12.02.2017 + 13.02.2017    Agdz + Draa-Tal

12.02.2017

Der Himmel ist stark bewölkt, Wetter sieht nicht so gut aus, die Sonne wird es heute sehr schwer haben. Wir schlendern durch die zauberhafte Palmeraie, bestaunen diesen idyllischen stillen Ort mit seinen Gemäuern, trödeln rum, was auch nicht schlecht ist, die Hunde fressen reichlich Datteln und spucken die Kerne aus.

Mittags fahren wir mit dem Tjaffer Richtung Zagora durchs Draa-Tal und wollen uns in einem Nachbarort von Tamnougalt eine Kasbah anschauen. Eine völlig neue Straße führt durch das Tal, rechts Felsen, Dörfer, und links der Fluss, der immer mehr Wasser führt, der breite Oasengartenstreifen, Dörfer und Berge. Ein tolles Bild, wenig Farbe, grauer Himmel, paar Tropfen fallen, und dazwischen immer und überall bunte Bilder, die bunte Kleidung der Menschen, die bunten Decken der Esel. Immer wieder unfassbar, wo überall Menschen stehen, gehen, liegen, fahren, laufen. Irgendwann drehen wir, fahren über eine Furt, unter der der Draa in Strömen fließt, und gelangen am linken Flußufer durch uralte Lehmdörfer, verfallen, bewohnt, schauen in ursprünglichste Ecken voller Leben. Wir finden auch Gemäuer, wo Menschen leben, aber nicht einmal SAT-Schüsseln zu sehen sind. Auch nicht üblich bisher. Man kann sagen, dass alle Menschen hier sehr dunkelhäutig und negroid aussehen. Aber zu tun haben irgendwie alle, bringen und holen, reparieren, bauen und beten. 

Wir schleichen durch einen scheinbar verfallenen Ortskern, finden fest gesicherte Haustüren mit Hausnummern, riechen Brennholz, hören Stimmen, Musik, viele Kinder sausen und spielen in den Lehmgassen, Wäsche hängt auf Leinen, Kissen liegen auf kleinen Simsen am Haus, Palmwedel werden transportiert. Die Gärten sind beackert, eine Kuh muht. Die Bauart der Lehmhäuser ist gut zu sehen, mit Schilfmatten haben sie sich sonnengeschützte Ecken gestaltet. Meist sind nur Jungs in Gruppen zu sehen, die uns mit Abstand neugierig und freundlich beobachten. Schön und interessant ist der Gang hier durch die Stille, man tritt so leise im Lehmstaub. 

Auf dem Rückweg wird es dunkler und dunkler am Himmel. Das Kasbah Gebäude auf dem Hügel in Agdz ist bestrahlt, und plötzlich zeigt sich ein toller Regenbogen. Wir wollen noch was aus einer Patisserie mitnehmen, die hat aber nur Grillhähnchen, das gibt es dann abends mit Gurkensalat und Brot zu einem Polizeiruf. Abends sehe ich, dass die Duschwanne einen Riss hat, große Scheiße, Wim guckt und sieht, dass die Duschabtrennung, wie schon mal, aus der Führung gesprungen ist und mit der Ecke die Macke reingeschlagen hat. Tja, müssen wir was drauf kleben, so ist das eben ... Inshalla.

13.02.2017 

 

Ein herrlicher Tag bricht an. Nachts hat es kräftig geregnet. Wim musste mit Bazou mal raus, der machte wieder einen Haufen, wohl zu viele Datteln verzehrt. Aber jetzt strahlt der Himmel wolkenlos blau. Wir gehen alles langsam an, duschen, sitzen in der Sonne, ich dreh eine Fotorunde über den CP, schon ein sehr schönes Eckchen hier in so einem Oasengarten. 

Dann packen wir auf, satteln den Tjaffer, es geht zu der Cascade Tizgui. Ein Stück fahren wir die Landstraße zurück, biegen dann rechts ab auf eine breite Piste, die recht gut befahrbar ist. Scheinbar wird hier größeres geplant, denn so einfach solch einen Weg in die Berglandschaft stemmen, hat sicher einen Grund. Wir fahren ca. 6 km, manchmal recht steil bergab, ein Dorf, der Fluss, die Palmen, ein Friedhof und ein Bauhof werden von einer Anhöhe aus sichtbar. 

Links davon führen Treppenstufen ab nach unten in eine kleine Schlucht. Oben steht ein Moped unter einer Decke neben einem mit "Cascade" bemalten großen Stein. Wir steigen hinab. Ein breiteres Flussbett sieht man, ein paar Palmen, Felsen. Schon Wahnsinn. Etwas tiefer sieht man einen kleinen See, mehr Grün, Balustraden, und dann einen Mann, der schon Stühle zurecht rückt. Es ist Omar. Er lebt schon seit 34 Jahren hier. Oben im Ort hat er 2 Häuser, da wohnt seine Familie. Er setzt Wasser auf und gießt uns Tee ein, sagt in 100 Sprachen "Prost" und fluppt irgendein marokkanisches Zeug. Eine eigentümliche Idylle hier. Die Hunde dürfen auf die bunten Decken. Wim steigt mit einem jungen Mann, der dazu gekommen ist und bei der Baufirma arbeitet, die dort irgendwo einen Staudamm errichtet, an den Felsen entlang nach oben hinter den kleinen Wasserfall und macht Fotos. Wir genießen die Sonne und das Erzählen mit Omar. Er kramt noch beim Gehen aus einer Plastiktüte eine Visitenkarte und gibt sie uns stolz, für die lachende Frau, sagt er. Wim gibt ihm 50 und dem jungen Mann 20 Dirham. Dann trollen wir uns wieder nach oben. Unten in der Schlucht steht nun angebunden ein Eselchen und guckt. 

Wir drehen eine Runde durch's Dorf, alles belebt, alles unvorstellbar. Am Fluss ist dann Ende des Weges. Solch ein Bild, die Palmen, das fließende Wasser, die Frauen am Fluss, die Wäsche waschen. Und ab geht es dann wieder nach oben über die Höhen, steil wird es, aber der Tjaffer schafft das. Im Ort sehen wir einen kleinen Supermarkt, Margarine hat er nicht, dafür aber Wein und Bier, nicht zu fassen. In einem anderen bekommt Wim die Margarine und auch Quark. Ab geht es zum Womo. Um 19 Uhr kommt unsere Tajine. Sie ist sehr überschaubar und ohne viel Geschmack. Morgen fahren wir weiter, obwohl es hier sehr schön ist.