Sylter Süden

15.06.2016 Mittwoch 

Die Sonne scheint. Wim geht mit beiden Hunden und holt Brötchen beim Bäcker. Alles wird verpackt, wir verlassen Kampen und ziehen weiter.

In Westerland parken wir, schlendern um ein paar Marktstände, kaufen Fischfrikadellen, Schillerlocken, Leberwurst im Glas, holsteinisches Sauerfleisch, sehr teure Tomaten, eine Gurke und paar Kartoffeln. Batterien müssen noch besorgt werden für die Fernbedienung. Im Womo ist auch die Klinke von der Badtür abgefallen. Aber dafür finden wir nichts.

Wir steuern Hörnum an. Am Ortsanfang liegt der SP, abseits, sehr ruhig, direkt hinter den Stranddünen mit supertollem Waschhaus. Leider verschandeln etliche zum Teil heruntergekommene Wohnwagen das Bild. Ich werde, wenn ich wieder zuhause bin, mal an die Ortsverwaltung schreiben. Einige Plätze sind Dauerplätze, so dass es tatsächlich nur 3 freie Plätze für Reisende mit Womo gibt. Aber wir finden einen, sitzen draußen und trinken Kaffee in der Sonne, ich schlafe ein und hole mir einen Sonnenbrand. 

Später spazieren wir zum Strand, Strandkörbe stehen dort. Der Strand ist schmaler als in Kampen, aber auch fein und weiß, das Meer ganz ruhig. Zwei Flat coated Retriever spazieren vorbei und lassen mich an meinen Arthus, meinen ersten Hund, denken, der viel zu früh mit gerade 8 Jahren gestorben ist. Bazou und Chianga haben wieder Freude, drehen auf und jagen durch das Dünengras, sie wissen, sie vertreiben mir damit meine aufkommende Traurigkeit.  

Abends essen wir draußen, Fischfrikadellen, Bratkartoffeln und Salat. Sehr lecker. Slowenien besiegt Russland! Gefällt mir, weil die russischen Fans derart brutal sind und die Regierung das sogar noch gutheißt und forciert.

16.06.2016 Donnerstag

Der 16.06. ist ein besonderes Datum für uns.

An diesem Tag haben wir uns vor 10 Jahren kennengelernt,

und an diesem Tag haben wir vor 4 Jahren geheiratet.

Heute ist es herrlich hochsommerlich sonnig und sehr warm. Ein strahlendes Wetter am Morgen, das sich den ganzen Tag über so hält. An unserer Hochzeit vermissten wir das Himmelsblau; aber trotz Regen und vom Burghof total mit verwässertem Moos versautem Hochzeitskleid feierten wir am 16.06.2012 ein phantastisches Fest, feierten einen der vielleicht reifsten (Fest)Tage unseres Lebens. 

Erinnerungen ... 

Wir frühstücken ganz ausgiebig und gemütlich in der Sonne mit Sekt und leckeren Sachen. Wie zufällig und passend leuchtet das Rot der Klatschmohnblüten, sie wiegen sich im lauen Lüftchen zum betörenden Duft der pinken Strandrosen, die ich sehr mag. 

Gegen Mittag radeln wir nach Hörnum, ein sehr kurzer Weg, viele Leute sind unterwegs, am Hafen und Strand entlang, die Ausflugsboote liegen dort, ein Muschelfischer lädt ab, riesige Bags voller Miesmuscheln, ein Bagger hebt sie aus dem Schiffsbauch auf Paletten, der Stapler und die LKW warten schon. Ich sehe sowas gerne. 

Am Golfplatz vorbei radeln wir ein Stück am Wattenmeer entlang, ein kleines Boot schaukelt durch die Wellen. Wir drehen aber um mit unseren Rädern, weil es nur noch über einen Wanderweg weitergeht. 

Wir fahren an die Südspitze zur Nordsee hin, durch die Dünen, in denen in jedem Tal ein Haus liegt, tief das Reetdach wie eine dicke Mütze auf, kleinere Häuser als in Kampen, aber unglaublich das Bild, man denkt, jeden Moment käme ein Hobbit um die Ecke, märchenhaft. Und über allem der schöne rot-weiße Leuchtturm. Wir machen die Räder fest und gehen einen Sandweg zum Meer hin. 

Unten im Sand liegen Unmengen Betonklötze zum Schutz gegen die Brandung. Sie eignen sich prima, um drum herum zu rennen. Und sie sehen toll aus, vor allem die Blöcke, die mit grünem flachen Moos bewachsen und von Tausenden Schneckenhäuschen belagert sind. Die Inseln Amrum und Föhr erkennt man gut. 

Es ist so warm, dass Wim letztlich die Klamotten auszieht und ins Wasser geht. Chianga wackelt wie erhofft hinterher und schwimmt, klasse, Seepferdchen im Sack. Leider kann ich wegen einer Verletzung an meinem Bein nicht mit rein. So schade. Hier ist es wunderbar, ein tolles Licht. Wim trocknet sich in der Sonne, Handtuch haben wir natürlich keins dabei. Dann geht‘s wieder zurück ins Dorf, wir trinken ein Flens und essen an der Fischbude Matjes und Backfisch, aber kein Vergleich zum Fisch bei Gosch.

Zuhause bestellen wir uns eine Pizza. Die Anzeige hatten wir in einer Sylt-Zeitung gelesen. Klappt auch prima, sehr freundlich am Telefon und sehr leckere Pizza mit Schinken, Ruccola und Parmesan, dazu ein Weinchen und ein Fußballspielchen Deutschland - Polen, das aber leider 0:0 ausgeht. Das war unser schöner Jubiläumstag!

17.06.2016 Freitag

Der heutige Tag steht ganz im Zeichen "Sansibar". Die Sonne scheint, zwar ist es wolkiger, frischer, aber trotzdem schön. Ich rufe in dem Laden in Steinfurt an wegen der Fahrradanhänger für die Hunde, die wir auf dem Rückweg besorgen wollen. Sie haben sie vorrätig, wir können sie Anfang der Woche mal anprobieren. Wir radeln Richtung Rantum, zum Teil am Wattenmeer entlang durch herrliche Natur mit starkem Seiten- und Gegenwind. Der Parkplatz vor der Sansibar ist auch morgens schon gut belegt. Ziel ist aber erstmal das Rantumer Becken und das Sansibar Outlet, weil ich für Timo zum Geburtstag etwas finden will. Viele Leute sind unterwegs. Wir lassen die Hunde in ihren Kisten vor dem Laden stehen und shoppen: je ein Hemd für Timo, Lukas und Wim und eine rote Sweat-Jacke für Wim. Ins Wein-Outlet guckt Wim noch rein, aber alles sehr teuer. An der Fischbude am kleinen Rantumer Hafen essen wir im strahlenden Sonnenschein ein Backfischbrötchen und ein Flens dazu. 

Dann geht's wieder zurück, diesmal auf dem Radweg an der Straße entlang. Am Parkplatz Sansibar biegen wir ein und radeln zur Bar. Voller als voll. Alles lungert rum, Sehen und Gesehenwerden. Groß und Klein und jede Menge Hunde. Außerdem schwirren schwarze Mercedes Vito mit Stuttgarter Kennzeichen herum, sind im Taxi-Einsatz. Ein klein wenig alles wie im Club 55 in Saint Tropez. Kleiner Plausch mit einem Pärchen, die auch Hochzeitstag feiern. Am Womo noch eine Runde spazieren. Eigentlich wollten wir draußen Grillen im Cobb, aber es ist schon etwas zu spät und zu frisch. Also wandern Schweinefilet, Kartöffelchen und Spitzpaprika in den Backofen. Später zieht Spanien die Türken 3:0 ab. Dem Erdogan hätte ich noch mehr gewünscht. 

18.06.2016 Samstag

Die Sonne kommt langsam durch die Wolken, aber wir können draußen frühstücken. Heute ist Markt im Hafen Hörnum, den werden wir besuchen. Unterwegs hör ich neben mir Geklingele und seh, dass Chianga neben dem Rad läuft, ist sie doch einfach hinten raus gesprungen. Das wird mir echt bald zu gefährlich, bin froh und hoffe, wenn die neuen Anhänger, die wir uns in Steinfurt auf der Rückfahrt ansehen wollen, passen. Am Hafen stehen paar Marktstände mit Trödel, aber schön. Eine Frau hat etliche ausgefallene Ringe, ich probiere manches an, Wim will mir einen schenken, da beginnt es zu regnen, und wir müssen uns unterstellen, kaufen im Edeka noch paar Sachen ein, die Hunde bleiben in ihren Kisten. Das klappt sehr gut. Es wird duster und wir radeln zum Womo zurück.

Was machen wir denn heute? Rumsitzen ist auch keine Lösung. Morgen wollen wir ja abreisen. Kurzentschlossen ist Wim einverstanden, wir sichern die Räder auf dem Platz und fahren mit dem Womo nach Morsum, das Kliff anschauen. Es ist schön dort, eine ursprüngliche Landschaft zum Träumen, das Wattenmeer liegt sehr ruhig vor uns, Bilder auf Tafeln zeigen aber, wie es hier toben und stürmen kann. Der Sand hat viele Farben, von schneeweiß bis marokkorot. Ein Pfad führt über die Kuppe am Klippenabbruch. Die Eisenbahn rattert in der Ferne über den Hindenburgdamm. Ein Landhaus wird gerade in perfekter Lage neu gebaut, sehr nobel wird es wohl, soll im Sommer eröffnet werden, polnische und slowakische Autos stehen rum. Es ist windig und frisch, wir sitzen noch etwas auf einer Bank, erzählen mit anderen Besuchern. 

Eigentlich wollten wir uns noch Keitum anschauen. Aber unterwegs kommen wir an einem Bäcker mit Cafe vorbei, den wir auf der Hinfahrt schon gesehen haben. Also anhalten und mal schön einkehren. Und wirklich ist es ein herrliches Lokal. So ein schöner Garten mit tollen Sitzecken, schönen Sesseln, Hinkelsteinen, dicken Flechtzäunen, die ich auch gerne irgendwo in unserem Garten hätte. Wim nimmt Kaffee und einen Pfannkuchen mit Quark und Rumrosinen, ich trinke Tee, Sylter Kaminfeuer, köstlich mit Kandis und heißem Rotwein, dazu einen Pfannkuchen mit Roter Grütze und Vanilleeis. Köstlich alles, sehr viel Genuss. 

Dann geht‘s nach Hause. Abends braten wir Schwenksteaks und essen Brot dazu. Ungarn - Portugal geht 0:0 aus. Ronaldo hat irgendwie eine Sperre oder einen unsichtbaren Knoten in den Beinen.

19.06.2016 Sonntag

Heute geht es runter von der Insel. Wir frühstücken aber noch gemütlich, räumen auf, zahlen, und zwar nicht wenig: 130€ für 4 Nächte auf einem SP, ganz schön viel! In List müssen wir über eine Stunde auf die nächste Fähre warten, das bedeutet, dass noch ein Fischbrötchen von Gosch drin ist. Und es ist richtig lecker. An den Bänken liegt ein riesiger Irischer Wolfshund, er steht auf, mit staksigen Beinen, man denkt, ein Elch erhebt sich. Wahnsinn. Mit der nächsten Fähre um 13.30 Uhr kommen wir mit, viele wartende Fahrzeuge stehen in den Reihen. Wim bleibt während der Fährfahrt im Auto, ich gehe in den Ausguck. Es ist sehr windig. Meinen Anorak habe ich zum ersten Mal in diesem Urlaub an, Kapuze hoch. Schön, so durchgeblasen zu werden und das stürmische Wasser zu durchfahren. Römö kommt in Sicht, Sylt verschwindet langsam. Am Strand sausen die segelnden Vehikel.

Da aber das Wetter nicht besser wird, beschließen wir, auch auf Römö jetzt nicht mehr zu verweilen, sondern weiterzufahren Richtung Heimat.