Schwäbische Alp Schwarzwald Lothringen

30.07.2020 Donnerstag

Gepackt hatten wir gestern schon, frühem Start steht nichts im Wege. Heute steht der Besuch bei Bertsch in Bad Dürrheim an. Der sehr freundliche Platzbetreiber hier am Ammersee hält ein Schwätzchen, eine Bekannte kommt vorbei, die demnächst einen Ridgeback haben möchte, und erkundigt sich so genereller Natur über die Rasse, wobei sie schon sehr gut informiert ist. V+E muss sein, bezahlt hatten wir schon pro Nacht 23 €. Sehr schön waren die Tage hier am See. 

Also können wir uns die 280 km bis zum vorletzten Punkt unserer Extrawurst-Tour vorknöpfen. Am Ortsende Herrsching grüßt uns eine Aufschrift „Geniesse ein besseres Leben!“ Na dann. 

Die Route geht vorbei an den Attraktionen in Bad Wörrishofen, die wir schon kennen, die hohen Bergmassive der Alpen tauchen im Zwielicht auf. 

Am Bodensee vorbei lotst uns das Navi, eine sehr blöde, volle Route über die B31. Wir stauen durch alle möglichen Orte am See entlang, viele Baustellen müssen passiert werden. Ein paar schöne Ausblicke auf den See entschädigen etwas. Die Apfelbäume hängen dicht an dicht voller Äpfel, Reben dick voller Trauben und der Hopfen hangelt sich meterhoch. 

Dann wenden wir uns vom Bodensee ab, steigen zum südlichen Schwarzwald hin, jetzt wieder über die AB, ist bei dieser Hitze irgendwie angenehmer. 

Schnell erreichen wir den uns schon bekannten und gut besuchten SP in Bad Dürrheim. Vor Jahren haben wir hier 2 Tage verbracht zum Einbau eines Heckgaragenregals. Und da Wim das Regal aus dem Arto in unser Concördchen eingebaut hat, wir aber noch ein paar Teile brauchen, laufen wir hier nochmal ein. Leider haben sie die Sachen nicht hier, sondern ein paar Dörfer weiter. Werden wir dann morgen dort abholen. 

Wir sitzen nur im Schatten, vertilgen Kühlschrankreste, drehen mit den Hunden kleine Runden, und dann ist auch schon Abend. Über den Dächern der Womos ist Ruh‘. 

31.07.2020 Freitag

Knappes Frühstück und schneller Aufbruch. Irgendwie gefällt es uns atmosphärisch hier nicht mehr. Der familiäre sympathische Touch ist weg, alles sehr anonym. Hinzu kommt, dass die Mitcamper derart wortkarg sind, ja, wieder einmal so, dass kaum ein Gruß erwidert wird, keine Reaktion kommt, sieht man ab von einem recht verschreckt-abweisenden Gesichtsausdruck. Passt irgendwie alles etwas zu der Örtlichkeit, die mich mehr und mehr an einen Riesenparkplatz eines Vergnügungsparks oder des Caravan Salons erinnert in unbelebten Nicht-Aktions-Zeiten. Unseren Zweck erfüllen wir, indem wir zum Haus des jungen Herrn Bertsch einen Ort weiter fahren, um dort die uns noch fehlenden Regalteile abzuholen. Er strahlt und ist sehr freundlich, so wie wir ihn damals kennengelernt haben. 

Schnell können wir die Fahrt fortsetzen. Ellenlang geht es erstmal wieder zwischen Schwerlastverkehr über die B31, die uns um den Bodensee herum schon wenig Freude gemacht hat. Richtung Freiburg führt sie uns aber sehr toll durch den südlichen Schwarzwald bis fast auf 1000 m in wildromantische Natur. Ein paar Straßendörfer in engen dunklen Tälern lassen fragen, wie man hier in solch einem Nadelöhr direkt an dieser Verkehrsschlagader leben kann. Fahrzeug reiht sich an Fahrzeug, rauf wie runter, vermutlich niemals verebbend. 

Hinter einem Tunnel tauchen wir zwischen wirklich schäbbigen Seitenwänden in Freiburg auf. Bei der Brauerei am Straßenrand könnte man jetzt gut mal zur Abkühlung in Bier baden. Wunderschöne Häuser sieht man, herrliche baumbestandene Seitenstraßen mit hochherrschaftlichen Fassaden. Rechts fließt ein Flüsschen, die Dreisam, die in regelmäßigen Abständen terrassenartig mit Natursteinen gestaut ist. In und um die mit fahlgrünem Wasser gefüllten Gumpen tummeln sich Badelustige, ein wirklich sehr wunderbares Bild. Unter Balkonen italienischer Art quetschen wir uns stauend Meter für Meter durch diese Bilder, werden für Momente ein Teil davon. Freiburg muss besucht werden, irgendwann. 

Endlich erreichen wir die A5, zügig läuft es, Neuried, unsere nächste Anlaufstelle ist bald erreicht. Eine kleine Pause bei dieser irren Hitze wird guttun. Hier in der wärmsten Ecke des Landes klettert das Thermometer auf 41 Grad. Prost Mahlzeit. So aufgeheizt leuchten die schnuckeligen Häuschen in Neuried ganz besonders. Unser Fahrradlieferant ist nicht zu verfehlen. Wir quetschen unser Concördchen an eine Hauswand in den Schatten und schauen bei RSM rein. Nach kleiner Inspektion und Klärung einiger Fragen satteln wir auch schon wieder auf und fahren weiter. 

Rasch kommt Vater Rhein in Sicht und weckt Sehnsucht nach unserer alten Heimat Köln, und schwupp sind wir Mitte des Rheins drüben in Frankreich. 

Aber der nächste Stau ist nicht weit, um Straßburg herum knubbelt es sich. Unterdessen scheint unsere Klimaanlage nicht mehr das leisten zu wollen, was wir von ihr erwarten. Kaputt. Gut, es ist locker 40 Grad draußen, hier im Stau auf Asphalt sicher einiges mehr. Wir probieren alles Mögliche, aber nur heiße Luft. 

Nach Durchquerung des Elsass im oberen Bereich Richtung Saarbrücken schnappen die Hunde nach Luft und wir auch. Wim entschließt sich nun endlich, entgegen seinem einsamen Ansinnen, doch noch einen Stopp einzulegen. Wir haben ja nun echt nichts zu versäumen und müssen uns nicht weiter durch die Hitze quälen.

Kurz vor der deutschen Grenze verlassen wir die AB, zahlen 13 € Maut, und gondeln suchend durch zwei Dörfchen. Hoffentlich finden wir einen geeigneten Übernachtungsplatz, sonst ist aber zur heißen Luft auch noch dicke Luft. Suche im Netz ist nicht möglich, kein Datenvolumen mehr. Navi findet nichts. Aber wir sind in Frankreich, also da muss sich etwas auftun. Hier im Grenzgebiet könnte es allerdings mit einer Aire de Campingcar nicht so gut aussehen. Tatsächlich gibt es auch keinen ausgewiesenen Platz, dafür aber einige Seen. So etwas ist immer vielversprechend. An einem Angelsee in Hoste finden wir dann auch zwischen Zeitzeugen aus Beton aus kriegerischer Vorzeit ein wirklich schönes Plätzchen, von dem wir sicher nicht vertrieben werden bis morgen früh, hoffentlich. 

Der Abend zieht ein, die Nacht bricht an - ein malerisches Eckchen hier. 

01.08.2020 Samstag

Die Hähne krähen, die Morgenglocke läutet, welch ein Erwachen. Ein Angler begrüßt uns ebenso freundlich wie uns ein Kollege gestern einen guten Abend wünschte, obwohl wir ja nun in deren Parkbereich stehen. Bis auf einzelne, unbedeutende Ausnahmen haben wir niemals mit unseren französischen Mitbürgern Unstimmigkeiten hier in Frankreich erlebt. Mit ein paar Brocken Französisch kann man sehr viel erreichen, und sei es nur ein „bonjour“ und ein Zuwinken. Jedenfalls müssen an diesem Ort in diesem Licht heute morgen Frieden und Harmonie herrschen, wer da was anzetteln würde, wäre ein totaler Vollpfosten. Ein Idyll, das sich einem im Wasser spiegelnd auch noch doppelt zeigt.

So rundum zufrieden und glücklich, diesen Fleck aufgestöbert zu haben, fahren wir ab. Wir wollen versuchen, noch einen französischen Supermarche zu finden. Die Kinder haben sich angesagt, da käme eine mit französischen Köstlichkeiten gedeckte Tafel gerade recht. Wein - wenn auch aus dem Badischen - ist ja schon reichlich eingebunkert im Concördchen. Hier in den kleinen Dörfchen ist natürlich nichts. Ein größerer Fleck zeigt sich im Navi und tatsächlich: ein Lebensmittelpalast! Terrine, Pate, Rillettes, Fromage, ein paar Trauben, Baguette, Croissant, Marmelade für Omi, Pastete für Schwester mit Rücken, ja, halt so das Übliche. Einsacken, verladen, Fahrt fortsetzen. Im Laden fällt mir besonders auf, dass alle sich sehr an die Regeln halten, hier trägt jeder eine Maske, oft schon sofort nach dem Aussteigen aus dem Auto, jeder desinfiziert am Eingang die Hände, jeder hält Abstand, alles wirkt wie total gängige Übung. Auf der Weiterfahrt passieren wir in einem der Orte einen amerikanischen Soldatenfriedhof, ein Denkmal der deutsch-französischen Freundschaft und den Hinweis auf ein marokkanisches Restaurant, allesamt Anstöße für viele Erinnerungen und Gedanken zur jetzigen Situation in der Welt.

Kurz bevor das letzte Schokocroissant verschlungen ist, erreichen wir Saarbrücken, fahren über eine wunderschöne Brücke über die Saar dem Moseltal entgegen. Gigantische Ausblicke bietet diese Strecke. Google Earth lässt grüßen.

Es folgen Richtung Wittlich die Höhen von Hunsrück und Eifel, die nun aber wirklich mit jeder auf dieser Reise durchfahrenen Landschaft mehr als mithalten können. Sehr waldreich, dichte Tannenwälder und oftmals Stoppelfelder, so weit das Auge reicht. 

Dann geht‘s hinter Bitburg durch den Kyllwald hinab ins Tal der Kyll, sehr ursprünglich, eine wahre Freude war es damals als Kind, einfach in der Kyll das Schwimmen zu lernen. Zwei Dörfchen werden durchfahren, und die Heimat hat uns wieder.

In unserem Haus hoch oben über dem Dorf blüht es noch wunderschön, dank meiner 89jährigen Mama, die unsere Blumen gut versorgte. Und bei der Hitze und der doch langen Abwesenheit keine einfache Übung. Danke Mama. 

 

Damit geht für uns eine sehr schöne, entspannte, abwechslungsreiche Tour zu Ende.

Aufregungen gab es nicht, weder was Pannen noch was Zwischenmenschliches anbelangt.

Es gab Überraschungen, die wir lieben.

Es gab neue Bekanntschaften, die wir schätzen.

Und es gab - und gibt - das Concördchen, unser Concördchen,

das sich sehr gut bewährt und auf seiner ersten Reise mit uns

von der besten Seite gezeigt hat.

Ein Einleben darin fiel nicht schwer ... und tat auch gar nicht weh :-).

 

So freuen wir uns auf all das, was reisetechnisch folgen und möglich sein kann.

Denn nach der Reise ist vor der Reise!

 

Allen, die virtuell ein Stückchen mitgefahren sind,

danken wir herzlich und hoffen, Freude war mit dabei.

<3   bleibt gesund  <3 

 

 

So, nun aber:

ALLES AUSSTEIGEN !

:-)