Canada de Callego > Vera > Cabo de Gata

20.01.2016 Mittwoch

Vera ( N 37°13’37.60“ – W 1°49’40.63“ )

Das Wetter ist durchgehend sehr schön, mal etwas frischer, aber herrlich mit wenig Wind bei strahlendem Himmel. Trotzdem wollen wir weiter, die Ziegenwiese verlassen. Wir haben ja noch einiges vor. Und wenn auch unsere belgischen Nachbarn Rick und Ricky im schönen, älteren Hymer mit den drei Vögeln hinten auf dem Heck sehr sympathisch sind und Vieles hier sehr angenehm ist, so freue ich mich doch sehr auf die neuen Ziele. Mir fehlt immer noch das Staunen in diesen Tagen seit Beginn unserer Reise. Die Hunde sind toll, Bazou und Chianga fügen sich ganz klasse, das Reisen mit ihnen ist wahre Freude. Nächstes Ziel ist Vera, SP Oasis del Mar, ca. 90 km. Wir rufen an, weil ich mich erinnere, mal gelesen zu haben, dass man da besser voranfragen sollte. Ein Platz ist frei, sagt man uns. Ein letztes Mal kaufen wir beim Bäcker in Callego etwas ein, und über die Maut-AB geht es in der Hoffnung weiter, auf eine Tankstelle mit Autogas zu stoßen. Wir finden aber nichts, dafür fällt uns die sehr beeindruckende, oft gebirgige Landschaft auf mit blühenden Bäumchen in Reih und Glied und viel Ackerbau, schön zu sehen, wie das Land bestellt wird. Auf den weitläufigen Ackerflächen sind unendlich viele Feldarbeiter zugange. Je nach Blickwinkel erinnert mich das an die Wimmelbilderbücher der Kinder in frühen Kindheitstagen. Unterwegs fallen ca. zehn Regentropfen. 

Der SP liegt etwas erhöht, ca. 3 km vom Meer. Rundum ist Buschland, staubtrocken und verweht, bisschen wie in einem Western. Auf dem SP ist alles reglementiert, alles enorm ordentlich, alles kontrolliert. Tja. Schön oder unschön, wird sich zeigen. Klein wenig nimmt es mir hier die Luft. Wir genießen die Sonne und haben freundliche holländische Nachbarn mit drei Whippets. Auch total hundeverrückte Menschen, die ihre grazilen Geschöpfe vor dem Womo auf akurat und Millimeter genau ausgerichteten gleichen Hundeliegen drapiert haben. Früher seien sie mit fünf Hunden unterwegs gewesen, erzählen sie stolz. Das würde man so nicht denken, dass dieser Mann, der seine kernige Statur in eine nato-oliv geflammte Mehrtaschenhose gepfropft hat, einem zarten blassen Whippet ein locker 10 cm breites, mit sicher holländischen Kronjuwelen verziertes Geschmeide als Halsband umlegt. Ihm würde man eher einen Hund vom Stamme "Wo-stehn-die-Kartons" an breiter schwarzer Fettlederleine mit nietenbesetztem Killerhalsband zutrauen. Ich liebe diese Momente des Staunens, wenn ich irre. Unterdessen schnappt Wim sich unsere beiden afrikanischen Groß-Whippets und wir spazieren eine Runde. Die Hunde lieben dieses Buschland und jagen wie die Wilden kreuz und quer. Abends serviert die Bordküche Paprika gefüllt aus dem Backofen und Brot dazu. Lecker. 

21.01.2016 Donnerstag

Vera 

Wir essen das halbe Brot, das uns die Belgier mitgegeben haben. Richtig gut. Dann auf zur Radtour, Rundreise runter zum Meer, durch lange lange Ferienhaussiedlungen mit freistehenden, luftig-schönen Häuschen, aber leblos und menschenleer, bis auf eine Ecke, wo uns gleich zwei splitternackte Männer begegnen. Tja. Wir radeln bis Garrucha, kaufen unterwegs ein Ölspray in einem Fahrradladen und essen bei herrlichem Wetter draußen am Strand Anchovis, Salat und Paella. Köstlich, aber so sättigend, dass es abends nix mehr geben muss. Ich bereite aber eine Gulaschsuppe für morgen vor. Wim spielt Boule, nachdem der Segway-Boy am Platz rundgetrommelt hat. Hat ihm Spaß gemacht. Später unternehmen wir noch eine schöne Hunderunde in der Abendsonne durch das Buschland. Wir stoßen im Gegenlicht auf eine große Hundetruppe, dachte erst, es seien Streuner. Bazou verhält sich vorbildlich. Ich war so stolz auf ihn. Abends Tagebuch nachschreiben. Morgen reisen wir weiter.

22.01.2016 Freitag

Las Negras / Cabo de Gata ( N 36°52’43.63“ – W 2°00’22.80“ )

In der Nacht fielen wohl ein paar Regentropfen, die Tischdecke draußen ist etwas nass. Aber es ist wieder blau und warm. Wir machen E+V mit einem riesigen Frankia mit K-Kennzeichen hinter uns und zudem von „unserem“ Händler Jumpertz. Die beiden leben da drin. Ein Matrix-Fahrer mit BM klärt uns auf, dass sie aus Pulheim und auf der Rückreise seien. Freundlich verabschiedet uns das Betreiber-Paar, beide Deutsche, die auf ihrem großen Gelände, auf dem sie ehemals ein Gestüt betrieben haben, jetzt einen SP führen. Ich bin froh, dass es weitergeht. Einkauf im Mercadona, mal einen teureren Weißwein gekauft, 3,50€. Danach problemlos Gas bei Repsol getankt. 

Es kann losgehn zum Cabo, erste Station 80 km. Die Landschaft wellt sich dahin, wird sehr hügelig und gebirgig. Zunächst sehen wir keine Gewächshäuser; wie uns der SP-Betreiber sagte, sind Gewächshäuser in Vera verboten. Dann aber im Verlauf der Strecke, vorbei an ärmlichen Behausungen, erscheinen doch wieder riesige Täler in Plastik gehüllt. In Nirja geht es Richtung Küste. Den Parkplatz in Las Negras finden wir direkt, ein paar Womos stehen schon dort. Vor uns fährt ein riesiges französisches Monstrum, schaukelt sich durch die Berge auf den PP. Später purzeln daraus zwei junge Rasta-Eltern mit Kleinkind.

Wir trinken einen Kaffee in der Sonne und essen ein Teilchen, bevor wir zu einer  Strandwanderung durch Kies und dunklen glitzernden Sand bis zum Felsen- und Klippenrand starten, zur Begeisterung der Hunde. Ich bin wiedermal in Badelatschen und wate im Wasser. Nicht unangenehm. Die aufsteigenden Felswände schillern in vielen Rot- und Braun-Tönen, farbige Schlieren und Kringel leuchten in der Sonne, als hätte ein Künstler gerade seine Palette eingepackt, weil er Feierabend machen wollte. 

Wim geht nochmal zum Womo zurück, hat den Geldbeutel vergessen. In einer kleinen Bodega schlürfen wir ein Gläschen Wein, gelehnt an eine weiß getünchte Hauswand, richtig urig. Sehr gemischte Gäste erscheinen, protzig mit BMW und Daimler und auch sehr elegant mit Krücke, ebenso jung und auf Suche nach Gras und sich selbst aus Insbruck. Dazu schweben Fetzen eines chillig-leisen Raggae-Sounds um die Hausecken, ausfahrende Fischer hoffen auf einen guten Fang, hier und da huscht eine Katze, bellt ein Hund, und die Sonne geht langsam hinter den schroffen Lawabergen unter. Wirklich ein Abhäng-Plätzchen, sehr schön. Abends essen wir Gulaschsuppe, mir schmeckt sie, für Wim hat sie zu viel Herpes. Ein Film auf Arte gucken wir uns an und ab in die Kiste. 

23.01.2016 Samstag

La Isleta         ( N 36°48’59.40“ – W 2°03’04.73“ )

                        ( N 36°48’48.34” – W 2°03’05.37“ ) Hafen Ort

                        ( N 36°45'48.27“ – W 2°06’40.13“ ) San José 

Nach einer guten Nacht mit riesigen Wasserpfützen direkt neben unserem Womo am Morgen, hat einer wohl in der Nacht heimlich entsorgt, und einem Strandspaziergang fahren wir 10 km weiter Richtung La Isleta mit einem kleinen Stopp an einem herrlichen Aussichtspunkt, der Blicke auf die ins Meer fallenden Bergrücken gewährt. La Isleta ist ein schönes Örtchen, sehr idyllisch, aber viel Betrieb in Lokalen und Häusern. Wir erklimmen im warmen Sonnenschein eine von zwei Klippen, einfach herrlich. Am Ortseingang stehen erhöht in einer wunderbaren Bucht etliche Womos. 

Wir fahren aber weitere 12 km bis San Jose. Auf einem großen Parkplatz kann man in einem Womo-Bereich gut stehen. Wim besorgt Teilchen, und wir trinken Kaffee bei strahlender Sonne und 19 Grad, radeln später mit Hundeanhängern herum durch den Ort und einen Hafen. Leider ist der Ort, obwohl die Karte anders aussah, recht klein, so sind wir schnell fertig und haben alle Ecken gesehen. 

Was nun? Es ist erst 14.30 Uhr. Ich habe keine Lust, hier rumzustehen und zu übernachten. Gottseidank macht Wim unwillig, aber trotzdem mit. Er lädt die Räder wieder auf. War irgendwie Mist, und es tut mir auch leid. Wir steuern La Isleta erneut an und finden auf dem jetzt richtig vollen Platz noch eine wunderbare Ecke mit Agaven und Gräsern, quasi ein Vorgarten mit eigenem Strandzugang. So toll. Einfach Wahnsinn. Genuss pur. Chianga wagt sich schon bauchtief ins Meer. Ich locke knietief darin stehend mit Leckerchen, und sie haben Spaß und meine Hose ist nass.

Am Abend fährt ein irgendwie offizielles Auto vor, keine Polizei aber irgendwelche Männer in Uniform. Sehr höflich und behutsam bittet uns ein junger Mann, den Platz zu verlassen, da im Naturschutzgebiet nicht übernachtet werden dürfe, wir könnten im Dorf überall parken und schlafen und morgen wiederkommen. Es war ihm sichtlich peinlich, erzählt uns noch, dass er immer in Deutschland Urlaub mache, im Schwarzwald. Wir packen schnell alles ein und fahren ab, ehe sich die ganze Karawane in Bewegung setzt. In der Ortsmitte könnten wir zwar an der kleinen Kirche stehen, da fährt aber ein PKW direkt am Anleger weg, und wir rein in die Lücke. So schlafen wir nachts an der Hafenkante im Sand und direkt ein Boot an meinem Schlafzimmerfenster. So schön romantisch. Wir essen den Rest der Suppe und lauschen dem seichten Wellengang und genießen den Blick aus dem Womo in die Nacht.