11.11.2021 Donnerstag
Unser nächstes Ziel ist Neuried. Unsere Drahtesel der Edelklasse aus dem Hause RSM, die uns immer noch riesigen Spaß machen, müssen zur „Inspektion“. Da es nicht sehr weit ist, knapp 140 km, passt es gut, hier mal die Fachmänner drüber gucken zu lassen. Noch hängt an etlichen Stellen baltischer Staub, aber zum Wesentlichen werden sie in der Werkstatt schon vordringen können. Also raus aus der nebulösen, rebenumwobenen Senke Neipperg und die Württembergische Weinstraße verlassen, um kurz die Badische Fachwerkstraße zu streifen und der Berta-Benz-Memorial-Route ein Stück zu folgen.
Neuried mit seinen schmucken Fachwerkhäuschen ist wirklich zu jeder Jahreszeit eine Augenweide. So wunderschön gepflegt und herbstlich einladend dekoriert, möchte man an jedem Haus anhalten, klingeln und besuchen gehen.
Das wäre auch mal ein Plan, den wir aber erstmal nicht weiter verfolgen, denn an der nächsten Ecke liegt unser Ziel, klein und fein und unspektakulär: RSM. Die Räder sind einfach spektakulär genug. Ein paar Mitcamper stehen am Straßenrand, die einen lassen auch „mal nachgucken“, die anderen liebäugeln und fahren zur Probe, von der sie - was sonst - freudestrahlend zurück kommen. Ja, so ist es mit diesen Dingern. Und was Recht ist muss Recht bleiben und darf erwähnt werden.
Wir werden erwartet. Super freundlich schnappen sich Andy und sein Team unsere Räder. Wir plaudern etwas, fahren danach aber erstmal ab, drehen eine Runde zu einem Weiher ganz in der Nähe, genießen ein Tässchen Kaffee, eine Metzger Rotwurst zum Brötchen und vertreiben uns ein Stündchen bis zum Anruf der Werkstatt: Räder fertig. Alles ist in Ordnung, nichts kaputt seit der Anschaffung vor gut 2 Jahren, die Bremsbeläge wurden erneuert und die neuen Sattelstangen angebracht. Sie sollen für noch mehr Fahrkomfort sorgen und allzeit besonders sanfte gefederte „Landungen“ versprechen. Das werden wir auf der nächsten Tour wohl dann zu spüren bekommen. Wir sind gespannt und verabschieden uns sehr zufrieden. Immer wieder schön hier, auch dass Andy durch Anruf in einem Landgasthaus um ein paar Ecken klärte, ohne dass wir darum gebeten hätten, ob geöffnet sei und Übernachtung mit Womo möglich wäre. Das ist Service. Da ist der Kunde wirklich König. Danke.
Die Schutterzeller Mühle ist nach 8 km erreicht. In nebeligen Feldern liegt der große Hof mit jede Menge Holz vor der Hütte. Hier erwartet man einen harten Winter. Hier wird vorgesorgt. Und auf dem großen Parkplatz ist reichlich Platz für uns.
Leider ist aber bei diesem Wetter ein Herumstreifen draußen nicht sonderlich bereichernd, so dass wir schon am frühen Abend zum Essen schreiten. Im großen Gastraum werden wir herzlich empfangen. Ein Platz am Ofen wird uns angeboten, den wir natürlich gern nehmen. Mit den richtig warmen Kacheln des Ofens im Rücken sitzt es sich urig hier, auch wenn das Lokal groß und nur wenig gut besucht ist. Natürlich ist dies auch Corona geschuldet, denn am Flammenkuchen kann es nicht liegen. Der ist hervorragend, knusprig, würzig, lecker, herzhaft, und zum Nachtisch auch noch einer in süß, der sogar in Flammen aufgeht.
Herrlich, so etwas, wie das Reisen so überhaupt … so zum Liebhaben schön, wie Ringelnatz schon sagte: „Ich habe Dich so lieb, ich würde Dir ohne Bedenken, eine Kachel aus meinem Ofen schenken“.