12.08.2024 Montag
Aufbruch. Sehr früh sind wir schon wach, ungewöhnlich früh. Den ersten Kaffee gibt es draußen, wo die Morgenfrische es richtig angenehm macht. Unsere Nachbarn verstauen Motorrad und Räder auf ihrem Anhänger, auch sie sind früh abfahrbereit. Wir denken, uns wird es ähnlich ergehen. Da erscheint der Klokassettenmann. Die Rechnung haben wir ohne ihn gemacht. Im Nachhinein ärgert mich meine häufige Nachsichtigkeit und Höflichkeit in solchen Situationen, jemanden zu brüskieren und einfach in die Schranken zu weisen, nur weil er etwas herumsülzen möchte. Ansonsten um kein Wort verlegen und mit reichlich Mut ausgestattet, will ich aber ungern jemanden abbürsten, hoffe eher, es auch ohne hinzubekommen. Aber es gibt eben Menschen, die sind derart dickfellig, die merken nix. So der Klokassettenmann. Einen kurzen Morgengruß nutzt er, um ermuntert vom Weg abzuweichen und immer näher und näher zu kommen, hat er uns doch schließlich extrem Wichtiges zu SP am Lago Maggiore zu erzählen, die weder auf einer Route von uns oder ihm liegen, noch in irgendeiner Weise Thema sind. Zunächst noch die Kassette in der Hand, wird ihm diese wohl zu schwer, und er muss sie abstellen. Nach mehr oder weniger sanftem Abbruch der halbstündigen Konversation meinerseits trollt er sich. Aufatmen. Aber nein, er nimmt den gleichen Rückweg. Hat er doch noch Wesentliches bei seinen Schilderungen zur Erreichbarkeit der SP am Lago Maggiore vergessen. Und wieder landet seine jetzt leere Klokassette vor unserer Nase, obwohl Wim mittlerweile frühstückt, was den Klokassettenmann nicht stört. Wäre es nicht zu belämmert, müsste man lachen. Ich danke ihm inständig für seine Ausführungen zur SP-Situation am Lago Maggiore, gelobe, den ein oder anderen „Da-müsst-Ihr-unbedingt-hin“-SP anzufahren und von ihm zu grüßen. Aber natürlich. Der Klokassettenmann soll doch auch zufrieden in seinen Tag starten. Und er geht, dreht sich abermals um, ach, wie zufrieden wir mit dem Concorde seien, fragt er nach. Gut, sehr, absolut sehr, bloß jetzt nix lostreten. Und ehe er wieder zu nahe treten kann, verschwinde ich im Concördchen und rufe Wim zu: „Willst Du noch die Kassette leeren vor Abfahrt?“. Er bejaht, und der Klokassettenmann entfernt sich endlich. Durchatmen, denn Aufatmen hatten wir ja schon. Und Motor anlassen. Die heiße Tour geht weiter. Ziel liegt 140 km entfernt, natürlich an der Donau in Neuburg. Kurz noch Sprit bunkern und auf der AB geht‘s dahin. Sehr wenig Verkehr herrscht. Also im Vergleich zu gestern nichts. Das hätten wir so nicht erwartet, aber gestern war vermutlich ein Rückreisesonntag, der unsere Richtung allerdings verschont hat. So ist die kurze Strecke durch mehr oder weniger plattes unspektakuläres Land schnell erledigt. Zwei Mal Donau überqueren, ein Mal Lech und schon kommen wir an in Neuburg.
Auch hier überqueren wir erneut die Donau und die Leopoldineninsel, biegen dahinter sofort rechts ab Richtung Schlösslwiese und erreichen den SP hinter dem Deich direkt am Flussufer. Begeistert von der sofort angrenzenden Badewiese hält die Begeisterung an beim Blick auf den kaum besuchten SP. Ja was ist denn das? Hier hätten wir aber bei der hochsommerlichen Witterung echt Betrieb erwartet. Wir haben die Wahl und lassen uns am Ende auf einem herrlichen Schattenplatz fallen. Besser geht nicht. Schön ruhig ist es hier, kein Womo-Lücken-Gesuche, kein Staub, prächtiges Schloss voraus, Bademöglichkeit vor der Fußmatte. Hier werden wir erstmal die glutheißen Tage aussitzen.
Wim schmiedet sofort Grill-Pläne. Schwenksteaks und Würstchen zieht er aus dem Gefrierfach. Da für unser etwas unpässliches Chianga-Mäuschen im Moment ohnehin Reis gekocht wird, will er abends mehr Reis kochen und einen Reissalat zum Gegrillten kredenzen. Einfach herrlich, wenn der Womo-Fahrer gleichzeitig auch Womo-Koch ist. Dafür vergöttere ich ihn, ja, auch wenn manch einer das nicht immer so erkennen mag ;-). Und er lässt sich auch heute nicht lumpen und sich mit mir und Chianga ins Wasser tunken. Wir schreiten zur Badebucht und tauchen ein. Wieder vor märchenhaft schöner Kulisse dümpeln wir am Zusammenfluss zweier Donauarme in den Fluten. Der Boden ist feinsandig, erst im tieferen Bereich steiniger. Badeschuhe sind trotzdem praktisch. Zunächst sind wir alleine, auch das wundert. Nach und nach kommen aber Bewohner des Örtchens zum Baden. Manche begeben sich seitlich an einem Arm ins Wasser und lassen sich um die Kurve im Fluss ein weites Stück treiben, hangeln sich irgendwo an Land und kommen zu Fuß zurück. Dann alles nochmal. Scheinbar ist auch hier keiner ängstlich, in irgendwelche Strömungen zu geraten. Wir halten uns dennoch „küstennah“ auf, nutzen die zusammenfließenden Flüsse wie eine Gegenstromanlage, was auch lustig ist und freuen uns über die tolle nahe Möglichkeit der Erfrischung.
13.08.2024 Dienstag
„Ein Glück, dass wir die Donau haben!“ gestand mir ein junger Mann im Laufe des Tages und stürzte sich genussvoll neben mir in die Fluten. Wie wahr! Meine Güte, es ist heiß. Im Womo 36, draußen 33 Grad. Die Nacht war dennoch ziemlich erträglich. Wir begeben uns daher gut ausgeschlafen am Vormittag auf eine Radrunde, wählen allerdings die hoffentlich schattigere Lösung durch die Donauauen statt durch das Städtchen, halten uns direkt am SP links und verschwinden im dichten, bis zum Ufer reichenden Laubwald, immer der Donau folgend auf einem winzigen Stückchen des 2.850 km langen Donauradwegs, eine der beliebtesten Fahrradrouten Europas, die durch acht Länder führt, von Donaueschingen bis zum Schwarzen Meer. Der Weg ist stellenweise nur locker geschottert und schmal. Man muss aufpassen, dass man nicht ungewollt absteigen muss. Die Hitze drückt zwar auch durchs Laub, aber der Fahrtwind kühlt schön. Hinter einem steil aufragenden Felsen geht es über eine Kuppe auf eine Gabelung zu. Ab hier folgen wir dem Damm parallel zum Fluss, mal unterhalb, mal oben drauf. Viele Wildblumen blühen, die Natur ist sehr schön, sie wildert vor sich hin, wie Gott sie geschaffen hat, sieht man davon ab, dass die Donau hier in einem doch von Menschenhand geleiteten Bett fließt, breit und blau. Das ist für die vielen Wasservögel aber nicht von Belang. Sie fühlen sich durch uns nicht gestört, gehen in Seelenruhe ihrem Tagwerk nach oder lungern auf den Landeplätzen auf abgestorbenen Baumriesen oder sandigen Inselchen herum. Unbeschwert, sieht man ab von der drückenden Hitze, radelt es sich gut schnurgerade auf eine große Wehranlage zu. Hier können wir übersetzen ans andere Ufer.
Ein kurzes Stück folgt der Radweg einer Hauptstraße, bevor wir nach links abbiegen zum Jagdschloss Grünau. Rund 7 km östlich von Neuburg thront dieses Märchenschloss hier im größten zusammenhängenden Auwaldgebiet Mitteleuropas. Beim Anfahren hat man schon einen schönen Blick darauf. Ein Wittelsbacher Pfalzgraf Ottheinrich ließ es 1530 als Liebesbeweis für seine Ehefrau Susanna bauen. Das waren noch Zeiten! Ursprünglich wurde es als Wasserschloss errichtet, doch die Gräben sind inzwischen verlandet. Das Jagdschloss kann leider nur von außen besichtigt werden, die Innenräume sind der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Wir gucken uns das Gemäuer im Schutze der schattenspendenden Bäume an. Chianga ist nicht dazu zu bewegen, sich für ein Foto wenigstens mal kurz neben die eiserne Löwenskulptur zu begeben. Nix zu machen. Wenn ich da an unseren Bazou denke. Da hätte ich nur den Kopf des Löwen berühren und leise sagen müssen: „Oh, oh, oh, was haben wir denn hier?“ Dann wäre er von seiner unendlichen Neugier getrieben sofort angerannt. Oft habe ich über die Verschiedenartigkeit im Wesen der beiden geschmunzelt - und muss es immer noch. Ausgeschmunzelt hat es sich aber abrupt, da sich aus dem Auenunterholz Schwärme von wildentschlossenem Mückengetier aufschwingen und uns als Ziel auserkoren haben. Wie Starfighter mit eindeutigem Befehl versuchen sie alles, bei uns und auf uns zu landen. Nix wie weg. Das Heil liegt in der Flucht. Wir geben Gummi.
Und wir erreichen ziemlich unversehrt mückenfreies Gebiet, nämlich den Radweg entlang der schnurstracks nach Neuburg zurück führenden Hauptstraße. Ein kurzer Stopp wird am Supermarkt eingelegt, danach gehts auf direktem Weg durchs schmucke Städtchen und mit einem sehnsuchtsvollen Blick hinüber zu „unserer“ Badestelle ab zum SP. Den Rest des Tages verbringen wir mit Baden. Nachmittags kommt ein junger Mann von der Stadtverwaltung und mahnt an jedem Womo zur Vorsicht, heftige Gewitter seien angekündigt, man möge doch Markise einfahren. Das ist doch mal sehr aufmerksam und fürsorglich. Wim plaudert lange mit unseren Nachbarn im Kastenwagen, die absolute Neucamper und auf erster Ausfahrt sind. Ihr Marokko-Wunsch wird Thema. Ja, da sind sie ja bei uns extrem richtig und gut aufgehoben. Wim braucht daher kaum Überzeugungsarbeit leisten, viel Zeit hätte er dazu, denn heute Abend fällt Kochen für ihn flach, es gibt Grillfleisch von gestern und einen Rest vom Reissalat. Und morgen werden wir noch bleiben. Die Temperaturen sollen sinken. Regensburg bei jetzt über 32 Grad ist nicht spaßig. Da harren wir lieber hier auf unserem Plätzchen aus.
14.08.2024 Mittwoch
In der Nacht gewittert es tatsächlich. Donner, Blitz und Regen halten sich aber in Grenzen, glücklicherweise stürmt es auch nicht. So starten wir mit schöner Abkühlung in den Morgen. Flott steht der Plan, mit dem Rad die andere Richtung der Donau abzugrasen. Vom SP weg fahren wir auf Radwegen immer geradeaus an der Monheimer Straße entlang, passieren ein Dörfchen und biegen in größerem Bogen irgendwo links ab Richtung Ufer. Heute sieht alles noch frischer aus als die Tage zuvor, die Farben leuchten, weiße Kirchtürme strahlen. Hinter dem Damm zur Donau hin kommen wir zum Laufwasserkraftwerk, wo man den Fluss wieder gestaut und ihm eine tiefe Stufe verpasst hat. Auf dem tiefer gelegenen Flussstück schippert ein kleines Boot, das Wim morgens schon beim Hundegassi gesehen hat. Vier junge Männer scheinen Wasserproben zu nehmen, angeln mit Netzen aber auch nach anderem. Vermutlich sind sie in Sachen Natur-/Wasserschutz unterwegs. Wir passieren die Brücke und ruhen uns am anderen Ufer etwas aus. Die Temperaturen steigen stetig und knacken schon bald wieder die 30 Grad-Marke.
Nun gilt es im waldigen und steilen Uferbereich den Weg zu finden zu den Ruinen einer alten Burg aus dem 10. Jahrhundert. Diese Burg gehörte ehemals Kaiser Heinrichs II., wurde im Jahr 1386 zerstört und nicht mehr aufgebaut. Ab 1597 beutete man die Ruine als Steinbruch für den Neubau des Turmes einer Kirche am Schloss aus. 1818 kam die „Alte Burg“ als Geschenk des bayerischen Königs an die Stadt Neuburg, die sich im Gegenzug zur Erhaltung des Baudenkmales verpflichten musste. Solche Geschenke liebt man ja ;-). Jedenfalls soll die Burgruine hier irgendwo verwunschen im Wald liegen. Grundsätzlich lieben wir so etwas ja sehr, allerdings atmet der Wald mittlerweile nach dem nächtlichen Regen und dampft wie ein Wasserkocher aus jedem Blättchen. Tropenfeeling stellt sich ein, und der zunächst ganz gute Waldweg wird extrem schmal, führt wurzelig und steinig als Trampelpfad irgendwo steil nach oben. „Schluss, Ende, Aus“ sind meist die Worte, mit denen Wim Aktionen dieser Art abbläst, wenn‘s gar nicht mehr vernünftig weitergeht. So auch jetzt. Wir kehren um, vielleicht ergibt sich an anderer Stelle ein besserer Zugang. Es ist auch kaum tragisch, da unser nächstes Ziel ohnehin Verheißungsvolleres verspricht. Über den besseren Waldweg radeln wir weiter durch tiefen Wald bis zu einem großen Haus mit Parkplatz, einer ehemaligen Mühle, die einst abgebrannt war und nun wohl einem Fischereiverein gehört. Gegenüber schauen wir uns eine kleine Kapelle an. Währenddessen kommt ein älterer Mann auf einem klapprigen Rad angefahren. Wir kommen ins Gespräch, ja, auch er hat unser Ziel, er käme fast jeden Tag, Räder müssten wir abstellen, 10 Minuten Fußweg, und er verschwindet auf schmalstem Pfädchen, oder besser einem Steig, nach oben im Gebüsch. Wim sichert in gewohnt vielfältiger Weise unsere Räder, wir schnappen uns unsere Körbchen, und auffi geht‘s. Leinenlos schlendert Chianga brav neben oder zwischen uns her. Sie ist so ein liebes Tierchen. Da braucht man keine Sorge haben, dass sie plötzlich irgendwo abseits etwas Hochinteressantes sehen möchte. Nein nein, die Rolle hatte Bazou und füllte sie sehr engagiert aus. Schnell inspizierte er die Gegend, peilte die Lage und sicherte gerne im weiten Bogen alles ab und kam mit einem „Ihr-könnt-kommen-hab-alles-gecheckt“-Grinsen zurück. Rückruf klappte eigentlich immer, ja ja, dauerte gelegentlich etwas. Wie die Fotos zeigen, führt der Steig wirklich durchs Unterholz, der aufrechte Gang kann nicht durchgängig durchgezogen werden. Aber die Hoffnung, immer noch auf dem richtigen Weg zu sein und uns nicht verstiegen zu haben, trägt.
Als die Hoffnung aber ein klein wenig zu schwinden droht, erscheint im dichten dunstigen Grün ein Schild und kurz darauf eine Lücke im Geäst: da isser. Jetzt noch kurz über einige Gesteinsbrocken, dem Trampelpfädchen folgend, und nach rechts unten abrutschen auf sandiger ausgewaschener Rampe, und wir haben es geschafft. Den Burgschatz konnten wir nun nicht heben, dafür aber jetzt den Schatz im Silbersee. Das geht natürlich nur mit entsprechender Kleidung, nämlich gar keiner. Weit und breit keine Menschenseele, der ältere Herr hat seine Runden schon gedreht und den paradiesischen Ort verlassen, eine wonnige Stille herrscht, und durch die sandige Lücke des sich kaum wiegenden Schildgürtels lassen wir uns zur Verwunderung der unzähligen Wasserläufer ins kühle Nass gleiten. Meine Güte, welch eine Wohltat. Nach dieser kräftezehrenden und gewagten Expedition jenseits jeder Zivilisation ;-) haben wir uns das Bad im geheimnisvollen türkisschimmernden Silbersee mehr als verdient.
Wie das Schild sagt und uns der ältere Mann auch erzählte, entstand dieser Waldsee durch Kreideabbau. Der Boden ist sandig zu Beginn, wird zunehmend schlammiger mit leichtem Saugeffekt. Aber es ist sehr angenehm weich unter den Füßen und man kann weit hinein gehen. Ringelnattern sollen hier leben. Sie sind absolut ungefährlich, kommen uns aber nicht vor die Augen. Riesige Libellen schwirren herum. Wir verzehren ein Stück Zitronenkuchen, was auch fast eine von ihnen zur Landung darauf gebracht hätte. Chianga genießt den sandigen Abschnitt, pudert sich wie gewöhnlich genüßlich und ausgiebig, nimmt mit Wonne einige Bäder im Waldsee, schwimmt sogar ganze Runden, und das alleine. Es ist ulkig, wie sie sich plötzlich neben uns erhebt, einfach so, langsam zum Wasser schreitet und einfach so darin verschwindet, hochnäsig herum schwimmt und wieder an Land kommt zu uns auf die Decke. Scheinbar ist ihr das trübe milchige Wasser nicht unheimlich. Man muss jetzt nicht weiter ausführen, aber vorstellbar ist, welch schöne Stündchen wir dort verbringen.
Erfrischt und froh treten wir den Rückweg an. Die Räder stehen unversehrt am Kappellchen, und vorbei an zwei hohen Kreide- oder Kalkhügeln erreichen wir den Radweg an der Landstraße entlang. Wir sind ganz schön hoch, wie die Aussicht ins Tal zeigt und die abschüssige Route, die wir nach links ab nehmen. Weit unten kommen wir wieder ans Ufer der Donau und radeln Richtung Neuburg über den ehemaligen Treidelpfad, von dem aus früher die Donaukähne von Menschenhand und mit Pferdestärken bewegt wurden.
Von hinten quasi erreichen wir den Altstadt-Teil von Neuburg. An einer Ecke wartet Wim und zeigt mir an, mit „Full Speed“ um diese zu sausen. Gesagt, getan, und auf uraltem Pflaster mit Stufe 4 und bald 5 sause ich steil nach oben durch ein altes Stadttor, das sich „Nadelöhr“ nennt. Oben angekommen tut sich ein breiter Platz auf mit wunderbaren Ansichten des Schlosses und der Straßenzüge. Wahnsinnig toll restauriert leuchten die Fassaden in allen möglichen cremig-sahnigen Farben, die an Eissorten in einer italienischen Gelateria erinnern. Das ist jetzt ein echter Wow-Effekt, so unten mit Schwung aus dem Nadelöhr kommend. Bauklötze staunend zieht es uns zunächst durch ein Tor der prächtigen Residenz, die sich ehemals quasi vom häßlichen Entlein in einen stolzen Schwan verwandelte, also von einer Mittelalterburg in ein Renaissance-Schloss. Als der Pfalzgraf Ottheinreich nämlich 1522 zusammen mit seinem Bruder die Herrschaft in Pfalz-Neuburg antrat, fand er in seiner Residenzstadt Neuburg eine mittelalterlich geprägte Burganlage vor, die, anders als andere Fürstenresidenzen vergleichbarer Funktion, baulich noch nicht an die seit den letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts gewachsenen Anforderungen einer fürstlichen Hofhaltung angepasst worden war. Ab 1527 ließ er die Burg daher zu einem Renaissance-Schloss umgestalten und erweitern, das nach künstlerischer Qualität und Erhaltungszustand zu den bedeutendsten Schlossbauten der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Deutschland gehört. Und nun stehen wir im zum Teil schattigen, von mehreren reich verzierten Etagen hoch eingeschlossenen Innenhof. Eine gewaltige Größe hat der Bau. Da ließ sich wohl gut Hof halten.
Wir beschränken uns auf die Außenbesichtigung, können schöne Ausblicke von den hochgelegenen Terrassen und Blicke in die barocken Muschelgrotten genießen.
Danach ziehen wir auf dem Schlossberg in mittlerweile Gluthitze mit 34 Grad durch die fast menschenleeren Gassen mit ihren wunderhübschen Häusern.
Einen Blick werfen wir noch in die Kirche St. Peter, bevor es zurück zum Womo und in die Badebucht geht. Gegen Abend blitzt und donnert es gewaltig. Auch reichlich Regen fällt bis in die Nacht hinein. Sturm bleibt glücklicherweise aus. Morgen wird nun der Ort gewechselt. Wir werden weiterziehen.