02.02.2017 Abaynou via Bouizakarne bisTafraoute

Wir sind früh wach, und auch früh weg, es fällt nicht schwer, diese Ecke hier zu verlassen, obwohl er von den Einheimischen sehr geschätzt wird, denn auch heute morgen sind schon so früh etliche Thermenbesucher unterwegs. Durch das riesige breite Wüstenland-Tal, das sich vom Atlantik bis zum Antiatlas erstreckt, schiebt sich an der rechten Bergreihe entlang ein schneeweißes Nebelband, links erstrahlt alles in der hellen Morgensonne. Ein tolles Bild. Die Straße ist oft sehr gut, schnurgerade, dann wieder extrem schlecht, aufgebrochen und löchrig, aber wir fahren langsam dahin, haben keine Eile. 

Die P1305 geht bis Bouizakarne, wo wir im Vorbeifahren Souk-Zelte sehen. Wim hält an am Straßenrand, wir müssten ja auch mal ein paar Vorräte beschaffen. In einen kleinen Laden mit bunten Tüchern und Kosmetik schauen wir rein, alles perfekt geordnet, ein strahlender junger Mann begrüßt uns, erzählt uns einiges, lässt uns von einem frischen warmen Fladen probieren. Auf dem Markt sind sie noch teilweise mit dem Aufbau beschäftigt. Autos kommen, kaufen große Mengen Gemüse und Obst. Berge liegen hier, ordentlich gestapelt, Unmengen junger Burschen laden an und auf, packen und stapeln, karren weg. Alles sehr emsig unterwegs. Wir sind wieder mal die Exoten hier. Los gehts mit dem Einkauf. Flott gesellen sich einige Männer dazu, sowas von freundlich und lustig, es wird gelacht, ich soll Fotos machen, FB wird getauscht, alle in eine Reihe, so lustig. In Plastikschüssel legt man seine Ware, dann ab zur Kasse, also zur Waage und zum Rechenblock. Alles geht nur im Kilo, also wird was dazu gelegt oder weggenommen aus unseren Schüsseln. Zwei kleine Jungs kommen, wollen uns alles zum Auto tragen. Sie warten, wir geben ihnen ein paar Dirham, Tasche brauchen sie nicht schleppen. Auf dem Rückweg gehn wir nochmal zu dem Kosmetikladen, um zu fragen, wo man das köstliche Fladenbrot denn herbekommt. Er hat keines, aber in Windeseile wird das geregelt und sein Freund saust mit seinem Rad weg und kommt 10 Minuten später mit 4 Broten zurück, und die, man glaubt es nicht, werden uns geschenkt! Auf keinen Fall will man dafür etwas haben! Wir seien Freunde! Als ich frage, wie und wozu sie die denn essen, wird das Arganöl genannt, und schwupp steht auch schon eine angebrochene Flasche aus dem Tresen, die wir auch mitnehmen sollen. Auf keinen Fall, wiedermal, würde er dafür von uns Geld nehmen. Es sei ihm eine Ehre! Und im nächsten Jahr sollen wir wiederkommen. Er erzählt, dass eine Schwester in Oxford lebe, sein Vater arbeite in Brüssel, nur er sei da, lebe bei seiner Mutter, wolle da auch nicht weg. Wir loben ihn dafür, auch für seinen schönen Laden, ich werde in ein blaues Tuch gewickelt, Fotos werden gemacht, unvorstellbar alles. Er fragt nach unserem nächsten Ziel und freut sich, dass wir Tafraoute sehen werden, das sei seine Heimat, zeigt auf ein Symbol auf seinem Schal, und er und sein Freund betonen, sie seien nicht arabisch, sie seien Berber. Wir schieben dann bepackt mit geschenktem Brot und Öl und erneut staunend davon. 

Ein Stück geht es nun über die N1, ab Timoulay links ab auf die R102 in die Berge Richtung Ifrane Antiatlas. Nun wird es spannend, nach der Karte geht es natürlich bergauf, aber es sieht so aus, als steige es nicht so abrupt, sondern stetig. Und so ist es, was für unseren Fridolin natürlich besser ist, als in steilsten Serpentinen zu klettern. Eine Landschaft liegt vor, neben, über uns, alles unter einem blitzeblauen Himmel, die sich kaum noch beschreiben lässt. Angefangen mit bunten Bergdörfern aus Stein, verfallenen aus Lehm, vor dunklen Bergketten und oberhalb sich schlängelnden Palmentälern, terrassierte Bergflanken mit kleinen Parzellen, auf denen es grünt und sprießt, große Tore, die sich über die kleine Straße spannen, aus dem Nichts plötzlich auftauchende Fußballfelder, Wüstenflächen, Stauseen, Kakteen, Arganien, und mehr und mehr blühende Mandelbäume. Die Häuser werden, seltsamerweise, je höher wir kommen immer schöner und gepflegter, Wim hat gelesen, dass sich in dieser Region die marokkanischen Heimkehrer aus dem Ausland ihre Villen bauen, das kann man deutlich sehen. Das Meer ist nicht so weit entfernt, ebenfalls liegt Agadir mit seinen vielfältigen nicht religionskonformen Vergnügungsmöglichkeiten nahe. 

Irgendwo geht es dann auf die R104 nach Tafraoute. Wir schleichen weiter dahin, ein Genuss. Unterwegs sind wir knapp 1300 m hoch, Tafraoute liegt auf 1000 m. Und dann erscheinen sie, diese irren Berge, in gold-rose, eine Bergwelt, von der man nicht glauben kann, dass es echte Felsen sind, wie eine Kulisse aus Pappe, riesig, alles türmt und stapelt sich, riesige Brocken scheinen wie erfroren auf Vorsprüngen zu liegen. Ich hatte mir das toll vorgestellt, aber anhand von Fotos kann man es sich einfach nicht vorstellen, das Auge fasst es ja kaum, wie denn ein Fotoapparat. Wir finden einen Platz auf dem CP Les 3 Palmiers. Zum ersten Mal schleppt der Tjaffer seinen Hänger auf den Platz, sah gut aus. Im Vorbeifahren sahen wir viele Stellen mit großen Mengen Womos. Freistehen ist hier kein Problem. E und V ist fällig, und wir brauchen nochmal Wifi. Vielleicht ziehen wir ja danach noch um. Eine marokkanische Frau mit zwei freundlichen Kindern kommt und bietet Kuchen an, den wir kaufen. Wir sitzen in der Sonne. Abends mache ich Pizza aus den Fladenbroten.