Lac Saint Point

Dienstag 13.08.2019

Trotz sonnigem Morgen, der einen zum Verweilen verleiten könnte, wollen wir heute nach einem kleinen Rundgang weiterziehen. Mit ein Grund ist auch, dass wir es nicht für gut erachten, schöne „geduldete“ Stellen mehr als eine Nacht zu belagern. Wir hatten den vollen Genuss und damit muss es gut sein. Ein schönes Fleckchen, das wir vielleicht nochmal besuchen werden. Aber es gibt ja so vieles Schöne zu entdecken ... Loslassen, Loslassen und nicht kleben bleiben, das muss man lernen, dann klappt‘s auch mit dem Wohnmobilreisen. 

So tuckern wir aus dem scheinbar verschlafenen Dörfchen über den Wahnsinnsschweller zaghaft hinaus weiter Richtung Süd-Ost an den nächsten Lac. Wieder begleiten uns Waschhäuser und Kriegsdenkmäler. Sie prägen das Bild vieler Dörfer. Aber bald wird, wie in unserer Familie, die Generation, die sich noch wirklich an Kriege und die entsetzlichen Folgen erinnern kann, gestorben sein und mit ihnen die Geschichten und Erzählungen darüber ebenfalls. 

Die Landschaft ändert sich wieder. Es wird grüner, felsiger, hügeliger, die Straßen schmäler. Weite Wiesenflächen, aber auch viele kleinere Weiden sind eingezäunt und hüten so die vielen grasenden Kuhherden, an denen wir vorbei fahren. Es ist ein schönes Bild, die zufrieden grasenden Kühe in der Natur zu sehen, zeugt das doch davon, dass sie ihr Leben nicht nur in einem Stall verbringen und Milch geben müssen, wie das bei uns ja verbreitet ist. Sie dürfen tatsächlich nach Lieblingsgräsern suchen und sich faul in den Schatten großer Büsche legen. So lebt man gern als Kuh, so glaube ich. Das größeres Städtchen Pontarlier mit sehr modernen Gebäuden durchfahren wir, dann geht es bergauf. An einem Flusslauf entlang reihen sich Almen, erinnert uns etwas an die Tage in Davos in der Schweiz, ein bisschen Allgäu ist auch dabei. Die Laubwälder werden seltener, dafür ragen Tannenbäume in den Himmel. Das ist nun ein Frankreich, das wir so noch gar nicht kannten. Auch den Häusern sieht man in der Bauweise deutlich an, dass es alpenländisch wird, viel Holz mit Sommerblumenpracht. Käsereien bieten am Straßenrand ihre Produkte an. 

Mittlerweile bewegen wir uns hier im Grenzland zur Schweiz auf ca. 900 m, der Bergkette gegenüber liegt der Genfer See, den wir aber natürlich nicht sehen können, dafür aber das Türkisblau des Lac Saint Point, an dessen Ufer wir im gleichnamigen Dorf auf den SP fahren. Aufgeräumt ist es hier, sehr ordentlich und gut besucht. Auf einem geschotterten Platz sind etliche Parzellen markiert, die man hinter einer Schranke und nach Lösen eines Tickets mit Ein- und Ausfahrcode erreicht. 10 € pro Nacht sind zu zahlen, wir lösen für 2 Tage und legen an mit Blick über den breiten Schilf- und Rohrkolbengürtel zum See hin. 

Eigentlich idyllisch, aber, jetzt kommt das große „Aber“: Hundeverbot am See, selbst auf dem Spazierweg. Nie hätten wir das erwartet. Gut, nicht in den Badebereich dürfen, nicht in den See, ja alles klar, sowas gibt es. Aber auch Verbot auf dem Spazierweg, das ist schon eine Ansage. Und? Wozu führt das? Was geschieht da in einer Hundemenschenseele? Ja, klar! Nix wie weg! Gut, überstürzt wollen wir das in dieser abgelegenen Gegend nicht gerade tun, aber morgen ... morgen aber sowas von weg! Dennoch genießen wir die Sonne in der Höhenlage, haben ein sehr lustiges Gespräch mit den französischen Nachbarn aus dem Hymer-Oldie, die weder Deutsch noch sonstwas können, wir ebenfalls nicht, dennoch hatten wir Spaß miteinander, ich habe Fotos ihrer Kinder zu sehen bekommen und weiß, dass sie mit totaler Begeisterung drei Wochen über die „romantische Straße“ in Deutschland getourt sind, beide, ja wirklich beide, Dominique heißen und uns nun bei Facebook in ihrer Freundesliste haben. Sowas liebe ich.