Stellplatz


Am Ostseestrand entlang etwas außerhalb von Boltenhagen ziehen wir die Steilküste hinauf. Telefonisch hatte ich erfragt, ob man mit Womo dort an einem Café an einer Swin-Golf-Anlage stehen darf und kann. Ja, das sei keine Frage. Entsorgung über einen Schacht sei möglich, Versorgung auch, das würde man uns einrichten. Frohen Mutes nähern wir uns also der rund 5 km von Boltenhagen entfernten Stelle. Einsam ist es. Irgendwie unaufgeräumt wirkt es. Verlassen auch. Frühjahrsputz rundum scheint noch nicht erledigt. Alles wirkt noch leicht wie im Winterschlaf. Eine Baustelle grenzt an. Die großen Wiesenflächen sind weich. Das kurze Gespräch mit scheinbar der Besitzerin ist zwar sehr freundlich und nett, ändert aber leider nichts an der Beschaffenheit des Wiesengrunds. Auch eine angebotene geschotterte Parkfläche direkt am Haus ist nicht wirklich verlockend für eine längere Zeit, so dass wir uns entscheiden, das Angebot dankend abzulehnen und wieder abzufahren. Schade ist es. Die Lage ist sicher toll, aber eher für Sommerzeiten geeignet. 

Der Grund, überhaupt außerhalb von Boltenhagen etwas zu suchen, liegt darin, dass einer der beiden SP im Ort wohl sehr schmuddelig sein muss, der andere sehr eng und der CP noch in Winterpause ist. Ein Anruf auf dem „zu engen“ Platz schon von zuhause aus, verlief extrem unfreundlich, ja beinah patzig, dass ich annehmen musste, man will uns gar nicht beherbergen. Und eigentlich wollte ich denen keinen Fuß aufs Grundstück setzen. Aber nun, wie das Leben spielt, ergibt sich keine andere Möglichkeit. Also anfahren. Und, wie gedacht, ja, bekommt die Unfreundlichkeit ein Gesicht, das der Betreiberin. Mannomann, was muss die nehmen. Ich hab mehr als eine Faust in der Tasche machen müssen. Unmöglich einfach! „Wo wollen Sie stehen, vorn oder hinten?“ „Ich kann das nicht sagen, ich kenn die Örtlichkeit noch nicht!“ „Spielt ja wohl keine Rolle, man muss ja wissen, wo man stehen will!“ „Wir gucken erstmal, welche Parzellen sind denn frei?“ „Ja, ich fragte ja: vorn oder hinten!“ „Ok, mein Mann und ich gucken mal rund.“ Eine nicht reservierte Lücke finden wir, Genehmigung behördlicherseits wird tatsächlich erteilt. Wir rollen hinein. Nun kann mich die Betreiberin „am Abend besuchen“. Aber nein, wir müssen zwecks Anmeldung nochmal hin. Wie lange wir bleiben, will sie wissen. Tja, geplant sind 3 Wochen, ggf. bei jetzt nicht vorhersehbarem Abbruch weniger, bei Verlängerung evtl. 4 Wochen. Wir einigen uns nach einigem Hin und Her auf 3 Wochen erstmal. Und ja: Vorauskasse zwingend. Und nein: keine Kartenzahlung möglich, nur cash. Mein Erstaunen wird mit einem Schwall biestiger Rechtfertigungen bedient, ich bin es dann auch, bedient eben. Und mein Wim versteht nun auch, warum ich ihm das zurückliegende Telefonat als so wenig einladend beschrieben hatte. Er lässt sich sogar zu einem an die Betreiberin adressierten „Jetzt ist aber mal Schluss hier, das geht auch anders!“ hinreißen. Es hilft :-). Und der Himmel schenkt uns nach erfolgreichem und genehmigten Einparken in einer zugewiesenen Lücke ein tröstend versöhnliches Abendrot. 

Da das Wetter es oft sehr frühlingshaft sonnig gut mit uns meint, lässt es sich auch draußen aushalten und das ein oder andere Schwätzchen mit der Nachbarschaft ergibt sich. Fallen mal ein paar Tropfen, spannen sich meist gleich zwei Regenbögen über das Land. Über Ostern herrscht erwartungsgemäß extrem viel Betrieb. Ganze Karawanen aus Womos, Kawas und Wowas kreisen suchend und zum Teil genervt am Gründonnerstag herum und hoffen auf einen freien Platz auf dem inzwischen geöffneten CP oder den beiden SP. Es reißt nicht ab, erst Ostersamstag entspannt es sich. Wim verbringt ja die ganze Zeit während meiner Reha hier auf dem SP und hat die Geschehnisse voll im Blick. Fast täglich besuche ich Chianga und ihn - man beachte die Reihenfolge ;-) - oder wir unternehmen in meiner anwendungsfreien Zeit etwas zusammen. Optimal ist es für mich, aber ich glaube, Wim reicht es auch irgendwann. Also dauercampende im Womo Lebende werden wir sicher nicht. Aber die Aussicht durch die Frontscheibe ist schön, der Blick auf Wiesenland und Wäldchen sehr angenehm, sogar ein Reh zeigt sich angstfrei auf der Lichtung.