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10.01.2015 Samstag - Porto

Bin schon früh wach und stehe auf und koche Kaffee. Draußen ist starker Nebel. Wim holt später Brot. Wir machen uns dann zeitig auf den Weg über die Grenze Portugal nach Porto, der zweitgrößten Stadt Portugals, deren Altstadt zum Weltkulturerbe gehört. Unterwegs führt die Autobahn schon richtig in die Höhenlagen, die Wiesen sind voller Raureif, und es ist immer noch total nebelig. An der Grenze reißt der Himmel auf, Spanien verabschiedet uns mit blauem Himmel. Und in Portugal ist Frühling, jedenfalls ein Stück weit, dann kehrt der Nebel zurück. Weiter südlich wird es immer heller, klarer, blauer. Den SP am Douro-Ufer in Porto finden wir recht gut. Er liegt auch sehr schön und zentral. Man kann hier radeln am Ufer entlang. Wir halten ein Schwätzchen mit einer Familie aus einem Womo aus Freiburg, die im letzten Januar auch auf Sizilien waren. 

Wim nimmt die Räder runter, wir starten Richtung Altstadt über die berühmte Brücke. Ein richtiger Sonnentag. Wir bummeln mit Rädern so gut es geht herum. Wir essen Fisch, Kabeljau und Sardinen, was aber alles nicht besonders gut schmeckt. Porto ist sehr schön, interessant, völlig anders als ich bisher etwas gesehen habe. Die vielen gefliesten Hausfassaden, die geschmiedeten Geländer und Sprossenfenster, alles sehr eigenartig und besonders. An unserem Flussufer liegen jede Menge Portweinkellereien, man könnte überall probieren. 

Am Womo zurück lesen wir etwas. Ich schaue mir die Geschehnisse auf Straßen, Wegen und Fluss an. Mir ist ziemlich kalt, vermutlich war's auf dem Rad doch zu kalt oder eher zu wenig warm angezogen. Der Hunger hält sich in Grenzen, wir kochen nichts, der Mittagsimbiss scheint uns nicht bekommen zu sein. Hoffnung auf Besserung legen wir in ein paar Schnäpschen. Kann nichts schaden. Morgen wollen wir hier noch verweilen. 

11.01.2015 Sonntag - Afurada

Wir schlafen endlich mal etwas länger. Das letzte spanische Brot wird aufgebacken und es gibt, wie immer Sonntags, Eier. Wir satteln die Räder, ziehen uns warm an, es ist richtig kalt und noch grau draußen. Es regnete auch leicht und kurz mal am Morgen. Wir radeln nach Porto, fahren über die Brücke und finden rechts davon den Eingang zu einer Bergbahn in die Oberstadt. Zur großen Freude dürfen die Räder und sogar Bazou mit. Wir fahren in einer ganz modernen Kabine bequem nach oben. Der Mercato, den wir besuchen wollten, hat sonntags geschlossen, die Straße, in der die schönen Cafés sein sollen, ist öde. Dennoch machen wir eine tolle Tour, ich bekomme in der Missa in der sehr schönen Kirche noch den Segen mit. Wir fahren über die oberste Spur der Brücke über den Douro wieder auf die andere Seite und genießen die gigantischen Aussichten. Über extrem steile Gassen hangeln wir uns mit den Rädern wieder nach unten zum Ufer. Und das alles bei mittlerweile blauem sonnigem wolkenlosen Himmel. Ganz ganz toll, erlebenswert! Auf der Rückfahrt haben wir plötzlich einen Stau. Grund ist eine riesige Meute Reiter, die auf der Straße entlang traben. Komisch.

Am Womo angekommen, werden die Räder direkt verstaut, wir fahren los bis zur Mündung (Foz) des Douro in den Atlantik, Google zeigte mir in Afurada einen kleinen Hafen und Parkplätze, und außerdem liegt dort das Lokal, das einer im Internet als so toll beschrieb. Angekommen finden wir einen herrlichen Parkplatz direkt am Hafen mit einigen portugiesischen Womos drauf. Wir stellen uns an den Rand mit wunderbarem Blick. Zum ersten Mal nehmen wir die kleinen Stühle raus. Besonderheit hier: öffentlicher Waschplatz der Gemeinde mit Waschhaus und Trockenvorrichtung auf dem Hafenplatz. Bohnenstangen werden aufgestellt, an Steinen und mit Wäscheleinen geschickt ausgerichtet, und es kann aufgehangen werden. So flattern alle möglichen Wäschestücke im Wind, vom BH bis zum Teppich. Auch sehr seltsam sowas. Und gemächlich aber geschäftig hantieren ältere und jüngere Frauen in Spitzenschürzen mit Leinen, Körben und Wäsche. Im Waschhaus gibt es verschieden große Steinbecken mit Seifenlauge und klarem Wasser, in denen gewaschen und geschrubbt wird. Schon Wahnsinn! Alles gar nicht so weit von Deutschland weg, aber für die meisten deutschen Frauen wohl unvorstellbar. 

Wim geht mal wieder auf Brotsuche, kommt aber bald zurück, um uns zu holen, weil im Örtchen so viel los sei. In der Tat hat sich der große Parkplatz fast voll gefüllt mit PKW. Das Lokal finden wir, es schließt aber gerade. Mist! Wir suchen ein anderes, was nicht einfach ist, weil so gut wie alles geschlossen ist. Irgendwo hängt ein einsames Hähnchen auf einem Außengrill. Wir wollen es kaufen, aber es gibt doch noch anderes dort. So lassen wir uns Fisch und Meeresfrüchte auftischen, draußen, weil Bazou nicht mit rein darf. Lecker ist es schon, aber wahnsinnig kalt draußen, Imbiss bei +5 Grad nicht so der Renner. Wir essen seltsames Getier aus dem Meer, Mini-Schniedelwutze mit Saurierkläuchen dran, was weiß ich. Der Sonnenuntergang ist blutrot, wir kriegen ihn noch gerade so mit. 

12.01.2015 Montag - Aveiro

Heute ist der Todestag von Papa, ein schwerer Tag. Immer noch und immer wieder. Letztes Jahr waren wir an diesem Tag in der einsamen Bucht im Norden Siziliens. Heute machen wir uns früh auf den Weg nach Espinho, dort soll heute ein großer Markt stattfinden. Die Fahrt geht gut, der Himmel ist blau. Auf der AB fragen wir uns, ob und wie wir mautpflichtig sind. Wir wissen es nicht. Mist! Der Markt ist gigantisch. Einfach alles gibt es, vom Papagei bis zum Grill. Und riesengroß. Wir parken auf einem bewachten Platz und zahlen 1€ an etwas dubiose "Parkwächter". 

Anschließend geht's in das Örtchen Cortegaca mit seiner wunderbaren Kirche mit Azulejo-Fassade, die Iglesia de Santa Marinha. Sie strahlt und leuchtet mit dem blauen Frühlingshimmel um die Wette. Welch ein Anblick, unvergesslich. 

Danach laufen wir die Gastankstelle an. Alles klappt prima, wie auch etwas später Diesel tanken, Luftdruck prüfen, Agua portable tanken. Nun müssen wir nur noch eine Stelle zum E finden. Wir fahren den ersten Weg zu einer Praia am Atlantik und finden ihn. Einfach toll, riesig, endlos weit, wie unwirklich, mit wundervollen Farben, ein himmlisches Hellblau und hohe Wellen. Irgendwie tauchen hier plötzlich Männer auf aus für uns unerklärlichen Gründen, gucken bisschen hohl aus der Wäsche, schlendern rum, Wim meint ein Männertreff. Scheint so. Wir sitzen etwas in der Sonne. Ich stelle meine Turnschuhe mit Socken in die Sonne. Letztlich bleiben sie da stehen, ich vergesse sie bei der Abfahrt, was mich sehr ärgert. Bisschen Verlust ist immer. 

Wir fahren weiter an das letzte Ziel für heute nach Aveiro, eine von Kanälen durchzogene Stadt, auf einen SP. Gut liegt er, nah zur Altstadt, allerdings unschön unter einer Schnellstraßenbrücke. 

Wir bummeln zur Altstadt und finden Jubel und Trubel, ein Fest zu Ehren eines Heiligen mit seltsam lustigen Ritualen ist in vollem Gange. So ein Zufall, dass wir das jetzt miterleben können. Vom Dach einer Kirche werfen Menschen freudig großes weißes Kokosnuss ähnliches Gebäck, unten versuchen Männer mit ellenlangen Keschern dieses einzufangen. Viele Menschen sind unterwegs, sie haben total viel Spaß, säckeweise werden die halbrunden „Plätzchen“ in kleinen Markständen aufgepackt und von den Besuchern ebenso säckeweise gekauft. Bazou hat viel zu tun, bewegt sich wie ein Staubsauger durch die Gassen. Die Riesenplätzchen werden, wie wir später erfahren, einfach nur als "Schnapsgläschen" verwendet, um daraus einen giftgrünen Minzschnaps zu schlürfen. Also ganz banal. Jedenfalls schlägt die Begeisterung der Menschen Wellen und der Abendhimmel hängt voller weißer Plätzchen. Später lese ich, dass das eine Tradition zu Ehren des Sao Goncalinho ist, die immer am Wochenende um den 10. Januar herum gefeiert wird. Das Werfen und Schnappen der sogenannten Cavacas soll daran erinnern, dass in Zeiten der Pest die Reichen den Armen Nahrung geben wollten und, um sich mit der Krankheit nicht anzustecken, auf die Spitze der Kapelle kletterten und die Cavacas einfach herunter warfen in die kranke Menschenmenge.  

Wir schlendern durch die abendlichen Gassen, grelle aber ganz schöne weihnachtliche Beleuchtung baumelt über jeder Straße. Die Lokale und Bars sind alle leer, die Menschen vergnügen sich noch draußen, und wir kehren daher nirgendwo ein, sondern gehen zum WoMo zurück und machen uns ein köstliches Abendessen mit den portugiesischen Leckereien vom Markt und Wein aus Spanien. Wir gucken einen Film "Der Mann ohne Schatten" mit Liefers und Hübschen, spielt in Havanna. Danach fallen wir ins Bett. Ich hab eindeutig zu viel Wein getrunken, aber köstlich war er. Trotz der miserablen Lage des SP an verschiedenen Schnellstraßen verläuft die Nacht ruhig, bis es plötzlich mit Feuerwerk losgeht, aber wie! Bazou flüchtet unter meine Decke, er ist nicht sehr panisch, ich kann ihn beruhigen. Das Feuerwerk knallt und zischt gefühlte 2 Stunden. Wahnsinn! Danach geht die Nacht mit schlafen gut weiter.