger schöner Abend folgt, der sicher Wiederholung erfahren wird. In der Nacht muss Chianga paar Mal raus, hat Durchfall, und kotzt morgens. Das gestrige Handfegerrennen ist ihr sicher nicht bekommen. Bazou geht‘s gut. Morgen reisen wir weiter.

12.01.2016 Dienstag 

Villajoyosa    ( N 38°30’58.00“ – W 0°12’01.24“ ) 

                     ( N 38°30’05.62” – W 0°13’58.32” ) Strandparkplatz

Heute ist Papas Sterbetag. Vor 3 Jahren saß ich heute auf Sizilien in der einsamen Bucht. Sonnenstrahlen fielen einzeln vom Himmel. Hier hat er wenig Chance, welche fallen zu lassen, leider. Der Himmel ist zwar sowieso blau und die Sonne scheint, aber die wahnsinnigen Bausünden an der spanischen Mittelmeerküste lassen keinen Himmelswink zu. Wir verabschieden uns herzlich von Elke und Frank und von Marlies und Frank, war richtig nett. Obwohl wir nicht gemeinsam im Meer waren, fanden wir doch eine Wellenlänge. Es geht ab durch die Berge über Alicante nach Villajoyosa. Das soll ein schönes Örtchen sein mit Schokoladenmanufakturen. Ich hoffe mal sehr auf was Schönes, endlich mal was Schönes, etwas Anregendes und Begeisterndes. 180 km ist die Strecke. Unterwegs wird das Wetter immer schöner, bleibt aber bei 14 Grad stehen. Windig ist es nicht. Die Orangenplantagen werden weniger, dafür fahren wir vorbei an heller staubiger Erde mit Obstbäumen und Oliven. Rechts zieht sich ein Gebirge mit vielen Kuppen über 1200 m. Alles vor strahlend blauem Himmel. Ich bin sehr gespannt, was uns um den SP herum erwartet. Alicante liegt vor uns, eine große Stadt. An der Küste geht's entlang und da, nach der nächsten Kehre, tut sich was auf, was einem die Sprache verschlägt: Manhattan hier? Benidorm, Hochhaus an Hochhaus. 

Irgendwann geht's ab zum SP, Alleinlage, Terrassen, hypergepflegt, Klein-Manhattan zur Rechten, Dickschiffe der Luxus-/Palace-Klasse mit und ohne Beiwagen zur Linken, aber auch etliche Wohnwagen. Rezeption nobel, Paare in Steppjacken, Stille. Gut, wir bleiben, weil das Örtchen so schön sein soll. Wim kauft 2 strom- und wlanlose Tage für 48€. Chianga hat noch immer Durchfall und käckelt auf den Randstein. Gottseidank haben die unfreundlichen Niesmänner gegenüber nichts gesehen, denke ich so, und bemühe mich um Schadensbegrenzung. Ach ja, seltsame Atmosphäre hier, bedrückend irgendwie, der Strang der mobilen Freiheit, an dem die Lebenslust zu baumeln scheint. Wim baut unsere Fahrradgespanne für morgen auf. Heute bummeln wir erstmal zum Strand unterhalb der Anlage. Eine Promenade läuft an der Bucht entlang, etwas ungepflegt und sanierungsbedürftig im Gegensatz zum Platz. Ein paar schöne Palmen stehen am Strand, ideal für Photos. Auf den hellen Klippen steht ein nettes Anwesen. Ansonsten nichts Berauschendes. Auf der Außenterrasse trinken wir einen Caipirinha in der Abendsonne. Abends gibt's Kotelett, Spinat und Kartoffeln, lecker. Irgendein mehrteiliger Film mit Anna Loos, die ich nicht mag, läuft, den ich aber wie häufig verschlafe. 

13.01.2016 Mittwoch

Villajoyosa

Chianga musste nachts ein Mal raus, scheint aber nicht schlimmer geworden zu sein. Gestern hat sie nichts zu fressen bekommen, sie tat mir so leid. Mal sehen, wie es heute ist, wir geben ihr eine halbe Portion, die sie bei sich behält. Wim holt Brot. Nach dem Frühstück radeln wir in den Ort. Sehr schön dort, die vielen schmalen bunten Häuser lassen einen Staunen. Ein sehr fröhliches Bild, es sieht toll aus. Viele Ältere gammeln und lümmeln herum, Small-talken und essen. Wir wandeln an Blütenpracht und baumhohen Weihnachtssternen vorbei und kaufen Durchfallmedizin in einer Apotheke für alle Fälle. Auf einem Parkplatz am Meer sehen wir etliche Womos. Hier auf diesem Zipfel scheint es für Womos nicht verboten zu sein, daneben auf einem Platz aber schon durch Schild untersagt. Wir überlegen, morgen hierher zu kommen. Eine Kleinigkeit essen und trinken wir in der Sonne, 2 Wein, 2 Bier, Sardellen, Bratkartoffeln, Brot, alles 18€, und die Hunde ruhen im Anhänger. Danach streifen wir durch ein paar steile Gassen, finden Brot und einen Gemüseladen. Abends soll es Tomatensalat mit Bratwurst und Brot geben. Wir sitzen in der Sonne am Womo, essen Teilchen und kippen den nach Plastik schmeckenden Cappuccino ins Beet. Seltsam, was das für ein Gesöff sein sollte. Morgen besorgen wir mal Wasser in einem Laden. Durstlöscher kann nun nicht immer Wein sein.