21.01.2017    Oualidia bis Essaouira

Wir packen, wollten eigentlich den Suq in Oualidia besuchen, aber es hat in der Nacht geregnet und der Platz ist sicher jetzt total schlammig. Also fahren wir ab. Es soll über die R301 immer am Atlantik entlang gehen, sicher eine wahnsinnig schöne aufregende Strecke, eine gelbe. Und so wird es auch, durch lebendige Örtchen hindurch, alles auf den Beinen, was gehen, schieben, tragen, fahren, reiten, kutschieren kann; in den letzten scheinbar unbewohnten Gegenden stehen, sitzen, liegen Menschen, mal mit und mal ohne Viehherden. Die Straße ist eng, manchmal extrem, sie ist schlecht, manchmal achsenbrecherisch. Überschwemmte schlammige Stellen gibt es auch. Aber immer dieser Meerblick, einfach berauschend schön, weit und gewaltig. Dünen ziehen sich breit am Meeressaum entlang, dann wieder Ackerland bis zur Dünung. Man kann nicht entscheiden, was mehr zu Herzen geht: sind es die Blicke auf diese gewaltige, beeindruckend schöne Landschaft oder sind es die Blicke in diese strahlend dunklen Augen der Menschen, die uns von überall her winkend begrüßen.     

Wir umfahren Safi, ein schöner Eindruck. Wir haben unseren Plan, den Töpferhügel zu besuchen, für dieses Jahr kurzentschlossen verworfen. Am Rand der Straße passieren wir sehr viele Phosphatindustrieunternehmen und das Zentrum der Sardinenfischerei. Scharen von Männern mit Schutzhelmen warten nach Feierabend vor den Werkstoren auf Mitfahrgelegenheiten, Busse fahren und bringen Arbeiter nach Hause, Schlote rauchen, Stacheldraht, unwirklich, aber hier wird Existenz gesichert für die Arbeiter und ihre Familien. 

Unser eigentliches Ziel, vor Essaouira in einem kleinen Ort am Meer zu nächtigen, haben wir nach Besichtigung verlassen, die riesigen Regenpfützen hatten darauf zwar keinen Einfluss, aber es war uns zu öde, zu verlassen, zu verblasen, zwar direkt am Strand, aber vor einer ausgestorbenen Ferienhausansammlung, auch wieder eine sehr unwirtliche, wenig einladende Gegend. 

Letztlich brauchen wir für die heutige Strecke von ca. 190 km gute 6 Stunden. Geschafft, angestrengt und überwältigt finden wir Essaouria problemlos und  rollen auf breiter Promenade durch sehr gepflegte, mit Blumen bepflanzte Kreisverkehre auf den SP, ein Parkplatz an den Dünen am südlichen Ortsrand. Die Einfahrt auf den SP in Essaouria (30 Dirham) wird sofort geradeaus flankiert von mehreren Kamelen und ein paar Pferden, was für ein Bild! Auch wieder mal unwirklich, die zwischen den Womos schlurfenden Kamele, aber James und Cappuccino, die mir der Kamelführer unter den wachsamen Augen von Bazou und Chianga direkt vorstellt, sind sehr süß. Wir laden das Auto ab, sonst passiert heute nix mehr. Wir essen den Rest Tajine, TV klappt nicht, und ich lese, dass morgen in Had Draa (ca. 30 km von hier) einer der ursprünglichsten Suqs Marokkos stattfindet. Also werden wir morgen erstmal die Räder drauf lassen und mit dem Auto jücken. Froh, zu wissen, was morgen ist, gehe ich früh schlafen.