18.08.2024 Sonntag
Jetzt hat uns eine Gewitterfront erwischt. Es schüttet. Land unter. Viele Camper rundum packen ihr Hab und Gut rund um ihr Freizeitfahrzeug zusammen, die Hartgesottenen beidhändig im TShirt ohne jeden Regenschutz, die anderen einhändig mit Schirm, was erheblich länger dauert und ein Durchnässen ebenfalls kaum verhindert, aber lustig ist, fast akrobatisch aussieht. Wir können uns etwas Zeit lassen, Abreise steht auch bei uns auf dem Programm, aber bis 11 Uhr müssen wir erst ausgecheckt haben. Ich sortiere meine Fotos. Beim Bezahlen nachher will ich versuchen, sie im CP-Wlan in der Rezeption auf die Website zu bugsieren. Ich habe bei Vodafone leider keine Flat. Das ist übel. Aber im Ausland half mir bisher auch keine Flat, die doch wieder bei 40 GB oder ähnlich gedrosselt wird. Und vor kurzem konnte ich auf der England-Tour im Vodafone-Shop eine 4-Wochen-Flat ohne Vertrag und Gedöns für 35€ kaufen. Das war hervorragend. Das geht in D nicht. Einfach irre. Und irre ist auch, dass auf solch einem CP, der sich die Nacht sehr gut bezahlen lässt, kein Wlan auf dem gesamten Platz eingerichtet ist, man sich in die Rezeption hocken muss. Auf dem Sommerfest bei unserem Fahrradhändler vor einigen Tagen kam das Gespräch unter Campern auf Starlink. Da werde ich mich mal schlau machen, welche Geräte man braucht und wie die Tarife sind. Ich hasse solches Hin und Her und Tarifprüfverfahren. Letztlich ist alles teuer. Aber glücklicherweise wuppt das CP-Netz die Fotoladung zügig und ohne Geholpere und Aussetzer auf meine Website, nachdem ich die 114€ für 2 Nächte bezahlt habe und Wim V+E erledigt. Und ab geht‘s mit Scheibenwischer auf höchster Stufe ins Regengrau und auf die Autobahn. In Höhe Passau fahren wir eine GoBox-Stelle an. Es ist eine Tank-/Raststätte, in deren Verkaufsraum auch 3 Schalter für Maut eingerichtet sind. Vor der Tür hat sich eine lange Warteschlange gebildet. Einige versuchen, durch Vorschieben ihrer Not, unbedingt und nur die Toilette aufsuchen zu müssen, sich extrem frech vorne einfach einzufädeln, statt sich hinten anzustellen. Na, da ist was gebacken. Da wird aber der kernige, wohlbeleibte Camper im Tanktop zur Wildsau, sowas mochte der wohl noch nie, und zu viel ist zu viel. Es ist aber auch schwül, 27 heiße suppige Geduldsfäden aufweichende Plusgrade. Dem Tanktop-Camper reicht’s, er schert wortlos mit einem leichten Schnaufen aus der Schlange aus, geht souverän nach vorne, packt den langen dürren Vordrängler von hinten am Schlawitschen, zerrt ihn aus der guten Position raus und mit sich, „begleitet“ ihn ganz nach hinten ans Ende der Schlange mit einem Mut machenden „So, hier ist das Klo, noch Fragen, Freundchen!“. Das erheitert die Schlange sehr, Schadenfreude bricht sich Bahn und verkürzt irgendwie die Wartezeit. Manch einer applaudiert sogar, andere nicken anerkennend. Und mit beinah das Top sprengender vor Stolz geschwellter Brust begibt sich der Checker händereibend wieder an seinen Platz. Der Drängler wird gewiss nie wieder ungefragt einen Toilettengang vorschieben, hat im Moment sowieso genug damit zu tun, seine Gesichtszüge noch irgendwie in einem grinsenden Normalzustand zu halten. Und schon bin ich an der Reihe. Meine GoBox wird wiederbelebt, im Womo an die Frontscheibe geklebt, und wir können unsere Fahrt fortsetzen. Der eigentlich überlegte Stopp in Passau wird fallengelassen. Es gießt und gießt. Ein paar Eindrücke, die an Italien erinnern, erhasche ich. Über die Donau hinweg quetschen wir uns um ein paar enge Ecken, und kurz darauf erreichen wir Österreich.
Schnell wirkt alles wie Almenland. Zur Linken fließt die Donau im sehr breiten Bett, zur Rechten durchfahren wir ein paar Orte oder vorbei an steil aufragenden felsigen Hügeln. Die Straße Nr. 130 folgt exakt dem Lauf der Donau. Es geht auf und ab. Auch die Wetterlage wechselt ständig. Mal fahren wir bei Sonnenschein, mal im Trüben. Einen sonnigen Moment nutzen wir für ein Kaffeepäuschen am Ufer.
Auf Höhe der Schlögener Donauschlinge führt die Route weg vom Donauufer und durch Waldgebiete und viel Ackerland mit Gemüseanbau. Wir sind in der Region Oberes Donautal. Einzelne Hänge mit Weinreben sieht man, auch einen Hang in Hinzenbach mit einer Skisprungschanze. Rundum liegen schon höhere Berge. In einem größeren Bogen kommen wir zu unserem Ziel in Wilhering. Auf einem Parkplatz vor einem Stift soll man lt. park4night nächtigen dürfen. Verboten ist es nicht, aber uns gefällt es nicht, uns so zwischen PKW von Besuchern zu klemmen. Das muss nicht sein, ist nur Ärgernis für Nicht-Mobilisten. Daher wählen wir die Alternative 3 km weiter auf einem größeren Parkplatz an einem Fußballfeld der Union Mühlbach am rauschenden Mühlbach. Hier stören wir jetzt keinen. Im alten Vierkanthof gegenüber scheint auch niemand mehr zu leben. Allerdings liegt etwas höher ein neuerer Hof, ausgebaut zu einer Eventlocation, wie Wim später beim Hundegassi sieht. Aber heute gibt’s kein Event mehr. Passt also alles, Abend und Nacht können kommen. Und morgen umfahren wir Linz, ungesehen.