16.01.2017     Tanger Med bis Asilah

Unspektakulär laufen wir ein, Hafen Tanger Med. Das Ausfahren verzögert sich, der LKW direkt neben uns springt nicht an, und damit können 3 volle Reihen nicht ausfahren. Männer hantieren recht gelassen mit Kabeln herum. Wir befürchten schon, ewig warten zu müssen, weil man sicher den marokkanischen LKW abschleppen muss. Noch keinen Reifen bzw. Fuß in Afrika und schon Dilemma. Ja ja, die Vorurteile. Wir fragten uns schon, wie wohl so ein marokkanischer ADAC aussehen würde. Es klappt aber dann doch irgendwann, endlich, viele Männer leisteten wohl ganze Arbeit, der LKW gibt Laut, ist wiederbelebt, der Fahrer springt rein, fährt raus und gibt den Weg für uns und alle anderen im Schiffsbauch frei.

Es folgt die Einreiseabfertigung, der Zoll. Mit uns stehen viele Womos und PKW am Straßenrand und warten auf Kontrolle. Polizisten und Zollbeamte schlendern pikfein in Uniformen mit freundlich-strenger Mine herum. Alles ist offen, macht einen modernen, freundlichen Eindruck. Aber es dauert und dauert. Jeder kennt das seltsame Gefühl, diese Mischung aus „Oh-Mist-da-wird-wohl-nix-fehlen“ und „Wird-sicher-alles-klappen“. Dann fordert uns einer auf, uns bei der Polizei anzumelden, weil wir das erste Mal in Marokko seien. Gut, funktioniert, freundlich und zuvorkommend. Ein weiterer Beamter kommt. Nachdem unsere Hunde ausgestiegen sind, prüft er das Womo von innen, nickt uns anerkennend mit einem „very very nice“ zu. Alles o.k.. Auch die Außenprüfung mit Kontrolle von Fahrradträger und PKW auf Anhänger bestehen wir unter dem wachsamen Blick eines belgischen Schäferhundes mit marokkanischem Herrchen am Ende der Leine, der sich anschließend tief beeindruckt über unsere Rhodesian Ridgeback informiert.

Nun weiter bis zu den Wechselstuben, Geld muss her, 200,00 € getauscht gegen 2.100,00 Dirham. Angekommen !

Den Weg nach Asilah, unser erstes Ziel, finden wir gut. Und auf der Autobahnstrecke dorthin ist die erste Tankstelle die unsrige, Wagenwäsche mit Anhang und Überlänge im Handbetrieb für 6,00 € incl. begeisternder Freundlichkeit der drei Wagenwäscher, endlich befreit von der europäischen Streusalzkruste. Während der Wäsche saß ich bei den Hunden im Womo. Hat schon mal jemand erlebt, wie wahnsinnig laut es ist, wenn so ein Wasserstrahl auf das Womo trifft? Irre! Wir tanken noch für 95 Cent pro Liter. Hier treffen wir auch wieder den Concorde Alkoven auf MAN aus Hagen mit den 3 Hunden, ein Ridgeback dabei. Freundliche Leute. Erste Fußgänger und Schafe auf der Autobahn versetzen uns ebenso in Staunen wie die unbekannten Schriftzeichen auf den Straßenschildern und das Dromedar an der Böschung. Auf der AB stehen und gehen Menschen, Ziegen, Schafe und sogar ein Dromedar. Aufpassen ist dringend angeraten, obwohl nur sehr wenige PKW unterwegs sind, eher ein paar LKW. 

Die Landschaft leuchtet kräftig grün, solch ein Grün direkt nach der blauen Straße von Gibraltar war nicht erwartet. Wie Almen liegen die Weiden an den vielen Hügeln. Die Kühe sind recht mager. Die Marokkaner sind nicht begütert, sie können sich nur ganz wenig Fleisch auf den Tellern leisten und essen überwiegend Brot und Gemüse. Die Dörfer liegen idyllisch in dieser blühenden, sanft gehügelten Landschaft, die Häuser wirken, als habe sie jemand aus bunten Bauklötzchen gebaut, Farbe überall, zwischendrin das Minarett, auf den Flachdächern flattert Wäsche auf den Leinen, Teppiche liegen auf den Brüstungen, es wirkt alles so frisch. 

Im Nachhinein weiß ich gar nicht mehr, wie wir uns Marokko eigentlich vorgestellt hatten. Eines steht fest: so jedenfalls nicht ! 
Die tatsächlichen Bilder und Eindrücke verdrängen und überbieten alles.
 

Nachmittags erreichen wir Asilah, für viele Start- und Zielpunkt auf ihrer großen Reise durch Marokko. Hier gewinnen die Reisenden meist ihre ersten Eindrücke, die bleibenden, im voller Spannung und mit viel Vorfreude endlich erreichten "Marokko". Wir sind aufgeregt und gelassen zugleich, sehr erleichtert, endlich den Sprung über die Straße von Gibraltar gewagt zu haben. Am nördlich gelegenen Kreisverkehr sieht man auf einem schmalen Strandparkplatz  Wohnmobile. Ein Mann winkt uns strahlend heran. Er lotst uns durch eine sehr enge Gasse an Stühlen einer Bar entlang auf den beinah letzten freien Platz. Geschafft, wir stehn, Blickrichtung Atlantik, zwar nicht wie beabsichtigt an der Stadtmauer, aber da sei ohnehin alles voll, erzählen uns später französische Nachbarn. Bazou springt unseren Platzwart an, als er zum Kassieren der 40 Dirham incl. E kommt. Offenbar wirkte er in Warnweste mit hochoffiziellem Gang leicht bedrohlich.  

Zeit für ein Gläschen Wein, wir schauen auf's Meer, ich komme irgendwie nicht an. Das liegt evtl. auch daran, dass meine Schwester Merle mir Fotos der tief verschneiten Eifel schickt. Ein Spaziergang am Atlantik tut gut, die Hunde jagen herrlich. Ein kleiner dunkeläugiger Junge kommt zaghaft näher und näher und bietet uns ein Päckchen Tempo an. Später kommt ein Mann und bietet Handys an. Aber alle gehen wieder unverrichteter Dinge auf unsere Bitten. Es war kein Problem. Abends gibt's Pizza, wir gucken Günther Jauch, und fallen zeitig ins Bett - aber nicht, ohne uns sehr auf morgen zu freuen.