von Fort Bou Jerif nach Oase Tighmert


Tag 49 - 04.03.2023 Samstag

Das Wetter ist leider trotz gestrigem Aufessen nicht gut. Auch der Umstand, dass die kleine Hundemama, die heute morgen wieder hungrig am Womo erscheint, und gerne und sehr gesittet eine gute Portion Hundefutter mit Milch angereichert restlos aufschleckt, ändert zunächst nichts an den dunklen Wolken. Gut, dass wir Weiterreise geplant haben, nicht zuletzt auch wegen der zahlreichen Cross-Motorräder, die auf schon markierten Routen rund um unseren Platz heute hier Spektakel planen. Da wollen wir uns die Illusion des stillen Fleckchens im Irgendwo nicht versauen lassen und packen zeitig auf. Ein Welpchen, bei aller Liebe, können wir der Mama nicht entreißen, zumal sie auch noch sehr auf die Muttermilch angewiesen sind und die Hündin in keinem schlechten Zustand ist. Vernunft siegt. Muss. Schlimm. So bleibt nur unser kurzes Nachschluchzen beim Anblick der Kreisverkehr-Bande und ein verwackeltes Foto beim Wegfahren. Das Herz schmerzt. 

Und dann widmen wir uns konzentriert der maroden 10-km-Strecke. Gedanken daran haben heute nacht leicht den Schlaf beeinträchtigt. So ganz cool, wie wir so tun, sind wir in solchen Situationen auch beide nicht. Und es ist wirklich auch anspruchsvoll was die Nervenbeanspruchung angeht. Gut, bei einmal gefahrenen Strecken ist die Rückfahrt erfahrungsgemäß halb so wild. Aber auf die Länge betrachtet, kann sich noch einiges aus der anderen Richtung auch anders darstellen. Jedenfalls: Es zieht sich. Es dauert. Wim ist gut beieinander, manövriert unser Vehikel ziemlich gelassen und hoch achtsam durch die Wildnis. Kein Mensch ist unterwegs, kein anderes Fahrzeug, nichts. Außer diese flinken Hörnchen, unseren Eichhörnchen ähnlich. Jede Menge Erdlöcher sind mir aufgefallen. Und tatsächlich fahren wir doch an einem vorbei, wo ein Hörnchen neugierig im Eingang sitzt und guckt. Echt ein Zufall. 

Kein Zufall, sondern pures Können ;-), ist, dass wir den Asphalt ohne Achsenbruch erreichen. Auf der Anhöhe am schon von weitem sichtbaren Wegweiser hat uns die Zivilisation wieder. Erstmal verschnaufen und bei nächster Möglichkeit ein Kaffeepäuschen einlegen. Das Vollbad in der Schafherde gibt‘s gratis dazu. 

Vorbei am heute nicht so strahlend blauen Wasser erreichen wir schnell das Tor zu Guelmim und fließen mit dem stärker werdenden Verkehr durch die recht große Stadt. 

Auf der Suche nach unserem Ziel für einen Zwischenstopp, dem samstags stattfindenden Kamelmarkt, erhaschen wir bei immer blauer werdendem Himmel ein paar schöne Blicke in die Gassen mit der lebendigen Geschäftigkeit der Bewohner. 

In Erinnerung habe ich, dass der große Markt an der Straße Richtung TanTan liegt. Wir kurven etwas herum, und siehe da: da, wo das Weiß der Womos leuchtet und da, wo die Laster im Stroh versinken, da muss was sein. Also hin und parken. Ob wir hier nächtigen, werden wir später entscheiden. Zunächst packen wir den Rucksack mit allen Wertsachen, wie wir das immer an solchen Stellen machen. Chianga ist versorgt und bleibt im Womo. Und wir ziehen los. 

Jede Menge Menschen sind unterwegs. Ein Vorplatz steht voller Roller, Mopeds und Fahrräder. Kleine Esel ziehen große Karren. Kleine Jungs schieben große Karren. Hier ist was gebacken. Hier rollt der Dirham. Dass viele Fotos entstehen, lässt sich nicht vermeiden. Ich versuche, über das überwältigende Warenangebot hinaus, die Menschen nah heran zu holen, um mit hohem Respekt und wertschätzend ihre Lebensart dem Betrachter nahe zu bringen. Es ist mir wichtig und ein Herzensanliegen, das besonders zu betonen.

Eine ganze Zeit bummeln wir herum, kaufen sehr günstig eine große Tasche mit Gemüse, Oliven und Brot, vergessen aber leider die Erdbeeren, die mittlerweile so gut und reif aussehen und einen anlachen.

Leicht wie durch den Wolf gedreht entscheiden wir uns gegen eine Übernachtung auf diesem Staubplatz und nehmen Fahrt auf zur nahen Oase Tighmert. Auf dem Weg dorthin kaufen wir im großen Marjane noch Wasser und setzen über. Ja, es geht wieder durch eine Furt und abwegig zu. Raus aus den Kartoffeln, rein in die Kartoffeln. Über Lehmwege, die deutlich die Spuren der infolge des Unwetters darin Versinkenden zeigen, holpern und schaukeln wir auf einen kleinen Platz an einem sog. Hotel. Auf Nachfrage dürfen wir gerne hier übernachten. Was es kostet? Man werde morgen sehen, Inshallah. 

Wir richten uns ein, startklar zum Faulenzen. Die Sonne scheint richtig warm, aber der Wind frischt mehr und mehr auf. Es ist still rundum, nichts tut sich. Auch die Sonne verabschiedet sich still und heimlich, aber farbintensiv. Und morgen schnappen wir uns ein noch unbekanntes Ziel … blau wird es, golden wird es. Wenn alles klappt …