17.04.2015 Freitag
Wir fahren gegen 10 Uhr nach einem Frühstück mit Lukas von zuhause ab. Das Navi führt uns über Hannover, nicht über Bremen, durch die Heide nach Hamburg. Wir steuern den SP in der Hafenstraße direkt am Elbufer am Fischmarkt an in der Hoffnung, dort ganz zentral einen Platz zu finden. Es lässt sich gut fahren, es läuft, unterwegs in Gegenrichtung ist allerdings viel Stau. Den SP erreichen wir auch leicht. Nur: voll! Mist! Was nun? Ich sehe, dass ein Womo aus Österreich viel Platz ganz am Ende des Womo-Parkstreifens gelassen hat. Wenn die etwas aufrutschen würden, könnten wir perfekt passen. Ich klopfe am Fenster bei ihnen an. Tatsächlich sind sie da. Und auf höfliche Frage ist es gar kein Problem, dass sie uns einen Meter Platz geben. Sie parken sofort etwas näher ran. Toll! Wir sind sehr glücklich, und wir passen in die Lücke! Wim reicht den freundlichen Österreichern 2 Büchsen Kölsch rüber. Alle sind happy.
Nun können wir zum Landgang starten, kaufen zunächst ein Parkticket für den SP, 20€ ohne alles. In Hamburg direkt am Fischmarkt zu stehen ist schon perfekt. Die Umgebung ist toll, die Hausbesetzerszene im Rücken, die Landungsbrücken vor der Tür, zwei riesige Schiffe liegen uns gegenüber, die Europa 2 und ein Schiff der HollandAmerikaLinie.
Wir schlendern zu den Landungsbrücken, bestaunen die noch nicht fertige Elbphilharmonie, die einfach phantastisch aussieht und sicher einmal ein Prunkstück für Hamburg sein wird. Überhaupt ist er sehr schön, der Blick auf Stadt, Hafen, Fluss und die vielen verschiedenen Menschen, besonders die alten Seebären, die junges Gemüse durch die Stadt führen und ihnen die Welt erklären.
Die Reeperbahn ist um die Ecke, wir sind auf St. Pauli. Der Gang dorthin und darüber ist aber sehr öde. Eine Prostituierte beschimpft mich übelst, spuckt ungeniert mit voller Kraft ein Bonbon nach mir, trifft mich an der Stirn, ich hab die Spucke an mir, richtig ekelhaft, muss fast brechen. Mit einem "Herzchen nicht mit mir" auf den Lippen, bekrabbele ich mich aber doch und greif mir dieses klebrige Ding und pfeffere es zurück unter wüstem Geschimpfe. Die Dame verzieht sich. Mein Gott, was man alles ertragen muss.
Wir essen ein Krabbenbrötchen, was aber nicht schmeckt, auch vom Spuckerlebnis mal abgesehen. Alkohol muss her. Ein Bier genießen wir in der Sonne, herrlich.
Das Wetter ist immer noch sehr gut, frisch und blau. Gegen 19 Uhr sind wir wieder am Womo zurück. Hähnchenbeine wandern in den Ofen, Salat dazu und ab ins Bett.
Leider haben wir keinen TV Empfang, daher fällt „Let‘s dance“ aus, schade,
wo ich das doch so liebe.
Samstag 18.04.2015
In der Nacht ziehen immer wieder Menschengruppen am Kopfende vorbei, aber kaum Gegröhle. Einmal klingeln sie an den Fahrradklingeln. Lustig irgendwie. Ich bin früh wach, döse nochmal weiter, stehe aber dann auf, Wim bleibt noch länger liegen.
Wir frühstücken und machen uns auf zum Sightseeing. Bazou im Schlepptau schnappen wir uns einen Oben-ohne-Bus und starten zu einer wirklich lohnenswerten interessanten Rundfahrt. Es ist zwar saukalt, ein eisiger Wind weht im Tor zur Welt, wir sind wiedermal zu dünn angezogen, wirklich zu dämlich, haben uns vom Sonnenschein bluffen lassen.
Es geht durch die Speicherstadt, am wilhelminischen Bahnhof vorbei,
an den Prachtvillen der Binnen- und Außenalster entlang. Wunderbar.
Wieder an den Landungsbrücken angekommen, besorgen wir uns noch im Bus Karten für eine Barkassenfahrt. Sie kosten nur 10 statt 18€. Aber zunächst geht‘s ab ins Womo zum Aufwärmen, Kaffee trinken und Kuchen essen, danach wieder los zum Bötchen fahren. Das erste Boot ist voll, das zweite, die Anita, hat Plätze für uns. Los geht‘s. Bazou schickt sich gut, er hat überhaupt keine Angst, ja, was so ein echter Seehund ist, der lässt sich nicht lumpen.
Vom Boot aus ist es schon klasse, ein Erlebnis, vorbei an den Gemäuern der Speicherstadt, den Docks und riesigen Ozeanriesen. Die noble Yacht eines russischen Oligarchen liegt herum, Kosten 800 Millionen €. Unfassbar.
Nach dem Anlegen spazieren wir zurück zum Womo und noch in die andere Richtung zum direkt angrenzenden Fischmarkt. Eine Mega Party wird von fleißigen Händen auf flotten Füßen in der alten Fischhalle gerichtet mit herrlich gedeckten Tischen und unzählig Personal, rotem Teppich und Kristalllüstern. Da werden wir abends sicher noch was von mitkriegen.
Wir kochen uns Nudeln mit kleiner Bolognese-Portion, wollen uns vor dem „König der Löwen“ nicht zu sehr belasten. Und ab geht‘s zum Musical ans andere Ufer mit einem Shuttle-Boat ab Landungsbrücken. Bazou bleibt alleine im Womo.
Viele Menschen drängen in die beiden Musicals, nebenan läuft „Das Wunder von Bern“. Das Theater ist schön, rote Bestuhlung und Teppich. Wir sitzen im hinteren Teil mittig mit guter Sicht. Als es beginnt mit Rafiki und „Naaaazzeeewenjaaa“ habe ich Ganzkörpergänsehaut. Es ist wirklich toll, starke Stimmen, herrliche Tiere der Savanne, ein ulkiger Sazou, Mufassa sehr würdig, ein lebendiger kleiner Junge spielt Simba. Scar ist etwas aufgesetzt, bleibt blass, dafür sind die Hyänen umso besser. Jedenfalls ist Afrika atmosphärisch sehr spürbar. Licht und Orchester ergänzen alles prächtig. Ich habe es sehr genossen.
Die Rückfahrt geht schnell, trotz der Menschenmenge, die Fähren fahren flott und schaufeln alles weg.
Wir versuchen vergeblich, noch ein Fischbrötchen zu ergattern, aber alles hat schon geschlossen, es geht ja auch schon auf Mitternacht zu. So marschieren wir stramm zum Womo, eisiger Wind pfeift. Von Bazou ist nichts zu hören, wie schön, hat er sich also nicht aufregen oder ängstigen müssen. Wir trinken noch eine Büchse Bier und fallen ins Bett, gespannt, wann und wie wir vom frühmorgendlichen Fischmarkttreiben geweckt werden.
Sonntag 19.04.2015
"Hau ab Du Fotze" - ja ernsthaft - deftiger Weckruf gegen 6 Uhr morgens hinter unserem Womo. Scheinbar laufen schon Massen von Marktbesuchern Richtung Stände im Sonnenschein und bei blauem Himmel. Wir ziehen schnell was an und raus, aber ohne Bazou. Erster Stand ist eine Kaffeebude, Heckgaragenklappenmodell. Passt jetzt prima und der Kaffee schmeckt.
Übliche Waren folgen, Schals und Souvenirs. Dann die Marktschreier mit Käse, Bananen, Schokolade, Blumen, Aal, Obst, Gemüse, alles lustig und interessant.
All die Ollis und Kais und Uwes übertrumpfen sich, sie verhelfen dem Fischmarkt zu seiner Einzigartigkeit und Lebendigkeit, hart am Leben, Weisheiten für alle Lagen auf Lager, gratis als Zugabe.
Wir essen Bratfisch zum Frühstück, der sich tagsüber oft meldet, aber lecker ist. Und die Sonne scheint. Eine Tüte Räucherfisch für 10€ wird gekauft; die Beute schleppen wir zum Womo. Gleich wollen wir weiterfahren ins Alte Land.