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11.02.2016 Donnerstag

Calabardina ( N 37°25’42“ – W 1°31’33“ )

Es wird dann doch schon halb 11 ehe wir wegkommen. Einer von der Stadtverwaltung  kommt während wir entsorgen vorbei und filmt das Bedienen der E-Station für Frischwasser, sie möchten das auf ihre HP nehmen. Der freundliche farbige Mann, der uns am Tag zuvor den Zugang zum Zentrum erklärte und scheinbar inoffiziell ein wenig den Parkplatzverkehr regelt, dolmetschte. Ich schenke ihm 2€, er gibt mir 2 Tempopackungen. Schon blöd für solche Menschen, er ist mindestens dreisprachig, und dann so zu stehen und quasi auf Almosen angewiesen zu sein, hier und jetzt erstmal ob mit oder ohne Grund. Der Himmel ist grau, das Wetter schlecht und es regnet leicht. Unterwegs wird es schwarz bis blau, alles dabei. Um Granada herum fällt das Thermometer von 19 auf 8 Grad, richtig kalt und auch nebelig unterwegs. Die Sierra Nevada ist leider nicht zu sehen. Im letzten Jahr hatten wir auf gleicher Strecke ja phantastische Aussichten auf die schneebedeckten Gipfel. Trotz bekannter Bilder, sind diese Landschaften hier bis zur Küste herrlich. Erst Oliven ohne Ende, dann Obst ohne Ende, kurz vorm totalen Aufblühen, die Erdbrüche um Guadix herum, wie Gran Canyon, dann folgt küstennah die staubige, dürre Gegend. Aguilas ist noch frei von Plastikhäusern, dann geht es aber los. 

Die Bucht Calabardina ist himmlisch, ein einziger Traum, dass es so etwas überhaupt noch gibt. Unzählige Womos stehen schon dort, erst verstreut oberhalb, dann am Strand in Reih und Glied, und tatsächlich können wir uns über eine sehr ausgewaschene rumpelige Zuwegung mit Achsbruchpotenzial durch das staubige Grasbüschelland bis zum Ende der Bucht hangeln und uns noch in eine freie Lücke klemmen, herrlich, voller toller Meerblick. Sofort Stühle raus, übrigens zeigt das Thermometer jetzt 24 !!! Grad, Sonne und Wellen genießen. Spaziergang folgt von einer Bucht zur anderen über die Felsen hinweg, die Hunde freuen sich. Dann büxt Bazou auf dem Rückweg wieder mal aus, der hatte alle anderen Hunde schon erschnüffelt. Wim fängt ihn ein, Bazou reißt ihn um. Er tat mir so leid wegen seiner Schulterschmerzen! Ach ja ... aber später leckt Bazou ihn ab, dann ist es wieder gut. Ich habe nachmittags Kontakt per Tel und Mail mit einem Tierarzt in Aguilas aufgenommen. Wir würden gerne wissen, wie weit Chianga mit ihrer Hitze ist, und wir können morgen Mittag kommen. Abends gibt‘s Zucchini, Tomaten und Schweinelummersteaks aus dem Backofen mit Kartoffeln. Das Gemüse ist einfach toll hier. Den Abend genießen wir mit Blick auf das Meer.

12.02.2016 Freitag

Calabardina

Erst wollten wir per Rad nach Aguilas zur Tierärztin, aber es windet zu stark, und wir werden mit dem Womo fahren. Ein Stück weiter in erster Reihe ist ein besserer Platz frei geworden am einzigen Baum hier, Wim sieht das, und wir ziehen um, weg von den unsympathischen Querstehern aus N, die bei Ankunft keinen Gruß erwiderten nur angewidert und vorwurfsvoll auf unsere Hunde starrten. Und da hört der Spaß aber auf. Sich selbst als einzige breit quer zum Strand aufbocken, nicht grüßen und dann noch unsere Hunde verachten. Neudeutsch: ein No-go! Die Räder lassen wir als Platzhalter in unserer neu bezogenen Lücke stehen. In Aguilas parken wir am Hafen. Rundum ist schon alles ab 14 Uhr gesperrt wegen Karnevalsveranstaltungen. Und tatsächlich sind im Ort straßenweise Tribünen und Verkaufsstände aufgebaut. Das wird sicher eine größere Sache. Wir fahren die Tierarztpraxis an und finden sie schnell. Die Tierärztin Sofia ist sehr nett und bemüht, lässt über Google übersetzen, so klappt die Kommunikation gut. Chianga hat sich morgens ein Stück von der Nasenwarze abgerissen beim Spielen, sie verschreibt Betaisadona, sollen wir 10 Tage morgens und abends drauftupfen. Aber auch sie kann nicht sehen, dass Chianga schon läufig wäre, eher aber nicht. Wir gehen noch etwas herum, zur Farmacia und kleine Mitbringsel für Zuhause einkaufen. Dann auf dem Rückweg versuchen wir, einen Supermarkt zu finden, was komischerweise in dem doch recht großen Städtchen nicht einfach ist. Wir kreisen mehrmals herum, ich google sogar, außer einem Aldi findet sich nichts. Genervt kaufen wir dort notgedrungen ein, für wenige Sachen 80€, kam mir ohnehin alles richtig teuer vor. Ab zurück zum SP, Abendspaziergang, Tapas essen aus Resten von gestern, die Wim sehr lustlos, was so gar nicht seine Art ist, auftischt. Nicht alle Tage sind eben herrlich.  

13.02.2016 Samstag

Calabardina

Nach einer sehr stürmischen Nacht und 24 Grad warmem Womo wache ich sehr früh auf, gut geschlafen habe ich nicht, es war mir zu warm, aber wegen dem Wind hatte ich nur kurz das Fenster auf aus Angst, es könnte wegfliegen. Wolkig ist es, wie die Wetterkarte gestern zeigte. Überall in ganz Spanien Wolken. Schwätzchen mit den Engländern von nebenan, die zum ersten Mal mit dem Womo unterwegs sind. An unserem Womo taucht dann ein Mann auf, einer aus der FB-Gruppe, wir quatschen etwas und radeln gegen Mittag nach Aguilas, kämpfen uns die 8 km durch den stürmischen Gegenwind, mehr als halbe Strecke bergauf, aber es geht, und mir macht es Spaß. In Aguilas soll heute Karneval losgehen, aber wir sind leider zu früh, erst um 18 Uhr beginnt es, für uns zu lange Wartezeit. Also ein Bierchen, ein paar Tapas, später noch Churro mit Schokolade, und gucken, wie sich die Bürgersteige mit Stühlen und die Straßen mit Jecken und Kirmeskram und Beschallungswagen füllen. Man kann sich so in etwa ausmalen, wie doll das heute Abend zugehen wird. Musik in unfassbarer Lautstärke dröhnt, der Bass wummert über die Gassen durch die Häuserschluchten. Da geht später sicher die spanische Post ab. Ich würde gerne den Hunden ein Fell um den Hals legen, uns einen Zylinder auf den Kopf, und ab mit in den Karnevalszug als Löwenbändiger, das wär's. Wir treffen noch die Gruppenmitglieder, die sind mit dem Roller da. Rückweg per Rad ist leichtgängig, weniger Steigung, dafür mehr Abfahrt, und die rasant. Wim saust 40 km/h, und das mit dem armen Bazou hinten drin im Anhänger. Tüten unten rechts. Chianga und ich folgen etwas langsamer hinterher. Ein riesiges altes, an die 4 m hohes  Womo aus ME schaukelt heran und klemmt sich neben die Engländer, zieht auch noch in bedenkliche Brandungsnähe bis 3 m weiter nach vorn, was den Engländern die totale Schattenlage verschafft und die Besatzung des Dickschiffs davon entbindet, einen Fuß vor ihre überbreite Womo-Tür zu setzen. Was gibt es doch für ignorante Mitcamper. Wim erklimmt mit unseren beiden die rechts liegenden Berge, ich begleite per Fernglas. Sherry cream am Strand geht runter wie Öl. Abends gibt‘s Schwein aus dem Backofen, Kartoffeln und Salat. Und gute Gespräche über das Ein-, Um- und Ausparken von Womos aus ME.  

14.02.2016 Sonntag

Calabardina

Nach einer sehr stürmischen Nacht folgt ein sehr stürmischer Tag. Es ist zwar mehr Sonne da, auch warmer Wind, aber so stark, dass wir teilweise gar nicht draußen sein können. Mal kommt er vom Land, dann vom Meer, mal mit Sandwolken, mal mit Gischt, dreht und wirbelt. Und noch etwas machte den Tag sehr turbulent, jedenfalls den Vormittag: ein Gruppentreffen, zuerst der Bäcker, der auch die Ziegenwiese, Vera und die komplette Küste hier bedient mit sehr leckeren Sachen, dann die Rosie mit ihren vielen Hündchen, und dann Peter und Karin aus OF, mit denen wir im Womo ein Schnäpschen trinken und die uns vom Karneval im Aguilas berichten. Ihre Bilder und Videos sind klasse, das sieht aus wie Karneval in Rio. Aber so laut wäre es gewesen, sagen sie, unheimlich laut. Wir erzählen miteinander, nette Leute, sie fahren nachmittags ungern weiter, nur weil ihr Bekannter weiter will. Sie geben uns noch die Karte eines guten Schinkenhändlers in Pulpi. Wir fallen über den köstlichen Bienenstich vom Bäcker Rolf Mense her und unternehmen einen Spaziergang durch‘s Buschland in der Abendsonne. Abends entlocken wir unserem Backofen Zucchini, Tomaten und einen kleinen Braten, alles in Scheiben aus der Form im Backofen, dazu Kartoffeln und schauen den Tatort mit Lena Odendahl, der richtig gut ist.

15.02.2016 Montag

Ziegenwiese

Wir überlegen, wie es weiter gehen soll, wie soll es nur weitergehen mit uns. Es ist sehr windig, so dass Radfahren schwer möglich ist. Also packen wir alles zusammen, machen uns startklar und fahren nach Pulpi zum Schinkenmann. Es ist eine schöne Fahrt bei tollem Wetter mit starkem Wind. Wir kaufen einen Schinken, 7,20€ das Kilo, für 50€. Mit schön und reisetauglich verpackter Keule geht‘s weiter. Jetzt muss so ein Keulenhalter her. Wie gut, dass wir uns auskennen, also in Mazarron den Chinaramsch ansteuern, die haben wirklich alles, auch Dinge, die die Welt nicht braucht. Aber den Schinkenbeinhalter müssen wir haben und erstehen ihn für ganze 7,95€. Einkauf beim Mercadona folgt, 2 dicke Doraden und einen Lumbina. Dann ab zur Ziegenwiese. Unterwegs fliegen Garderoben- und Kühlschranktür im Wechsel auf, sie sind ausgeleiert. An der Tankstelle in Callego füllen wir noch Wasser auf und finden einen Platz oben direkt vorne in erster Reihe auf der Ziegenwiese. Fisch in den Ofen, mit Petersilie gefüllt und mit Sherry beträufelt, einfach toll. Wim repariert die Türen, wir ziehen uns einen Krimi rein und der Himmel eine Farbenpracht über, welch ein Erlebnis immer wieder. 

16.02.2016 Dienstag

Ziegenwiese

In der Nacht hat es mehrfach kräftig geblästert, die Fahrradhülle flatterte stark und laut, ich konnte das sehr gut hören, als wenn ich drunter säße. Der Morgen ist strahlend, blauer Himmel, aber sehr frisch. Ich spüle gerade, da hupt es, der Bäcker. Und ich bin wieder im Nachthemd. Gerd, unser Nachbar mit dem Schäferhund, erzählt noch mit uns, er reist allein, seine Frau sei gestorben, ein sympathischer Mensch. Ich geh zum Brotauto, was für eine Freude. Man hatte uns in Calabardina schon vermisst. Ich kaufe wieder Bienenstich und fertigen Gulasch, den Rolf, der Bäcker, anpreist. Er bedankt sich noch für das schöne FB-Foto. Endlich spüle ich zu Ende, drei Mal ist mir heute das Spülwasser kalt geworden. So geht das aber auch nicht weiter mit Ihnen, Frau Grimbergen. Die Hunde beobachten die Geschehnisse draußen, manchmal sitzen sie einfach nur so da, zusammen auf dem Sofa, und checken ab. Vermutlich hören sie jetzt das ungewohnte Rumpeln des Müllautos. Hier auf der Ziegenwiese wird nämlich entgegen vielen Unkenrufen sehr wohl und brav der Müll gesammelt, in große Müllcontainer gebracht, die von der örtlichen Müllabfuhr regelmäßig  abgeholt  werden. 

Wir spazieren am Strand entlang zu den schwarzen Felsen in der Nachbarbucht und bis zur Schlangenbucht. Einfach eine so herrliche Landschaft hier am Meer, die wieder Gedanken an ein Häuschen am Meer in Gang setzt. Am Womo zurück treffen wir die mit dem Winnebago aus Calabardina. Sie kommen auf ein Schwätzchen zu uns. War ganz unterhaltsam. Ein riesiger Niesmann auf MAN fährt vor, findet neben uns eine lange Lücke. Manno das sind schon Geräte. Wieder denke ich sehnsuchtsvoll an meine Studie, warum Menschen so ein Ding fahren. Es interessiert mich sehr, und gerne würde ich dazu mal Erhebungen erheben. Wim kocht Blumenkohl mit Kartoffeln und wärmt den Bäcker-Gulasch dazu. Sehr lecker. 

17.02.2016 Mittwoch

Ziegenwiese

Es scheint ein wunderbarer Tag zu werden, und es wird. Tagsüber nimmt der Wind zu, wir radeln in die Schlangenbucht und danach mit vollem Gegenwind nach Puntas de Calnegre. Unterwegs treffen wir Gerd mit seinem Schäferhund, die zwei radeln auch. Die Küste mit ihren Bergen und das blaue Meer, man kann sich nicht sattsehen. Der SP Tarray ist rammelvoll, am Meeresrand stehen auch ein paar Womos. Wir kehren ein in einer Bar, die auch bis fast auf den letzten Platz sehr gut besucht ist von Wohnmobilisten, alle speisen zu Mittag, lassen es sich gut gehen. Bazou randaliert etwas im Hänger, weil zig Katzen wie in Zeitlupe drum herum schleichen und ihm im übertragenen Sinne den Mittelfinger zeigen. Jedenfalls wirken sie so mit ihren abschätzigen Blicken und ihrer arrogant-frechen Art. Unterwegs auf der Rückfahrt jammert Chianga dauernd im Hänger, das nervt, sie reißt sogar das Netz kaputt und drückt das Regenverdeck auf und hängt sich halb raus, ich leine sie an, damit sie wenigstens nicht rausspringen kann. Am Womo gibt uns Gerd direkt eine Rolle Klebeband zum flicken. Ich lade ihn auf ein Gläschen Sherry ein, er freut sich und erzählt von seinem Womo-Leben. Wirklich ein angenehmer Mensch. Trotz Sonne wird es sehr kühl, selbst mir sogar. Ich kümmere mich um das Essen und mach sogar jetzt schon die Heizung an. Wim schmeißt den Generator an für die Fahrradakkus. Wir essen den Rest Gulasch mit Paprika und Kartoffeln. Der weitere Reiseverlauf wird geplant. Meine Schwester Merle schickt mir noch Wetterberichte von Mazarron, Yecla und Benicassim, auch von Köln mit 3Grad Regen bzw. 11Grad und noch mehr Regen. Hier soll es sonnig-wolkig bleiben bei frischen Temperaturen. Tja, an Kölner Wetter braucht man echt nicht zu denken. Nächstes Jahr bleiben wir 3 Monate. Der Bäcker hat mich zu der Ziegenwiese-Gruppe in FB eingeladen. Von einigen Stellen wird berichtet, dass die Womos weggeschickt werden, weil sie einfach Überhand nehmen, sogar an die 400 Stück in einem Ort am Mar Menor, überall hängen sie einfach tage- und wochenlang mit voller Package in den Seitenstraßen zum Meer hin und bedienen sich an den Strandduschen. 1500€ Strafe wird für Gully-Entsorgung verhängt. Ich finde das richtig. Wim liest, ich schaue einen Film mit Tom Hanks, der gut ist, aber auf Kabel1 läuft mit ellenlanger Werbung, so dass ich nicht zu Ende gucke.