22.06.2025 Sonntag
Schnurstraks Richtung Norden geht es mit uns weiter. Heute will Wim eine lange Strecke abreißen. Er leidet sehr unter seinen Knieschmerzen, die Hitze kommt dazu. Zuhause ist es einfach um einiges luftiger und man hat mehr Platz. Also 250 km wollen heute gefahren werden. Klingt nicht übermäßig, aber wir wissen, dass es auch viele Kreisverkehre und Hubbel bedeutet, ein gedankenverlorenes Dahinrollen unmöglich ist. Dafür entschädigen natürlich die Landschaft, die kleineren Orte, alles hat mehr Gesicht als von der AB aus.
Auf Höhen hinauf geht es, weites Ackerland breitet sich aus, Getreide steht hoch und hellgolden, zieht sich über leicht welliges Land. Irgendwo muss ja die Grundzutat für das viele Brot, das hier täglich verzehrt wird, wachsen.
Spätestens nach Überqueren der Rhône zeigen sich die Dörfer deutlich verändert. Keine Spur mehr von Provence zu entdecken. Die Dächer sind rot gedeckt, ziehen sich tief runter über derbes Mauerwerk. Irgendwie ähnelt es schon den belgischen Dörfern.
Das Städtchen Louhans durchqueren wir, es wirkt sehr schön, interessant und besuchenswert. Es ist mir aus den sozialen Netzwerken irgendwie geläufig, einfach mal merken. Für uns geht es aber noch rund 50 km weiter, und es läuft gut. Denkste! An einem Flussarm werden wir an der Überfahrt einer Brücke ausgebremst: große Baustelle, Verbot für über 3,5to. Na prima. Kurz vorm Ziel und dann das. Gerade hatte ich noch bemerkt, dass es ja reibungslos läuft. Unser Ziel in Seurre können wir auf diesem Weg also nicht erreichen, dazu wäre ein größerer Umweg nötig.
Alternativ suche ich ein anderes Ziel in der Nähe. Ein SP findet sich in Verdun-sur-le-Doubs am Zusammenfluss von Saône und Doubs. Dann nehmen wir halt den, hoffen, ins Flusswasser abtauchen zu können. Aber wie das so mit schiffbaren Flüssen ist, sie sind wenig einladend und ermöglichen häufig keinen Zutritt, da Uferböschungen zu steil und unwegsam sind. Also mal abwarten, was geht, erstmal ankommen. Gebeutelt von der Hitze und der langen Fahrt rollen wir nach komplikationslosem Erledigen der Einreiseformalitäten am Automat via CampingCard ein auf einem riesigen Platz am Ufer, beschattet von hohen Bäumen. Wir lassen uns fallen, Auswahl ist genug, hier passen ganze Karawanen von Womos drauf. Es scheint wohl ein CP gewesen zu sein. Stromsäulen gibt es reichlich und ein Waschhaus mit etlichen Duschen, Toiletten und Waschbecken, fein sauber alles, V+E inkl. für 10 €. Na, das ist ja mal ein Angebot.
Chianga nimmt später noch ein Bad im Fluss, den sie über eine verschlammte Slipspur erreichen und sich so ein kurzes kühlendes Badevergnügen verschaffen kann. Ich hab aber wiedermal etwas Schiss, weil sie mit ihren Pfoten durch die breiten Fugen zwischen die Betonstreifen der Rampe rutscht. Aber es geht alles gut, Ballen und Nägel noch dran. Ansonsten liegt alles lahm bei uns. Die Hitze lässt aber auch rein gar nix mehr zu, man hat keine Lust und mit der ständigen Schwitzerei genug zu tun.
23.06.2025 Montag
Während solcher Hitzezeiten hab ich ein dauerndes Schlafdefizit, nicht weil heute Nacht ein kurzes heftiges Gewitter über uns zog, nein eher weil ich erst spät, oder besser gesagt früh ins Bett gehe. Bisher hielt sich die nächtliche Hitze noch in Grenzen, oft wurde es erstaunlich kühl und wir konnten gut schlafen. Nun haben wir auch bewusst CP gewählt, nicht wie üblich SP, die ja häufig eher schattenlos daherkommen und wenig Lauschiges bieten, egal ob es an einer französischen Promenade oder auf einem Dorfplatz ist. Aber dieser SP hier bietet quasi ausschließlich Schatten, ideal jetzt, aber auch duster und dunkel irgendwie. Alles schleicht still umher, tapert gebeutelt um sein Freizeitfahrzeug, ent- und versorgt das Nötigste und lässt sich wieder stoisch unter der Markise in den Klappsessel fallen. Nach Unternehmung im Umkreis ist uns heute nicht zumute. Der Elan der gerade ankommenden Jugendgruppen ist uns momentan abhanden gekommen. Sie machen Boote klar, werden wohl gleich in See stechen. Wir packen nach dem Frühstück zusammen und ziehen auch los, es geht weiter Richtung Norden, am besten dahin, wo die Eisbären leben.