Rückreise                                            Albanien~Montenegro

 

 

ALBANIEN

im Schnelldurchgang 

 


 

 

MONTENEGRO

im Schnelldurchgang 



13.06.2022 Montag

Die Grenzstation Nordmazedonien liegt hinter uns. Albanien lässt uns unmittelbar danach mit strahlendem Lächeln seines Polizeibeamten ohne Vorbehalt einreisen. 

Der erste Blick streift eine absolut marode Baustelleneinrichtung. Man glaubt nicht, dass damit noch gearbeitet werden kann. Die Schrift auf der Beschilderung am Weg lässt für uns rein gar nix erkennen. Die überall aus der Erde guckenden halbrunden Schießschächte aus Beton machen nachdenklich, trotz almartig schöner Wiesen.

Aber dann … spektakulärer geht es kaum. So empfängt uns Albanien, nämlich mit einer wahnsinnig tollen Draufsicht auf ein kleines Städtchen mit See und wilder felsiger Natur drum herum, durch die wir uns nach tief unten schlängeln. Und ein Bierchen hält man auch schon für uns bereit. Richtig so! Albanien, Albanien, aus uns könnte was werden.

Auch im Örtchen selber staunen wir. Manches ist wirklich witzig, wie z. B. die an jeder Ecke am Straßenrand rausschießenden Wasserfontänen, an denen Männer uns zur Wagenwäsche rauswinken, anderes wirkt eigentümlich, aber schön und interessant. Klar, heute ist das Wetter phantastisch, da wirkt alles gleich einladender als vor Tagen beim Start hinein nach Nordmazedonien. Und die große Hitze mit Schwüle geben die Fotos ja nicht wieder, die drückt schon sehr, vor allem, weil unsere Klimaanlage wieder mal seit Tagen ausgefallen ist, sich mit „Klimaanlage defekt“ im Mäusekino verabschiedete und nicht mal mehr der normale Lüfter anspringt. Nebenbei: wegen diesem Problem, das seit Übernahme des Concördchens besteht, fanden bereits 3 Instandsetzungen mit Vollaustausch Klimaanlage bei den Fachmännern von Iveco statt, Versuche wohl, wie sich jetzt wieder zeigt. Da darf man gar nicht drüber nachdenken, auch nicht darüber, dass eine entsprechende Mail an die Werkstatt seit 2 Wochen einfach nicht bestätigt, geschweige denn beantwortet wird. So knallt man dann auch auf Reisen hart in der Realität und Normalität des Alltags auf, hart und heiß.

Der heutigen Route von 100 km haben wir sehr gespannt entgegen gesehen. Sie führt nämlich sehr kurvenreich hinauf und hinab, viele Lokale liegen an der Strecke, auch Werkstätten, und es herrscht ziemlich Verkehr. Es gibt nicht die Menge an Verbindungsstraßen zur Küste hin. Und im Landesinneren drohnen hohe Berge. Parallel zur Straße zieht sich auch die Eisenbahnlinie, erbaut in der Zeit von Enver Hoxha, dem jahrzehntelangen Diktator des Landes, auf dessen Initiative hin zur Verteidigung Albaniens 750.000 Bunker im Land gebaut wurden, was eine extreme Belastung der albanischen Wirtschaft auf Jahre hin bedeutete und zudem im Volk ein ängstigendes Bild permanenter äußerer Bedrohung entstehen ließ. Bedrohlich wirken im Moment nur die Pfeiler und Brücken der Gleisanlage. Ob da überhaupt noch sog. Schienenverkehr stattfindet …?

Durch ein Städtchen mit feiner bunter Tribünenanlage am Fluss fahren wir und nehmen Anlauf zur letzten Schluchten-Etappe für heute. 

Und „wild-romantisch“ klingt vielleicht abgedroschen, aber hier ist nichts abgedroschen, allenfalls ausgespült, und das wird uns vom Land sensationell präsentiert. Fordernd und anstrengend für Fahrer und Freizeitfahrzeug, berauschend für Beifahrerin und Kamera, schaurig und leidvoll für die Familien, die an etlichen Stellen zum Angedenken ihrer Verunglückten blumengeschmückte Kreuze und Inschriften am Straßenrand angebracht haben. 

Der neben der schmalen Straße fließende Fluss Lumi Shkumbin, dessen Name auch zu einem frisch-spritzigen neukreierten Longdrink passen würde, stürzt sich wunderschön, unaufhaltsam und stetig ins Tal. Wir klettern nebenher, winden uns an den Steilwänden entlang, bis sich das Tal durch den Zufluss eines weiteren Flusses weitet und wir rosigen Zeiten entgegen sehen. Dort nämlich liegen vor einem Straßendorf, das unser heutiges Ziel ist, große Felder mit in vielen Farben blühenden Rosen. 

Und vor einem der nächsten Häuser winkt uns auch schon ein Mann herbei. Wohnmobil? Das kann ja nur zu ihm wollen. Wie Recht er hat. Seine Familie und er betreiben hier einen CP. Er spricht sehr gut Deutsch, hat 30 Jahre in Bayern gearbeitet, ist jetzt aber wieder in der Heimat für immer. Eine Wiese voller Hühner und Enten, Blick auf die Berge, einen tollen Aufenthaltsraum für Gäste und Hilfe bei Kfz-Problemen, das hat er im Angebot. Wir nehmen es an. Schön geparkt harren wir dem Gewitter entgegen, dass sich unüberhörbar ankündigt und hoffentlich einen Teil der Schwüle irgendwohin mitnehmen wird. 

14.06.2022 Dienstag

Heute tut sich außer Hühner- und Entenscharen beobachten kaum etwas. Heiß ist es, Schatten bietet die Markise, und das - und nur das - nutzen wir. Unser Gastgeber erzählt mit uns. Die ganze Familie lebe hier seit 2010. 2003 habe er teilweise das Gelände gekauft, aber erst mal alles zum Wohnen hergerichtet. Dann sei seine Mutter aus der Stadt mitgekommen. Eines seiner 3 Kinder lebe in Deutschland. Der jüngste Sohn Frido, 17 Jahre, werde hoffentlich mal alles übernehmen und weiterführen, noch sei alles unproblematisch. Die Mutter zieht inmitten einer Federviehschar über die Wiese. Man sieht ihr an, dass sie in ihrem Leben viel gearbeitet hat, sie hat aber einen sehr festen und entschlossenen Tritt und ist schnell unterwegs. Über ihr Alter hatten Wim und ich schon spekuliert. Ja, sie sei 85. Also da staunen wir, das hätten wir nie getippt. Ob das wohl an den gesunden Eiern und Hühnchen liegen könnte, frag ich ihn. Nein nein, sie würden nur immer schon gesund leben, essen alle kein Fleisch, bzw. nur sehr selten. Geschlachtet werden nur wirklich altersschwache Tiere, die Mutter kocht sie und füttert damit die Katzen und Hunde. Ansonsten biete der Markt genügend Gemüse, und Obst aller Sorten habe man im eigenen Garten, so viel, dass in der Erntezeit auch die Camper sich bedienen dürften. Die Mutter koche Marmelade, sei immer beschäftigt mit irgendwas. Die Olivenernte würde dieses Jahr wieder gut. Er prüft einen Zweig und erzählt, in der Familie habe jemand eine moderne Pressanlage, dorthin bringe er die Oliven, und käme mit seinem eigenen tollen Öl in Flaschen wieder nach Hause. Das sei sehr wichtig, immer gäbe es Salat, morgens, mittags und abends, Salz darauf und das Öl. Mehr brauche man nicht. Und Krankheiten seien nie ein Thema in seiner Familie gewesen. Die Mutter winkt uns zu, fuchtelt mit einer kleinen Rute in Richtung eines Hühnchens, das ihr nicht in den Stall folgen will. Abends müssen alle in den Stall, auch die, die sich hinter dem Zaun in Richtung Fluss schon mal verselbständigen und auf ihre Hühnerbeine machen. Die werden alle aufgespürt von der Mutter und eingesammelt. Es sei zu gefährlich. Wilde Hunde oder irgendwas Nachtaktives könnte sie schnappen. Und sie hätten noch nie ein Tier auf diese Art verloren. Erstaunlich wirklich, dass die Familie das so genau weiß, denn es sind unheimlich viele Hühner. Und ein ganz neugieriges Küken kommt noch arglos sehr nah an den Grill heran, scheinbar hat es keine Mutter, keine Tanten, die ihm berichten, wie so ein Hühnchenleben auch enden kann …

15.06.2022 Mittwoch

Heute morgen kommt ein Auto-Spezialist vorbei mit einem Auslesecomputer. Unser Concördchen spuckte vorgestern auf dem Weg hierher - natürlich mitten in der Schlucht, wo sonst - eine Fehlermeldung im Mäusekino aus. EDC-Symbol leuchtete permanent rot. Lt. Handbuch bedeutet das, sofort Service anfahren. Prima. Wir hangelten uns dann schweißtreibend und zähneknirschend 50 km zum CP, da in den Weiten des Netzes zu lesen war, dass der Betreiber sich auch bei Kfz-Problemen helfend einschaltet. Das tat er auch sehr fürsorglich. Nun wird jedenfalls ausgelesen, dieser „Fehlerspeicher“ muss Farbe bekennen. Er nennt Fehler-Codes, die es notwendig machen, eine Werkstatt aufzusuchen. Gut, warum auch nicht mal Iveco Tirana anfahren, warum nicht!? Wir könnten k…. Hürden dieser Art braucht kein Mensch. Aber Jammern hilft nichts, nur Aufpacken und Hinfahren kann helfen. Los dann …

Die 100 km Fahrstrecke bis dorthin nehmen wir sehr sehr nervös in Angriff. Hoffentlich schaffen wir es, ohne Notlandung und Abschleppen zwischendurch. Aber der Motor läuft ohne Murren, Fehlermeldung nicht mehr da, auch keine andere! So können wir die wirklich herrliche Landschaft rund um die Route genießen.

Alles wirkt sehr echt, authentisch. Man wohnt schön, hat große Gärten, Produkte werden überall angeboten. 

Straßenmärkte, geschäftige Örtchen, wilde Flüsse, beschauliche Dörfer, schwere Karossen und Eselskarren - abwechslungsreich und von allem etwas bietet der Weg Richtung Küste. 

In Durres am Meer wird es natürlich städtisch. Zum Meer hin ragen mehrstöckige Häuser in den Himmel. Trotzdem hat der Melonenmann, der seine Ware direkt vom Karren in einer Seitenstraße verkauft, in Nachbarschaft zum irgendwie wie vom Himmel gefallen anmutenden Palast, sein Auskommen. So hofft man. 

Um 12 Uhr erblicken wir nach Anfahrt über eine eigentlich autobahnartige mehrspurige Straße, die allerdings mit mörderischem Asphalt aufwartet, das Objekt unserer Begierde: Iveco. Scheint tadellos zu sein, aufgeräumter Laden, freundlicher Empfang, tadellose Werkstatt, in der eine Putzfee in allen Ecken ständig rumwuselt und rumwedelt. Nach einigen Abklärungen und Auslesungen mit jeweils endlos Wartezeit können wir mit der Diagnose „Turbolader ersetzen“ und einem Termin für nächsten Montag, da eher rein gar nix möglich ist, um 16 Uhr zunächst wieder abziehen. Bemerkenswert finden wir die lange Wartezeit, vor allem auch, dass uns nicht mal ein Kaffee oder Wasser angeboten wurde, erwähnen wollen wir es nur deswegen, weil einem das so in der Türkei nicht passiert wäre, geschweige denn in Marokko.

Lässt der Bau, der dann auf unserer Suche nach dem „Wohin-Jetzt“ unübersehbar in den Blick gerät, auf einen gewissen Qualitätsstandard der Umgebung schließen, so erleben wir was …  

Navi-Rüdiger peilt den erwählten CP Tirana an, wohlgemerkt: kein park4night-PP im Irgendwo, keine selbst ergoogelte Ausbuchtung auf einer Traumsicht-Anhöhe, keine Flachstelle am See oder Fischerparkplatz Lagunenland, nein, alles nicht, sondern ein Campingplatz, stinknormal Campingplatz ! Wir wollen sicher gehn, heute wird nichts Abenteuerliches mehr gebraucht. Die Berichte werden sonst auch immer so lang. Gut, klein ist er, der CP, am See liegt er, viel Freiraum drumrum, sehr schön beschrieben alles, ausführlich auch, ja. Nur: dass die Zuwegung derart chaotisch und eigentlich nicht machbar ist, das verschwieg jeder! Jeder! Einfach nur sträflich. Grenzt an vorsätzliche Körperverletzung! Echt! Möglicherweise gibt es eine weitere Anfahrmöglichkeit, die unser Rüdiger, programmiert auf über 5 to mit Hänger, auf die Schnelle nicht parat hat. Aber gelegentlich liest man auch auf Beschreibungen der CP: „Anfahrt über Soundso nicht wählen, sondern nur über Kucklebaum anreisen“. Ach ja … wir stecken jedenfalls auf der Route Soundso, füllen diese komplett aus, chancenlos, den unsäglichen Schlaglöchern und Asphaltwülsten auf steilsten Pfaden voller Schafsköttel auszuweichen. Wenden? Ja! Setzen, nächste Frage! Ich bin wirklich kein Jammerlappen, keine ängstliche Natur, aber das hier! Sollte man mal „besten Freunden“ empfehlen ;-). Abgesehen davon, dass sich ältere Männer, die plötzlich an Krücken auf Dorfgassen in Hanglagen rumstehen und unsere Flugrichtung blockieren, durch Sprünge in die tiefen Rinnsale retten müssen, da wir nur mit Schwung weiter kommen und uns ein Abbremsen nicht leisten können, schwenkt auch noch ein völlig besoffener rundlicher Mann im tiefroten Shirt und ebensolcher Gesichtsfarbe breitspurig über die Engstelle und droht unterhalb meines Beifahrerfensters an der Concördchen-Außenhaut mit seinen aufgequollenen Backen lallend festzukleben. Wahnsinn, einfach der Wahnsinn! Aber der ist ausbau- und vor allem steigerungsfähig. Noch sind wir nicht oben. Man denkt ja in solch einem Verlauf immer, dass es sich gleich regeln wird, dass gleich die Einfahrt kommen muss, dass glücklicherweise kein Gegenverkehr herrscht und nicht eine Ziegenherde über die Kuppe, die man mit Schmackes nehmen muss, guckt. Der Humor wird dann schnell makaber. „Wild gewordenes deutsches Womo metzelt unschuldige Ziegen und richtet Blutbad im albanischen gebirgigen Hinterland an - Ausreiseverbot wurde verhängt - das Auswärtige Amt wird sich in unabsehbarer Zeit vermittelnd einschalten“. 

Als eine harmlose spaßige albanische Hausfrau sich an ihrem Gartentor zur von uns befahrenen Eselsroute hin vor Lachen ihren bunt beschürzten Bauch hält, sie ihre Hand zum Winken und ich nach Zuzwinkern zum Augen-zuhalten brauche, Wim sich auf seinem schweißnassen Sitz ins Geschirr schmeißt und das Concördchen zur hoffentlich letzten Kuppe peitscht, erscheint uns, steigungsbedingt wie beim Start eines Jets tief in die Sitze gepresst, seitlich rechts weit oben, da wo der Asphalt ins Nirgendwo abzubrechen scheint, ein Hinweisschild „Camping Tirana 1,5 km“. Neeee, echt jetzt!? Das Concördchen strabbelt und zappelt sich auf die Kuppe auf einen fast schon halbrunden Kreuzungsbereich. Halbrund meint hier die Wölbung der zwei sich kreuzenden Fahrbahnen zu den Seitenrändern hin, deren Mittelbereich ohne Weiteres geeignet wäre, einem Unterflurtanks abzureißen. So, damit haben wir den Gipfel erreicht. Geradeaus dem CP-Schild folgend könnten wir uns noch eine grobkiesig ausgespülte tieffaltige Furt hinab stürzen. Wohlwissend, dass sich 1,5 km ewig lang ziehen können, manövriert Wim unter Hilfestellung der vielköpfigen Insassen eines mittlerweile dazu gekommenen Kleinwagens mit Frittentheke herum, zieht vor, drückt zurück, und alles nochmal, Wenden mit Hänger in tiefer Senke auf bedenklichem Untergrund im schwierigen Gelände bei +36 Grad (Fahrsicherheitstraining ADAC Stufe 17 A - Teilnehmerkreis: Alte Hasen mit Scheißegal und Mir-kann-keiner-Naturell). Und tatsächlich, ohne dass die ganze Klamotte mittig auseinander bricht und sich die Hängerdeichsel für ein Singleleben entscheiden würde, zeigt unsere Schnauze wieder in die Richtung, aus der wir gekommen sind. Der Abgrund liegt vor uns. Der Schanzentisch ebenfalls. Das Concördchen geht in die Hocke und wir davon aus, dass sich der Besoffski von eben mittlerweile in Sicherheit gebracht hat und schnarchend auf heimischem Sofa röchelt. Seine Kumpels mit den Krücken werden auch die Örtlichkeit verlassen haben, hoffen wir mal, und lassen laufen, talwärts. 

Ein paar tolle Ansichten auf die Welt unten gab‘s dann doch noch. Schöne Gegend hier. Im Nachhinein denke ich, ich hätte mehr Fotos machen sollen. Vor allem vom Kreuzungsbereich, der mit dem nicht vorhandenen Wendehammer.

Egal, jetzt aber flott zum anderen SP an einem Hotel mit Pool, zisch prickel, allein schon beim Lesen ein Genuss. Es sind nur 17 km, gut, über die lt. Google breitere Straße 24 km. Lockere Geschichte. Wenn nur nicht dieser Feierabendverkehr Nähe Tirana wäre … irgendwas ist doch immer. An mancher Ecke sind wir sicher, dass sich der motorisierte Blechknoten vor uns nie mehr wird entwurschteln können. Ähnlich einer Lichterkette, die man an Heiligabend aus dem Karton nimmt, um den Baum zu schmücken, und die sich hoffnungslos forever miteinander verwoben zu haben scheint, so keilen sich die Autostränge auf dem wiederum sprachlos machenden Straßenbelag ineinander, verzahnen sich, rollen im Knubbel auf Kreisverkehre zu, die etwas entzerren. Jeder weiß, wie das gemeint ist, wenn wir unsere Bedenken äußern und Angst um einen Badeschlappenverkaufsständer haben, der sich evtl. doch noch in unserem Hänger verheddern könnte oder uns ohne Bezahlung einfach einen Kunstblumenstrauß am Seitenspiegel mitnehmen. Sehr Souk-erfahren aus Marokko ist dies hier echt auch eine verschärfte Nummer. 

Aber auch aus dieser kommen wir raus, raus kommt man doch immer. Und an Mutter Theresa und jede Menge Möbelläden vorbei erreichen wir unser Nachtlager für heute oder die nächsten Tage bis zum Werkstatttermin.

Gut beschildert und ebenerdig können wir auf dem tadellos gepflegten Areal an einem Hotel eine Lücke auf grünem Rasen beziehen. Ein Kuchenstückchen geht noch und Schluss für heute. 

16.06.2022 Donnerstag

Eine gute Nacht trotz der gestrigen Horrorsuche liegt hinter uns, die uns glücklicherweise nachts nicht auch noch durch Verarbeitung auf den Geist ging. Hart gesotten sind wir wohl oder mittlerweile resignierend weichgekocht, man weiß es nicht. Heute steht jedenfalls nichts auf dem Programm … außer Begehung unseres 10. Hochzeitstages. Wir lassen uns aus gegebenem Anlass zum mittäglichen Campari an der Hotel-Bar frischen OSaft pressen, eine kleine Käse-Schinken-Platte kommt mit dazu, und „vom Haus“ wird ein Obstteller einfach so spendiert, wie gestern Abend zur Begrüßung ein paar leckere Käsehäppchen und Fleischröllchen. Also sowas haben wir auch noch nie erlebt, auch nicht, dass uns nachmittags eine Portion Eis gebracht wird, ebenfalls einfach so. Das ist ein Service hier! Da steht der einleitende Satz auf der Speisekarte, die wir uns abends zu Gemüte führen und gegrillte Leber und Rinderrippchen wählen, nicht umsonst. „Sie sind bei uns willkommen“ … ja, das merkt man deutlich, nicht nur an dem zum Nachtisch gereichten Obst mit Eis, einfach so. Ein sehr aufmerksamer freundlicher Service und ein leckeres Essen runden einen schönen faulen Tag ab. 

17.06.2022 Freitag

Und der heutige Tag verläuft ähnlich, nur nicht gerade so opulent was das Essen angeht. Wir bestellen eine Pizza. Toll, riesig, knusprig und köstlich, 5 € umgerechnet. Und am Nachmittag serviert man uns den wohl schon obligatorischen Obstteller auf‘s Haus frei Haus ans Womo. 

18.06.2022 Samstag

Und auch heute ändert sich nicht viel. Der Pool wird genutzt. Der Obstteller verzehrt. Zusätzlich legt uns der Chef des Hauses eine Gurke ans Herz quasi. In den Rabatten rundum die Plätze wächst es nämlich wirklich wie Kraut und Rüben zwischen Orangen- und Olivenbäumchen. Da schießen schon mal ein paar Porree in die Höhe oder Paprika-Pflänzchen, denen Petersilie üppig um die Wurzeln wächst. Gurken und Tomaten stehen neben Rosenstöcken, alles sehr gehegt und gepflegt, und Hühner und Enten wuseln herum, eigentlich im Nebengehege, aber scheinbar ist es bei den Womobilisten reizvoller und sie büchsen immer aus. Hotel und SP wird von der ganzen Familie bewirtschaftet. Insgesamt 17 Familienmitglieder seien beschäftigt, seine Tochter sei Apothekerin in Deutschland, erzählt uns der Chef, der zum Schwätzchen gleich noch 2 Raki für uns mitbringt. Unglaublich. Auf sein Wohl … für das unsrige hat er schon gut gesorgt. Und abends brennt erst der Grill und später der Himmel.

19.06.2022 Sonntag

Für uns extrem früh schon kurz vor 9 Uhr starten wir zur Weiterreise. Nach einigen Informationen, die uns von unseren Concorde-Freunden aus der FB-Gruppe gegeben wurden, entscheiden wir uns gegen den Einbau eines neuen Turboladers, nicht nur, weil er erst 2 Jahre alt und wenig gefahren wurde, sondern auch Fehlermeldungen nicht mehr erscheinen, und werden morgen nicht zu Iveco Tirana fahren. Also heute los Richtung Grenze Montenegro. Es waren trotz allem schöne, sehr angenehme umsorgte Tage hier im „Nordpark“ bei der liebenswerten tüchtigen Familie. 

Auf guter Straße ziehen wir durchs herrliche Land, von dem wir jetzt schon begeistert sind und es ganz sicher mal ausgiebig bereisen werden. Es fällt wirklich sehr auf, dass alles gewachsen wirkt, wenig aufgesetzt, man im Traditionellen bleibt, was einen sehr harmonischen Eindruck bei uns hinterlässt. 

Traditionell werden sicher auch Hochzeiten ganz groß gefeiert. Große Gesellschaften in vielen blitzsauberen PKW-Kolonnen begegnen uns unterwegs, die passenden Location für Feiern solcher Art ebenfalls. Da werden Träume gebastelt, da werden sie gelebt und verwirklicht und gefeiert, die Träume von Traumhochzeiten. 

Nach Durchfahren des von Radfahrern bevölkerten lebendigen Städtchens Shkodra geht es am großen Skadarsko Jezero vorbei, durch den die Grenze zu Montenegro verläuft. 

Die Abfertigung an der Grenze geht schnell vonstatten. Immer wieder amüsieren sich die Polizisten und Mitarbeiter an den Grenzschaltern über unseren Tjaffer, gucken ausgiebig die Fahrzeugpapiere und kommen schnell durcheinander, weil sie nicht zuordnen können, wer nun Iveco, wer Concorde, wer Mega, wer Tjaffer, wer Aixam und wer Pongratz ist. Natürlich haben alle Fahrzeuge verschiedene Kennzeichen. Aber auf flüchtigen Blick scheinen sie gleich. Na ja, es wurde bisher und auch jetzt spaßig genommen und machte keinerlei Probleme. Ich las, dass manche Reisende von „Korruption“ sprachen, meinten, mit Geldgeschenken beeinflussen zu können bzw. inoffiziell dazu aufgefordert wurden. Wir wissen nicht, was man beeinflussen sollte, wenn man korrekt alles an Papieren vorlegt. Die zahlreichen uns bearbeitenden Mitarbeiter machten an keiner Grenze und in keinem Moment den Eindruck, man zögere etwas bewusst hinaus und würde zur Beschleunigung der Abwicklung doch gerne eine „Gebühr“ in Ansatz bringen, eine CiT (= Cash in Täsch). Im Gegenteil. Alles lief im Rahmen zügig, außer wie beschrieben an den türkischen Grenzstationen bei Einreise und abgeschwächt bei Ausreise. Und so verabschiedet uns das erstaunliche Albanien und Montenegro empfängt uns. Auf den ersten Kilometern zeigen sich deutliche Unterschiede. Ärmlicher wirkt alles, sehr einfach, mit einem Müllproblem, das wir so ausgeprägt in Albanien nicht erlebt haben. Da durchforsten Männer Müllcontainer nach Brauchbarem und laden es auf ihre Karren, da stehen Kühe knietief im Müll. Aber wie gesagt, wir haben wenig gesehen, es sind „Streifzüge“, die unsere Eindrücke prägen, vor allem, es sind unsere, andere Reisende können ganz anderes erfahren und empfinden.

Eingebettet in eine echt sprachlos machende Natur mit türkis schimmernden Seen und rauschenden Flüssen, eine sehr gebirgige Landschaft, die so wild und ursprünglich wirkt, dass man eine Zeit im Nirgendwo bleiben möchte, befahren wir zunächst die „Panorama Roads 1“. 

Später geht es über die 3A spektakulär hoch am Berg und quasi im Berg weiter mit Blicken, ähnlich Google Earth. 

Einige Denkmäler liegen am Wegesrand, unübersehbar imposant, schon ein krasser Gegensatz zu den bescheiden wirkenden bäuerlichen Gehöften in der Gegend.

Eine kleine niedliche Welpenschar, vermutlich ausreisewillig, zeigt sich an der Grenze, die nur aus einer gemeinsamen Station für beide Länder besteht, im Irgendwo zu Bosnien-Herzegowina. Dabei fällt uns auf, dass wir keinen einzigen Streuner auf der ganzen Route gesehen haben, obwohl wir an unendlich vielen total vermüllten Parkbuchten vorbei gefahren sind. Es scheint, als liege die Streuner-Zahl doch erheblich unter der der Türkei. Denn geben tut es sie sicherlich, aber, wie wir in Albanien auf unserer Strecke im Inland beobachten konnten, leben viele Hunde in Hundehütten mit auf den Hausgrundstücken bei den Familien, anstatt frei und wild auf den Straßen und überall. Solch einer Masse an Hunden wie in der Türkei sind wir nämlich weder in Griechenland, noch in Albanien oder jetzt in Montenegro begegnet, nicht mal ansatzweise.