Estland ~ Narva ~ Nordküste ~ Purekkari

28.08.2021 Samstag 

Nein, passiert ist uns nichts, wie gestern Abend schon vermutet. Oder doch? Fällt „zugeparkt“ unter „passiert“? Als Wim nach einer total ruhigen Nacht die Luken öffnet, Mylady geruht noch zu ruhen, herrscht schon emsiges Anfahren und Einparken. PKW schwirren zielstrebig heran, Reisebusse kippen ihre Ladung aus, die eiligen Schritts Richtung Klosterkirche strömt. In Nullkommanix geht nix mehr, alles rammelvoll. 15 cm vor unserer Schnauze parkt ein Finne, trotz Heiligenbildchen am Fenster nicht der fürsorglichen Nächstenliebe verpflichtet. An unserem Heck klebt mit 50 cm Abstand ein weiterer Zeitgenosse. Na mal abwarten, aber solche russisch-orthodoxen Messen dauern, dauern ewig, quasi gefühlt doppelt so lange wie eine katholische Messe, selbst eine Christmette ist kürzer. Wim wird höchst unruhig, er will weiter. Und es zeigt sich mal wieder, dass das Concördchen zwar groß und aufgeblasen wirkt, aber echt klein und gemein ist. Zentimetergenau gelotst, kräftig eingeschlagen, grenzwertig, aber raus aus dem Schlupfloch. Keilförmig schießen sofort 4 oder 5 lauernde PKW in die 3 von uns belegten Lücken. Ohne zu prüfen, wer das Rennen macht, sind wir vom Platz. Morgens sieht eben oftmals Vieles anders aus, gestern stand hier nirgendwo niemand. 

Richtung Narva geht es, also wieder ganz in den Osten, an die Außengrenze der EU. Über die perfekte Fernstraße sind die 70 km schnell zurückgelegt, und wir landen auf dem Parkplatz unmittelbar am Grenzfluss Narva, der kurz darauf in den Finnischen Meerbusen der Ostsee mündet. 

Sehr imposant stehen sich dort zwei trutzige Bauwerke gegenüber: die Ende 13. Jahrhundert erbaute Hermannsfeste, nach schweren Kriegszerstörungen restaurierte Festung des Deutschen Ordens, und gegenüber auf der russischen Seite die 1492 errichtete Festung Iwangorod. Beide strahlen Kraft und Wehrhaftigkeit aus. Man ist schon beeindruckt, vom dahin fließenden Grenzfluss und dem Blick durch die Brückengewölbe ohnehin, dem Blumenschmuck und den Gedanken daran, welche Grenzen hier von wem und wann überschritten wurden mit welchen entsetzlichen Folgen. 

Auf dem zum Fluss hin gelegenen Turm der russischen Festung stehen viele Menschen. Ich winke ihnen eine ganze Zeit zu. Keine Reaktion. Nur der Angler vor mir hier auf der estnischen Seite lächelt, schüttelt den Kopf, rollt die Augen, winkt ab und deutet mir an, von der anderen Seite käme nichts. 

Unser Besuch dieser Stadt ist nur kurz, wir wollen dem Flusslauf folgen bis zur Ostsee, ganze 20 km, und verlassen Narva mit Blick auf den Grenzübergang nach Russland und die zahlreichen Wohnblöcke mit deutlichen Spuren der sowjetischen Zeit. Ländlich wird es sofort wieder. Frauen stehen am Straßenrand und bieten ihre Waren an. Der Fluss läuft zügig dahin, gelegentlich sieht man ein Polizeiboot. 

Auf halber Strecke stoppen wir an einer unübersehbaren Gedenkstätte, einem Panzer auf einem hohen Steinsockel. Das einzige Panzer-Monument, das in Estland noch erhalten geblieben ist, erinnert an die Kämpfe des Zweiten Weltkriegs und markiert den Ort, an dem im Juli 1944 die Truppen der Leningrader Front den Fluss überquert haben.

Unser Versuch, den Leuchtturm im Ort Narva-Joesuu an der Mündung der Narva zu erreichen, scheitert, und wir müssen im Hinterhof der Hinterhöfe drehen. Zum Teil liegen an der anschließenden küstennahen Strecke 91 ziemlich schicke neue Häuser, viele protzige Hotels, aber auch heruntergekommene Bauten. Ein Unterschied wird deutlich zum Estland, das wir bisher kennen gelernt haben, hier in dieser Region, die Zentrum der russischsprachigen Minderheit Estlands ist.

Allmählich muss ein Schlafplatz her. Sehr viele Möglichkeiten gibt es hier nicht. Ein paar CP liegen auf der Strecke, einfach nur Wiese und recht weit ab von der Ostsee, die über viele Kilometer Steilküste hat. Daher versuchen wir es mit einem PP in Sillamäe am Ende der Promenade. Schön, dass wir‘s versucht haben, aber nix wie weg. Totale Schmuddelecke in Schmuddelumgebung. 

Aber da wir die Küste ohnehin bereisen wollten, ist es nicht weiter tragisch, auch weil wir noch reichlich Zeit haben und das Wetter immer besser wird. Das Sträßchen ist zwar noch asphaltiert, wird aber schmaler und schmaler auf dieser Route Richtung Westen. Weites Ackerland breitet sich aus mit verstreuten einzelnen Gehöften. Alles wirkt sehr bodenständig, einfach, aber zufrieden. Hin und wieder säumen alte Bäume die Straße, Alleen, die mich etwas an Holland erinnern. Dahinter liegen Bilderbuch-Bauerngärten mit geschäftig wuselnden Bauersleuten.

An einem fürstlichen Landgut, das schon auf der Landstraße „Fotografieren verboten“-Schilder aufgestellt hat, kommen wir vorbei, das auch einen offiziellen SP anbietet. Dieser ist aber an diesem Wochenende wegen einer Hochzeitsfeier geschlossen. Hoch nobel geht es dort zu, die Gesellschaft wollte wohl im zum Meer liegenden Park des Guts keine Womos rum stehen haben. Irgendwie verständlich, wenn schon, denn schon.

Also wieder nix, und unsere Suche geht weiter. Blauer Himmel, weite Blicke übers Meer, die Gelassenheit reist heute mit, wir versäumen nichts. Ein längerer Stich Richtung Strand endet an einem Lokal, von dem berichtet wird, Übernachten sei möglich nach Verzehr, wie das so üblich ist. Da wir uns ohnehin mal endlich wieder bekochen lassen könnten, wäre das ideal. Außerdem feiern die Esten heute den Sommerabschluss mit großen Feuern an der Ostsee entlang. Das wäre doch was. Also Landsträßchen verlassen, Feld-/Waldgässchen nehmen. Da werden dann schon mal paar Kilometer ellenlang, und man ist froh über jeden, der nicht entgegen kommt. Von den sanften Hügeln hinab zum Strand kommend, sehen wir schon zwei Womos auf dem PP. Aha, das stimmt zuversichtlich. Aber, die Nachfrage im Lokal dann nicht mehr. Essen könnten wir, aber übernachten nicht. Na prima, diese Option gefällt doch. Also erneut Abmarsch. 

Nun wird‘s aber doch enger, so allmählich. Die Sonne lacht, 24 Grad allmählich, da will man auch mal ankommen. Im größeren Ort Kunda, wohl der ursprüngliche Sitz von C&A, liegen zwar am Meer große Fabrikanlagen, aber zu einer Seite raus gibt es ein Strandbad und viele Wege und Plätzchen, wie Google earth zeigt. Nehmen wir das also ins Visier. Die Stimmung im Wageninneren schwankt leicht, man kann sie aber noch als halbwegs gelassen bezeichnen. Es darf aber auch nix mehr „dazwischen kommen“. So stabil wie das sonnige Wetter im Moment ist sie nicht, eher leicht irritierbar.

Mal abgesehen davon, dass uns unser belämmerter Rüdiger über schlimmsten Straßenzustand schickt, obwohl es, wie später zu sehen, eine Umgehung gibt, wäre eine Übernachtungsmöglichkeit auf einem PP an einer Sehenswürdigkeit gegeben, für alle Fälle, sollte das mit dem Strandbad und uns nichts werden. Wir schlagen uns am Strand nach links ins Gebüsch, lassen Fabrikanlagen rechts liegen, und kommen über schönes asphaltiertes Pfädchen an Parkplätzchen vorbei und festen Wiesen voller Spielplätze und Sportgeräte. Und, da wir, der alten Womobilisten-Weisheit entsprechend, nicht das Erstbeste nehmen, sondern das Concördchen auch mal neugierig um die nächsten Ecken gucken lassen, kommen wir auf perfektem Wiesengrund mit eigenem Strandzugang zum Stehen bzw. Liegen in der Nacht.

Mannomann, geschafft! Jetzt aber zackig, eine Fotorunde, Stühle raus, und einen verfrühten Absacker in der warmen Spätnachmittagssonne. Lass die Kraniche ziehen, wir bleiben erstmal hier. 

Vom Strand her kommt ein Mann auf uns zu. Erst schwante mir nichts Gutes, dachte eher an eine Maßregelung, aber nein, er ist Deutscher, lebt und arbeitet seit 15 Jahren hier, erzählt lange mit uns und freut sich, nochmal ein deutsches Womo zu sehen. In diesem Jahr seien es so wenige, was so schade wäre, die Jahre vorher habe der Tourismus mit Womos so zugenommen, aber jetzt Corona eben. Unterdessen riecht es plötzlich nach Rauch hier in der gesunden Seeluft. Ja, er sei extra mit seiner Frau, die Estin ist, hierher gekommen, um das Sommerendefeuer mitzuerleben. Und weiter vorne an den Strandbuden lodert es auch schon gewaltig, Funken sprühen in den Himmel, Menschen stehen drum herum, Musik wird gespielt, es wird mitgesungen. Einige nehmen noch ein Bad im Meer. 

Und dann ist Ende, auch für uns, unser Tag der „Grenzerfahrungen“ endet ebenfalls, friedlich, ach, man ist doch immer glücklich, wenn‘s gut ausgeht - auch wenn man zugeparkt wird, Menschen nicht zurück winken, Panzer nötig waren und/oder Passendes auf Anhieb nicht zu finden ist. Grenzen wollen manchmal ausgetestet werden. 

29.08.2021 Sonntag

Geruhsam war die Nacht, mucksmäuschenstill, anders hätte es hier im Rahmen erst später stattfindender Feierlichkeiten unter z.B. Jugendlichen zum Sommerende auch sein können, was auch nicht dramatisch gewesen wäre, aber so war‘s natürlich besser. Erholsame Nacht schafft auch Raum für neue Ideen, quasi weiterführende. Der Himmel ist bewölkt, wir werden trotz sehr passendem Eckchen weiterziehen. Und zwar geht es, bevor wir uns Tallinn vorknöpfen, auf den nördlichsten Zipfel Estlands, auf die Landzunge Purekkari im Nationalpark Lahemma. 

Von den 90 km dorthin legen wir einige über eine zum Teil mehrspurige Fernstraße zurück. Wunderlich ist dabei einiges. Man kann beispielsweise die Fahrtrichtung durch Linksabbiegen auf die Gegenfahrbahn ändern. Man kann auch in seitlich abgehende Waldwege fahren. Ebenso können dort Fahrzeuge rauskommen und wieder auffahren. Schon seltsam. 

Auch sehen wir auf den Ackerflächen etliche Autos, die auf Büschen bzw. Findlingen thronen. Mag sein, ein Offroad-Hersteller trifft Vorkehrungen für eine Fotosession im außergewöhnlichen Terrain für seine Dampfwalzen für seine neue Werbekampagne, mag sein, die Jugendlichen hatten bei ihrer nächtlichen Jagd ihre Kiste nicht mehr unter Kontrolle, kann auch sein, dass die Esten so ihre Altfahrzeuge entsorgen. Möglichkeiten sind denkbar, tragen jedenfalls im Moment zu unserer großen Erheiterung bei. Anderes Land, andere Sitten.

Und dann ist es endlich soweit. Er ist da. Und gleich 2! Und dann auch noch diese höchst seltene Gattung der nordkarelischen Moor-Elche, die sich nur von fast weißem Islandmoos ernähren und ihre helle, eigentlich wirklich weiße Fellfarbe nur deswegen haben. In Wissenschaft und Forschung galten sie lange Jahre als Albinos. Aber neuste Erkenntnisse des anerkannten finnischen Tierforschers Dr. Haariirevii Pieksäämaekinen widerlegen die Albino-These, seine Studien belegen vielmehr zu 100 Prozent, dass das Islandmoos für die Fellfarbe verantwortlich zeichnet. Und solche Exemplare sind doch plötzlich vor unserer Kühlerhaube. Man glaubt es nicht. Na ja, Beschilderung warnte schon vielfach. Glücklicherweise aber wussten sich die hochbeinigen und dabei hochintelligenten Tiere zu helfen, sie retteten sich durch Fallenlassen, so platt am Boden liegend konnte das Concördchen darüber hinweg ziehen ohne ein weißes Fellhaar zu krümmen und Schaden anzurichten. Puuh, das ist gerade nochmal gut gegangen.

Höchste Zeit, von dieser suspekten Autobahn abzufahren. Raus mit uns und in den Wald. Dieser ist streckenweise am Rand total zugeparkt, alle Waldwege sind belagert. Auto an Auto. Mensch an Mensch. Sammelnd schleichen kleine und große Gestalten mit Tüten, Eimern und Körben bewaffnet durchs Moos, gelegentlich blitzt ein Messer auf, mit dem sie hier und da mal in gebückter Haltung zustechen. Sicher die Jahreshauptversammlung der Pilzfreunde Estland e.V.. Wir spotten, aber so ein wenig wäre ich jetzt gerne wie sie, ich habe nämlich im ganzen Leben noch keine Pilze gesammelt. Und es muss schön sein, diese Suche und Jagd nach dem Begehrten, denn die Leute sind mit fröhlichem Gesicht unterwegs.

Mit jedem Kilometer in Richtung Nordspitze der Landzunge und darauf wird die Landschaft schöner und schöner. Ja, man könnte denken, Wald ist Wald, Wald ist eben voller Bäume. Aber weit gefehlt! Fangen wir mal unten an: fantastisch wirkt der Boden mit seinen verschiedenen Moosen, weich und sanft gehügelt, man sieht die Weichheit förmlich, dann das Licht, das sich unterschiedlich ins Geäst legt und auf Moos und flache Waldbeerensträucher fällt, die verschiedenen Rinden und Farben der Stämme, immer mal die hellen Birken zwischen Föhren und Kiefern, alles in allem märchenhaft. Es ist ein Genuss auf jedem Meter. Auch die Häuschen dazwischen natürlich. Sie sind selbstverständlich Teil der Begeisterung, wenn sie einen mit ihren blumengeschmückten Gärten und knalligen Farben und ihrer Hutzeligkeit einfangen.

Die Route führt erst nah an der Ostsee entlang, dann quer über die Halbinsel. Da, wo der Wald dichter wird, verschandeln marode Klötze aus Militärzeiten die Natur und faulen vor sich hin. Die Anblicke gruseln einen. 

Irgendwo befiehlt Rüdiger den letzten Abzweig auf „unbefestigte Straße“. Wir gehorchen. Und der Weg wird schlecht, zum Teil sehr holprig, eng, zugewachsen, aber glücklicherweise hoch genug gestutzt, das Concördchen schafft es drunter hinweg durch diese grüne Hölle. Ein kleiner Parkplatz tut sich auf, ich weiß aber, dass man hier noch nicht anhalten, sondern geradeaus weiterfahren soll. Gut, dann eben mit dem 5-Tonner weiter. Und siehe da, nach einigen Metern öffnet sich alles, ein runder großer Platz tut sich auf, ein paar Autos stehen dort und ein weiteres Womo.

Und nun wir auch. Ein herrliches Fleckchen. Die Landzunge vor uns und rechts und links Ostsee, Steine und Findlinge wie Sand am Meer, sie bilden dieses Inselchen. 

Die Sonne strahlt zwar nicht kräftig, aber der Wind hält sich in Grenzen, und wir spazieren über die Insel. Bei seichtem Wasser kann man alle Teile erreichen. Ansonsten bilden sich quasi 3 Inseln. Es wirkt alles wild, aber irgendwie auch wie ein überdimensionaler Steingarten, einfach wunderbar. Meisterliche Natur. 

Der Tag wird gekrönt vom Untergang der Sonne und von einer Lichterkette weit hinten am Horizont. Es ist Finnland, das herüber leuchtet. Unfassbar ! Sonntag eben. 

30.08.2021 Montag

Blauer Montag, leider etwas davon entfernt, denn der Himmel ist verhangen. Ein frischer Wind weht bei nur 14 Grad, schon fast Sockenwetter. Dennoch beschließen wir, zu bleiben. Eine Mücken-Photo-Session hatte ich auch lange nicht mehr. Häkeln geht auch prima mit Meerblick. Ebenfalls lange nicht mehr gemacht. Und nach unseren Überlegungen, was der Tag so bringen mag, drehe ich erstmal fotografierend meine Runden. Im hohen Schilf piepst es irre. Ich lege mich auf die Lauer. Und tatsächlich. Das Schilf ist bevölkert von kleinen Piepmätzen in perfekter Tarnung. Sie sitzen in Unmengen darin, kaum zu unterscheiden von den Fruchtständen des Schilfs, und schwadronieren. Gelegentlich schwirren sie im Verbund hoch auf in die Lüfte, schießen runter, und der ganze Schwarm saust haarscharf über die kleinen Wellenkämme ab in den nächsten Busch. Das ist wirklich lustig anzusehen, und spannend auch, weil es schwierig ist, einen scharfen (unverwackelten) Vogel zu bannen. 

Hat man einmal Muße, entdeckt man viele Kleinigkeiten. Fotografieren ist für mich die totale Entspannung, den Fokus richten, die Welt durch die Linse, immer wieder herrlich, zum Zeit vergessen. 

Auf der Suche nach mir kommt Wim auch mal durchs Ufergebüsch, um zu schauen, ob ich noch lebe. Da ist er unschlagbar. Aber ich lebe, die Kamera hat Akku genug und ich Motive. Ein schönes Leben. Und unbemerkt schleicht sich das Himmelsblau in den Tag, wird blauer und blauer, tatsächlich blauer Montag.

Der Platz an der Grillhütte wird frei, ein Womo reist ab, sofort Meldung an Wim. Es ist ja so, selbst auf schönsten Plätzen gibt‘s immer das allerschönste Plätzchen. Und Wim sieht es ein, widerspruchslos, es wird umgeparkt. Nun stehn wir hier, unfassbar, Hütte und Grill im Vorgarten. 

Und was nun. Eigentlich sollte der Rest Zucchinisuppe von gestern herhalten, auch lecker. Aber halt nichts vom wirklichen Feuer. Morgens beobachtete Wim, dass ein Ranger mit Pickup voller Holzscheite vorfuhr und ein kleines Holzlager bestückte für die Allgemeinheit. Ja, ja, das ist alles kaum zu glauben. Und Wim schleppt herbei, er liebt ja Feuerchen. Er zündelt herum in dem tollen Metallgrill, schon mehr ein Ofen. Der Dutch Oven muss eine nächste Chance bekommen. 

Unterdessen brüte ich gefrorenen Schweinenacken aus. D. h. ich lasse den fleischigen Eisklumpen aus dem Gefrierschrank im Topf auf dem Gasherd bei niedriger Hitze leicht antauen. Klappt. Ich denke an meine Oma, sie war auch eine „fleischfressende Pflanze“, sie sagte immer, wenn etwas zu knapp werden könnte, um aufzutauen: „Ich kriege das aufgetaut, und wenn ich mich draufsetzen muss!“. Nicht gerüstet für Schichtfleisch in Rezeptbuch-Variante, wird eben kreativ umgegangen mit dem, was die Bordschränke noch bieten. Bacon, Weißkohl, Tomaten, Zwiebeln, Kartoffeln, alles in nicht zu dünne Scheiben schneiden, kräftig würzen, und packen, schichten, stiwweln, wie auch immer. Deckel drauf, ab in die Hölle. Ist das ein Bild, Rauchschwaden ziehen, wir am riesigen Tisch der Grillhütte, eine Büchse Bier, ein paar Häppchen, und wundern wundern wundern über diesen Fleck hier. Nach gut 2 Stunden wird enthüllt, also Deckel auf, es ist köstlich, alles gut gelungen, nichts verkokelt, ein schönes Koch-Erlebnis und -Ergebnis. 

Abgerundet wird dieser Tag wiedermal von einem Sonnenuntergang in spektakulären Farben und großer Zufriedenheit in uns … dass man das erleben darf, egal, wie abgedroschen es klingen mag.