Wattenmeer statt Südsee

Altes Land / Lühe ~ Cuxhaven ~ Wurster Nordseeküste ~ Geeste 

25.10.2020 Sonntag

"Farwel Danmark, en skam, vi ses naeste gang!"

Ja, auch wenn es sehr schade ist, unsere Pläne, auf der Rückreise die dänische Südsee zu besuchen, über Bord werfen zu müssen, so hilft jetzt der Gedanke: "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben". Da läuft uns nix weg. Das wird nachgeholt. So winken wir Höhe Kolding hinüber nach links Richtung Fünen und den Inselchen in der dänischen Südsee und passieren gegen 16 Uhr die Grenze nach Deutschland. Seit gestern besteht Einreiseverbot für Deutsche nach Dänemark, es ist auch nichts los auf der anderen Seite. Unsere Ausreise wird nicht mal von einem Beamten beäugt, alles leer.

Es wird schon früh dunkel, und wir wollen am anderen Elbufer ins Alte Land auf einen SP. Im Dunkeln quälen wir uns über die engen Sträßchen bis Twielenfleth, und: SP rammelvoll! Leider leider keine dänischen Verhältnisse. Dicht an dicht stehn die Womos, ja muss denn von denen keiner morgen zur Arbeit? Alles Rentner? Hilft alles nix, Null Platz für uns, nicht mal für eine Nacht, also zurück 10 km und unser Glück versuchen am Fähranleger Lühe. Hier ist Platz. Prima. Schwätzchen mit viel Abstand mit freundlichen Nachbarn. Schleswig-Holstein sei wieder offen für Reisende, das Beherbergungsverbot gekippt, so berichten sie. Schade, die Info hatten wir noch nicht gesehen, sonst wären wir nach der Grenze mal Richtung Ostsee gefahren. Nun aber erstmal zwei Schnitzel in die Pfanne mit ein paar Zucchini-Scheiben, unsere Lieblingssendung „The Voice“ dazu, Büchse Bier, fertig. Morgen sehen wir weiter, heute nur noch ein paar vorbei tuckernde riesige Pötte mit bollernden Schiffsmotoren. 

26.10.2020 Montag

Störungsfrei verläuft die Nacht, früh und gut ausgeruht wachen wir auf. Unser Nachbar reist schon ab, und wir stehn alleine hier. Auch schön. Während die Müllabfuhr die Tonnen auf dem SP leert und die Fischbude nebenan schon gut besucht wird, ziehen ein paar schwere Pötte vorbei Richtung Hamburger Hafen. Immer wieder irrsinnig, wie riesig solche Containerschiffe sind. 

Wir reisen weiter, Cuxhaven wollen wir besuchen, mal auf der „Platte“ stehen. Man muss ja mitreden können. 90 km sind es bis dahin. Im Alten Land durchfahren wir zunächst ein paar wunderschöne Dörfchen mit so lieblichen Häuschen, richtig märchenhaft schön. Müssen wir uns mal merken für ein anderes Mal. Im Verlauf liegen verstreut große Bauerngehöfte im weiten Ackerland. Riesige Vogelschwärme fliegen auf und bald erkennt man zur Rechten den Deich zur Elbe hin.

Cuxhaven wirkt sehr kleinstädtisch, das hatte ich mir total anders vorgestellt. An schönen Fassaden vorbei geht‘s in ein paar Schlenkern über den Deich hinüber und wieder hinab zu einer der Hafenanlagen. Hier befindet sich der sehr große Parkplatz, auf dem sehr viele Womos parken dürfen. Erste Reihe Elbmündungsblick natürlich voll. Zweite Reihe eine Lücke, die nehmen wir, Seeblick ganz passabel, weil davor aus Sicherheitsgründen eine Lücke frei bleiben muss und zu diesem Zweck mit einem Poller versperrt ist. 

Die Bewölkung hat sich zwischenzeitlich gelockert, über dem Meer ist sogar ein Streifchen blau zu sehen, Grund genug, sofort die Räder zu satteln. Los geht‘s Richtung Kugelbake, das Ende des Mündungsbereichs und letzter Punkt der Elbe. Gedanken daran, wo der Anfang der Elbe wohl ist, verfliegen im frischen Windchen und ziehen mit den dunklen Wolken davon. 

Richtig sonnig wird es, die prächtigen Blicke auf‘s Meer erfreuen uns sehr, und dass ich heute noch einen Strandkorb sehe, das hätte ich morgens auch noch nicht gedacht. Viele Menschen sind unterwegs, spazieren auf dem grünen Deich oder am Wattenmeer, waten hindurch und freuen sich in der Herbstsonne. Im letzten Zipfel dürfen leider keine Fahrräder rein und Hunde müssen an die Leine. Für uns ziemlich unpraktisch, daher machen wir nur eine kurze Rast und wenden. 

Nun schauen wir uns noch die anderen Hafenbereiche links vom SP an. Es ist schon beeindruckend, was da so alles zu sehen ist in mehreren Hafenbecken, Hebeanlagen, Schleusen, winzige Boote, Fähren und schwere Kähne. 

Wir kaufen frischen und geräucherten Fisch, essen ein miserables Fischbrötchen und sehen doch tatsächlich eine Robbe in einem Hafenbecken, die neugierig ihr süßes Schnäuzchen immer wieder rausstreckt und zu uns nach oben schaut. Ich muss mich schwer zusammenreißen, dem kleinen Seehund nicht was runter zu werfen, weiß aber nicht, ob das gut für ihn wäre. Daher muss ich es leider lassen, auch weil ein Seitenblick auf Wim mir klipp und klar signalisiert, dass er es ganz und gar nicht gutheißen würde, er so, als Mann vom Meer. Na gut, dann eben nicht.  

Oben belagern uns derweil Möwen unterschiedlicher Größe, warten auf ihren Moment und geiern völlig ohne Scheu nach einem Teil vom Brötchen, das Ganze würden sie aber auch nehmen, da bin ich sicher. 

Der Abend kommt, wir radeln zurück zum Womo. Ja, es ist einfach eine völlig unemotionale, graue, gepflasterte, nichtssagende Fläche hier wo wir stehen. Aber für eine kleine Rundtour durch Cuxhaven einfach sehr perfekt. Und nicht zu vergessen der tolle Blick auf regen Schiffsverkehr. Während sich die für heute vermutlich letzte Helgoland-Fähre an den Anleger schwemmen lässt, dreht ein Streifenwagen mit wachsamen Polizisten seine Runde über den Platz, Hafengegend ist immer gefährlich! 

Eine lustige Begegnung neben der kleinen Robbe gab es heute noch:

Ampelmännchen gesichtet, erst welche in rot und grün, leider war ich eine Sekunde zu spät mit der Kamera, denn da hatte sich eines der Roten etwas weggeduckt, und dann später noch welche in Gelb, also ein Glückstag alles in allem, auch wenn es nun statt der dänischen Südsee das deutsche Wattenmeer geworden ist. 

27.10.2020 Dienstag

Erstaunlich ruhig ist es nachts gewesen, aber noch erstaunlicher heute morgen. Wir hatten erwartet, dass das Auf-der-Lauer-Liegen nach einem frei werdenden Erste-Reihe-Platz losgeht. Nicht, dass wir das schlimm finden würden, haben wir auch schon gemacht, nur ist es immer lustig anzusehen. Während wir uns darüber unterhalten, ob wir evtl. noch einen Tag bleiben, sofern in erster Reihe etwas frei würde, leuchten auch schon schräg vor uns Rückleuchten auf, es wird ausgeparkt. Wir, noch auf Stützen, brauchen gar nicht erst darüber nachzudenken, in wieviel Bruchteilen von Sekunden wir startklar wären, da sticht schon ein absolutes Dickschiff seitlich aus unserem Windschatten heraus und wild entschlossen in die nur knapp ausreichende frei werdende Lücke hinein. Der ausparkende Zeitgenosse im schrumpeligen, leicht in die Jahre gekommenen Womo muss sich sehr erschrocken haben, denn mit einer plötzlich aus dem Nichts auftauchenden weißen Wand kann er nicht gerechnet haben. Die Morelo-Besatzung freut sich über den ergatterten Platz in Bestlage. Sie haben dafür eine Menge auf‘s Spiel gesetzt, daher gehen wir davon aus, dass es sich um ein Mobil aus einer Mietflotte (Betonung auf „Flotte“) handelt, denn kein normaler Mensch kann solch materialgefährdende Aktionen vollführen. Jedenfalls wurde uns die Entscheidung „gehn oder bleiben“ abgenommen, wir ziehen weiter. Die Halbinsel Butjadingen war eigentlich Ziel, aber Gott sei Dank lese ich gerade noch, dass dort die wenigen Plätze nur bis Ende Oktober geöffnet haben. Dann ersparen wir uns diese Runde und steuern das westliche Ufer des Zipfels hier an, Wurster Nordseeküste, komischer Name, wir werden es sehen in ca. 50 km. Vorbei an den zahlreichen Parkplätzen der Fähre nach Helgoland und den herrlich alten Hausfassaden in Cuxhaven geht es zunächst ein Stück über die Autobahn. 

Viele Windräder sind sehr aktiv auf den weiten Ackerflächen. Die Sonne scheint. Hutzelige Häuser liegen an der Strecke. 

Das Örtchen ist schnell erreicht und damit der direkt am Deich liegende Wohnmobilhafen, so nennt er sich. Ein paar Lücken gibt es noch, wir nehmen direkt die erste. Knallgrün leuchtet das Gras der Deiche, und, klettert man darüber, leuchtet ebenfalls die ganze Umgebung, vor allem die bunten Krabbenkutter und die kleinen Fressbüdchen, die mit Bier, Kaffee und Glühwein, Fisch in allen Varianten, Eis und Waffeln locken. Auch ein Hallenbad gibt es, der Eintritt ist für Kurkarteninhaber umsonst, also neben Strom und V+E mit in der SP-Gebühr von 19 € enthalten. 

Nach einer kleinen Stärkung mit Räucherfisch aus Cuxhaven heißt es: Fertigmachen zum Radeln, noch ist die Wetterlage herrlich, wenn auch wechselhaft. Viele Möglichkeiten gibt es, man kann über den Deich radeln, davor oder dahinter, am kleinen Hafen entlang oder direkt am Steinwall am Wattenmeer. 

Besonders schön ist hier an der Kante des Deichvorlandes der 1886 errichtete, hoch aufragende, außergewöhnlich aussehende Leuchtturm Eversand Oberfeuer, zwar seit 1923 nicht mehr in Betrieb, aber ein sehr eindrucksvolles Objekt, das damals vor Verlegung der Stromrinnen die Einfahrt zu den Häfen in Bremerhaven auch in der Nacht sicherte. 

Die bunten Kutter liegen im schmalen Hafenbecken tief in einem Rinnsal, Möwen tummeln sich darin und auf den dicken Holzstämmen. Es ist ein sehr schönes Bild, entspannend, urig und heimelig. Zum Meer hin zieht sich eine sandige Furche, die Rinne, die wohl bei Flut befahren werden kann. 

Weiter geht‘s am Wattenmeer entlang. Auf den breiten Wiesen der Deiche grasen Deichschafe. In der Saison wird hier auch ein CP betrieben. Jetzt sieht man aber davon nur noch breite Reifenspuren im aufgewühlten Wiesengrund. Vermutlich mussten die letzten Campingfahrzeuge von einem Traktor rausgezogen werden. 

Viele suchende Blicke scharenweise schlurfender Gummistiefel-Menschen überziehen das Watt, weit draußen erkennt man, wie sie sich heran pirschen und das Leben des gemeinen Wattwurms erforschen und erkunden. Auf dem langen Deich ist irgendwo die Luft rein, die Hunde können aussteigen aus ihren Hängern und eine Runde sausen.

Es gibt auch einen Hundestrand, der aber auf unserer Route nicht beschildert ist. An einem einsameren Stück am Ende des Radwegs dürfen unsere beiden nochmal aussteigen und gucken, watt Watt is. Das kennen sie nämlich beide noch nicht. Chianga schreitet abwartend, Nase am Boden, und verzehrt hier und da etwas. Bazou rettet sich zunächst auf einen kleinen grasbewachsenen Hubbel, um erstmal die Lage zu peilen. Und bald darauf, nach einem ausgeprägten Tobsuchtsanfall der beiden, durchleben wir wiedermal den Moment, in dem der Hundehalter feststellt: kein Handtuch dabei! Die mit Wattschmodder überzogenen Haxen unserer Köterchen brauchen wohl dann, nachdem die Polster in den Hundeanhängern das Gröbste aufgenommen haben, vor Betreten des Womos eine gründliche Nachbehandlung. 

Auf dem Rückweg fällt uns die große Bronzefigur eines Mannes auf dem Deich mit vier Inschriften auf. Man blickt ganz anders auf das Meer, das jetzt zu dieser Stunde noch weit weg zu liegen scheint, nachdem man von den Tausenden Menschenleben gelesen hat, die Opfer der fürchterlichen Sturmfluten wurden. 

28.10.2020 Mittwoch

Wir bleiben heute noch an diesem Fleck. Entscheidend war heute morgen das leuchtende Blau über dem Heki. Ein schöner Tag bahnt sich an. Wim holt Brot, hatten wir auch schon lange nicht mehr. Für uns recht zeitig starten wir mit den Rädern Richtung Deich, am Hafen links rum. Bald schon liegen der tolle Leuchtturm und die Häuschen weit hinter uns und die Deichwiesen schlucken uns. 

Einsam ist es hier, keine Menschenseele zu sehen. Aber Wasservögel aller Arten tummeln sich neben, hinter, über und vor uns. Scharenweise sitzen sie, alle mit Blick in eine Richtung, auf den felsigen angeschütteten Stegen wie blendend weiße Tupfen vor tiefblauem Wasser und dem Himmelsblau. 

Es ist recht stürmisch, voll der Gegenwind. Aber Knochen und Muskeln sind ja noch ausgeruht. Die Hunde laufen lange Strecken frei. Das liebt vor allem Bazou sehr. Man sieht dann, wie er strahlt, sich seiner Freude ungebremst hingibt, immer wieder kurze Sprints einlegt und sich im Gras wälzt. Chianga trabt ganz gesittet neben oder hinter dem Rad her, sie wahrt immer die Contenance. 

Der nächste Ort Wremen liegt 14 km entfernt. Ellenlang und bis auf ein paar langgezogene Kurven fast schnurgerade zieht sich der untere Weg am Meeresrand vorbei. Man kann sehr gut seinen Gedanken nachhängen und sich an der wunderschönen Deich- und Wattenmeerlandschaft erfreuen. 

Gut, ich kenne so etwas auch im Nieselregen und grau, natürlich verliert das dann schnell jeden Reiz. Aber heute haben wir Glück, denn das Wetter hält in dieser Güte den ganzen Tag. So ist es keine Frage, bis Wremen zu radeln. Vor dem Ort endet plötzlich der asphaltierte Weg einfach so, wir müssen off-road über eine breite holprige Wiese und auf den Deich steil hinauf. 

Auch Wremen hat so einen schnuckeligen kleinen Hafen, bunte Krabbenfischerboote liegen vor Anker, Buden locken mit Leckereien. Fischbrötchen müssen sein. Wim verzehrt das Beste dieser Reise, die vorherigen waren leider eigentlich alle zum sofortigen Zurückgeben geeignet, selbst das im Hafen von Cuxhaven. 

Wir genießen die Sonne und dürfen unter Rückenwind den Rückweg absolvieren. Da merkt man aber den Unterschied, manno mann, ging ab wie die Post, mitten durch Traumbilder im Nachmittagslicht und einströmender Flut.  

Im Hafen genehmigen wir uns einen Drink nach unserem sportlichen Ausritt, für Wim einen Humpen Bier, für mich einen Sanddorn-Cocktail, köstlich, gülden wie die Sonne. Und obwohl die Sonne heute den ganzen Tag schien, wird es doch früh kühl und dunkel. Aber Abende im Womo sind auch immer gemütlich. Und heute ist Finale bei „The Taste“, Abendprogramm gesichert. Mal sehn, ob wir morgen weiterziehen, und falls ja, wohin ... 

29.10.2020 Donnerstag

Ja, das war mal eine Nacht. Stürmisch, Wackeln und Wanken im Womo. Der Wind, der Wind, das himmlische Kind war‘s, sonst nix. Regen peitschte und es pfiff gewaltig. Nun am Morgen ist der Himmel wieder blau. Dennoch werden wir heute die Rückreise antreten. Seit gestern ist von der Regierung u. a. beschlossen, dass ab 02.11. touristische Reisen erstmal für einen Monat nicht mehr erwünscht sind, SP und CP aufgrund des Beherbergungsverbots keine Menschen mehr aufnehmen dürfen. Wir finden richtig, dass Notbremsen gezogen werden, und haben auch Verständnis dafür, dass in dieser extremen Situation von den Entscheidungsträgern nicht immer ein für alle passendes Mittel gefunden und angewendet werden kann, schließlich hat noch niemand Vergleichbares erlebt. Ein Zuwarten könnte fatal sein. Vor Wochen gab Frau Merkel eine Zahl von an die 20.000 Infizierte vor Weihnachten zu bedenken, sofern man nicht gehörig aufpasse. Ich glaube, dass das Gros der Menschen damals annahm, sie hätte ‚nen Knall. Aber wir in unserem Vulkaneifelkreis hatten wochenlang keine einzige Neuinfektion, u. a. durch 3 Partys aber plötzlich solch eine Masse, dass wir quasi von heute auf morgen Platz 2 in der fragwürdigen Liste hinter Berlin einnahmen. Schlimm. Und alles Grund genug, den Heimweg anzutreten. Also werden die Hunde aufgeweckt, die noch irgendwie lustlos sind. Wir machen startklar und fahren ab bei strahlend blauem Himmel. 

Bis auf ganz wenige Ausnahmen durchfahren wir ziemlich schmucklose, nüchterne Ortschaften, Windräder prägen das Bild, und die Weser wird durch Tunnel gequert. Die Sonne scheint immer noch, auch wenn die Bewölkung Richtung Inland dichter ist. Wir rollen Richtung Westen, danach gen Süden über die A31. 

Unterwegs werden die Dörfchen erheblich schöner, tiefgezogene Dächer, oft mit Reet gedeckt, machen alles so gemütlich und heimelig schön. Moormerland und Emsland sind gewiss mal eine Reise wert, sobald man wieder aufpacken darf. 

Nähe Lingen an der Ems fahren wir in Geeste einen SP an einem 180 ha großen Speichersee an. Ein große Fläche mit Rabatten, etlichen Wiesen- und Pflasterstreifen ist vorgesehen für Womos. Sehr viel Platz, alles leer, keiner da, außer ein paar Gemeindearbeitern, die sorgfältig Mülltonnen leeren und Laub fegen. Man darf 24 Stunden stehen, kostenlos. Das ist wirklich ein tolles Angebot der Gemeinde. 

Noch ist es nicht zu spät, der Himmel zwar grau, sieht sehr nach Regen aus, aber wir wollen doch noch eine Runde mit den Rädern durch den Wald und um dieses Becken drehen. Also macht Wim, dem echt nichts zu viel ist, alles zurecht, so dass ich aufsitzen kann. Kurz hinter einem PKW-Parkplatz verzweigen sich die Wege, laufen in den Wald und winden sich einen hohen Deich hinauf. Sehr gespannt strampeln wir mit Hänger hinten dran die Anhöhe rauf und siehe da: ein sehr großer See tut sich auf, eingebettet in herbstlich gefärbten Blätterwald und mit einem 6 km langen Rundweg auf der Dammkrone. 

Hier können die Hunde aus den Anhängern heraus und ausgiebig laufen und nebenher traben. Es ist immer wieder ein Genuss, und ein Spaß für uns sowieso, wenn nämlich wieder eingestiegen werden muss und Bazou und Chianga das mehr oder weniger anstandslos in Zeitlupe tun, aber mit vorwurfsvollen Blicken und mit einem Ausdruck von „Das ist aber heute echt das letzte Mal, noch einmal, und wir ziehen ins Heim“. Und dann schließt sich der Reißverschluss. 

Ein paar Hundemenschen sind unterwegs, eine Schafherde pflegt die Wiesenflächen, Gänse und Vögel schnattern und fliegen herum, ein großes Erholungs- und Freizeitgebiet für Mensch und Tier. Herrliche weite Ausblicke auf Herbstwälder und Feuchtbiotope tun sich auf, Bootsstege gibt es, einen sandigen Badestrand, eine Surfer-Station, die Möglichkeit zum Essen und Trinken ebenfalls. Damit erklärt sich auch die große Anzahl der Parkmöglichkeiten, hier wird es sicher besonders im Sommer voll sein, auf Besucher warten reichlich Vergnügungen. Aber auch jetzt im Herbstbunt unter dunklerem Himmel ist es ein lohnenswerter Ausflug.   

Im Restaurant sind die Tische eingedeckt, fraglich, ob die Servietten heute noch von Gästen benutzt werden. Auf die schönen Ausblicke auf See und Wälder fällt der Schatten des Unheils, das gerade diese Branche besonders hart trifft. Wann werden Menschen wieder unbekümmert und offen miteinander leben und ausgelassen feiern können? Wird man das dann als eine Gabe des Himmels schätzen können? Ach ja, hoffentlich kann man wenigstens mit der Familie zusammen sitzen und Weihnachten feiern können. Die Wünsche werden kleiner. Mit dem Foto der letzten Boote auf dieser Tour flitzen wir über die Deichnase wieder nach unten durch den Wald zum Womo zurück. 

Das Concördchen hat Gesellschaft bekommen, hier am „heiligen Berg“, ein kleiner Kastenwagen steht ein paar Reihen weiter. Schön, nicht ganz so abgeschieden, denke ich so, als Wim die Sauerkrautdose aufreißt. Stimmt, es regnet mittlerweile, die Heizung macht‘s richtig schön gemütlich warm, Sauerkrautwetter, passt. Und morgen geht‘s über Köln nach Hause.

30.10.2020 Freitag

Trotz Freitag fahren wir staulos über A31 und A57 bis Köln, erledigen mit Mundschutz einen Großeinkauf und rollen sehr dankbar und zufrieden mit den Tagen am Meer im Sack in den Abend hinein Richtung Vulkaneifel.

Was erwarten uns die nächsten Wochen und Monate?

Wird es eine Zumutung, was so an Maßregelungen angeordnet wurde?

Mag sein ... fest steht aber für uns, dass bisher alles zumutbar war und dass Notbremsen gezogen werden müssen, will man nicht sehenden Auges ins totale Unheil rennen. Und das hat nichts mit Angst oder vertrottelter Gehorsamkeit zu tun, sondern mit Menschlichkeit. Zusammenhalt und Solidarität sind gefragt, selbstgefällige Ignoranz wird nicht förderlich sein und spalten. Die Zeit für Individualismus wird wieder kommen, in welcher Form auch immer.  

 

Erstmal zuversichtlich und gesund bleiben und werden .. Ihr und wir.