Gelderland - Doornenburg > Heimreise

24.10.2022 Montag

Weite Ackerflächen und Gewächshäuser liegen rechts und links der Route Richtung Arnheim. Bunte Salatköpfe ziehen sich fein ordentlich im Streifenmuster durch die Landschaft, ebenfalls alle Arten von Wintergemüse. Hier im Labyrinth der Flüsse ziehen wir über Maas und Waal hinweg bis zum Flüsschen Linge in den Ort Doornenburg.

Am Objekt unserer Begierde, dem Kasteel Doornenburg, liegt ein Parkstreifen, auf dem 3 Womos kostenlos bis zu 3 Nächten stehen dürfen. Also perfekt. Und exakt mit vollem Blick auf die Burg können wir uns einfädeln. Platz reichlich. Und noch etwas Außergewöhnliches ist hier zu entdecken: Hinterlassenschaften der Hunde dürfen auf dem gegenüber liegenden Grünstreifen liegen gelassen werden, einfach liegen lassen, nicht aufheben, sehr gewöhnungsbedürftig und ja wohl ein Ding! Da staunt man nicht schlecht!

Zunächst ist ein Spaziergang zur Burganlage geplant. Da aber das Wetter wohl trocken bleibt und in einiger Entfernung noch ein Fort besichtigt werden kann, macht Wim doch die Räder fertig. Und los geht‘s. Das Kasteel ist sehr gut erhalten, ist wohl niemals Opfer von Überfällen geworden und das einzige Kastell in Holland, das über eine ursprüngliche mittelalterliche Vorburg verfügt. Es liegt wunderschön in Streuobstwiesen mit Wassergraben ringsum am Ufer der Linge. Einige Leute und Kinder tummeln sich im großen Burghof. Hölzerne Pferde werden zugeritten, von Omas brav gezogen oder geschoben. Einige kleine Mädchen sind als Burgfräulein kostümiert. Es wird ein Märchenfest gefeiert, so hören wir. Schön, dass das alte Gemäuer belebt und noch gebraucht wird.

Wir schlendern herum und lassen die alten Mauern wirken. Das Café ist allerdings heute geschlossen, so dass wir uns nicht sehr lange aufhalten, zumal dunkle Wolken aufziehen.

Eine Runde ringsum über ein Wiesenpfädchen zeigt sehr schön, welche Dimension die Burg hat. 

Der Pfad führt uns glücklicherweise zum Burggarten, den wir ansonsten übersehen hätten. Ganz tolle Beete mit Heilkräutern findet man hier, sehr außergewöhnliche Gewächse. Tafeln geben über die Bedeutung Auskunft. Leise plätschert die Linge vorbei und die dichten Weiden biegen sich im Wind.

Und auf einem eisernen Pult mitten im Garten liegt ein Buch mit ein paar Seiten. Auf Holländisch, das man ja aber einigermaßen gut verstehen kann, wird beschrieben, wie die Heilkräuter früher angewendet wurden und welche Wirkung sie erzielen. Skizzen und Bilder veranschaulichen das Ganze nochmal. Es ist schon witzig, die 6 Regeln zur Gesundheit zu lesen, und schaurig, wenn‘s um die Hexenverbrennung geht. 

Eine Zwangspause im Womo müssen wir einlegen, da Regen fällt. Danach ist es aber möglich, noch flott zum Fort Pannerten zu radeln. Über den hohen Deich mit Blick über die herbstbunte Flusslandschaft, hier und da ein Haus, hier und da ein paar Kühe, Ponys oder Pferde, ein paar Flussschiffe und die Fähre zur anderen Seite, kommen wir zum Fort. 

Kurz vorher traue ich meinen Augen nicht. Gerade noch die Pferde fotografiert, da bewegen sich doch Hunde am Ufer unten. Ja, tatsächlich, ja, es sind Ridgebacks. Und zwar 4 Stück. Ein stämmiger Rüde, zwei Hündinnen und ein Welpchen. Oh, um Gottes Willen. Wir lassen Chianga im Hänger und gehen zu der Meute. Nein, was eine Freude. Die Halterin, die mit allen Vieren allein unterwegs ist, erzählt uns natürlich, es ist ja immer ein großes „Hallo“, trifft man Gleichgesinnte, wir kennen das nicht anders in der „Ridgeback-Familie“. Und auch hier liegen mal wieder Freud und Leid eng beieinander. Als Wim die kleine Hündin (14 Wochen) auf den Arm nimmt, stehe ich „unter Wasser“. 

Ja ja, hier ist man eben sehr sehr nah am Wasser mit zig Flüsschen und Seen, denn hier ist der Beginn des Rheindeltas, hier wird aus Vater Rhein der Bijlands Kanaal und kurz darauf die Waal, hier fließt ein Teil als Niederijn zusammen mit einem Altarm des Rheins weiter und nimmt wenig später die Ijssel auf, also ist wahrhaftig genug Wasser da. Ich wische mir selbiges aus den Augen, damit ich klare Sicht auf das Fort habe. Es hat in dieser Jahreszeit nur am Wochenende geöffnet. Auf einer Tafel wird angekündigt, man werde staunen, dass sich innen weit mehr offenbare, als man von draußen ahnen könnte. Es soll wohl 124 Räume geben. Wahnsinn, was dieser Erdhügel, der zur Holländischen Wasserlinie, eine Verteidigungslinie, der wir zum Teil schon mal gefolgt sind, gehört, zu bieten hat. 

Wir kehren der Halbinsel im Delta den Rücken und treten die Rückfahrt an. Wiedermal erleben wir, dass es absolut reizvoll und lohnenswert ist, sich in der herbstlichen Natur aufzuhalten. Auch die Farben des Herbstes lassen einen aufblühen und geben viel, aber leider keine Bitterballen oder Kroketten, denn heute ist Montag, und das einzige Eetcafé am Platz geschlossen. Pech für uns und die Hackbällchen, die im Gefrierfach schlummern und uns später im Zusammenspiel mit roter Paprika und Tomate einen wohligen Abend bescheren. 

25.10.2022 Dienstag

Man könnte noch Wochen herum gondeln, aber ein paar Dinge warten zuhause auf Erledigung, und letztlich sind aus den anfangs angedachten 14 Tagen schon ein paar mehr geworden. Wir reisen heimwärts und verlassen unseren ruhigen Nachtplatz im Schutz der Burg. 

Bald ist Arnheim erreicht, das uns ein paar herrliche Einblicke in ein paar Straßenzüge beschert und sehr viel Lust macht, auch hier mal per Rad alles zu erkunden. Ganz sicher lohnenswert.

Kurz darauf fahren wir am südlichen Rand des Nationaal Parks De Hoge Veluwe entlang, ein wirklich einzigartig schönes riesiges Naturgebiet, das wir schon häufiger besucht haben. Gerne würde ich mal wieder mitten rein. Irgendwie ist das Leben einfach zu kurz. 

Durch die idyllische holländische Landschaft mit kleinen Dörfchen, Kanälen und fetten Weiden geht's auf schmalen Sträßchen dahin mit uns. 

Über Waal und Rhein und Maas fahren wir der Heimat entgegen. Und nachdem sich die Sonne farbenfroh wie Vieles in den letzten Tagen für heute verabschiedet und hinter den Eifelhöhen versinkt, kommen wir wieder Zuhause an, glücklich und zufrieden, tiefenentspannt und gut gerüstet für das November-Grau. 


Nun dürfen alle virtuell Mitreisenden aussteigen.

Herzlichen und lieben Dank für Euer ungebrochenes Interesse an unseren Touren

und die vielen Mails und Likes usw. usw..

Es begeistert uns nach wie vor und ist eine Freude, zu berichten und zu wissen,

dass Menschen sich "da draußen" daran mit erfreuen können.

Weiter so :-) ! 

 

Bleibt munter und gesund und gegrüßt von

Wim + Eva + Chianga.