Rückreise                          Griechenland~Nordmazedonien

 

  

GRIECHENLAND

im Schnelldurchgang  


 

 

 

NORDMAZEDONIEN

im Schnelldurchgang 



06.06.2022 Montag 

Jetzt aber nix wie raus und über den Grenzfluss hinüber, ehe die am Rand liegenden Straßensperren aus Eisenkreuzen aufgebaut und der bündelweise liegende Nato-Stacheldraht ausgerollt wird. Und Hellas hat uns. Passend zum Blau-Weiß strahlt jetzt auch der Himmel. Die Grenzabfertigung ist sehr genau. Ein Mitarbeiter lässt sich alle Klappen im Womo öffnen, schaut sich genau im Inneren um, fragt nach Zigaretten und Alkohol und nach den Pässen für die Hunde, möchte sie aber letztlich nicht sehen. Der ganze Packen an Hundepapieren mit HTA und tierärztlichen und Titer-Bescheinigungen war ihm wohl Beweis genug. Wir dürfen rein, in die EU, wir dürfen „rüber machen“, und das mit Sack und Pack. 4 € Maut ist zu zahlen und wir rollen über beste AB.

Lieblich erscheint schon auf den ersten Kilometern das mir noch so gut in Erinnerung gebliebene Griechenland, auch wenn es Jahrzehnte zurück liegt und ich es bisher nur von den Inseln her kenne. Alte Olivenhaine und Weinfelder begeistern doch immer wieder. An die Beschilderungen muss man sich erst gewöhnen. 

Ausgesucht haben wir einen Küstenstreifen am Thrakischen Meer hinter Alexandroupolis als Ziel für heute. Von der Hauptstrecke geht es ab auf ein sehr kleines Sträßchen und sofort hügelig durchs Küstengebirge, was auch sonst!? Aber zum Meer hin wird es natürlich flach, und nach einer ersten Ortsdurchfahrt gelangen wir durch Olivenhaine an den Strand.

Hier finden wir auf einem Sand-/Wiesenstreifen eine sehr schön passende Parkmöglichkeit und hoffen, es stört niemanden. Auch wenn das verzehrte Spiegelei nicht die richtige Sorte Ei ist, mit dem ich den Berg Athos besuchen dürfte, so gewinne ich ihm doch etwas ab, diesem Heiligen Berg, der sich mittig vor uns in voller Pracht mit über 2000 m aus dem Meer erhebt. Die Sonne geht hier hinter uns unter, bringt den leider schon total im Seenebel verschwundenen Athos heute nicht mehr zum leuchten. 

07.06.2022 Dienstag

Eine friedliche Nacht lässt uns gut in den neuen Tag starten. Störungen gab es nicht. Fast könnte man sagen, das schon gewohnte Hundegebell fehlte nachts. Griechische Hunde bellen wohl nicht. Sehr angenehme Typen. Und wir verlassen die schmale Strandstraße mit den anliegenden gepflegten Häuschen. Hier lebt man sicher gerne, ob immer oder nur in Ferienzeiten kann man gar nicht sagen. Für dauerhaftes Wohnen scheinen sie jedenfalls alle ausgerüstet zu sein. Im Dörfchen hat sich der Gemüsemann schon positioniert, und wir schaffen den kleinen Anstieg an der Kirche vorbei.

Die AB ist schnell erreicht, es geht bergauf und bergab in dieser strahlenden blau-weißen Welt. Das unfassbare Blau des Meeres leuchtet immer wieder zu uns herauf. Das Wasser könnte einem im Mund zusammen laufen bei diesen Anblicken im Zusammenspiel mit der schroffen felsigen Landschaft zur Rechten und dem silbrig matten Olivengrün. So zieht sich die heutige Etappe von 200 km nicht lang, sondern sehr genussreich dahin. 

Und spannend, denn wo wir heute landen sollen, ist nicht ganz sicher. Ein CP wird in der Gegend hier, wo es ohnehin keine SP gibt, von Google angezeigt, allerdings zeigt sich an der Stelle auf dem Satellitenbild nichts ähnliches. Eine kleine Anlegestelle an einer Lagune ist zu sehen, eine Flussmündung in der Nähe. Da müsste sich, auch wenn es keinen CP gibt, doch irgendwas für eine Nacht finden lassen. Wir laufen ja gerne mal so ins Blaue - oder „Risiko“, könnte man es auch nennen, wobei sich das auf dieser Reise doch sehr in Grenzen halten musste, da wir ja noch den Tjaffer im Schlepptau haben. Und mit etwas Überlänge ist man eben nicht gerade so „beweglich“ und flexibel wie das Concördchen alleine mit seinen 6,99 m. 

Ungefähr in der Gegend des angezeigten CP angelangt, bringt die Zu-Fuß-Begehung das schon vermutete Ergebnis: nichts! Aber da liegen herrliche Strandwiesen in wunderschöner Alleinlage vor feinstem hellen Sandstrand und stahlblauem Meer. Blöderweise überholen uns doch in dieser einsamen Gegend gleich 4 PKW und klemmen sich auf eine festere Fläche am Strand, die perfekt für uns gewesen wäre. Mist! Wir legen uns um die nächste Ecke auf die Lauer. Warten. Scheint so, als ob es nur ein Badestopp für die PKW-Insassen werden soll. Wir beobachten jeden Handgriff, jeden Schritt, amüsieren uns und sind sehr schnell sicher, die räumen bald wieder das Feld, und dann gehört das Feld uns! Dazu müssen wir aber abhängen, denn mit Hänger wenden ist hier nicht möglich. Kein Problem, wir haben ja Zeit und treffen die nötigen Vorkehrungen. Mit Manneskraft und Frauenpower rangieren wir den Hänger im weichen Untergrund etwas herum. Ohne Fleiß kein Preis, so ist das eben. Es läuft alles planmäßig. Und wir nehmen unseren Preis entgegen, danken u. a. Gott, dass er solch ein Plätzchen erschaffen hat und den PKW, dass sie offenbar sofort weiter müssen, und unserem Concördchen, das nun in Flugrichtung sofort über den sandigen Weg in die Lücke der Begierde einfliegen und landen kann. Geschafft! Wir hängen wieder ab, da wir mit Hänger zu weit in den Weg ragen, lassen ihn auf die andere Seite des Weges rollen. Wim wendet das Womo, Hinterteil muss nach hinten, das war’s. Perfekter geht nicht! Eine schöne Zeit hier kann beginnen.

08.06.2022 Mittwoch

Zum Meeresrauschen schläft es sich nun einzigartig gut. Auch das Aufwachen zu dieser Melodie ist himmlisch schön. Eine Schildkröte marschiert schnellen Schritts durch die voller Schneckenhäuschen liegenden Wollgraswiesen, leider nicht unbemerkt von Gustavo, der nach Sichtung natürlich die morgendliche Stille jäh zerreißt, was der Schildkröte aber sowas von am Panzer abprallt. Mit einem „Schiet-egal“ setzt sie ungebremst ihre Reise fort. 

Wim erledigt noch ein paar Einkäufe im 8 km entfernten Ort, und der Strand wird genossen bei frischem Wind und Sonne-Wolken-Gemisch. 

Ansonsten ist es ein Tag wie jeder andere … oder hab ich etwas vergessen?

Der Jever-Mann sagt: „kein Stress, keine Termine“. 

Ich sage: „kein Müll, keine Scherben, keine Streuner“. 

Das ist doch was ?! Wenn das mal nix ist ??!! 

Zum Aufatmen phantastisch …

09.06.2022 Donnerstag

Nach zwei schönen Strandtagen verlassen wir unser Plätzchen auf der Strandwiese und rollen aus dem Schatten der großen Kiefer raus über den Schotterweg zur Straße. Etliche Angler sitzen mit vollem Equipment auf den Anlegern der Lagune. Petri Heil.

Und Heil suchen wir auch, müssen wir suchen, denn Chiangas Ohren machen ihr wieder, wie so oft, deutlich Probleme. Spülen hilft nichts mehr, auch wie so oft. Da muss wohl mal wieder Medizin eingreifen. Es ist schlimm. Wirkliche Ursache konnte bisher trotz aller nur denkbaren Untersuchungen und Tests nicht gefunden werden. So bekämpfen wir immer nur die Symptome. Thessaloniki, 100 km von hier, liegt ohnehin auf unserer weiteren Route. Und der ergoogelte Tierarzt hat heute um 12 Uhr Zeit für uns. Was ein Glück! Nach Tierarzt in Fes und Estland und Murcia ist nun mal einer in Griechenland dran. Die AB bis dorthin führt weit an der Küste entlang, dann an zwei kilometerlangen Seen vorbei, eingebettet in wunderschöne Landschaft. Die Bergwelt zur Rechten gehört wohl den Ziegenhirten. Sehr viele Höfe mit niedrigen schattigen Stallungen sieht man an den Hügeln liegen, große Ziegenherden fressen sich durch die Lande. 

Gemütlich erreichen wir Thessaloniki, das sich groß und weit vor uns ausbreitet. Abfahren von der AB, und ein kleiner Schlenker ist nötig, aber glücklicherweise nicht abenteuerlich, denn es herrscht sehr viel Verkehr, die Straße steigt ordentlich an und Wendemöglichkeiten reichlich wenig bis gar keine. Parken - tja, nicht so einfach auf viel belebter Geschäftsstraße mit unserer Länge. Da braucht es schon gleich mehrere freie Parktaschen. Abzweigende Straßen erwecken nicht den Eindruck, als ließen sie uns schadlos wieder raus. Also müssen wir uns irgendwie irgendwo reinklemmen. Was auch gelingt, sogar direkt vor der Praxis. Glücklicherweise ist die Entzündung nicht weit fortgeschritten. Wir bekommen Tinktur für morgens und Salbe für abends. Mannomann, wenn es den Hunden nicht gut geht, ist man echt kein Mensch. 

Happy ziehen wir weiter und erreichen nach einer Rastplatz-Pause den Grenzübergang nach Nordmazedonien. Die griechischen Zollmitarbeiter prüfen alles sehr freundlich und genau, lassen sich auch die Papiere für die Hunde zeigen. An der mazedonischen Station geht es auch gewissenhaft, aber etwas unaufgeräumter zu, man ist lustig und grüßt mehrfach, und schnell sind wir abgefertigt. 

Mazedonien präsentiert sich exakt so, wie wir uns das ahnungslos vorgestellt hatten: wild, gebirgig, ursprünglich. Der Straßenzustand ist beruhigend passabel, die insgesamt 200 km heute wohl keine unerwartete Anstrengung, obwohl es sehr heiß und schwül ist bei satten gewitterträchtigen 34 Grad. Langgezogen ziehen sich bewaldete Bergketten dahin, an deren Hängen nur wenige Dörfer kleben. Berge vor und dahinter stapeln und schichten sich, wilde Schluchten tun sich auf. 

An unserem Zielort Demir Irgendwas weisen perfekte Hinweisschilder den Weg. Etliche Weingüter liegen hier, manche bieten ausdrücklich SP an. Wir steuern das Popova Kula an und sind gespannt, was uns erwartet. Auch diese Situationen finden wir am Womo-Reisen so reizvoll. Es ist ganz einfach schön spannend. Wird man staunen und begeistert sein oder sagen müssen, für eine Nacht ok, aber ansonsten nix wie weg …

Die Anfahrt ist dann doch noch so misslich, dass Wim zunächst wieder eine Zu-Fuß-Begehung unternimmt. Über eine sehr holprige Dorfgasse muss das Concördchen nämlich ganz schön hinauf schnaufen und vor Inangriffnahme des letzten Steilstücks am schon sichtbaren schönen alten Weingut wird erstmal gestoppt und die Lage gepeilt. Aber alles ist machbar, und wir schleppen uns hinauf in wunderbare Position Auge in Auge mit dem trutzigen Weingutturm an den Rebenfeldern mit herrlichem Ausblick. 

Kurz nach uns gesellt sich ein Mitcamper-Paar dazu. Sie kennen den Platz und kommen auf ihren Durchreisen immer gerne hierher. Auch das Restaurant biete leckere Speisen und vor allem einen köstlichen Wein. Na dann, wenn das so ist, gehn wir doch mal direkt abends zusammen speisen und plaudern und Spaß haben und hinterher sagen: Ein toller Abend ! Rita und Reinhard … das machen wir nochmal ;-). 

10.06.2022 Freitag

Geplant hatten wir einen zweiten Tag hier auf dem Weingut, aber es ist bei sehr gewittrigem Wetter und einigen kräftigen Regengüssen am Abend und in der Nacht leider das Blau abhanden gekommen. Bei drückenden +34 Grad macht es keinen Spaß, da ist die Weiterreise die bessere Lösung. So packen wir auf und fahren durch das kleine Örtchen, das deutlich erkennen lässt, dass es den Menschen hier an einigem fehlt, was nicht unbedingt etwas mit Glücklichsein und Zufriedenheit oder nicht zu tun haben muss, und rollen Richtung Autobahn.

An der ehemals wichtigsten Verbindungsstrecke zwischen Mittel- und Südeuropa, die auch unter dem Namen „Autoput Bratstvo i jedinstvo“ zweifelhafte Berühmtheit wegen abenteuerlicher Streckenführung, miserablem Zustand, hoher Unfallgefahr und größter Auslastung durch LKW- und Gastarbeiterverkehr erlangte, liegt die Ausgrabungsstätte der antiken Stadt Stobi mit den bedeutendsten antiken Überresten des Landes. Man fragt sich zunächst, warum hier auf dem platten Land in wenig wehrhafter Lage solch ein Hauptort überhaupt Sinn machte. Aber Stobi lag an der Mündung des Flusses Erigon in den Vardar und damit an der Hauptstrecke, die die mittlere Donau mit der Küste der Ägäis verband. Nach mehrfachen Besiedelungen erlangten die Römer im 2. Jahrhundert v. Chr. die Herrschaft. In der Stadt kreuzten sich mehrere Römerstraßen, was der Entwicklung der Stadt zum Aufschwung und der Bevölkerung natürlich zu Wohlstand verhalf. In der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts begann der Niedergang der Stadt. 479 wurde sie von den Ostgoten eingenommen und geplündert, 518 von einem starken Erdbeben verwüstet und 30 Jahre später schließlich aufgegeben.

Das Grabungsgelände und die restaurierten Gebäude bilden ein Freilichtmuseum, das noch sehr deutlich erkennen lässt, wie hier gelebt wurde. Neben Palästen sind die Ruinen von Badehäusern und Thermen zu sehen, natürlich ein Amphitheater, eine Basilika mit Baptisterium, und selbst ein Gefängnis brauchte man. 

Im weitläufig überschaubaren Gelände sind seit dem Ersten Weltkrieg Archäologen damit befasst, immer Neues zu Tage zu fördern. Auch jetzt geben sich Menschen dieser Aufgabe - oder eher Berufung hin. 

Besonders beeindruckend sind neben den Steinmetzarbeiten an den Säulen und den ausliegenden Steinplatten die freigelegten und restaurierten Fußbodenmosaiken. Es muss damals prachtvoll gewesen sein. 

Weiter geht es durch ein auf den ersten Blick sprödes raues Land. Die Menschen in den wenigen Ortschaften sind freundlich und winken zurück. Verkaufsstände reihen sich am Fahrbahnrand. Einige Polizeikontrollen und Geschwindigkeitsmessungen können wir ohne Winken bzw. Rauswinken passieren. 

Das von unserem Navi-Rüdiger bereit gestellte Höhenprofil für heute ist knackig. Von 400 bis 1200 m muss geklettert werden und wieder talwärts. Und das leider leider bei unschönem Wetter. Die wilde Bergwelt hätte unter blauem Himmel sicher beeindruckende Bilder geliefert. So wirkt eben alles etwas nebulös, aber wir sind froh, uns nicht auch noch durch eine Nebelsuppe im Gebirge langsam tasten zu müssen. 

Weite Landstriche werden landwirtschaftlich genutzt mit vielen kleineren Äckern, statt riesiger Felder so weit das Auge reicht. Gelegentlich sieht man Minarette aber ebenso Kirchen in unmittelbarer Nachbarschaft. Das Orthodoxe Christentum und der Islam prägen das heutige Nordmazedonien seit Jahrhunderten. 

Beim Durchfahren der nächsten kleinen Stadt kommen, auch wegen der scheinbaren Vorliebe für puderige Farben, Gedanken an winterliche Ansichten irgendwo im gebirgigen Frankreich auf. Ein Versuch, den an jeder Ecke sichtbaren maroden und abgelebten Zustand zu beschönigen. Das regnerische Wetter hilft der Tristesse so richtig auf die Sprünge. Hinzu kommt, dass mein Lieblingsobjektiv seinen Dienst verweigert, das sogenannte „Pancake“ ist kaputt, tut nix mehr, was meine Stimmung natürlich nicht positiv beeinflusst und die von Wim gleich mit, weil ich rummaule. Wenn mich was nervt, dann sowas, Probleme mit der Kamera. Aber nicht jeder Tag kann ein guter sein. 

Bald haben wir es geschafft, das Baba-Gebirge liegt hinter uns und Orchid vor uns, geschäftig und regenverhangen. 

Den gewählten SP am See erreichen wir schnell. Freundlich öffnet uns ein lustiger Typ das Tor. Wir haben freie Wahl, können uns mit Seeblick ausbreiten, egal wie, es sei ja noch keine Saison. Das Wetter ist nicht einladend, alle Liegen verwaist, so hat die Gemütlichkeit im Womo gute Chancen, sich hervor zu tun. 

11.06.2022 Samstag

Zwischen einzelnen gewittrigen Schauern drehen wir eine Tjaffer-Runde Richtung Süden, teilweise am Seeufer entlang. Die Strecke verläuft zum Teil schmal und mit bis zu 15 % Steigung, also keine Kleinigkeit. Häuser kleben an zerklüfteten steilen Hängen vor bis zu 2000 m hohen Bergrücken, in den wenigen Örtchen führen Stichstraßen steil bergab zum See. Viele Lokale liegen an der Straße, sind kaum besucht. Vor den Hotels sieht man große Busse, etliche mit griechischen Kennzeichen. Alles wirkt einfach und instandsetzungsbedürftig, auch da, wo 4 Sterne ausgewiesen werden. Im Gegensatz dazu begegnen uns sehr viele schwere hochpreisige SUV. Die Bewohner hier werden Allrad-Fahrzeuge sicher brauchen, aber auch für Touristen ist hier die angesagte Gegend, die sich aber ganz sicher nur wenige finanziell erlauben können. Nicht umsonst gilt z. B. das kleine 300-Seelen-Fischerdorf Trpejca bei den Einheimischen als das Saint-Tropez Mazedoniens. 

Nachmittags klart es auf, sogar ein paar Geckos huschen über das Mäuerchen zur Seewiese hin und mir unerschrocken fast über die Füße. Auch der klare Blick heute am Seeufer entlang und hinüber ans albanische Ufer ist herrlich. Der hier in 700 m Höhe liegende, bis zu 300 m tiefe Ohridsee mit Fischarten, die man nur noch im Baikalsee finden kann, schimmert Türkis und in allen möglichen Blautönen. Das, was ihn und den Nationalpark ringsum ins UNESCO-Welterbe gebracht haben, wird für uns bei schönerem Wetter natürlich deutlicher, wozu auch gehört, dass der See nicht nur der größte des Landes ist, sondern über 2 Millionen Jahre alt ist, und damit der älteste See Europas, und mit zu den ältesten Seen der Erde zählt.

Der Abend bringt mit stürmischem See und wenig bewölktem Himmel Hoffnung auf gutes Wetter. Geplant ist nämlich ein Radausflug. 

12.06.2022 Sonntag

Und tatsächlich scheint die Sonne, gut, nicht ganztags, Gewittergrollen tönt auch immer mal, aber Regen hält sich in Grenzen, so dass Wim die Räder sattelt und wir uns auf den Weg über die Promenade Richtung Ohrid machen. Gut ausgebaut ist das kurze Stück von 3 km mit schönen Blicken auf den uralten See und die umliegenden Berge.

Im Verlauf füllt es sich. Viele Besucher sind unterwegs hier im touristischen Zentrum des Sees. Zwischen möglichen Regengüssen muss man sich etwas bewegen an diesem geschichtsträchtigen Ort, der einst sage und schreibe 365 Kirchen hatte und so zu dem Namen „Jerusalem des Balkans“ gekommen ist. 

Eine köstliche Pizza können wir uns noch erlauben, bevor es wieder zurück gehen muss zur Vermeidung völliger Durchnässung. Manchmal ist es eben so und nicht anders. Interessant ist eventuell für den ein oder anderen, dass wir in einem italienischen Ristorante in Bestlage an der Promenade für 2 große Pizzen und 2 Bier umgerechnet 13 € bezahlt haben.

Berücksichtigt man dann noch, dass die Pizzen so nachhaltig gesättigt haben, dass wir abends nur noch etwas knabbern, dann waren sie echt super günstig. Satt machen zudem die satten Farben am Abendhimmel … ein Augenblick schöner als der andere. Und morgen … morgen steht Albanien auf dem Plan. Wir sind echt gespannt! 

13.06.2022 Montag  

Mit ein paar letzten blauen Eindrücken entlässt uns unser schönes Quartier am See. Albanien ruft. 

Im Städtchen Ohrid herrscht Geschäftigkeit. Es fällt wie gestern schon auf, dass viele Gruppen von jungen Männern herum ziehen, Gruppen junger Frauen sieht man gar nicht. Die Cafes sind gut besucht, ältere Männer treffen sich, aber auch Frauen sitzen und genießen Schwätzchen und Käffchen oder Tee.

Nach dem Ortsausgang geht es ein Stück weit am See entlang. Die Bebauung wechselt so variantenreich wie der Straßenbelag. Von Strechlimousine über Nobelhütte mit Edelstahlgeländer, Blumenwiesen vor Bergketten, bis hin zu abenteuerlichen Bauhöfen und Spielcasinos findet sich alles auf ein paar Kilometern. Man hat manchmal nicht Augen genug.

Das Seeufer ist bald verschwunden. Wir schlagen uns aufwärts in die gebirgige Welt zur Grenze hin, die wir schnell erreichen. Die Zeit, die Wim nach reibungsloser Abfertigung bei Ausreise aus Nordmazedonien damit verbringt, den am Hänger baumelnden, abgebrochenen Stoßdämpfer abzumontieren, auf den uns der Zollmitarbeiter freundlicherweise hingewiesen hat, vertreibe ich mir mit Fotografieren der allerletzten Blüten Nordmazedoniens, mit und ohne Stacheldraht.