Sylter Norden

12.06.2016 Sonntag 

Im kleinen Hafen List legen wir an. Viele Menschen sind unterwegs, bei Gosch ist es voll. Wir wollen erst zum Ellenbogen, tanken noch und ab geht’s, Gosch-Leckereien müssen leider noch etwas warten, obwohl der Duft nach gebackenem Fisch sehr lockt und einem das Wasser im Mund zusammen laufen lässt. 

An den unzähligen Deichschafen auf den Salzwiesen vorbei erreichen wir die Mautstraße, zahlen 8€ und dürfen bis zum Ende weiter. Leider herrscht hier im hohen Sylter Norden, sicher weil Sonntag ist, viel Betrieb. Fein gekleidete Paare halten ihre perfekt frisierten Köpfe in den frischen Wind. Die Hunde können am Strand wegen der vielen Spaziergänger nur kurz frei laufen. Wir gucken etwas herum, nach Hundeerziehung mit Training zum Thema "Leinenführigkeit" ist uns heute nicht. Sandiger Untergrund ist denkbar schlecht für Hundeführer eines am Strand toben wollenden Ridgeback. Wir fahren zurück.

Über ein von der Seeluft gebeuteltes, sehr schlechtes Sträßchen durch die Dünen erreichen wir Kampen, das noble Kampen, das von sich sagt, klein aber fein, exclusiv und weltoffen zu sein. Wir steuern den CP an. Es gibt noch freie Plätze. Also bleiben wir, melden uns für 3 Tage an. Eine unfreundliche, nicht zurück grüßende Nachbarin mault sofort über unsere Hunde, noch ehe sie sie überhaupt richtig sieht, hat aber selber einen. Zum Auswachsen wieder mal, ich weiß schon, warum ich CP hasse. Oft entscheidet sich in der ersten Sekunde die Frage nach "Krieg oder Frieden", und man selber hat noch nicht einmal die Handbremse gezogen, geschweige denn die Aufbautür geöffnet.    

Wir essen ein Stück Fleischwurst mit Brötchen und trinken ein Bier in der Sonne. Wim macht die Räder parat. Wir radeln bis Westerland. Die Strecke ist aber sehr belebt, voll, nix für Hunde, und führt oft direkt an der stark befahrenen Straße entlang. Zurück finden wir einen besseren Radweg. 

Abends gibt‘s Ofenkäse mit Kartoffeln und Salat zu Deutschland - Ukraine 2:0. Leider bin ich schon wieder zum Umfallen müde, so dass ich schon vor der Halbzeit ins Bett gehe und das tolle Schweinsteiger-Tor nicht mitbekomme.

13.06.2016 Montag 

Es regnet und regnet. Ein Mist. Aber Änderung ist auch nicht in Sicht. Wim geht mit den Hunden kurz Gassi, alle kommen nass zurück. Wir nisten uns im Womo ein. Schön ist anders. Wetterbericht sagt auch nicht viel Gutes voraus. Nachmittags legt sich der Regen leicht, wir nehmen die Schirme und wandern durch die Dünen zum Strand, gehen am Strand entlang bis zu einem Strandlokal, das aber heute Ruhetag hat. Also ein richtig guter Tag für uns! Chianga hat sich irgendwo am Zeh verletzt, aber sie tobt mit Bazou trotzdem. Wir ergattern irgendwo ein Eis für mich und eine Flasche Bier für Wim und wandeln durch Dünen und Wald zurück zum CP. Wir sind zwar nass geworden, aber es geht gerade noch so. Den Rest des Tages verbringen wir schön faul im Womo. Aber es tut auch mal gut. Abends spielt Italien - Belgien 2:0. Dazu passt unsere Pasta mit Hähnchenfleisch und Paprika perfekt. Übrigens spielen die Italiener richtig toll, ich freu mich, Wim nicht, er mag dieses südländisch-machohafte Gehabe nicht. Tja.

14.06.2016 Dienstag 

In der Nacht hat es kräftig geregnet. Aber der Wetterbericht sagt, es wird besser. Und es lockert auch auf. Wir spazieren herum und radeln sehr schön durch Dünen und Natur nach List. Chianga jodelt hinten im Anhänger, es hilft ihr aber nichts, da muss sie durch. Mein neues Fahrrad läuft toll, macht so viel Spaß. Jetzt muss wirklich noch ein neuer Hundeanhänger her, Chiangas Sänfte ist sowas von klapprig.

In List kehren wir draußen bei Gosch ein, Wim isst Muscheln und bringt mir als mein persönlicher Kellner einen herrlichen gemischten Teller mit Viererlei Grillfisch und Krabben, Garnelen mit Bratkartoffeln. Sehr lecker. Dann angelt Wim sich noch einen Backfisch mit Bratkartoffeln. Radtouren und Seeluft zehren sehr. 

Gut gestärkt geht‘s zurück nach Kampen. Unterwegs Stopp am Strand.

Eine ausgiebige Pipi- und Spielpause wird eingelegt.

Häufig sprechen uns elegante Damen mit und ohne Hündchen und in Begleitung feiner Herren auf unsere Hunde an. Es ist schön für mich, im freundlichen kleinen Plausch zu erleben, dass manche Menschen sich die Fähigkeit zum Staunen und Begeistern erhalten haben, obwohl man deutlich erkennt, dass Geld eine vermutlich recht untergeordnete Rolle spielt. 

Kampen, dieses berühmteste Dorf Deutschlands, besichtigen wir, über einen speziell dafür angelegten Weg. Ein Nobelanwesen reiht sich an das andere, sogar mit eigenen großen Tiefgaragen. Luxus und Reichtum, nicht zu beschreiben. Unzählige Gärtner und Handwerker sind unterwegs, fast alle aus Sylt, wie man den Aufdrucken auf den Firmenwagen entnehmen kann. Hier lässt man arbeiten, das versteht sich von alleine. Aber es wäre auch ohne professionelle Hilfe eine irrsinnige Aufgabe, solche Gärten und Grundstücke in diesen Größen so prachtvoll zu halten. Wir sehen Hausdienste, die mit frischer Wäsche für die Schlafzimmer anrücken, Einkaufstüten und Getränkekisten in die Häuser schleppen, alles parat machen, vielleicht für kurze Auszeiten der Hamburger Eigentümer im reetgedeckten schnuckeligen Sylter Wochenend-Landsitz.         

Wir fahren die „Kupferkanne“ an, rappelvoll ist es dort. Aus dem Kaffeestündchen mit Kuchen wird also hier nichts. Aber es findet sich doch noch zwischen "Gucchi" und "Hermes" eine stinknormale Bäckerei. Wir kaufen Kuchen und Kaffee und verzehren alles draußen in einem Strandkorb.

Es wird dunkel am Himmel, also auf und zurück zum Womo. Gerade angekommen prasselt auch schon ein Wolkenbruch hernieder. Als es etwas besser wird, wandeln wir noch zum Strand, es regnet leicht, ein klarer bunter Regenbogen spannt sich vom Wattenmeer zur Nordsee, ein schönes Bild mit den geduckten Reetdächern.

Wir sitzen abends noch länger ärmellos in der Sonne, so schön warm wird es noch.

Ich esse nichts mehr, Wim macht sich einen Salat.

Morgen fahren wir weiter in den Süden der Insel.