Boltenhagen


Ja, nur der Name allein ist eigentlich nicht genug. Denn Boltenhagen ist ein anerkanntes Seeheilbad und darf offiziell den Titel „Ostseebad“ tragen. Darauf werden die rund 2600 Einwohner sehr stolz sein. Auch wenn sich hier in dieser Jahreszeit zu Beginn unseres Aufenthaltes am 5 km langen feinen Sandstrand noch nicht unbedingt eine beschwingte Atmosphäre im Strandkorb zaubern lässt, so garantieren doch die wunderschöne, oft vielfältig blaue liebliche Ostsee mit kristallklarem Wasser, das Licht und die Weite reichlich Erholung bei Strandspaziergängen in der Boltenhagener Bucht hier im Landkreis Nordwestmecklenburg. 

Die Natur ist doch immer wieder die beste Kraftquelle, und der auf ersten Blick eintönig erscheinende Strand faszinierend von Tag zu Tag mit einer sehr begeisternden Vielfältigkeit und immer wieder anderen Bildern, Farben, Geräuschen und Gerüchen. 

Im Verlauf unserer Zeit hier an der See zeigt sich die Wetterlage in all ihren Varianten. Mal von schönster, sonnigster Seite, mal milchig seenebelverhangen unter einer Dunstglocke, mit einem Himmel, der mal mehr mal weniger weiß und dunkel bewölkt ist. Auch der Wind wechselt unentschlossen in Stärke und Richtung, das Thermometer klettert und fällt nach Belieben. Ist es gelegentlich richtig lau und windstill um uns herum, kein Strandhaferhalm biegt sich, so zerrt gerade zu Beginn ein eisiger Ostwind kräftig an unseren Klamotten. Mützen und Handschuhe sind wertvoll wie nie. Der chinesische Besitzer eines kleinen Ladens freut sich an einem späten Nachmittag über unsere Anprobe und den folgenden Einkauf, wir seien die zweiten Kunden für heute. 

Aber zunehmend steigen die Temperaturen, erste Strandläufer reißen sich Schuhe und Socken von den Füßen und stapfen gut gelaunt durch die sacht ans Ufer spülenden Ostseewellchen. Und plötzlich stehen auch schon die ersten Strandkörbe im Sand bereit. Sie gehören irgendwie unabdingbar zum typischen Ostseefeeling und verbreiten eine sehr gelassene Stimmung. Kaffeebuden am Steg bieten passendes Equipment, die Strandzugänge werden gefegt, strahlende Gesichter tauchen ein in den Seefrühling, richten sich in großen Gruppen am Strand auf Decken ein, picknicken, baden in der wohligen Atmosphäre und sogar in den Fluten. Kinderscharen sind mit schwerem Gerät mit Strandburgbau und Kanalsystemkonstruktionen beschäftigt, vereinzelt kurbeln sich bunte Drachen kreisend in den Himmel und unzähligen Hunden mit leuchtenden Augen gehen Hundeherzen auf. 

Und dann gibt es da diese Tage, einfach nur zum Aufsaugen schön, solche für‘s Marmeladenglas, zum Einwecken, solche, die ursächlich für unsere Namensgebung „Tagpflücker on tour“ sind: reif, voll, saftig, prall, strahlend, zum Pflücken fällig. 

Und sie werden gepflückt. 

Einfach alles zum Durchatmen schön am Ostseestrand, aber auch im angrenzenden Wäldchen und den Anlagen, denn der Frühling trumpft jeden Tag unweigerlich stärker werdend auf und zeigt seine Pracht. 


Sehen und gesehen werden im Kurpark und auf der Seebrücke

Im Ortskern selber herrscht zumeist, obwohl ja noch früh im Jahr, reger Betrieb. Scharenweise schlendern Menschengruppen an den kleinen Läden und Shops auf der Ostseeallee vorbei, flanieren über die Promenade und die 290 m lange Seebrücke und blicken hinaus auf die Ostsee und zurück auf das beschauliche Örtchen. Ausmalen kann man sich, wie es hier in Sommerzeiten zugehen muss. 

Gepflegt und frühlingsfrisch sind die Beete angelegt im und rund um den Kurpark. Weiße Gartenbänke unter Arkaden blitzen in der Sonne. Weil es noch zu kühl ist, bevorzugen die Gäste aber eher die windgeschützten Plätzchen in den vielen Cafés. Einen freien Platz zu finden in einem der mit Decken und Fellen ausstaffierten Stühle fällt nicht leicht. Hier muss man quasi auflauern und beherzt zugreifen, sobald sich jemand erhebt, ganz nach dem Motto: „Wer zu spät kommt …“. Aber wir bedienen uns eher in der Auslage einer Bäckerei mit „to go“ und genießen süße Sünden im oder an unserem gemütlichen Womo. 


Die Kirche im Dorf

Im Ort fällt einem ein hinter dem frühlingsfrisch bepflanzten Kreisverkehr rechts etwas erhöht liegender Backsteinbau auf, die Evangelische Kirche. Das denkmalgeschützte Kirchengebäude, das am Ende einer alten Düne auf der „Paulshöhe“ steht, war ursprünglich eine im Jahr 1872 erbaute kleine Kapelle, die, damals noch im Rohbau, im November 1872, wie auch der ganze Ort Boltenhagen, von einer Sturmflut mit 3,20 m Hochwasser fast vollständig zerstört wurde. Angesichts der manchmal wie ein Spiegel still daliegenden Ostsee ist kaum vorstellbar, dass sie in hochaufgetürmten Fluten über Strand und Dünen hinweg den ganzen Landstrich verwüsten kann. Gedanken daran kommen unweigerlich auf, sitzt man in den Kirchenbänken und betrachtet das alte Altargemälde, das die Kirche seit 1873 schmückt. Ein schöner Handzettel mit einem Willkommensgruß liegt auf den Bänken. Das haben wir so auch noch nie erlebt. Egal ob und welcher Religion man anhängt, ob der Glaube noch Bedeutung für einen hat oder nicht, wir finden ein „Willkommen“ sehr aufmerksam, angenehm, ein wenig wie aus der Zeit gefallen. 


Beste Strandvillenlage

Viele Pensionen in typischer Bäderarchitektur, villenartige Ferienhäuser, große und kleine Hotels, ein Campingplatz und zwei SP beherbergen die vielen Gäste. Hinzu kommen die beiden großen Kliniken am Ortsende, in denen durchgehend an die 800 Patienten im Rahmen von Reha-Maßnahmen betreut werden. Für alle bieten die toll angelegten Promenaden den Luxus, ohne Hindernisse am Ostseeufer entlang zu gehen, zu radeln, walken oder zu laufen. Besonders schön ist das, wenn der lange breite Holzsteg abends hell erleuchtet ist und das Lichtband sich die weite Bucht entlang zieht. Mit einer Anwohnerin komme ich ins Gespräch. Ja, es sei nicht von allen Anliegern begrüßt worden, diese doch recht massive Stegkonstruktion, es hätte damals sehr zwiespältige Meinungen gegeben. Gut, es ist schon etwas anderes, wenn sich vor den eigenen Fenstern hinter einem gefälligen schmalen Gebüschstreifen mit höheren Bäumen plötzlich auch noch erhöht ein massives Stahlgerippe mit breiten Holzplanken windet, über das Menschenscharen ziehen. Aber dem Gemeinwohl musste sich das Einzelschicksal wohl beugen. Gewinner sind die, die diese geniale barrierefreie Wandelstrecke mit freiem Blick auf die Ostsee genießen und begehen dürfen. 


Hunde am Strand

Ja, auch unsere besten Freunde, die Hunde, können hier voll auf ihre Kosten und in den Genuss abwechslungsreicher Spaziergänge kommen, die zum einen der breite feine Sandstrand und zum anderen die steinigere, rustikale Küste unterhalb der Steilhänge bietet. So kommt Leben in die Bude oder den Hund besser gesagt, wenn er leinenlos im feinen Sand seine „5 Minuten“ ausleben darf, sich Mittobende suchen und finden kann, oder nach Herzenslust zwischen Felsgestein nach Meeresgetier schnüffeln kann. Großzügig ist man im Umgang mit Hund, nicht nur was die reichlich bemessenen Hundebereiche am Strand und aufgestellten Tütchenspender angeht. Lediglich in der Hauptsaison (15.05.-15.09.) ist es untersagt, Hunde mit an den Strand zu nehmen. Während dieser Zeit nutzt man gleich drei zentral gelegene Hundestrände. In der restlichen Jahreszeit darf der Hund überall mit an den Strand. Und Chianga genießt es. Und unser altes Mädchen kann es noch, das Waten im seichten Wasser, das Nasenbaden und Schnorcheln, das Sausen hin und her egal wie hoch das Meerwasser spritzt, das Hinschmeißen in den Sand, das Ganzkörperpudern, das Chillen in der Sonne und das hochoffizielle Bay-Watching in erhöhter Position zwecks Sichtung der Geschehnisse und Aufspüren potenzieller Spielkameraden. Es ist uns eine Freude, eine einzige pure Lebensfreude.


https://www.boltenhagen.de/urlaub-in-boltenhagen/informationen-fuer-den-urlauber/urlaub-mit-hund/