Anreise nach Bitche

25.05.2025 Sonntag

Die Rückkehr von unserer 6-Wochen-Ostsee-Runde liegt gerade mal drei Wochen zurück, und schon legen wir wieder los, oder besser: ab. Gepackt ist schnell, Wim brät noch eine Ladung Frikadellen, und schon können wir das Concördchen starten. Gut 4 Wochen wollen wir unterwegs sein. Das wird wohl für eine Erkundung der Provence erstmal ausreichen. Aber zunächst geht‘s Richtung Straßburg, da wir unsere Räder bei unserem Lieblingshändler ASW in Neuried durchchecken lassen wollen. Regnerisch ist es heute, und unglaublicherweise fallen einige Regentropfen. Es müsste mal wenigstens 5 Tage durchregnen, die Natur bräuchte es dringend. Wochenlang, eher monatelang, ist kein Regen mehr runtergekommen. Aber wer will das schon? Die Vernunft will es sehr, muss es wollen! Bei trübem Wetter ziehen wir aus dem Heimatdorf durchs Kylltal vorbei am üppig blühenden „Eifelgold“, dem strahlend gelb leuchtenden Besenginster, zur AB, über die Mosel hinweg, durch den Hochwald und das Saarland. Schnell haben wir die Grenze zu Frankreich erreicht, und das Wetter bessert sich, es wird blauer und sonniger. Unterwegs strahlen uns blau-lila-farbene Lupinen entgegen. Also sollten wir keine blühenden Lavendelfelder erleben, das Lila hätten wir schon mal. 

Nach gut 200 km kommen wir unserem Tagesziel nach Abfahrt von der AB näher. Über eine schmale Panoramastraße mit tollen Ausblicken erreichen wir das Städtchen Bitche und damit vorbei an alten Festungsmauern unser erstes Ziel, einen SP am Fuße der majestätisch hoch oben thronenden Citadelle de Bitche. Vor ein paar Jahren haben wir schon mal eine Nacht hier verbracht und alles in bester Erinnerung. Der Platz ist herrlich was die Lage anbelangt. Kostenlos ist er außerdem. Die wenigen mit Hecken abgeteilten Parknischen für Womos sind leider belegt. Aber der freie Platz davor darf mit genutzt werden. Mit Blick auf die Citadelle richtet Wim unser Concördchen aus. 

Nach einem Kaffee entschließe ich mich zu einem sofortigen Gang hinauf zur Citadelle, da Wim und Chianga etwas Augenpflege betreiben wollen, aber mehr noch, weil sich das noch gute Wetter zu ändern scheint. Dunklere Wolken ziehen nämlich auf, und im Regen ist der Rundgang um die einst wehrhafte Anlage wenig erbaulich, was die Fotografin in mir zum Aufstieg übers holprige Pflaster nach oben antreibt. Ich habe noch gut alles in Erinnerung, damals war unser Bazou noch mit dabei, Chianga und er hatten Spaß beim Abschnüffeln der uralten Mauern und Sausen um die Alleebäume. Jetzt sausen Turmfalken und irgendwelche Rabenvögel um mich, stürzen sich vom Gemäuer hinab, stoßen schrille Schreie aus, fliegen ihre Nester in Mauerritzen an. 

Die Aussicht von hier oben auf die Kuppen der Vogesen, den SP und den Ort ist einfach toll. Das Meisterwerk militärischer Technik überragt die Umgebung von Bitche um etwa 80 m. Mehrere Kirchtürme ragen aus dem Tal empor, und immer wieder bannt das wunderschöne Hôpital Saint-Joseph den Blick. 

Ein kräftiger Wind weht, aber es ist lau. Kaum Besucher sind unterwegs auf dem ca. 300 m langen und bis 60 m breiten Sandsteinplateau, auf dem die Citadelle errichtet wurde. Überall wuchert es am und aus dem Mauerwerk. Der Burggraben ist stellenweise voller Blumen, als fließe ein rosa-weißer Fluss hindurch. Das Gras steht hoch und wiegt sich im Wind. Alles strahlt Ruhe aus, steht einfach da, sagt nichts und doch so viel. 

Einige Frühlingsblümchen sind noch nicht der Sense zum Opfer gefallen, so dass meine Kamera und ich sich damit vergnügen können, bevor mein liebstes Blümchen Chianga mir freudig entgegen gelaufen kommt und mich zum Womo zurück begleitet, wo wir den Abend gemütlich mit einem Krimi genießen. Und morgen ziehen wir weiter. 

26.05.2025 Montag

Blau strahlt der Morgenhimmel über der Citadelle. Es herrscht Ruh‘, na ja, bis auf die Rabenvögel, die krächzend in Schwärmen um die steinernen Burgwände fegen, scheinbar ihre Nester verteidigen müssen oder sich wie abgeschossene Pfeile in die steilen Wiesenhänge des Citadellenhügels stürzen, um den besten Frühstücksplatz aufzuspüren. Es ist amüsant, ihrem Treiben zuzuschauen, obwohl Wim es vorzieht, ebenfalls auszuschwärmen, um eines seiner Rituale auf Reisen wieder aufleben zu lassen, nämlich: „Wim holt Brot“. Und hier in Frankreich kann er gar nicht anders, als sich auf die Suche nach einer Boulangerie zu machen. Eine Zeit dauert es, er muss schließlich erstmal den Abstieg vom Burgberg vollführen, im Tal suchen, und wieder aufsteigen. Es klappt, denn freudestrahlend winkt er schon von weitem mit seiner Beute. Vorzügliches Frühstück gesichert, wie bei den Raben nebenan, so dass wir gestärkt die heutige Etappe angehen können. Wir verlassen unseren schönen Übernachtungsplatz, schrauben uns durch die hohle Gasse nach unten und lassen das Städtchen Bitche hinter uns bis zu einem Wiedersehen.