02.05.2025 Freitag
Satte 160 km liegen vor uns. Erfurt gesehen, Alsfeld im Visier. Es bietet sich an als Zwischenstopp - und gleichzeitig auch letzte Station auf dieser Tour - für einen One-night-stand, liegt direkt an der Route und ist, so sah ich bei Planung plötzlich, eine echte Augenweide. Also ran an das uns bisher verborgen gebliebene Alsfeld in Nordhessen. Die AB ist leer, die Wartburg thront zur Linken, andere Burgreste ebenfalls, die Wiesen blühen, die Katzenminze überzieht die Böschungen mit ihrer schönen blauen Farbe, der Ginster zeigt in Sonnenlagen schon volle goldgelbe Blüten und vor allem: der Raps bleibt uns treu. Unbedingt wichtig. Diese Tour werde ich „Tour de Raps“ taufen.
Gegen Mittag zeigen sich zur Rechten Kirchtürme inmitten eines rot bedachten Häuserkerns. Das muss Alsfeld sein. Nach der Ausfahrt erreichen wir den SP sofort. Schön in Wiesen eingebettet liegt er vor dem Ort. Viele Womos parken, etliche Lücken gibt es noch. Wir reihen uns ein. Die ganze Anlage ist hervorragend angelegt und gepflegt. Gemähte Wiese, Grünflächen von jedem Platz aus erreichbar, Streifen mit verblühenden Osterglocken, Picknickbänke und -tische, große hölzerne Liegen, einfach klasse. Und das alles für sage und schreibe 8 € für 24 Stunden. Später sehe ich, dass es auch noch ein GratisWifi der Stadt gibt. Unglaublich!
Nachdem Wim ausgeschwärmt ist und uns etwas zum Nachmittagskaffee beschafft hat, wir selbiges verschlungen haben, starten wir zur Besichtigung von Alsfeld. Es eilt, na ja, so wirklich nicht, aber wir wollen nur eine Nacht bleiben und morgen gen Heimat ziehen. Über die Schwalm hinüber geht‘s auch schon den Berg hinauf in eine der schönsten Kleinstädte Deutschlands, wie man liest. In 2017 nämlich wurde Alsfeld, dem schon vor 800 Jahren die Stadtrechte verliehen wurden, von der GEO-Redaktion unter die zehn schönsten Kleinstädte Deutschlands gewählt. Und sogleich legt sie auch schon los, die Fachwerkpracht, beinah erschlagend, atemberaubend. Wäre man nicht detailverliebt, man würde es schlagartig werden.
Während der Begriff „historische Altstadt“ meist nur einige Straßenzüge mit alten Häusern bezeichnet, umfasst die Alsfelder Altstadt ein Gebiet mit geschlossener historischer Bebauung. Diese ist für mittelalterliche Städte typisch angelegt: Um den Marktplatz als Zentrum verläuft in einiger Entfernung die aus strategischen Gründen nahezu kreisförmige Stadtmauer, von der in Alsfeld allerdings nur noch etwas erahnt werden kann. Dafür liegt jetzt aber das Zentrum klar und deutlich und unübersehbar vor uns. Viele Menschen genießen den Sonnenschein, staunen und wandeln herum. Überstrahlt werden alle Häuser vom beeindruckend schönen Rathaus, das auf Briefmarken und im Ausland immer wieder in Medien, die für Deutschland werben, zu sehen ist und sich gerade jetzt in der späten Nachmittagssonne wunderbar präsentiert.
Wim ist der Meinung, Chianga sollte die Springbrunnenanlage in Augenschein nehmen. Eher geschieht dies aber unter der Überschrift: „Halb zog er sie, halb sank sie hin“, unheimlich ist ihr nämlich das Ganze.
Unheimlich wird es uns auch in den verschachtelten Gässchen der Stadt, die vom Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit bedeutender Handelsplatz war, zwischen den über 400 Baudenkmälern, wovon 24 noch aus dem Mittelalter stammen. Eine Flut von Bildern strömt auf einen ein, der Ansicht einer wundervollen Ecke folgt die nächste, man kommt wirklich aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Nicht ohne Grund wurde die Stadt zu einem Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt, gilt im Ausland, wie ich las, als Prototyp einer mittelalterlichen deutschen Stadt schlechthin und diente als Kulisse für Filmproduktionen.
Auf einer Gasse hinter der Kirche, die leider verschlossen ist, kehren wir außen im Asia-Restaurant „Bambus“ ein und speisen lecker und entspannt an unserem letzten Abend dieser Reise unter Aufsicht unseres Chianga-Mäuschens im Anhänger. Glücklich kann man sich schätzen. Und wir tun es … auch wenn wir absolute „Let‘s Dance“-Fans am Abend Rotz und Wasser heulen bei den Magic Moments.